Pluto in Wassermann historisch

Drei Ingresse

Abb. 1. Pluto Ingress Wassermann, erster Eintritt am 23.3.2023.

Wenn Langsamläufer ein Zeichen wechseln, geschieht das häufig nicht auf einmal, sondern durch mehrere Übergänge. Aktuell ist das bei Pluto der Fall, der zwischen 2023 und 2024 insgesamt drei Mal in den Wassermann eintritt, bis er endgültig die nächsten 20 Jahre dort bleibt. Die Ingress-Horoskope sind in den Abbildungen 1 bis 3 zu sehen.

Am 23. März 2023 verließ Pluto erstmals den Steinbock in Richtung Wassermann und blieb dort zunächst bis 11. Juni 2023. Dieser erste Eintritt war, wie sich gezeigt hat, für die Schweiz ganz besonders relevant. Das hatte damit zu tun, dass Pluto für Bern bogenminutengenau am Deszendenten stand, als er erstmals in den Wassermann eintrat. Die Pleite der Credite Suisse dürfte eine unmittelbare Manifestation dieser Konstellation gewesen sein.

Abb. 2. Pluto Ingress Wassermann, zweiter Eintritt am 21.1.2024.

Seit 21. Jänner 2024 ist Pluto neuerlich im Wassermann, wo er, je nach Zeitzone, bis 1. /2. September 2024 bleiben wird.  An diesem Tag fanden in mehreren Städten Deutschlands Massendemonstrationen gegen Rechtsextremismus statt, nachdem bekannt geworden war, dass Rechtsextreme heimlich Massenabschiebungen planten. Das ist insofern ein passendes Bild für Pluto in Wassermann, als hier Abgründe und Ideologien plötzlich ins grelle Licht der Öffentlichkeit kamen und einer breiten Masse bewusst wurde, was im Untergrund läuft. Der Gott der Unterwelt (Pluto) wird hier dem Licht der Öffentlichkeit und der Gemeinschaft (Wassermann) ausgesetzt.

Das ist generell eine Möglichkeit, wie wir Entwicklungen in der Welt heute auch (!) sehen könnten: womöglich werden die Konflikte und Probleme der Welt nicht wirklich schlimmer, sondern nur sichtbarer. Das Dunkle, Abgründige, all die Verstrickungen, geheimen Absprachen, die Machenschaften der Mächtigen und die extremen Ideologien kommen jetzt ans Licht. Wir haben die Möglichkeit, sie anzusehen und uns bewusst zu machen, was geschieht. Wir haben jetzt auch die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun und die Dinge in Ordnung zu bringen. Solange wir nicht sehen konnten, was vorging, hatten wir auch keine Möglichkeit, es zu klären oder zu bereinigen. Auch die Diskussion um die Energiewende ordne ich hier ein. Natürlich ist die Jugend ungeduldig und möchte alles sofort und sehr schnell ändern. Aber die Tatsache, dass praktisch die ganze Welt begriffen hat, dass das Verbrennen fossiler Energieträger und überhaupt der Verbrauch endlicher Ressourcen ein Problem darstellt, ist ein Anfang. Die Dinge beginnen sich jetzt zu ändern. Vermutlich sehr viel langsamer, als manche sich das erhoffen, aber das Umdenken hat begonnen und wird neue Lösungen bringen. Inzwischen bin ich alt genug, um zu erkennen, wie oft schon Untergänge beschworen wurden (Atomkrieg, saurer Regen, Ozonloch, Y2K-Problem, etc.), die dann doch nie stattgefunden haben. Und ich bin zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften (Wassermann) auch diesmal Lösungen finden werden, mit denen wir alle leben können und vielleicht viel besser leben können als bisher.

Eine weitere konkrete Entsprechung könnte sein, dass seit 6. Februar das soziale Medium "Bluesky" für die breite Öffentlichkeit verfügbar ist. Davor musste man für dieses Netzwerk eine Einladung erhalten, um beitreten zu können. Bluesky wurde 2019 von Jack Dorsey gegründet und wurde mit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk eine eigenständige Plattform. Bluesky funktioniert dezentral, Daten werden nicht auf einem einzelnen Server gespeichert und der Quellcode und neue Entwicklungen sind öffentlich einsehbar. Auch inhaltlich setzt man stark auf die Moderation durch Nutzer, statt von einer zentralen Stelle (Quelle: futurezone). Das alles klingt bereits sehr wassermännisch. Noch ist unklar, ob der Dienst sich gegen die zwei großen Konkurrenten Mastodon und Threads durchsetzen wird. Ob Twitter (21.3.2006, 12:50 Uhr, San Francisco/USA) selbst überleben wird, bleibt abzuwarten. Vorerst ist der schwierige Pluto-Transit über den Deszendenten des Firmenhoroskops vorbei. Saturn bildet aber heuer noch zwei Quadrate mit dem Mond und mit dem Mars des Gründungshoroskops und 2025/26 gehen sowohl Saturn als auch Neptun in Konjunktion mit der Sonne des Unternehmens. Eine denkbare Entsprechung wäre, dass die Auflösung des Unternehmens dann konkret wird.

Abb. 3. Pluto Ingress Wassermann, dritter Eintritt am 19.11.2024.

Nach einem neuerlichen kurzen Aufenthalt in Steinbock, tritt Pluto am 19. November 2024 endgültig in den Wassermann ein und bleibt dort zunächst bis 9. März 2043. Aus astrologischer Sicht könnte dieser dritte und endgültige Eintritt der Markanteste sein, da sich zu diesem Zeitpunkt die Sonne gerade im Herrschaftszeichen Plutos, im Skorpion, bewegt und eine Opposition mit Uranus, dem Herrscher des Wassermanns bildet. Hier verdoppelt sich also das Thema des archetypischen Wassermann-Skorpion-Konflikts. Sonne Opposition Uranus symbolisiert auch die Entfernung von der Individualität. Das ist insofern sehr passend, als Individualität im Wassermann keinen Platz hat. Hier geht es um Gruppenbewusstsein, mitreißende Ideen und Gemeinschaft, das WIR gilt hier viel mehr als das ICH.

Mit den wiederholten Übergängen von Pluto in den Wassermann haben wir genügend Zeit, uns an die neue Zeitqualität zu gewöhnen. Der Eintritt von Pluto in den Wassermann wird weder das totale Chaos auslösen, noch den ewigen Weltfrieden und die pure Glückseligkeit. Plutos Eintritt in den Wassermann bringt uns neue Ideen, neue Themen und Schwerpunkte. Wir werden verstärkt auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufmerksam. Unser Fokus wird auf Unabhängigkeit und Freiheit liegen, auf Emanzipation, Erneuerung, Dezentralisierung und Vernetzung. Die Gemeinschaft wird sehr viel stärker in den Fokus rücken, subjektive Wahrheiten und Sichtweisen der Wirklichkeit werden unabhängig nebeneinander stehen und der Kampf um die einzig richtige Wahrheit (Steinbock-Thema) wird nicht mehr ganz so laut geführt werden.

Wir werden viele bisherige Herrscher in Frage stellen, dazu gehören Könige, Diktatoren und Wirtschaftsbosse und jedenfalls alle, die sich wie Könige (Wassermann steht in Opposition zum Löwe-Zeichen) gebärden. Egomanen, Narzissten und allzu selbstherrlich auftretende Bosse in Wirtschaft, Religion und Politik dürften mittelfristig entmachtet werden. Durch die Möglichkeit der Vernetzung und der weltweiten Kommunikation könnten wir auch die Struktur des Internets und der Sozialen Medien selbst als wassermännisch auffassen. Zwar gibt es auch hier Bemühungen, Daten zu zentralisieren oder gar Informationen im Internet unter Kontrolle zu bringen. Da aber alles jederzeit sichtbar werden kann, gelingt das meist nicht sehr lange. Pluto könnte dergestalt auch das Internet selbst revolutionieren und die besonders hässlichen Seiten dieser neuen Technologie aufzeigen und im günstigsten Fall überwinden helfen.

Im allerbesten Fall wandelt sich die Menschheit selbst zu einer kooperativen Gemeinschaft. Vielleicht begreifen wir endlich, dass Kriege nicht funktionieren, dass Austausch, Kommunikation und Solidarität die besseren Lösungen sind. Vielleicht sind ja die gegenwärtigen Krisen Anlass genug, zu erkennen, dass wir mit gemeinsamen Anstrengungen mehr erreichen. Wir wissen aber aus der Psychologie, dass Wandlung und Entwicklung nur dann geschehen können, wenn wir uns ehrlich und ohne Scheuklappen ansehen, was gerade jetzt der Fall ist. Solange wir so tun, als gäbe es keine Probleme oder uns über uns selbst etwas vormachen, kann auch keine Wandlung geschehen. Derartige Tendenzen beobachte ich insbesondere in der Esoterik-Szene und bisweilen unter schlecht ausgebildeten Astrolog:innen. Hier wird munter drauf los "manifestiert" und Licht und Liebe visualisiert, ohne sich den eigenen Schatten anzusehen.

Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit. C.G. Jung

Diese Menschen halten scheinbar wunderbare Reden und man spürt doch, wie unecht es ist und wie wenig verstanden. Mit Pluto konfrontiert, der für mich ganz zentral unser Unbewusstes repräsentiert, ist es immer klug, sich den Balken im eigenen Auge anzusehen, bevor wir uns um die Splitter in den Augen unserer Nächsten kümmern (Mt 7, 3-5). Und bei jenen Kolleg:innen, die immer und überall Verschwörungen und böse Machenschaften wittern, sind ganz offensichtlich Projektionen am Werk. Warum kümmern sie sich nicht um ihre eigenen Schattenseiten, die man bisweilen so deutlich aus ihren Beiträgen spürt? Wo ich immer nur böse Feinde im Außen wittere, liegt der Verdacht nahe, dass ich keine Verantwortung übernehmen möchte und mich lieber bequem in meiner Opferrolle einrichte. Persönliches Wachstum ist auf diese Weise nicht möglich.

Deutung von Pluto in Wassermann

Pluto steht in der Astrologie für Stirb-und-Werde-Prozesse, für Transformation, für fixe Vorstellungen, für Bindung, das Unbewusste, für Leitbilder, für Erneuerung, Reinigung, Macht, Ideologie und noch einiges mehr. Häufig fördert er mit seinen Transiten über persönliche Planeten unseres Radix verborgene, unbewusste Eigenschaften zu Tage. Wir sehen plötzlich Aspekte unserer Persönlichkeit, die wir bisher nicht sehen wollten oder konnten. Der besonders Enthaltsame wird plötzlich hemmungslos promisk, Personen, die sich bisher der Basisdemokratie verpflichtet fühlten, werden unter einem Pluto-Transit überaus machthungrig, der Großzügige wird plötzlich sehr geizig etc. Wir alle haben Persönlichkeitsanteile, die uns gar nicht bewusst sind oder die wir lieber nicht wahrhaben wollen. Pluto fördert sie zutage und will uns vollständiger machen. Wir können unter Pluto-Transiten tiefe persönliche Wandlungen durchmachen oder wir finden uns plötzlich in einer neuen Lebenssituation wieder, die völlig anders ist als alles bisherige. Die Dinge geschehen nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Möglicherweise haben wir auch ein großes Ziel angestrebt, das wir unter einem Plutotransit entweder erreichen oder neu bewerten. Selbst erreichte Ziele könnten sich unter Plutotransiten nicht so befriedigend anfühlen, wie wir uns das zuvor vorgestellt hatten. Wir könnten uns fragen, warum wir das überhaupt wollten.

Pluto transformiert, transportiert und testet auf Wahrhaftigkeit, Echtheit und Ganzheit. Das Unechte stirbt, das Lebendige hat Bestand. Pluto steht in erster Linie für das Unbewusste und wurde auch zu einer Zeit entdeckt, als die Psychoanalyse allmählich immer breitere Bekanntheit erlangte.

Im Steinbock testete er zuletzt, wie erwachsen wir waren und wie viel Verantwortung wir übernehmen konnten. Er überprüfte hierarchische Strukturen und ließ sie zusammenbrechen, wo sie unecht waren oder auf Lügen und Betrug gründeten. So deckte er schon bei seinem Ingress in den Steinbock die Schummeleien mit Immobilienkrediten auf und ließ die Lehman-Bank zusammenbrechen. In der Coronakrise testete er, wie viel Verantwortung wir für uns selbst und andere übernehmen konnten. 2020 begann Pluto dort einen neuen Zyklus mit Saturn, der viel mit Verantwortung, neuen Strukturen und Klarheit zu tun hat. Der Zyklus ist aktuell noch sehr am Anfang seiner Entfaltung und wird erst 2029 in sein erstes Quadrat, also seine Durchbruchskrise kommen. Die Tatsache, dass sich einige Astrolog:innen nur auf das sogenannte Luftzeitalter fokussieren, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie den Verantwortungstest nicht bestanden haben! Wir haben es in der Astrologie immer mit zahlreichen Zyklen gleichzeitig zu tun und es ist ziemlich oberflächlich, sich einen Zyklus herauszugreifen, der uns gerade besonders angenehm und glückverheißend erscheint.

In Wassermann wird Pluto unsere Fähigkeit zur Kooperation, zur Emanzipation und zum Engagement für Gerechtigkeit, Humanismus und Gleichberechtigung testen. Dies könnte mit technischen Innovationen Hand in Hand gehen, die sich bereits abzuzeichnen beginnen. Passend zu Pluto in Wassermann, stellte ich der künstlichen Intelligenz ChatGPT die Frage, was von Pluto in Wassermann zu erwarten sei und erhielt folgendes Ergebnis:

  1. Transformation und Wandel: Pluto wird oft mit Transformation, Wandel und Regeneration in Verbindung gebracht. Ein Transit durch den Wassermann könnte auf gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritt hindeuten, möglicherweise durch Innovationen, technologische Entwicklungen oder neue soziale Strukturen.
  2. Revolutionäre Ideen: Der Wassermann ist für seine innovativen und unkonventionellen Ideen bekannt. Pluto könnte während dieses Transits tiefe Veränderungen in den Grundfesten von Gesellschaft und Kultur anstoßen, möglicherweise durch revolutionäre Ideen oder transformative technologische Entwicklungen.
  3. Gesellschaftliche Reformen: Pluto kann mit Macht und Kontrolle in Verbindung gebracht werden. Ein Transit durch den Wassermann könnte darauf hinweisen, dass Veränderungen in der Gesellschaft durch Reformen in politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Strukturen angestoßen werden.
  4. Kollektive Bewusstseinsverschiebung: Der Wassermann ist oft mit dem Kollektivbewusstsein verbunden. Pluto könnte während dieses Transits dazu beitragen, tiefgreifende Verschiebungen im kollektiven Bewusstsein anzuregen, möglicherweise durch einen Fokus auf Humanismus, Gleichberechtigung oder globale Anliegen.

Es ist wichtig zu betonen, dass astrologische Interpretationen von Transiten weitgehend subjektiv sind und unterschiedlich ausgelegt werden können. Astrologie ist keine exakte Wissenschaft, und verschiedene Astrologen können zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Es ist ratsam, solche Interpretationen mit einem offenen Geist zu betrachten und nicht als vorherbestimmte Ereignisse zu betrachten.

Die letzten drei Sätze erhält man übrigens immer, wenn man eine astrologiebezogene Frage an ChatGPT stellt. Aber ganz generell finde ich diese Antwort eine brauchbare Ausgangsbasis, um die Energie von Pluto in Wassermann einschätzen zu können. Als ich danach noch versuchte, die historischen Zeitfenster (siehe Abschnitt: Plutos frühere Aufenthalte in Wassermann) mittels ChatGPT zu untersuchen und dazu Fragen formulierte wie "Nenne mir bedeutsame historische Ereignisse zwischen 2621 – 2592 vor Christus", wurde ich jedoch enttäuscht. Die Ergebnisse, die die künstliche Intelligenz mir hier lieferte, waren fast ausnahmslos falsch. Die Technik, obwohl von einigen gefürchtet und maßlos überschätzt, steckt leider noch in den Kinderschuhen. Und doch könnte sie vor allem für die Astrologie Bedeutsames leisten. Vorstellbar wäre etwa die Testung von Hypothesen zu Planetendurchgängen oder Zyklen, wenn astrologische Daten mit großen historischen, wirtschaftlichen und politischen Informationen aus beliebigen Zeitepochen verglichen würden. Überhaupt halte ich die Angst vor den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz für maßlos überzogen. Grundsätzlich kann natürlich jede Technik missbraucht werden, aber die Möglichkeiten in der medizinischen Diagnostik, der Archäologie, der Materialforschung hinsichtlich kostengünstiger und nachhaltiger Materialien, der Energiespeicherung oder der Datenanalyse in der Forschung, dürften bei weitem die Nachteile überwiegen. Ich erinnere mich noch gut, als in den 1980-er Jahren überall in den Büros Computer Einzug hielten und sich viele Menschen davor fürchteten, dass große Teile der Gesellschaft in Zukunft arbeitslos sein würden. Heute arbeiten beinahe schon 50% all meiner Klient:innen in der IT und am Arbeitsmarkt herrscht vielerorts Arbeitskräftemangel. Wer sich ganz generell vor allem Neuen fürchtet, dürfte mit Pluto im Wassermann eine schwere Zeit haben, denn anders als Steinbock, steht Wassermann ganz wesentlich für das Neue, die Innovation und die Zukunft.

Astronomisches

Abb. 4. Pluto im tropischen Tierkreis, 1822 – 2066 (Quelle: astro-seek.com).

Pluto ist ein sehr langsam laufender Himmelskörper, der zwischen 1930 und 2006 als Planet galt und von den Astronomen inzwischen zum Zwergplaneten herabgestuft wurde. Pluto ist ein sehr kleiner Himmelskörper und hat einen Durchmesser von etwa 2377 km, das sind etwa zwei Drittel des Durchmessers unseres Erdmondes (3475 km). Dennoch hat er für Astrolog:innen eine große Bedeutung und gilt inzwischen als Herrscherplanet des Skorpions.

Pluto hat eine sehr stark exzentrische Bahn und bewegt sich zeitweise innerhalb der Neptunbahn. Zuletzt war das von 1979 bis 1999 der Fall. Aus Erdsicht benötigt er dann nur etwa 12 Jahre durch ein Tierkreiszeichen, während er in den gegenüberliegenden Tierkreiszeichen bis zu 30 Jahre benötigt, um sie zu durchwandern. An dieser Stelle ist er dann mehr als 7,3 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt. Durch den Wassermann benötigt er bereits etwa 20 Jahre. Um die Sonne einmal zu umrunden, benötigt er durchschnittlich etwa 246 Jahre.

Der aktuelle Zyklus durch den Tierkreis dauert etwa 244 Jahre und begann im April 1822 mit Plutos erstmaligem Eintritt in den Widder. Der endgültige Übertritt in den Widder erfolgte dann am 3. März 1823. Am 23. Februar 2068 wird er dann die Runde vollenden und endgültig in einen neuen Zyklus eintreten. Abb. 4. zeigt jeweils die ersten Eintritte in das Tierkreiszeichen Widder. Mit dem ersten Eintritt 1822 und dem letzten Übergang 2068 ergäben sich dann wieder 246 Jahre für eine vollständige Runde durch den ganzen Tierkreis.

Die exakten Aufenthalte von Pluto in Wassermann sind:

  • Pluto in Steinbock bis 23.3.2023
  • Pluto erstmals in Wassermann: 23.3.2023 bis 11.6.2023
  • Pluto zurück in Steinbock: 11.6.2023 bis 21.1.2024
  • Pluto erneut in Wassermann: 21.1.2024 bis 1./2.9.2024 (je nach Zeitzone)
  • Pluto zurück in Steinbock: 2.9.2024 bis 19.11.2024
  • Pluto endgültig in Wassermann: 19.11.2024

Plutos frühere Aufenthalte im Wassermann

Abb. 6. Pluto in Wassermann, 3000 v.Chr. bis 3000 n.Chr.

Die historischen Hinweise in diesem Abschnitt sind stark inspiriert von Chris Brennan und Nick Dagan Best. Ihr Video "Pluto in Aquarius in History" ist im Literaturverzeichnis verlinkt. Selbst wenn wir Jahrtausende zurückgehen, ging Pluto in der Geschichte der Menschheit bisher nicht oft durch den Wassermann. In Abbildung 6 sind als Jahreszahlen immer die ersten Eintritte und die letzten Austritte in das bzw. aus dem Zeichen Wassermann angegeben. Aufgrund fehlender geschichtlicher Aufzeichnungen lassen sich brauchbare historische Ereignisse ab dem 7. Jahrhundert vor Christus finden. Davor sind entweder keine Aufzeichnungen vorhanden oder sie sind zu ungenau. In der Tabelle habe ich übrigens auch die Dauer der Aufenthalte Plutos im Wassermann angegeben. Es ist erkennbar, dass durch Plutos exzentrische Bahn dieser Aufenthalt immer kürzer wird. Lief er im 29. Jahrhundert vor Christus noch 31 Jahre durch Wassermann, so braucht er in unserer Zeit nur mehr 21 Jahre und im 28. Jahrhundert unserer Zeitrechnung sogar nur mehr 16 Jahre.

Interessant ist, dass es bei Pluto-Durchgängen durch den Wassermann häufig auch bedeutende Entwicklungen in der Astrologie selbst gab. So gab es etwa in Mesopotamien im 7. Jahrhundert vor Christus zahlreiche Astrologieschulen und die Astrologie wurde öffentlich gefördert. Im 5. Jahrhundert vor Christus wurde die Geburtsastrologie entwickelt, d.h. die Astrologie wurde erstmals auch auf Individuen angewendet. Einen Pluto-Zyklus später, wurde der Aszendent erfunden und damit der Grundstein für die westliche Astrologie gelegt. Erstmals wurde die Geburtszeit in Horoskopen mitberücksichtigt. Im 4. Jahrhundert wurde dann die Astrologie teilweise verboten, weil sie gegen die christliche Lehre verstieß. Es wurden zahlreiche Schriften gegen die Astrologie verfasst. Wir dürfen gespannt sein, welche Entwicklungen innerhalb der Astrologie mit dem aktuellen Durchgang Plutos durch den Wassermann verbunden sein werden.

In die Zeit von 185 bis 160 v. Chr. fiel in China die Erfindung des Papiers. China spielte überhaupt bei Pluto-Durchgängen durch den Wassermann in vielen der beobachteten Zeitfenster eine herausragende Rolle. Durch verbesserte Verbindungen und Netzwerke kamen wichtige Informationen und Waren auch nach Griechenland.

Die Periode 85 bis 60 nach Christus war zentral geprägt vom jüdisch-römischen Krieg und der Zerstörung des jüdischen Tempels. Dies brachte einen sozialen und intellektuellen Wandel und die Zerstreuung der Juden in alle Welt. Das rabbinische Judentum, das bis heute besteht, ist in dieser Zeit entstanden. Pluto in Wassermann hatte auch hier gesellschaftsverändernd gewirkt, wie das auch in der nächsten Zeitperiode 305 bis 329 n. Chr. der Fall war, als Konstantin römischer Kaiser wurde und es zum Bürgerkrieg kam. Das Christentum wurde in diesem Zeitabschnitt Staatsreligion und die Astrologie wurde weitgehend verboten.

In der nächsten Periode, 550 bis 574, kam es offenbar durch Betriebsspionage zur Entdeckung, dass Chinas Seide durch Seidenraupen gewonnen wird. In Folge dessen begann Byzanz selbst Seide herzustellen und baute allmählich ein Monopol für Seide auf. Das Thema Betriebsspionage (Pluto, der wassermännisches Wissen ausspioniert) könnte ebenfalls ein wichtiges Thema für Pluto in Wassermann sein.

Im nächsten Durchgang, von 795 bis 819, begann sich das Papier in der arabischen Welt immer weiter zu verbreiten. Durch die spanischen Kalifate gelangte es allmählich auch nach Europa. Die kulturelle Weisheit der arabischen Welt war in dieser Epoche bemerkenswert. Zahlreiche griechische, indische und Sanskrit-Texte wurden ins Arabische übersetzt. Den spanischen Kalifaten haben wir es teilweise auch zu verdanken, dass nicht noch mehr antikes Wissen durch die Vorherrschaft des Christentums verloren ging. In Europa kam es in dieser Zeitperiode zur Krönung Karls des Großen zum Kaiser.

Im nächsten Durchgang, von 1041 bis 1063, wurde Papier ins muslimische Spanien importiert und fand allmählich auch in Europa Verbreitung. In China wurde das Schwarzpulver erfunden. Die Verbesserung der Kriegstechnik dürfte ebenfalls eine wichtige Entsprechung von Pluto in Wassermann sein, da sich hier der Gott des Todes symbolisch mit dem Schöpfergott Uranus, der unter anderem für Wissen und Schöpferkraft steht, verbindet.

Zwischen 1286 und 1308 wurde die Papiererzeugung bedeutend verbessert. Reger Handel zwischen Europa, der arabischen Welt und China entstand. In China wurden die ersten Gewehre gebaut, auch Kanonen wurden bereits genutzt. Die Technik des Krieges wurde erneut entscheidend verbessert. Allmählich verbreitete sich das Wissen um Schwarzpulver auch in Europa. Ebenfalls in dieser Zeit erschien das Buch "Die Reise nach China" von Marco Polo und Roger Bacon legte den Grundstein für die wissenschaftliche Methode.

Zwischen 1532 und 1553, dem nächsten Wassermann-Durchgang Plutos, wurde die Druckerpresse allmählich immer häufiger verwendet. Sie wurde um 1440, mit Pluto in Krebs, erfunden. Wurden um 1500 noch etwa 2 Millionen Bücher gedruckt, waren es um 1550 bereits über 20 Millionen und Ende des 16. Jahrhunderts schon 115 Millionen Bücher. Dadurch verbreitete sich Wissen sehr viel schneller. Auch die Entdeckung, oder vielmehr Wiederentdeckung, des heliozentrischen Weltbildes durch Kopernikus war ein Ereignis mit typischer Pluto in Wassermann-Qualität. Ursprünglich hatte schon Aristarch von Samos, im 3. Jahrhundert vor Christus, ein heliozentrisches Weltbild propagiert. Unter ausdrücklicher Bezugnahme auf Aristarch, begründete Kopernikus das heliozentrische Weltbild in seinem Werk "De revolutionibus orbium coelestium" 1543. Und, wie könnte es anders sein, reagierte die Kirche mit einem Index verbotener Bücher. Man könnte das auch als Erfindung der Zensur sehen. Als weiterer wichtiger Durchbruch dieser Zeit kann der Beginn von Obduktionen in der Medizin gelten, die mit der Zeit viel genauere Kenntnisse der menschlichen Anatomie ermöglichten. Mit etwas Fantasie kann man sich hier plastisch den Gott des Todes vorstellen, der mit wassermännischer Präzision Leichen seziert, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.

Die nächste Periode von 1777 bis 1798 ist zugleich die letzte Pluto-in-Wassermann-Periode vor der unseren. In diese Zeit fiel die Entdeckung von Uranus. Das können wir uns als ähnlichen Schock vorstellen, wie das heliozentrische Weltbild! Saturn war plötzlich nicht mehr der letzte der Planeten, die Grenze war überwunden. Das Wissen um unser Sonnensystem selbst expandierte! Mit der Zeit standen immer bessere Teleskope zur Verfügung und immer neue Entdeckungen stellten bisher Feststehendes in Frage.

Politisch unterstütze der französische König die 13 Kolonien in Amerika in ihrem Kampf gegen das Vereinigte Königreich. Die enorm hohen Ausgaben, die dafür nötig waren, waren einer der Gründe für die französische Revolution. Ein makabres Detail am Rande: der französische Arzt und Politiker Joseph-Ignace Guillotin erfand ein mechanisches Fallbeil, das nach ihm benannt wurde. Sein erklärtes Ziel war es, die Hinrichtungen zu "humanisieren" und das Leiden der Hingerichteten zu verkürzen. Wir haben es hier also mit einer Technik (Wassermann) des Tötens (Pluto) zu tun. Wir können darin vielleicht auch einen Hinweis erkennen, dass wassermännische Ideen häufig gut gemeint sind, aber dennoch viel Leid bringen. Das entspricht übrigens sehr gut dem Mythos von Uranus, der alle möglichen Dinge und Wesen erfand, weil er vor Ideen geradezu explodierte. Kaum hatte er sie aber ins Leben gerufen, war er damit unzufrieden und steckte sie wieder in den Bauch von Gaia, weil er sie zu hässlich fand.

Pluto in Wassermann – erste Hinweise

Abb. 7. Volksrepublik China, 1.10.1949, 15:15 Uhr, Peking (Quelle: Campion, 1991).

Zusammenfassend beobachten wir bei Zeitperioden mit Pluto in Wassermann häufig bahnbrechende Entdeckungen, die unser Weltbild von Grund auf verändern. Neue Entdeckungen verändern die Wissenschaft, die Technik und selbst die Astrologie. Bei zahlreichen Erfindungen spielt Wissen und Wissensweitergabe eine Rolle. So etwa in der Erfindung des Papiers und des Buchdruckes, aber auch im Ausbau von Handelsrouten, etwa nach China. Wir dürfen erwarten, dass mit technischen Entwicklungen auch in unserer Zeit die Möglichkeiten der Wissensweitergabe und der Forschung expandieren werden.

China ist in zahlreichen Pluto-in-Wassermann-Perioden immer ein besonders wichtiges Land, weshalb wir vermuten können, dass sehr alte Gründungshoroskope dieses Landes wichtige Wassermann-Stellungen aufweisen. Auch das aktuelle Horoskop der Volksrepublik China weist zumindest einen Wassermann-Mond auf, möglicherweise sogar einen Wassermann-Aszendenten (Campion, 1991). Die Angaben der tatsächlichen Proklamation der Regierung schwanken hier von 8 Uhr bis 15:15 Uhr, je nach Quelle. Das Horoskop in Abb. 7. ist daher hinsichtlich der Stellung der Achsen und des Mondes spekulativ.

Mit Pluto in Wassermann treten häufig auch mächtige Ideen und Ideologien ins Bewusstsein, die die Gesellschaft verändern. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – das Motto der französischen Revolution – sind nur ein Beispiel dafür. Das Wir tritt in den Vordergrund, das subjektive Ich tritt deutlich in den Hintergrund. Mächtige verlieren ihre Macht oder bisweilen wortwörtlich ihren Kopf. Die Schattenseite des Wassermanns ist gerade, dass Individualität hier kaum einen Platz hat. Alles wird einer Idee geopfert, bei der alle mitmachen müssen. So wie die mythologische Figur des Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu bringen. Nicht etwa, weil diese ihn darum gebeten hätten, sondern weil er fand, dass die Menschen es haben sollten (Tarnas, 1996).

Wir werden im Laufe der nächsten 20 Jahre noch viel genauer einschätzen können, wofür Pluto im Wassermann steht. Die historischen Befunde liefern einen ersten Eindruck, womit wir es zu tun haben könnten. Zuallererst ist Wassermann ein soziales Zeichen, das Grenzen durchbricht und Strukturen sprengt. Es geht um Unterscheidung, Differenzierung, Vorwärtsdenken und die Zukunft. Ein ganz zentrales Thema ist der Humanismus und der Gruppengeist. Die Welt soll ein besserer Ort werden. Die Zukunft selbst wird häufig idealisiert. Es geht um das größere Bild, Gleichheit und Freiheit. Pluto in Wassermann transformiert die Gesellschaft, Weltbilder, die Technik und unsere Vorstellungen von der Gesellschaft und einem guten Leben. Wir werden darauf achten müssen, dass das Subjektive und die Bedürfnisse Einzelner nicht auf dem Altar einer begeisterten politischen Idee oder Ideologie geopfert werden. Im besten Falle können wir jetzt das Wohl der Gemeinschaft mit unserem eigenen Wohl verbinden.

Weitere Artikel zu Pluto in Wassermann

Pluto in Wassermann – der Übergang

Pluto in Aquarius – the Transition (engl. Version)

Jahresthemen 2024

Kreisephemeride der Planetenbewegungen 2024 (Merkur bis Pluto).
Abb. 1. Kreisephemeride der Planetenbewegungen 2024 (Merkur bis Pluto).

Wenn wir eine Aussage über die Gegenwart, die Vergangenheit oder die Zukunft treffen wollen, kommt es darauf an, welche Punkte wir verbinden. Jeder Tag des Jahres besteht persönlich, weltpolitisch und wirtschaftlich aus tausenden von Einzelereignissen. Manche davon sind wichtiger, manche weniger wichtig. Und gelegentlich fallen Entscheidungen, die uns als vollkommen unbedeutend erscheinen, die sich aber Jahrzehnte und manchmal vielleicht Jahrhunderte später als weltverändernd herausstellen. Es kommt also wesentlich auf unseren Blick, unsere Einstellung, unsere Vorerfahrungen und unsere psychische Verfasstheit an, wie wir die Welt und ihre Entwicklung sehen. Im Artikel „Energiewechsel“ habe ich diesen Gedanken etwas näher ausgeführt.

Momentan scheinen sehr viele Menschen die Zukunft besonders schwarz zu sehen. Ob es sich um Wirtschaftsprognostiker handelt oder um Klimaforscher, Politikwissenschaftler, Psychologen oder um Astrologen, sie alle scheinen sich einig zu sein, dass unsere Zukunft sehr düster ist, ja sogar, dass die Menschheit kurz vor ihrem Untergang stünde, dass Kriege nie enden würden, Konflikte noch zahlreicher würden und vieles mehr. Doch ist eine solche Sichtweise wirklich berechtigt? Wenn wir die Massenmedien verfolgen, werden wir täglich mit negativen Nachrichten überflutet, das Positive scheint sich für Schlagzeilen nicht zu eignen, bringt weniger Quote oder Klicks und damit sehr viel weniger Werbeeinnahmen. Allmählich scheint auch ein paar Fernsehsendern bewusst zu werden, dass der Fokus auf das Negative, die Menschen deprimiert und verärgert. So startete etwa der österreichische Kanal Puls 4 in der ersten Woche des Jahres eine Aktionswoche "Good News Only". Auch CNN begann mit einem Good News Generator und bietet einen Newsletter für ausschließlich gute Nachrichten an. Hier findet also sichtbar ein langsames Umdenken statt. Das mag Ausdruck einer neuen Zeitqualität sein oder, noch optimistischer betrachtet, womöglich sogar Ausdruck einer bewusster werdenden Menschheit.

Beispiele für positive Entwicklungen gäbe es viele. So ging etwa im Jahr 2023 die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes um 55,6% zurück. Im Januar 2023 wurde die Ebola-Epidemie in Uganda offiziell für beendet erklärt, in Deutschland wurden 2023 die letzten Atomreaktoren abgeschaltet. Die sehr hohe Inflation, die die Menschen zahlreicher Länder dieser Erde belastete, ging fast überall deutlich zurück. In den USA werden hohe Milliardenbeträge in den Ausbau der Bahnverbindungen investiert, um eine Alternative zu den klimaschädlichen Inlandsflügen zu bieten. Zahlreiche weitere Beispiele dafür, wie viele Dinge sich in der Welt verbessern, finden sich etwa in Hans Roslings Buch "Factfullness".

Ich möchte hier nicht einer naiven Weltsicht das Wort reden, sondern auf die Tatsache hinweisen, dass das, was wir sehen und hören auch unsere Wahrnehmung färbt. Stellen Sie sich vor, Sie haben an einem Tag drei oder vier schlechte Nachrichten erhalten, dann wird alles, was Sie danach erleben, eher dunkel gefärbt sein. Vielleicht erwarten Sie gar nichts mehr Positives an diesem Tag und picken sich nur noch alles Schlechte heraus. Umgekehrt könnten Sie an einem Tag, an dem Sie aus einem wunderbaren Traum erwacht sind, ein sehr lieber Mensch Ihnen ein Kompliment gemacht hat und Sie obendrein noch befördert wurden, selbst dann nicht negativ denken, wenn Sie es wollten. Wenn wir uns also bewusst entscheiden könnten, auch das Positive in der Welt zu sehen, gehen wir selbst positiver auf Menschen zu und stecken diese womöglich mit unserem Optimismus an. Und am Ende fangen vielleicht sogar die größten Pessimisten an, in Lösungen zu denken und nicht nur in Problemen.

Zum Jahreswechsel möchten viele Menschen von Astrologen wissen, wie denn das nächste Jahr werden würde. Viele wollen dann auch ganz Konkretes hören, wie etwa dass ein Krieg endete, ein bestimmter Politiker abgelöst würde oder dass die Wirtschaft sich deutlich besser entwickeln würde. Solche Jahresprognosen sind sämtlich unseriös. Konkrete Ereignisse voraussagen kann die Astrologie nicht. Wir können idealerweise Konstellationen beschreiben, die im kommenden Jahr eine Rolle spielen werden und wir können aus diesen Konstellationen mögliche Themen angeben, um die es gehen könnte. Konkrete Prognosen über weltpolitische Ereignisse, Naturkatastrophen oder wissenschaftliche Entdeckungen können wir jedoch nicht machen.

Was Astrologie jedoch kann, ist Bedeutung und Sinn zu liefern für Konstellationen, die die Menschheit in ähnlicher Form schon beobachten konnte. Die Grundannahme der Astrologie ist, dass die Planeten-Stellungen am Himmel eine analoge Entsprechung auf der Erde haben. Über die Jahrhunderte haben Astrologen Zuschreibungen für bestimmte Konstellationen gefunden, die in ähnlicher Weise immer wieder am Himmel sichtbar werden, sich aber niemals exakt wiederholen. Die Kernkompetenz der Astrologie ist es, Zeitqualität zu deuten und Möglichkeiten anzugeben, die in bestimmten astrologischen Konstellationen enthalten sein können. Wir verwenden dazu biografische und historische Untersuchungen und vergleichen Personen und Zeiten, bei bzw. in denen sich ähnliche Konstellationen am Himmel zeigten, mit dem parallelen Geschehen auf der Erde. Dabei lassen sich gewisse Muster erkennen, anhand derer wir eingrenzen können, was uns bei künftigen ähnlichen Konstellationen erwarten könnte.

Konstellationen zum Jahreswechsel

Abb. 2. Konstellationen zum Jahresbeginn 2024, 0 Uhr, ohne Häuser.

Zum Jahreswechsel sind, mit einer Ausnahme, alle Planeten wieder direktläufig. Chiron und Jupiter wurden noch Ende 2023 direktläufig und Merkur wechselte am 2. Januar auf direktläufig. Nur Uranus wird noch bis 27. Januar 2024 rückläufig bleiben.

Nach ihrer Station zur Direktläufigkeit bewegen sich alle diese Planeten noch für einige Wochen und Monate in Tierkreisbereichen, die sie zuvor schon zweimal berührt haben. Hier kommen also Entwicklungen zum Abschluss, bevor sich die Planeten in neue Tierkreisgrade hineinbewegen. So erreicht Pluto am 1.2.2024 neue Grade, die er zuvor nicht berührt hatte, Saturn tut das am 7.2.2024, Jupiter am 23.3.2024, Neptun am 25.3.2024, Chiron am 18.4.2024 und Uranus am 13.5.2024. Mit den Zeichenwechseln von Pluto (21. Januar), der Venus-Mars-Konjunktion (22. Februar) und der Jupiter-Uranus-Konjunktion (21. April) könnten sich Projekte, Vorhaben und politische Ereignisse sehr dynamisch entwickeln. Die Zeitqualität dürfte 2024 deutlich optimistischer werden, Themen wie Vernetzung, Kommunikation, Freundschaften, aber auch technische Innovationen dürften im Vordergrund stehen.

Das Jahr beginnt mit einem harmonischen Trigon von Sonne, Jupiter und Mond. Saturn ist jedoch mit Mond und Venus auch in ein T-Quadrat eingebunden. Hier haben wir es also mit unterschiedlichen Energien zu tun. Einerseits deutet das Trigon auf eine harmonische, stabile Zeitqualität hin, andererseits weist das T-Quadrat aber auf schwierige emotionale Konflikte und persönliche Auseinandersetzungen hin. Wir werden viel Flexibilität brauchen, um die anstehenden Probleme zu lösen.

Saturn und Jupiter spielen 2024 auch deshalb eine wichtige Rolle, weil sie ab dem Sommer ihr zunehmendes Quadrat bilden. Am 21. Dezember 2020 bildeten sie ihre Konjunktion auf dem ersten Grad Wassermann und begannen damit einen neuen Zyklus. Dieser aktuelle Jupiter-Saturn-Zyklus (2020 bis 2040) hat thematisch mit Wachstum und seinen Grenzen zu tun, mit unseren Ansprüchen auf Autonomie und mit kalkulierten Risiken. Es geht darum, uns realistische Ziele zu setzen. Auf die Stellung von Jupiter und Saturn im Wassermann bezogen, expandieren wir in neuem Terrain, erproben neue Netzwerke und ermöglichen Fortschritt und Humanismus. Nicht mehr Verbote, Grenzen und Strukturen stehen im Vordergrund, sondern Möglichkeiten, Zukunftschancen und Veränderungspotenziale. Das zunehmende Quadrat eines Zyklus bezeichnet Dane Rudhyar als Durchbruchskrise. In dieser Krise zeigt sich, was aus der Zeit der Konjunktion Bestand hat und was nicht.

Themen des Jahres 2024

Hinsichtlich der astrologischen Konstellationen ist 2024 relativ harmonisch. Pluto wechselt erneut in den Wassermann (21. Januar), kehrt im Herbst noch einmal in den Steinbock zurück (1. September bis 19. November) und tritt am 19. November endgültig für die nächsten 20 Jahre in den Wassermann ein. Venus und Mars bilden am 22. Februar eine Konjunktion im Wassermann und Jupiter und Uranus am 21. April eine Konjunktion im Stier. Jupiter wechselt dann am 25. Mai in das Tierkreiszeichen Zwillinge. Daneben gibt es noch ein einmaliges Sextil von Jupiter zu Neptun (23. Mai), ein Trigon Jupiters mit Pluto (3. Juni) und ein Sextil Jupiters mit Chiron (12. Oktober und 2. November). Die einzige etwas herausforderndere Konstellation ist das Quadrat Jupiters mit Saturn (19. August und 24. Dezember). Neben Jupiter und Pluto bleiben sämtliche anderen Langsamläufer in ihrem bisherigen Zeichen, Saturn in Fische, Uranus in Stier, Neptun in Fische und Chiron in Widder.

Die Jahre 2025 und 2026 dürften dann deutlich spektakulärer verlaufen, da in diesen Jahren Saturn, Uranus und Neptun die Zeichen wechseln, in denen sie die letzten Jahre standen. Mit 19.11.2024 wird Pluto endgültig im Wassermann angekommen sein, Uranus wechselt dann erstmals im März 2025 Richtung Zwillinge, wo er ab April 2026 für die nächsten sieben Jahre bleiben wird. Neptun wird ebenfalls erstmals Ende März 2025 in Widder wechseln und im Januar 2026 endgültig dort ankommen. Auch Saturn wird im Mai 2025 nach Widder wechseln und im Februar 2026 endgültig dort bleiben. Dazu kommt noch ein Trigon von Uranus und Pluto, das innerhalb 5 Grad Orbis von Juni 2024 bis Mai 2030 dauert und die Konjunktion von Saturn und Neptun, die innerhalb 5 Grad Orbis ebenfalls im Jahr 2025 beginnt und 2026 einmalig exakt wird. Das sind, ab kommendem Jahr, wahrhaft epochale Konstellationen, in denen die weltpolitischen Karten völlig neu gemischt werden. Zur Erinnerung: die letzte Saturn-Neptun-Konjunktion ging mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Fall des Eisernen Vorhangs einher.

Im Jahr 2024 dürften wir einen Vorgeschmack auf diese Zeitenwende erleben und langsam erste Auswirkungen einer völlig neuen Zeitqualität wahrnehmen. Auf mich wirken die astrologischen Konstellationen so, als würden wir kollektiv aus einer Depression herauskommen und allmählich wieder Lebenslust, Hoffnung und Gestaltungsfreude entwickeln.

Die wichtigsten Konstellationen des neuen Jahres sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Zeichenwechsel Plutos in den Wassermann (Januar und November 2024)
  • Venus-Mars-Konjunktion (Februar 2024)
  • Jupiter-Uranus-Konjunktion (April 2024)
  • Jupiter in Stier und Zwillinge (bis bzw. ab 26. Mai)
  • Jupiter Quadrat Saturn (August und Dezember 2024)
  • Jupiter Sextil Neptun (Mai 2024)
  • Jupiter Trigon Pluto (Juni 2024)
  • Beginn des langdauernden Uranus-Pluto-Trigons (2024 – 2030)
  • eine partielle und eine Halbschatten-Mondfinsternis sowie
    eine totale und eine ringförmige Sonnenfinsternis

Der Januar dürfte wesentlich geprägt sein vom Eintritt Plutos in den Wassermann, im Februar findet eine Venus-Mars-Konjunktion, ebenfalls im Wassermann statt, die einen neuen zweijährigen Beziehungszyklus einleitet. Im März gibt es eine Halbschatten-Mondfinsternis in Waage und im April eine totale Sonnenfinsternis in bogenminutengenauer Konjunktion mit Chiron. Diese Finsternis dürfte insbesondere für die USA höchst relevant sein, wo sie auch sichtbar sein wird. Der Bundesstaat Texas erlebt hier in kürzester Zeit sogar schon die zweite sichtbare Sonnenfinsternis (14.10.2023 und 8.4.2024). Im April findet außerdem die höchst bedeutsame Jupiter-Uranus-Konjunktion statt, die einen neuen 14-jährigen Zyklus einläutet. Das Jupiter-Neptun-Sextil, das Jupiter-Pluto-Trigon und der Eintritt Jupiters in die Zwillinge könnten die Zeitqualität bis zum Sommer überaus optimistisch und hoffnungsvoll färben. Womöglich erleben wir auch ein paar positive Überraschungen hinsichtlich technischer Innovationen, wirtschaftlicher Entwicklungen und weltpolitischer Konfliktlösungen.

Der Sommer dürfte dann energetisch einen Wechsel bringen und alte, vergangen geglaubte Geister wieder wecken. Jupiter beginnt sein Quadrat mit Saturn, das am 19. August erstmals exakt wird und sich am 24. Dezember wiederholt. Außerdem kehrt Pluto noch einmal in den Steinbock zurück. Anfang Dezember wird auch Mars wieder rückläufig und steht deshalb von Ende Oktober 2024 bis Anfang Mai 2025 mehrmals in exakter Opposition mit Pluto (exakt am 3.11.2024, 3.1. und 27.4.2025). Hier dürften noch einmal sehr harte Auseinandersetzungen zu führen sein und möglicherweise besonders narzisstische Persönlichkeiten einigen Wirbel verursachen.

Im Folgenden möchte ich auf einige dieser Konstellationen etwas näher eingehen.

Pluto in Wassermann

Pluto trat im Januar 2008 erstmals in den Steinbock ein, lief im Juni desselben Jahres noch einmal zurück in den Schützen und wechselte Ende November 2008 endgültig in den Steinbock, wo er sich bis Ende 2024 aufhalten wird. Der Übergang in den Wassermann begann bereits im März 2023, wo er sich vorerst drei Monate aufhielt. 2024 wird sich Pluto zunächst mehr als sieben Monate im Wassermann aufhalten (21.1. bis 1.9.2024), um am 19. November endgültig und dauerhaft in den Wassermann zu wechseln.

Anders als bei allen anderen Langsamläufern haben wir als Menschheit bei Pluto noch keinen vollen Durchlauf durch den Tierkreis erlebt. Jupiter und Saturn sind seit vielen Jahrtausenden bekannt und Astrologen aller Zeitalter haben Beobachtungen dazu gemacht, auf die wir heute zurückgreifen können. Selbst Uranus, der erst in der Neuzeit entdeckt wurde (auf 24°27′ Zwillinge), wird im Jahr 2031, seit seiner Entdeckung, bereits drei Mal durch den gesamten Tierkreis gelaufen sein. Neptun, der bei seiner Entdeckung auf 25°53′ Wassermann stand, vollendete seinen ersten kompletten Tierkreis-Durchlauf bereits 2009/10. Pluto hingegen wurde erst 1930 auf 17°46′ Krebs gesichtet und hat mit seinem aktuellen Durchgang durch den Steinbock gerade mal die Hälfte des Tierkreises durchlaufen. Den Punkt seiner Entdeckung wird er erst 2174/75 erreichen. Das ist deshalb wichtig, weil wir davon ausgehen müssen, dass ein neuer Planet mindestens einen oder sogar mehrere Durchläufe durch den Tierkreis benötigt, um ihn richtig einordnen zu können.

Pluto wird heute mit allem Möglichen in Verbindung gebracht, mit Gewalt, Totalitarismus, Kernspaltung, dem Bösen, dem Unbewussten, mit Abgründen, Verstrickungen, festen Vorstellungen, der Unterwelt, dem Tod und vielem mehr. Jeff Green (1994) eröffnet sein Pluto-Buch mit den Worten: "Pluto korreliert mit der Seele und der Evolution." Auch ich neige dazu, in Pluto einen Ausdruck des Unbewussten zu sehen. Die Bereiche unseres Horoskops, die er transitiert, sollen wachsen und sich weiterentwickeln. Zu diesem Zweck kommt unbewusstes Material an die Oberfläche, Dinge, die wir bisher nicht gesehen haben, treten mit großer Wucht in unser Bewusstsein. Abgespaltene Persönlichkeitsanteile scheinen plötzlich ein Eigenleben zu führen und wir benehmen uns vorübergehend wie ferngesteuert oder besessen. Zwanghaft wollen wir bestimmte Vorstellungen in die Welt zwingen und ruhen nicht eher, bis das erreicht ist. Und nicht selten stellen wir dann fest, dass uns dieses erreichte Ziel gar nicht so viel bedeutet, wie wir dachten. Nach einem Pluto-Transit sollten wir reifer, vollständiger und ganzer sein als davor.

Psychologische Astrologen gehen davon aus, dass Pluto das Bestehende auf Echtheit, Authentizität und Lebendigkeit prüft. Und was vor Pluto keinen Bestand hat, zerbricht und zerfällt, symbolisch gesprochen, zu Staub. Auf der mundanastrologischen Ebene testete Pluto gerade Strukturen, Hierarchien und unsere kollektive Reife, als er durch Steinbock ging. Strukturen, die sich überholt hatten, Hierarchien, die zu wenig flexibel waren und Menschen, die eine große Unreife an den Tag legten, hatten mit Pluto in Steinbock eine schwere Zeit. Wir könnten vermuten, dass Pluto in Steinbock unsere Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme und unsere Reife testete. Leider ist Steinbock auch das Zeichen des Perfektionismus und der Maßstäbe und wir hörten an allen Ecken und Enden die vermeintlich ultimative und einzige Wahrheit. Es war die Zeit des Dogmatismus, der Rechthaberei und der einzigen, wahren Lösung.

Das wird mit Pluto im Wassermann enden. Wassermann steht für Gleichberechtigung, Emanzipation und Freiheit. So war das Motto der Französischen Revolution etwa "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Die Menschen verabscheuten die Idee eines "gottgesandten" Königs, der besser sei als alle anderen Menschen und von Geburt an mehr Rechte und Freiheiten haben soll als andere. Die Trennung von Kirche und Staat sowie Bürger- und Menschenrechte sind bleibende Ergebnisse des letzten Durchganges von Pluto durch den Wassermann (1777/78 bis 1798). Im allerbesten Fall wandelt sich die Menschheit selbst zu einer kooperativen Gemeinschaft. Vielleicht begreifen wir endlich, dass Kriege nicht funktionieren, dass Austausch, Kommunikation und Solidarität die besseren Lösungen sind. Vielleicht sind ja die gegenwärtigen Krisen und Konflikte Anlass genug zu erkennen, dass wir mit gemeinsamen Anstrengungen mehr erreichen.

Pluto testet im Wassermann unsere Fähigkeit zur Vernetzung, zur Kooperation und zu wahrer Brüderlichkeit. Wir erkennen mehr und mehr, dass es nicht eine Wahrheit gibt, sondern sehr viele, dass es auf den Standpunkt ankommt und unterschiedliche Sichtweisen das Bild erst vollständig machen. Die Corona-Pandemie, die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges und die Klimakrise haben uns bereits erkennen lassen, dass wir alle, nämlich die gesamte Menschheit, in einem Boot sitzen. Manche Dinge sind einfach zu groß, um von einzelnen Staaten gelöst zu werden. Wir müssen sie alle gemeinsam lösen. Wir müssen wahrscheinlich mancherorts über bisherige Grenzen und Denkverbote hinausgehen, um nachhaltige Lösungen zu finden.

Wassermann ist zuallererst ein geistiges Zeichen, weshalb sich Veränderungen primär im Denken zeigen dürften. Pluto im Steinbock zeitigte handfeste, greifbare und sichtbare Zusammenbrüche, reale Konflikte und Ressourcen-Engpässe, ganz einfach deshalb, weil Steinbock ein Erdzeichen ist und auch für die sichtbare Wirklichkeit steht. Pluto im Wassermann könnte in der äußeren Welt zunächst weniger sichtbare Ereignisse zeitigen, dafür aber eine umso stärkere Veränderung unseres Denkens, ein anderes Bewusstsein und gänzlich neue Lösungen. Fragen der Freiheit, der Gleichberechtigung, der Fähigkeit zur Kooperation werden die Zeit bis Mitte der 2040er Jahre stark prägen. Auf der ganz konkreten Ebene werden auch unsere Handelswege, unsere elektrischen Netze, das Internet und andere Netzwerke auf ihre Tauglichkeit getestet werden und wir werden womöglich erkennen, dass Dezentralisierung, lokale Einheiten, Ausfallssicherheit und unabhängige kleine Netzwerke die bessere Lösung sind.

Psychologisch betrachtet kommen mit Pluto im Wassermann das Unbewusste, unsere Verstrickungen und Tabus ins helle Licht des Bewusstseins. Das dürfte sich zunächst so anfühlen als wäre unsere Welt ob all des Bösen, der Konflikte, der Tabus und Ängste nicht zu retten. Aber wie gute Psychotherapeuten wissen, lassen sich neue Verhaltensweisen nur dann etablieren, wenn wir unseren Ängsten und Tabus direkt ins Auge geblickt haben, wenn wir sie verstanden und durchgearbeitet haben. Wenn ich das Licht anmache, sehe ich erst all den alten Schmutz, das bedeutet aber nicht, dass der vorher nicht da war. Positiv betrachtet ist all das Dunkle da draußen immer schon dagewesen, wir beginnen es aber jetzt deutlicher zu sehen und wir sind damit auch in der Lage, etwas dagegen zu tun!

Jupiter Konjunktion Uranus (21. April 2024)

Abb. 3. Der Jupiter-Uranus-Zyklus (2024 – 2038).

Jupiter steht astrologisch für die Sinnfrage, für Werte, für geistige wie tatsächliche Reisen, für Horizonterweiterung, Bildung, Religion, Vergrößerung, Expansion und Weite. In seiner negativen Ausprägung kann er auch für Übertreibung bis hin zu Größenwahn stehen. Wir könnten vielleicht sogar sagen, Jupiter wirkt astrologisch wie eine Lupe, er vergrößert und expandiert die Angelegenheiten, für die er gerade "zuständig" wird, gemäß seinem Transit durch unsere Häuser und über unsere Planeten.

Uranus symbolisiert die Unterbrechung, das Abbrechen einer Entwicklung. Er schafft Distanz, katapultiert uns unerwartet aus einer Angelegenheit heraus. Er führt zum Bruch und verhindert so eine allzu starke Identifikation und Verstrickung. Uranus steht auch für plötzliche Einsichten, Intuitionen, Innovationen, geniale Ideen und allgemein für Erneuerung. Ein nicht gut integrierter Uranus lässt uns dagegen ungeerdet, wankelmütig und verrückt erscheinen. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass jedwedes System den Betreffenden sofort wieder loszuwerden versucht, jemand Jobs immer nur ganz kurz behalten kann und der Abbruch, das Weg-von-Etwas ein Dauerthema im Leben ist, der Betreffende sich aber niemals tiefer auf etwas oder jemanden einlässt.

Im natürlichen Tierkreis stehen die Zeichen, deren Herrscher Jupiter und Uranus sind, nämlich Schütze und Wassermann, im Sextil. Damit haben wir es bei diesen beiden Prinzipien mit einer harmonischen Spannung zu tun. Jupiter und Uranus befruchten sich gegenseitig, bringen Neuerungen, Ideen und Durchbrüche.

Beim Jupiter-Uranus-Zyklus geht es um Innovation, neue Ideen, Luftfahrt und Technik, Elektrizität und allgemein plötzliche bewusstseinsverändernde Entwicklungen, die uns auf eine ganz neue Spur bringen. Richard Tarnas hebt in seinem Buch "Cosmos and Psyche" (2006) hervor, dass zahlreiche bahnbrechende Erfindungen immer wieder bei Jupiter-Uranus-Konjunktionen auftraten. Als Beispiele nennt er etwa die Bestätigung des heliozentrischen Weltbildes durch Kepler und Galileo oder die Durchbrüche im Bereich der Quantenmechanik um 1900 und 1927, die alle rund um eine Jupiter-Uranus-Konjunktion stattfanden. Auch die "wilden 1960-er Jahre" inklusive der Mondlandung im Juli 1969 fanden zeitgleich mit einer Jupiter-Uranus-Konjunktion statt.

Sicherlich werden Erfindungen auch zu anderen Zeiten gemacht, aber Jupiter und Uranus scheinen derartige Durchbrüche aus astrologischer Sicht stark zu begünstigen. Da die kommende Konjunktion im Zeichen Stier stattfindet, können wir unter Umständen Erfindungen erwarten, die mit Materie, Landwirtschaft, Ernährung, Nachhaltigkeit und Geld zu tun haben. Ich werde bei Gelegenheit in einem eigenen Artikel näher auf diese Konjunktion eingehen.

Jupiter Trigon Pluto (3. Juni 2024)

Nach den drei Konjunktionen von 2020 (siehe Artikel Die Jupiter-Pluto-Konjunktion), treffen sich Jupiter und Pluto 2024 einmalig zu einem Trigon, das selbst mit 5 Grad Orbis lediglich von 13. Mai bis 23. Juni 2024 dauert, mit einer einmaligen Exaktheit am 3. Juni. Beide Himmelskörper verbinden wir mit Wachstum, Evolution und geistigen Energien. Jupiter und Pluto symbolisieren zwei sehr starke Energien, wobei die eine Energie mit aller Macht in die Tiefe will und die andere mit aller Macht in die Höhe strebt. Pluto ist der Gott der Unterwelt und Jupiter der Herrscher des Olymps. Die gesellschaftliche Evolution paart sich mit dem plutonischen Blick in die Tiefe der Seele.

Sowohl Jupiter als auch Pluto geht es um Wachstum, allerdings gilt das Motto: "Mit dem Unbewussten muss gerechnet werden!" Das Wachstum bei Jupiter ist nach außen gerichtet und wir streben hier in erster Linie materielle Erfolge an, ein schönes Auto, das den Nachbarn vor Neid erblassen lässt, oder teure Urlaube, eine protzige Uhr, einen Karrieresprung in der Firma und vieles mehr. Plutos Streben ist anderer Art. Es will in die Tiefe, will Ganzheit, Vollständigkeit und Echtheit. Und hier ist es auch möglich, dass wir äußerlich gerade arbeitslos sind, sehr verzweifelt oder in einer tiefen Depression stecken, während unsere Seele dennoch wächst und auf lange Sicht sehr gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgeht.

Das Trigon der beiden Planeten deutet womöglich auf eine Phase intensiven, konstruktiven Wandels hin. Neue Ideen und Impulse führen zu raschen, unkomplizierten Umstellungen, Transformationen und Neubewertungen.

Jupiter in Zwillinge (Mai 2024 bis Juni 2025)

Jupiter wechselt am 26. Mai 2024 in das Zeichen Zwillinge und bleibt dort bis 9. Juni 2025. In meinem Artikel "Jupiter in Stier" habe ich darauf hingewiesen, dass Jupiters Durchgang durch den Stier, zusammen mit dem Wiedereintritt Plutos in den Steinbock zu einem Wiederaufleben konservativer Werte führen könnte. Wir erlebten ein Aufbäumen alter Werte, eine kurze Phase der Expansion an den Börsen und eine Zunahme konservativer, bewahrender Standpunkte. Mit den Eintritten von Pluto in den Wassermann (Januar), Jupiter in die Zwillinge (Mai) und dem beginnenden Uranus-Pluto-Trigon (ab Sommer 2024) dürfte sich das grundlegend ändern. Eine luftige, flexible und sehr innovative Zeitqualität löst dann endgültig konservative und beharrende Standpunkte ab.

Jupiter steht in den Zwillingen im Exil. Er herrscht über das gegenüberliegende Zeichen Schütze. Jupiter expandiert hier insbesondere Details, Vielfalt, Neugier und Kommunikation. Mit Jupiter in den Zwillingen rücken jetzt intellektuelle Auseinandersetzungen, Diskussionen, der Austausch von Informationen und die Klärung von Details in den Vordergrund. Es geht in diesem Zeichen um Informationsverarbeitung, um Forschung, um Neugier, um Details und sehr häufig um ein "einerseits" und "andererseits". Deshalb sagt man den Zwillingen, so wie der Waage, eine gewisse Unentschlossenheit nach. Das gilt im weiteren Sinne für alle Luftzeichen. Es sind geistige Zeichen und hier gilt es sehr viele Informationen zu verarbeiten, die in ihren Details verwirrend sein können.

Uranus Trigon Pluto

Abb. 4. Uranus-Pluto-Trigon (2024 bis 2030), grafische Ephemeride.

Ab dem Sommer 2024 nähern sich Uranus und Pluto ihrem Trigon, das, innerhalb 5 Grad Orbis, bis Mai 2030 wirksam bleibt. Von 2026 bis 2028 wird das Trigon insgesamt fünf Mal exakt, allerdings ist das Trigon auch im Sommer 2025 bereits so eng, dass nur noch 7 Bogenminuten zur Exaktheit fehlen. Wir können also mit gutem Recht sagen, dass das Uranus-Pluto-Trigon, neben anderen wichtigen Konstellationen, wie die Saturn-Neptun-Konjunktion 2025/26, ab Sommer 2024 den ganzen Rest des Jahrzehnts prägen wird. Der Zyklus begann übrigens 1965/66 mit einer dreimaligen Konjunktion auf 16-17° Jungfrau.

Pluto-Uranus ist eine Energie der Extreme. Unter solchen Konstellationen wollen wird das Bestehende auf gar keinen Fall beibehalten. Denken wir an die revolutionäre Energie der 1960-er Jahre! Die Gleichstellung der Geschlechter, der ökologischere Blick auf die Welt, ein freierer Umgang mit Sexualität, eine sehr breite Ablehnung des Krieges und das Thema Spiritualität, waren einige Themen von damals. Beim zunehmenden Trigon eines Zyklus geht es um den kreativen Ausdruck und die konkrete Anwendung im Äußeren. Die Energien von Uranus und Pluto fließen hier deutlich harmonischer ineinander, als das bei einem Quadrat der Fall wäre (Rudhyar, 1994). Wir dürfen in vielen Bereichen der Welt große Umwälzungen erwarten, die sich, da es sich hier um ein Trigon handelt, aber relativ mühelos vornehmen lassen. Dasjenige, was wir seit der Konjunktion in den 1960-er Jahren wirklich verstanden haben, kommt jetzt zur Anwendung und wird innerhalb weniger Jahre in großer Breite umgesetzt.

Jupiter Quadrat Saturn

Der Jupiter-Saturn-Zyklus wurde früher auch als „Königlicher Zyklus“ bezeichnet. Mit ihm brachte man Regentschaften von Königen und vor allem Regierungswechsel in Verbindung. Vor der Entdeckung von Uranus, Neptun und Pluto war er der langsamste aller Zyklen. Die letzte Konjunktion Jupiters und Saturns fand am 21.12.2020 auf 0°29′ Wassermann statt. Sie leitete den endgültigen Wechsel von einer 200-jährigen Erdepoche in eine Luftepoche ein. Thematisch hat der Jupiter-Saturn-Zyklus mit Wachstum und seinen Grenzen zu tun, mit unseren Ansprüchen auf Autonomie und mit kalkulierten Risiken. Es geht darum, uns realistische Ziele zu setzen. Wir loten den Rahmen unserer Möglichkeiten aus, empfinden gesteigerten Ehrgeiz und haben wieder mehr Ausdauer als sonst. Auf die Stellung von Jupiter und Saturn im Wassermann bezogen, expandieren wir in neuem Terrain, erproben neue Netzwerke und ermöglichen Fortschritt und Humanismus. Nicht mehr Verbote, Grenzen und Strukturen stehen im Vordergrund, sondern Möglichkeiten, Zukunftschancen und Veränderungspotenziale.

Jupiter-Saturn-Konjunktionen gehen häufig mit Herrschaftswechseln einher. Ein alter Herrscher stirbt oder tritt ab und ein neuer taucht auf. In den USA wurde am 20. Januar 2021, während die Jupiter-Saturn-Konjunktion immer noch recht exakt war, tatsächlich ein neuer Präsident ins Amt eingeführt. Das Zeichen Wassermann, in dem die Konjunktion stattfand, verbinden wir auch mit Unterbrechungen, Distanzierung, Revolution und Erneuerung. Nicht mehr das Bestehende steht jetzt im Fokus, sondern die Zukunft und das Neue.

Das Quadrat Jupiters zu Saturn wird heuer am 19. August und am 24. Dezember auf 14-17° Fische/Zwillinge exakt und wiederholt sich 2025 ein weiteres Mal auf 1° Widder/Krebs. Es handelt sich beim zunehmenden Quadrat um die sogenannte Durchbruchskrise eines Zyklus. Jetzt zeigt sich, was sich seit der Konjunktion im Dezember 2020 positiv entwickelt hat und Bestand hat und was verworfen werden muss.

Mars rückläufig

Der Planet Mars benötigt durchschnittlich sechs Wochen bis zwei Monate, um durch ein Tierkreiszeichen zu wandern. Alle zwei Jahre kann er sich jedoch deutlich länger in einem Zeichen aufhalten, was 2024/25 wieder der Fall ist, wenn er im Löwen rückläufig wird. Wir haben dann sehr viel länger Zeit, um uns auf die betreffende(n) Zeichenqualität(en) einzulassen. Mars wird am 6. Dezember 2024 rückläufig und am 24. Februar 2025 wieder direktläufig. Dadurch hält er sich von 5.10.2024 bis 2.5.2025 sieben Monate in den Gradbereichen 17°01′ Krebs bis 6°10′ Löwe auf. Mars kämpft im Löwen und im Krebs mit den Waffen der Gefühle und des Ausdrucks. Mars in Löwe begünstigt ein selbstbewusstes, starkes Auftreten, während Mars im Krebs mehr mit Gefühlen beeindruckt und womöglich auch in die Opferhaltung gehen kann. Dies umso mehr als bei rückläufigem Mars häufig lang angestauter Ärger an die Oberfläche kommen kann, den wir dann womöglich auf andere projizieren. Im natürlichen Tierkreis geht es im Krebs um das Spüren und Wahrnehmen innerer Bilder und Gefühle, während es im Löwen darum geht, sich zu zeigen und metaphorisch auf die Bühne zu stellen. Es geht um das, was wir heute als "sich gut verkaufen" verstehen.

In der Zeit seiner Rückläufigkeit wird Mars mehrmals in exakter Opposition mit Pluto stehen, nämlich am 3.11.2024 sowie am 3.1. und 27.4.2025. Hier dürften noch einmal sehr harte Auseinandersetzungen zu führen sein und möglicherweise besonders narzisstische Persönlichkeiten einigen Wirbel verursachen. Bemerkenswert ist, dass Mars hier gleichzeitig auch den endgültigen Übergang Plutos in den Wassermann begleitet, da die erste Opposition vom 3.11.2024 noch einmal auf der Achse Krebs/Steinbock (29°46′) stattfindet, während die weiteren Oppositionen vom 3.1. und 27.4.2025 dann auf 1°08′ bzw. 3°48′ Wassermann/Löwe stattfinden. Im Herbst 2024 dürften also noch einmal die alten Themen Struktur versus Mitgefühl hochkommen, während es 2025 dann mehr um die Themen individuelles Wohl versus Gemeinschaft geht. Fragen, die sich stellen, könnten etwa sein: Wie bringe ich mich so zum Ausdruck, dass ich mein individuelles Wohl am ehesten mit den Interessen des größeren Ganzen in Einklang bringe? Wo hört die Freiheit des Einzelnen auf und wo beginnt Egoismus die Gesellschaft zu schädigen? Auch der Egoismus und die Gewalt von Einzelpersonen könnten großen Aufruhr verursachen.

Individuelle Bedeutung der Konstellationen

Jede beschriebene Konstellation findet auf bestimmten Tierkreisgraden statt, die Ihr persönliches Geburtshoroskop berühren können, sofern Sie auf diesen Graden Planeten oder Achsen haben. Der Übergang Plutos in den Wassermann ist etwa besonders für jene Menschen bedeutsam, die wichtige Planeten- oder Achsenstellungen auf 29° Steinbock bis 1° Wassermann haben. Aber auch andere Stellungen auf dem Übergang von 29° kardinal bis 1° fix (Krebs/Löwe, Waage/Skorpion und Widder/Stier) müssen hier beachtet werden, weil Pluto zu diesen Stellungen gegenwärtig in Opposition oder im Quadrat steht. Was die Jupiter-Uranus-Konjunktion angeht, sind jene Menschen besonders angesprochen, die Stellungen im Bereich 22° (+/- 3 Grad) der fixen Zeichen haben, also Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann. Planeten- oder Achsenstellungen im Bereich 22° der Erdzeichen würden sich sogar ganz besonders harmonisch auf den Horoskopeigner auswirken und Ihnen im Frühjahr wichtige Durchbrüche und Innovationen ermöglichen.

Welche Transite und Auslösungen Sie auch immer in diesem Jahr haben werden, ich wünsche Ihnen, dass Sie konstruktive, positive und elegante Wege finden, diese ins Leben zu bringen. Konzentrieren Sie sich auf jene Entwicklungen, die bereits gut laufen, suchen Sie nach Lösungen und vermeiden Sie, überall nur Probleme zu sehen!

Schlechte Astrologie

Astrologen-Kauderwelsch, unseriöse Astrologie

Manche Astrologen machen sich vollkommen abhängig von astrologischen Konstellationen oder "vergewaltigen" die Astrologie als eine Art Geheimsprache, um besonders gebildet oder wissend zu wirken. Der nachfolgende Artikel ist von Tracy Marks Buch "Astrologie der Selbst-Entdeckung" (Kapitel 9) inspiriert und greift einige ihrer Gedanken auf.

Der Artikel soll auch ein Beitrag zur Orientierung sowohl für angehende beratende Astrologen als auch für potenzielle Astrologie-Klienten sein, um schlechte Astrologie zu erkennen und auf die nützlichen und hilfreichen Aspekte dieser großen Kunst fokussiert zu bleiben. Vergessen wir nicht, es könnte alles Blödsinn sein, was Astrologen behaupten und sehr viele Behauptungen von Astrologen sind das wahrscheinlich auch. Und dabei schließe ich mich selbst nicht aus!

Astrologische Betriebsblindheit

Es verhält sich in der Astrologie genauso wie in anderen Wissensbereichen auch. Von wahrer Klugheit zeugt, wer komplizierteste Sachverhalte so erklären kann, dass sie auch für Laien verständlich sind. Je mehr Fach-Termini jemand gebraucht, desto wahrscheinlicher ist, dass er von dem betreffenden Wissensgebiet recht wenig verstanden hat.

"Ja, weißt du, mein Pluto! Bei diesem Thema kann ich halt nicht anders. Und ich habe den Mond in der Jungfrau, mit AC im Steinbock…", wäre so ein typisches Astrologen-Kauderwelsch, das bei genauer Betrachtung überhaupt nichts aussagt, gleichzeitig verhindern möchte, dass der Sprechende, irgendetwas Wesentliches über sich verrät oder sich selbst näher mit seinem Inneren beschäftigen muss. Derartige Äußerungen bringen Menschen einander auch nicht näher, sondern sie stehen wie ein Fremdkörper zwischen ihnen. 

Menschen neigen im Allgemeinen dazu, auf ihr Wissensgebiet fokussiert zu sein. So erkennen wir häufig beim Heurigen (Buschenschank) sofort den typischen Lehrer, Arzt oder Psychotherapeuten. Der Tischler wird alles immer aus der Perspektive des Holzes betrachten und der Kundenbetreuer einer Bank wird uns ständig erklären, was sich alles nicht ausgeht und wer alles nicht rechnen könne. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, weil unsere Berufe einen Teil unserer Identität ausmachen. Die Fähigkeit, sich hin und wieder gänzlich von seinem Beruf zu distanzieren und sich die Frage zu stellen, wer bin ich eigentlich jenseits dieses Berufs, kann allerdings höchst aufschlussreich und bewusstseinserweiternd sein. Wer bin ich, wenn ich nicht Wissenschaftler bin? Wer bin ich, wenn ich nicht Psychotherapeut bin? Und eben auch, wer bin ich, wenn ich nicht Astrologe bin? 

Hören wir uns doch die Fragen derer an, die von unserem Wissensgebiet keine Ahnung haben! Sie helfen uns, unseren Horizont zu erweitern und unsere eigene Perspektive und möglicherweise Voreingenommenheit auch einmal zu hinterfragen.

Buchwissen und Erfahrungswissen

Gerade Astrologen neigen ein wenig dazu, sich zu sehr mit ihrer Kunst zu identifizieren, überhaupt nicht mehr ohne einen Blick in die Ephemeriden aus dem Haus zu gehen und sogar Entscheidungen von Planetenkonstellationen abhängig zu machen. Ein recht eindrückliches Beispiel dafür ist das astrologische Ammenmärchen vom rückläufigen Merkur, der in seiner "gar schrecklichen" Bedeutung aufgebläht wird, während die Rückläufigkeit fast aller anderen Planeten kaum Beachtung findet. Ja, wenn irgendwann unser Mond rückläufig würde, das wäre etwas wirklich Großes 😉

Solange jemand noch Buchwissen widergibt und keine eigene Erfahrung mit den Archetypen gemacht hat, kann er nicht wirklich Astrologe genannt werden. Der Streit unter Astrologen, beispielsweise auch in Internet-Foren, hat oft etwas sehr Amüsantes, auch wenn die Beteiligten, das, was sie schreiben, todernst meinen.
"Mars bedeutet Aggression", "Nein, Mars hat in erster Linie mit Durchsetzung zu tun. Die Aggression ist da nur das letzte Mittel", "Ach was, ihr liegt alle falsch. Mars ist der Ausführende der Sonne, er repräsentiert unsere Tatkraft."
Alle Aussagen enthalten sicher ein Körnchen Wahrheit, aber es wird deutlich, dass die Schreibenden Buchwissen widergeben und mit ihrer Klugheit angeben wollen. Und in einer Beratung wären derartige Aussagen ohnehin vollkommen fehl am Platz. Dort ist es hilfreicher, diagnostische Fragen zu stellen wie etwa: Wie erleben Sie Ihre Motivation und Ihre Tatkraft? Wie gehen Sie Dinge an? Wie reagieren Sie, wenn Sie verbal oder körperlich attackiert werden? Wofür setzen Sie sich ein? – Dann erst erfahren wir, wie der Klient selbst seine Mars-Kraft erlebt.

Die astrologische Neurose

Sehr neurotisch finde ich auch das Verhalten mancher Astrologen, wenn sie neue Menschen kennenlernen. Dann wird sofort nach den Geburtsdaten gefragt und ein Horoskop berechnet. Neuerdings sogar direkt vor Ort auf der Handy-App. Und genau in diesem Moment ist dann der Kontakt mit dem realen Menschen abgebrochen. Stattdessen erklären wir der neuen Bekanntschaft, wie sie ist, anstatt uns auf sie wirklich einzulassen.

Aber das mag eine Kritik sein, die weit über die Astrologen-Szene hinausgeht und fast unsere gesamte Gesellschaft betrifft. Wir haben mittlerweile verlernt, mit unseren eigenen Augen zu schauen, mit unseren eigenen Ohren zu hören, zu riechen, zu schmecken, zu tasten. Wir verlassen uns auf das widergekäute Wissen der Medien. Wir nehmen schon Überschriften auf Facebook zum Anlass, um uns zu empören, ohne überhaupt den betreffenden Artikel gelesen zu haben. Wir hören nicht mehr hin und wir schauen nicht mehr hin. Wir verlassen uns nicht mehr auf unsere eigenen Sinne, sondern glauben sogenannten Experten nur deshalb, weil sie eben diese Experten sind. "Ja, wenn der XY das sagt, dann muss es stimmen!" Und der eine oder andere Politiker lacht sich ins Fäustchen, weil wir alle so leicht zu manipulieren sind.

Früher mal mag es in useren Breiten üblich gewesen sein, mit dem Wort Gottes zu argumentieren. "Wir foltern dich, weil Gott es so will", "Wir müssen Krieg führen gegen die bösen Heiden". Diese Zeiten sind zwar vorbei, aber die Argumentation hat sich nur marginal verändert. Heute kann man den allergrößten Unsinn behaupten, wenn man nur hinzufügt: "Das ist wissenschaftlich erwiesen" oder "Studien haben gezeigt". Und seit kurzem wissen wir, dass auch nicht alles Wissenschaft ist, wo Wissenschaft drauf steht. Es gibt, für Laien oft nicht erkennbar, eine riesige Industrie mit Fake-Journalen, in denen man gegen Geld jeden erdenklichen Unsinn publizieren kann, ohne dass das irgendjemand überprüft (vgl. Raubverleger unterwandern Forschung).

Astrologie ist eine sehr machtvolle Kunst, die unser Leben enorm bereichern und vertiefen kann, die uns Selbsterkenntnis bringen kann und Verständnis in einer Tiefe, wie das sonst oft nur eine jahrelange Psychotherapie vermag. Aber Astrologie ist auch eine gefährliche Kunst, die leicht missbraucht werden kann. Wir müssen, um von der Astrologie zu profitieren, sehr fest in uns verankert sein, sehr stabil sein und eine hohe Integration unserer Persönlichkeit erreicht haben. Ansonsten verkommt sie zu einem Rumpfuschen mit großen Worten oder einem "Stümpern in den Sphären der Götter" (zit. nach Tracy Marks).

Gefahr, den Kontakt zu uns selbst zu verlieren

Je mehr wir uns mit abstrakten Symbolen und Begriffen beschäftigen, desto mehr drohen wir den Kontakt zu uns selbst und zur Welt zu verlieren. Wir kommen dann weniger mit unserem Körper und unseren Gefühlen in Kontakt, sondern nur noch mit unserem Verstand, der prall voll ist mit neuen Begrifflichkeiten wie Pluto, Saturn, Auslösung, Transit, Transformation, Progression, karmischer Neumond und dergleichen mehr. Diese neue Sprache kann faszinieren, das gebe ich zu, aber sie darf kein Ersatz für die tiefe, ernsthafte und sinnliche Erfahrung mit unseren Gefühlen und unserem Körper sein. Der gute Astrologe ist dann auch der, der über die inneren Kräfte, die er wahrnimmt meditiert und darin archetypische Kräfte erkennt und nicht der, der zuerst (!) ins Horoskop schaut, um sich dann selbst zu erklären, wie er tickt und was nun wohl geschehen würde.

Astrologische Plattitüden und Voreingenommenheiten

Es gibt so viele dumme Plattitüden unter Astrologen, die alle unhinterfragt weitererzählt werden, so etwa die vom "unberechenbaren" Uranus. Bei dem wisse man nämlich nie, was wirklich geschehen würde. Ich frage mich dann immer, ob das bedeuten soll, dass man bei allen anderen Planeten ganz genau wüsste, was in der Zukunft geschehen würde. Nein, selbstverständlich wissen wir das auch bei allen anderen Planeten nicht. Wir können anhand eines Transits oder einer Auslösung niemals voraussagen, was konkret passieren wird, nämlich bei keinem Planeten. Wir können Themen angeben und gewissermaßen ein Wetterszenario für diesen Saturn- oder jenen Uranustransit entwerfen. Was im Leben des Menschen aber konkret passieren wird, wissen wir nicht. In diesem Sinne ist jeder Planet gleich berechen- oder unberechenbar.

Ein anderes Beispiel: In einem Kurs wurde ich mal gefragt, wofür man denn für eine astrologische Berufsberatung Persönlichkeitstests benötigen würde, es stünde ja ohnehin alles im Horoskop. Das kommt mir ein wenig so vor wie die Argumentation eines Theologen in der beginnenden Neuzeit: "Wir brauchen keine Wissenschaft, es steht ja ohnehin alles in der Heiligen Schrift!" Der gleiche Astrologe ruft heutzutage in seinen Beiträgen zur Verbrennung von Fachzeitschriften für Astrologie auf, weil sie seiner eigenen Meinung widersprechen. In dem Moment, in dem ich anfange, mein Wissensgebiet für das alleinseligmachende zu halten, bin ich zum Dogmatiker und Fundamentalisten geworden. Deshalb ist es auch für Astrologen ratsam, genau hinzuhören, wenn Skeptiker über Astrologen reden, denn mancher Vorwurf hat durchaus seine Berechtigung.

Aber wir sind in der Astrologie ja sogar so ignorant, Forschungsergebnisse, die die Astrologie bestätigen, zu ignorieren. Zwar gilt die Gauquelin-Studie mittlerweile als methodisch lupenrein und wissenschaftlich belastbar, dass sie aber Ergebnisse brachte, die einigen astrologischen Grundannahmen widersprechen, ignorieren wir einfach (vgl. AstroWiki, Michel Gauquelin). Kein Astrologe hatte vor den Gauquelins jemals behauptet, dass ein Mars Ende des 9. Hauses oder Ende des 12. Hauses zum Spitzensportler prädestiniere. Ganz im Gegenteil! Eine derartige Mars-Stellung galt als besonders schwach und ungünstig. Aber wir tun trotzdem weiterhin so, als würde alles, was in den astrologischen Lehrbüchern steht, stimmen. Eigentlich sollte uns die Gauquelin-Studie dazu veranlassen, so gut wie alle Grundannahmen der Astrologie zu hinterfragen. Eine Behauptung wird ja nicht dadurch richtiger, indem sie tausendfach wiederholt wird. Allerdings entfaltet eine so häufig wiederholte Behauptung eine gewisse hypnotische Kraft. Und jetzt sehen Sie mir tief in die Augen und wiederholen 100 Mal den Satz: "Rückläufiger Merkur ist ganz böse!" 😉

Gefahr, an unseren Bildern festzuhalten

Mit der oben angesprochenen Identität ist das so eine Sache. Wir formen unsere Identität eigentlich ausschließlich aus Sätzen und Bildern von anderen. Jemand gab uns nach jahrelanger Anstrengung einen Doktortitel und jetzt halten wir uns für einen Doktor. Jemand sagte, dass wir überdurchschnittlich groß seien und jetzt halten wir uns für groß. Wir halten uns für Frisöre, Tischler, Psychologen, Lehrer, Ärzte…

Aber ist es das, was uns wirklich ausmacht? Alle Vorstellungen, die wir von uns haben, beziehen sich letztendlich auf unser Ego. Und wie falsch das sein kann, erleben manche Menschen beispielsweise im Pensionsschock, dem Moment, wo sie plötzlich keine Macht mehr haben, wo sie nicht täglich mit "Herr Hofrat", "Frau Doktor", etc. angesprochen werden. Wer sind sie dann? Und nicht zuletzt deshalb gehört es auch in der Psychotherapie zur schwersten Frage überhaupt, den Klienten zu fragen: "Wer sind Sie?" Wenn dann Namens- und Berufsbezeichnungen sowie Beschreibungen von körperlichen Merkmalen als Antwort nicht erlaubt werden, verstummen fast alle Menschen. Sie haben schlicht und ergreifend noch nie darüber nachgedacht. Genau diese Frage wäre aber für einen spirituell Suchenden die wesentlichste, denn sie dringt zum Kern, zu unserer Essenz, zu unserem Selbst vor. Alles andere ist nur Oberfläche.

"Ich brauche Freiheit in Beziehungen, weil mein Uranus im 8. Haus steht", ist so eine oberflächliche Aussage, die mir von außen vorgibt, wer ich angeblich bin. Manche neigen dann dazu, das einfach zu glauben und fast schon dogmatisch zu erwarten, dass ihr Partner das versteht und Rücksicht darauf nimmt. Die Astrologie zunächst beiseite zu lassen, Erfahrungen mit Beziehungen zu machen und immer wieder neue Begegnungen zuzulassen, zu spüren, nach innen zu horchen und einfach hinzuhören, was unsere Seele braucht, wäre ein anderer, weit besserer Weg, der zu einem vertieften Verständnis unseres Selbst führen kann, während die Argumentation mit Planetenkonstellationen nur von uns weg führt und auch in die Distanz zu unserem Gegenüber.

Die Pseudosicherheit der Astrologie

Wir leben in einer unsicheren Welt und können jederzeit sterben. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, von wilden Tieren zerrissen zu werden oder im Kriegsgemetzel umzukommen in Mitteleuropa verschwindend gering und wahrscheinlich ist die Welt in den letzten Jahrhunderten insgesamt sehr viel sicherer geworden. Aber es gibt auch andere Unsicherheiten. Wir können unseren Arbeitsplatz verlieren, unser Partner kann sich scheiden lassen oder wir erhalten eine ernstzunehmende Diagnose, haben einen Herzinfarkt oder sterben bei einem Autounfall. Das ist die eine Ebene der Unsicherheit, die in der einen oder anderen Form in der Menschheitsgeschichte immer gleich bleiben wird.

Die andere Ebene ist die der strukturellen Veränderungen unserer Gesellschaft. Denken wir etwa an die Stellung der Frau vor 100 Jahren oder daran, dass vor rund 50 Jahren überall noch ein Totalverbot für Homosexualität bestand. Auf dem Arbeitsmarkt sind viele Berufe verschwunden, die es jahrhundertelang gab, dafür gibt es neue Berufe, von denen wir vor 30 Jahren noch nicht einmal ahnten, dass es sie geben könnte. Die Digitalisierung brachte auch neue Probleme (z.B. zunehmende Kurzsichtigkeit bei Jugendlichen, Suchtgefahr, Abdriften in Parallelwelten, Verlust des Realitätsbezuges) mit sich und neue Gefahren und Abhängigkeiten. So wäre ein Stromausfall in den 1950-er Jahren vergleichsweise bedeutungslos gewesen, während ein Stromausfall über mehrere Tage heutzutage durchaus zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen könnte, weil einfach gar nichts mehr funktionieren würde, keine Supermarktkasse, keine Tankstelle, keine Bankfiliale, keine Müllabfuhr, keine Heizung, …

Das sind nur ein paar der Unsicherheiten, die wir in unserer Gesellschaft erleben. Eine weitere, sehr wichtige, ist der Verlust von Sinn in vielen unserer alltäglichen Tätigkeiten. Und hier bieten Wissenssysteme wie die Astrologie eine verführerische Alternative. Wir glauben jetzt viel zu wissen, wir glauben klüger zu sein als andere. Auch in der unseriösen Esoterikszene wird häufig "Eingeweihten-Wissen" verkauft, das gegen die Anfechtungen einer gefährlichen Welt schützen soll. In Wirklichkeit beschützt dieses Wissen nur unser Ego, das sich dann sicher und groß und bedeutungsvoll fühlen kann. "Ich weiß es besser", ist wohl das Gefühl, in dem viele dann schwelgen. Käme Armageddon und stürzte ein riesiger Meteorit auf die Erde, weiß ich allerdings nicht, worin die Befriedigung bestünde, das ein paar Wochen oder Monate früher gewusst zu haben. Denn tot wären wir dann alle. Jedenfalls auf der physischen Ebene.

Unser Wissen kann uns wie ein Schutz erscheinen, es betäubt eine Weile unsere Ängste und Unsicherheiten. Wenn wir Wissen so einsetzen, wird es uns allerdings schwächen, denn wir können nur durch das Erleben von Unsicherheit, Furcht und Machtlosigkeit wirklich wachsen. Nur dadurch gewinnen wir innere Stärke und sind in der Lage zu reifen. Der Konflikt, die Auseinandersetzung, die tiefe Krise sind die Motoren unserer Entwicklung. Während alles rund läuft, wachsen wir nicht. Und alles Glück der Welt, wenn es nur lange genug dauert, wird uns irgendwann langweilig und schal.

So mancher Astrologe glaubt auch, er könne das Schicksal austricksen, indem er sich auf einen wichtigen Transit vorbereitet und dann zum Beispiel ganz viele "saturnische" Dinge tut. Ja, es kann ein wenig helfen, sich auf den Steinbock-Archetyp einzulassen, aber wenn wir darob den Kontakt zu uns selbst verlieren und nicht mehr auf unsere fünf Sinne und unsere innere Stimme vertrauen, laufen wir dennoch Gefahr, in Bildern und Vorstellungen hängen zu bleiben und an dem, was unsere Seele wirklich bräuchte, vorbei zu gehen.

Gefahr der Selbsthypnose

Einerseits sind unsere gedanklichen Vorstellungen nicht die Wirklichkeit, andererseits haben sie aber doch die Fähigkeit unsere Wirklichkeit zu beeinflussen. Dies geschieht einerseits über selektive Wahrnehmung, andererseits aber auch durch subtile Beeinflussung unseres Gegenübers.

Wenn ich zutiefst überzeugt bin, dass Flüchtlinge gefährlich sind, werde ich in der Wirklichkeit auch beständig Belege dafür finden. Gehe ich davon aus, dass sie genauso sind wie wir, werde ich auch das in der Realität bestätigt finden. In Verbrechensstatistiken zeigt sich ein ähnliches Phänomen. Vor kurzem wurde eine Kriminalitätsstatistik für Wien veröffentlicht, die zeigte, dass Menschen sich im 10. und 11. Wiener Gemeindebezirk am unsichersten fühlen. Das entspricht unseren Vorannahmen über diese Bezirke. In der Realität werden jedoch im 1. Wiener Bezirk die meisten Verbrechen begangen und zur Anzeige gebracht, jenem Bezirk, in dem die Menschen sich am sichersten fühlen.

Ebenso sind Terroranschläge seit den 1970-er Jahren in Europa massiv gesunken (vgl. Die Geschichte des Terrors in Westeuropa), obwohl die meisten Menschen wohl etwas anderes vermuten würden.

Psychologen haben beispielsweise festgestellt, dass Lehrer, die bestimmte Schüler für langsam und wenig intelligent halten, diese anders behandeln als solche, die sie für begabt halten. Dadurch bestätigen sich im Lauf der Zeit ihre Vorurteile und der für langsam gehaltene Schüler wird ganz allmählich anfangen, sich selbst für langsam und dumm zu halten (zit. nach Tracy Marks).

Ebenso dürfte es in der Astrologie häufig vorkommen, dass wir einem Menschen mit bestimmten astrologischen Vorurteilen begegnen und gar nicht mehr so genau hinhören, was er eigentlich sagt. Dann heißt es oft nur: "Da spricht wieder die Jungfrau!" oder "typisch Skorpion, denkt immer nur an Sex!" Wie sehr wir Menschen damit verletzen und, sollten es Klienten sein, sogar beeinflussen und in ihrer Entwicklung hemmen können, ist uns oft gar nicht bewusst. Wenn aber eine astrologische Beratung dazu führt, dass sich ein Klient WENIGER mit sich selbst auseinandersetzt, seine eigenen Sinne nicht mehr gebraucht und keine Lösungen jenseits astrologischer Vorurteile mehr sucht, dann ist etwas schiefgelaufen. Dann haben wir in gewisser Weise diesem Menschen Gewalt angetan.

Gefahr des Machtmissbrauchs

Schon aus dem Grund sollten wir mit Prophezeiungen und Aussagen über die Zukunft sehr sehr vorsichtig umgehen! Denn, ob wir das wollen oder nicht, Klienten schreiben uns eine gewisse Macht, Weisheit und einen größeren Überblick zu. Das erzeugt auch eine höhere Verantwortung, die wir uns zu missbrauchen hüten sollten!

Es gibt leider einige Astrologen, die sich von dieser äußeren Machtzuschreibung blenden lassen und damit ihr Ego noch weiter aufblähen. Sie wähnen sich spirituell weiterentwickelt als ihre "niederen" Mitmenschen und glauben, sich diesen gewöhnlichen Menschen und vielleicht auch weltlichen Gesetzen nicht mehr aussetzen zu müssen. Wozu sollen wir uns noch mit denen abgeben, die ohnehin nicht auf unserer Bewusstseinsebene sind? All die Kritiker, die Wissenschaftler da draußen, sie sind ja längst nicht so weit und so weise wie wir, wozu sich also mit ihrer Kritik überhaupt noch auseinandersetzen? Spätestens an der Stelle haben wir dann den Kontakt zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und vielleicht sogar zur Realität verloren.

Wir vergessen dabei, dass der tiefste und erfüllendste Kontakt mit anderen Menschen nicht aus dem Verstand kommt, sondern von Herz zu Herz geschieht, durch direkten Augenkontakt, durch die Offenheit unseres Herzens und durch direkten Ausdruck. Vielleicht könnten wir sogar pathetisch formulieren: "Ein einziger Tropfen Liebe ist bedeutsamer als ein Ozean Verstand."

Ein guter Astrologe dagegen ist sich bewusst, dass er über das Leben des Klienten überhaupt nichts weiß. Zwar können wir im Geburtshoroskop gewissen Tendenzen und Themen erkennen, wie der konkrete Mensch diese Anlagen aber erlebt, was er daraus gemacht hat und welche konkreten Erfahrungen sein Leben ausmachen, wissen wir nicht. Wir müssen uns das schildern lassen, genau hinhören und unser Herz berühren lassen, um wirklich zu verstehen und letzten Endes hilfreich sein zu können. Vorschnell eine Konstellation zu nennen und dem Klienten unser Buchwissen aufzuzwängen, wird lediglich unserem Ego, aber nicht dem Klienten helfen.

Von Klientenseite mag es nur wenige Menschen geben, die sich wirklich gründlich und tief mit sich selbst auseinandersetzen wollen und von denen, die das wollen, werden wohl die meisten einen Psychotherapeuten aufsuchen und nur sehr wenige einen Astrologen. Es könnte leider wahr sein, dass viele Menschen heute pseudo-astrologischen Unsinn à la AstroTV erwarten und nur wissen möchten, wann "DAS" endlich vorbei ist, aber nicht, was sie selbst tun könnten, um eine Konstellation oder einen Transit optimal zu nutzen. Die Zielgruppe derer, die von seriöser Astrologie profitieren können und wollen, dürfte verschwindend gering sein. Aber Erkenntnis, Weisheit und Liebe konnten wohl historisch noch nie auf den Hauptstraßen oder in heutiger Terminologie, im Mainstream, gefunden werden…

Hinweis

Den Artikel habe ich im Sommer 2018 geschrieben und nur geringfügig verändert. Veranlasst dazu wurde ich durch eine Flut besonders unseriöser Veröffentlichungen auf Youtube. Große Worte wie: "Neugeburt", "Bestimmung der Menschheit", "Dramatischer Monat", "Große Erschütterungen", "Katastrophe kommt bald", "Schockierende Wahrheit", "Es wird knallen", "Düstere Prophezeiungen erfüllen sich" oder "Dieses Datum entscheidet alles", werden dort ziemlich inflationär benutzt.

Meist wird zur Begründung dieser Thesen irgendetwas Astrologisches zusammengesucht, das sich halbwegs stimmig anhört. Weitaus die meisten dieser unseriösen Astrologen transportieren ihre eigene Meinung, machen den Menschen Angst und begründen das mit beliebigen astrologischen Vokabeln und eher selten mit halbwegs stimmigen astrologischen Hypothesen oder Ableitungen. Viele dieser Astrologen haben 30.000 Follower und mehr. Sie seien ihnen vergönnt! Allerdings sollten sie sich auch der Tatsache bewusst sein, dass sie Menschen Angst machen und möglicherweise nur deshalb so marktschreierisch publizieren, weil es ihnen um Klicks und Werbeeinnahmen geht. Obendrein zerstören sie auch den Ruf der Astrologie und das äußerst gründlich!

Jupiter in Stier

Abb. 1. Neumond Mai 2023, 19.5.2023, 15:53 Uhr UT, ohne Häuser.

Mit Jupiter wechselt in diesem Jahr schon der dritte Langsamläufer das Tierkreiszeichen. Am 7. März tat das Saturn, mit seinem Eintritt in die Fische, und am 23. März Pluto, mit seinem Eintritt in den Wassermann. Am 16. Mai 2023 tritt Jupiter in das Tierkreiszeichen Stier ein, wo er bis 25. Mai 2024 bleiben wird.

Der Wechsel von Jupiter in Stier geht mit einem Quadrat Jupiters zu Pluto einher. Pluto wurde am 1. Mai 2023 rückläufig und steht am 16. Mai auf 0°19′ Wassermann. Innerhalb von 5 Grad Orbis bleibt Jupiter von 26. April bis 8. Juni 2023 im Quadrat mit Pluto. Exakt wird dieses am 18. Mai. Zu dieser gespannten Konstellation gesellt sich ab Mitte Mai auch Mars, der sich in den letzten Graden des Zeichens Krebs bewegt. Damit ergeben sich neben dem Neumond (siehe Abbildung 1) gleich drei markante Konstellationen, nämlich ein zunehmendes Quadrat Jupiters mit Pluto am 18.5.2023, eine Opposition von Mars zu Pluto am 21.5.2023 und ein Mars-Quadrat zu Jupiter am 23.5.2023.

Dieses Spannungsdreieck oder T-Quadrat wird insbesondere in der zweiten Mai-Hälfte sehr stark spürbar sein. Entwicklungen, die 2020 mit der Konjunktion von Jupiter und Pluto begonnen haben, kommen jetzt zum Durchbruch. Es zeigt sich, was von diesen Entwicklungen Bestand hat und wovon wir uns verabschieden müssen. Abgemildert werden diese gespannten Konstellationen aber von mehreren harmonischen Aspekten, nämlich von einem Mars-Neptun-Trigon, einem Sonne-Pluto-Trigon und von mehreren Sextilen, nämlich Pluto Sextil Neptun, Neptun Sextil Sonne und Sonne-Mond Sextil Mars. Dadurch ergibt sich eine überaus dynamische Zeitqualität, in der wichtige Durchbrüche gelingen, aber auch einflussreiche Persönlichkeiten (Jupiter-Pluto) endgültig scheitern könnten. Mit Plutos Stellung in Wassermann (noch bis 11. Juni 2023) und Jupiters Stellung im Stier, könnte es auch zu einer entscheidenden Konfrontation innovativer und zukunftsorientierter mit konservativen und beharrenden Standpunkten kommen.

Jupiter in Stier

Jupiters Aufenthalt in Stier dauert etwas mehr als ein Jahr, nämlich von 16.5.2023 bis 25.5.2024. Das Tierkreiszeichen Stier hat mit Materie, Ressourcen, dem Boden, auf dem wir stehen, wortwörtlich der Erde, landwirtschaftlichen Nutzflächen, Immobilien, Ernährung und der Sippe zu tun. Es geht hier um soziales Engagement, Abgrenzung, (Revier-)Verteidigung und Sammelleidenschaft. Jupiter in Stier wird unseren Umgang mit diesen Themen beleuchten, er begünstigt vor allem den sinnlichen Genuss und die schönen Dinge des Lebens. Das ist vielleicht für Menschen mit Gewichtsproblemen keine gute Nachricht 😉

Nach der Regel "Jupiter expandiert, was er transitiert", erleben wir in den kommenden Monaten vielleicht noch einmal ein Aufbäumen alter Werte, eine kurze Phase von Expansion an den Börsen und eine Zunahme konservativer, bewahrender Standpunkte. Mit dem Eintritt von Jupiter in die Zwillinge (Mai 2024) und dem beginnenden Uranus-Pluto-Trigon (ab Sommer 2024) sowie den Zeichenwechseln von gleich drei Langsamläufern im Jahr 2025 (30.3.3025: Neptun in Widder, 25.5.2025: Saturn in Widder, 7.7.2025: Uranus in Zwillinge) dürfte sich das dann grundlegend ändern. Eine luftige, flexible und sehr innovative Zeitqualität löst dann endgültig konservative und beharrende Standpunkte ab.

Der Jupiter-Transit im Stier könnte eine günstige Zeit sein, um finanzielle Angelegenheiten anzugehen, Investitionen zu tätigen oder nach beruflichen Möglichkeiten zu suchen, die zu materieller Sicherheit und Wachstum führen können. Es könnte auch eine Zeit sein, in der sich Beziehungen vertiefen, da der Stier auch mit Stabilität und Hingabe in Verbindung gebracht wird. Stier und Wassermann sind die beiden sozialsten Zeichen im Tierkreis. Während es Stier eher um die Stärkung der Sippe, der engen Familie und der "eigenen Art" geht, geht es Wassermann um die Stärkung von Ideen, Idealismus und Humanismus. Ein Konflikt der beiden Zeichen konfrontiert uns mit der Frage, was das beste für unsere Familie und unsere engsten Freunde ist und wie wir das mit dem Gemeinwohl und einer möglichst großen Zahl von Menschen in Verbindung bringen könnten.

Der Stier steht auch für Beharrlichkeit und langfristige Erfolge, weshalb mit Jupiters Aufenthalt im Stier Geduld und Ausdauer erforderlich sein könnte, um langfristige Erfolge zu erzielen. Es könnte eine Zeit sein, in der man die Dinge Schritt für Schritt angehen und auf nachhaltige Resultate hinarbeiten sollte. Die Schattenseiten von Jupiters Transit durch den Stier könnten darin bestehen, dass wir übermäßig materialistisch sind, zu Trägheit und Stagnation neigen, sehr stark an Besitz festhalten oder einen ausgeprägten Widerstand gegen Veränderungen an den Tag legen.

Jupiter beginnt mit seinem Eintritt in den Stier auch die Annäherung an Uranus, mit dem er am 21. April 2024 eine einmalige Konjunktion bildet. Die beiden Planeten nähern sich aus Erdsicht bereits zwischen August und Oktober 2023 auf etwa 8 Grad an. Jupiter-Uranus ist eine besonders innovative und erfinderische Konstellation. Wir können in dieser Zeit wissenschaftliche Durchbrüche, aber auch bahnbrechende Erfindungen erwarten. Im Stier könnten diese vor allem mit Ernährung, Landwirtschaft, Ressourcengewinnung, Immobilien und Geldanlage zu tun haben. Auch wichtige Durchbrüche im 3D-Druck (Uranus, der auf Materie einwirkt) sind möglich, ebenso wie Erfindungen in der Speicherung von elektrischem Strom.

Die außergewöhnliche Woche vom 15. bis 21. Mai 2023

In der Woche vom 15. bis 21. Mai 2023 kommt es zu zahlreichen astrologischen Konstellationen, die einen Energiewechsel und bedeutsame Veränderungen der Zeitqualität andeuten.

  • 15.5.2023: Merkur wieder direktläufig und Mars erreicht sein exaktes Trigon mit Neptun
  • 16.5.2023: Jupiter wechselt in den Stier
  • 18.5.2023: Jupiter bildet ein Quadrat mit Pluto auf 0°18′ Stier/Wassermann
  • 19.5.2023: Neumond im Stier, im Trigon mit Pluto und in Sextilen mit Neptun und Mars
  • 20.5.2023: Mars wechselt in den Löwen
  • 21.5.2023: Mars bildet eine exakte Opposition mit Pluto; außerdem wechselt die Sonne in die Zwillinge.

In der Folgewoche bildet Mars dann am 23. Mai noch ein exaktes Quadrat mit Jupiter. Eine so geballte Häufung von wichtigen Konstellationen ist selten und kündigt wohl wichtige energetische Wechsel im Kollektiv an. So könnten etwa die Börsenkurse verrücktspielen, Wahlen ungewöhnliche Wahlsieger ergeben, Machtkonflikte eskalieren oder mächtige Persönlichkeiten überraschend Schiffbruch erleiden.

Diese Konstellationen sind außerdem eingebettet in einen größeren Wechsel von einer eher erdigen Qualität zu einer mehr luftigen Zeitqualität. Das bedeutet von materialistischen, beharrenden, fortschrittsfeindlichen Standpunkten hin zu Innovation, Vernetzung und Kommunikation. Dieser Wechsel läuft verstärkt seit 2020 (siehe Artikel: "Der Beginn einer neuen Ära"). Allerdings handelt es sich hier um einen langsamen, allmählichen Übergang. Mit dem Wechsel von Jupiter in Stier und dem Wiedereintritt von Pluto in den Steinbock (11. Juni 2023) dürften alte Energien des Materialismus und Konservativismus, jene Kräfte, die eine starke Hand und autoritäre Führung erwarten, noch einmal Auftrieb erhalten. Auch die Börse und Banken könnten noch einige Monate lang davon ausgehen, dass jetzt alles wieder in Ordnung wäre und sie so weitermachen könnten wie bisher.

Das Jupiter-Pluto-Quadrat

Abb. 2. Jupiter-Pluto-Quadrat, 18.5.2023, 1:11 Uhr UT, ohne Häuser.

Jupiter und Pluto trafen sich 2020 zu einer dreimaligen Konjunktion, am 5. April, 30. Juni und 12. November 2020. April und November waren die Zeiten der ersten beiden großen Corona-Wellen, aber auch eine Zeit wild wuchernder Verschwörungserzählungen. Im Zusammenkommen von Pluto und Jupiter werden Weltentwürfe, Vorstellungen und Konzepte (Pluto) expandiert (Jupiter). Bisweilen werden hier auch Dinge zusammengefügt, die nicht zusammengehören.

In der Begegnung von Jupiter und Pluto treffen sich zwei sehr starke Energien, wobei die eine Energie mit aller Macht in die Tiefe will und die andere mit aller Macht in die Höhe strebt. Pluto ist der Gott der Unterwelt und Jupiter der Herrscher des Olymps. Die gesellschaftliche Evolution paart sich mit dem plutonischen Blick in die Tiefe der Seele. Jupiter geht es immer um Sinnfindung, um Zusammenhänge, um Bedeutung. Jupiter will das Leben verstehen, den großen Plan sehen, die sinnhafte Klammer, die alles zusammenhält. Trifft er sich mit Pluto, ist es nur verständlich, dass diese großen Sinnzusammenhänge mit Ängsten, Tabus, Verstrickungen, Abgründen und Gewalt zu tun haben.

Wenn Jupiter und Pluto am 18. Mai ein Quadrat zueinander bilden, kommt dieser Zyklus in die Durchbruchskrise. An der Stelle des Zyklus zeigt sich, was von dem, was um die Konjunktion entstanden ist, bleibt und was verworfen werden muss. Die Stellung dieses Quadrats genau auf den Zeichenübergängen Steinbock/Wassermann sowie Widder/Stier ist bemerkenswert. Zudem löst Mars dieses Quadrat aus, indem er eine Opposition zu Pluto und ein Quadrat zu Jupiter bildet. Innerhalb von 5 Grad Orbis dauert das Quadrat Jupiters zu Pluto von 26. April bis 8. Juni 2023.

Den Übergang von Steinbock nach Wassermann nennen manche Astrologen die Sollbruchstelle im Tierkreis. Hier soll und muss etwas unwiderruflich zerbrechen und überwunden werden. Es könnte sich um eine weltanschauliche Desillusionierung handeln, einen Schock am Immobilienmarkt oder um das Scheitern einer sehr mächtigen Person. Auch ein Zusammenstoß von betont progressiven mit betont konservativen Menschen wäre denkbar. Vielleicht sollten wir noch berücksichtigen, dass etwa einen Monat zuvor eine totale Sonnenfinsternis auf 29°50′ Widder stattfand, ebenfalls im Quadrat mit Pluto auf exakt der gleichen Gradzahl, allerdings mit Pluto noch direktläufig. Hier geschah jedenfalls ein Bruch, der für die weiteren Entwicklungen bedeutsam sein dürfte.

Sowohl Jupiter als auch Pluto geht es um Wachstum, allerdings gilt das Motto: „Mit dem Unbewussten muss gerechnet werden!“ Das Wachstum bei Jupiter ist nach außen gerichtet und wir streben hier in erster Linie materielle Erfolge an, ein schönes Auto, das den Nachbarn vor Neid erblassen lässt, oder teure Urlaube, eine protzige Uhr, einen Karrieresprung in der Firma und vieles mehr. Plutos Streben ist anderer Art. Es will in die Tiefe, will Ganzheit, Vollständigkeit und Echtheit. Und hier ist es auch möglich, dass wir äußerlich gerade arbeitslos sind, sehr verzweifelt oder in einer tiefen Depression stecken, während unsere Seele dennoch wächst und auf lange Sicht sehr gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgeht.

Die Planeten Jupiter und Pluto haben beide auf ihre Art mit Macht, Überschuss und Expansion zu tun. Jupiter steht auch für Reisen und fremde Länder. Damit könnten unter anderem auch die Themen Migration, Überbevölkerung, Globalisierung, aber auch religiöse Fragen in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses treten.

Abrupte Veränderungen an den Börsen sind mit Jupiters Quadrat zu Pluto nicht auszuschließen. Jupiter untersucht im kommenden Jahr auch, wie solide Banken und Finanzkonstrukte sind und Pluto dürfte alles zum Einsturz bringen, was kein festes Fundament hat. Da die Konjunktionen von Jupiter und Pluto am Höhepunkt der Corona-Pandemie stattgefunden haben, dürfte es jetzt auch um die Aufarbeitung damaliger Maßnahmen und eventueller Fehler gehen. Auch neue Realitätskonstrukte, die ebenfalls ein Thema von Jupiter und Pluto sind, werden jetzt getestet und auf ihre Tragfähigkeit geprüft. In vielen Ländern zeigte die Coronakrise Probleme im Gesundheitswesen, im Handel und im Bildungsbereich, uns wurden die Schattenseiten der Globalisierung bewusst und die Risiken der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. In all diesen Bereichen müssen neue, nachhaltigere und tragfähigere Lösungen für die Zukunft gefunden werden.

Die Konstellation Jupiter-Pluto hat also einerseits zu tun mit großen Zielen, dem Streben nach Macht und Einfluss, dem großen Glück, andererseits aber auch mit Nachhaltigkeit, Echtheit und tiefer gehenden, dauerhaften Werten. Und so geht es uns unter dieser Konstellation häufig so wie in dem Zitat von Laotse: „Erzwungenes wächst eine Weile, doch dann welkt es dahin.“ Nur was wirklich echt ist und ein tiefes, solides Fundament hat, wird wirklich erblühen.

Die Jupiter-Chiron-Konjunktion

Abb. 1. Jupiter-Chiron-Konjunktion, 12.3.2023, 6:53 Uhr UT, ohne Häuser.

Am 12. März 2023 findet eine einmalige Jupiter-Chiron-Konjunktion auf 14°27′ Widder statt. Innerhalb 5 Grad Orbis dauert die Konjunktion von 16. Februar bis 9. April 2023. Nach dem Saturn-Ingress in das Zeichen Fische am 7. März, ist das die zweite wichtige Konstellation des Monats März. Die dritte und letzte wird am 23. März mit dem Ingress Plutos in das Zeichen Wassermann stattfinden. Damit beschert uns der März gleich drei überaus wichtige Konstellationen, die die Zeitqualität erheblich verändern dürften. Zu Saturn in Fische und Pluto in Wassermann gibt es bereits Artikel in diesem Blog (vgl. Artikel Saturn in Fische und Pluto in Wassermann – der Übergang).

Die Jupiter-Chiron-Konjunktion hat vor allem mit den Themen Leid, Schmerz und Einsamkeit sowie der Suche nach Sinn und Bedeutung zu tun. Im Widder geht es auch um Energie, Impulse und Tatkraft. Auf der mundanen Ebene haben wir es aktuell mit einer massiven Energiekrise, bedingt durch die Notwendigkeit des Ausstiegs aus Öl und Gas zu tun. Eine solche Ölkrise gab es übrigens auch 1973, als Chiron das letzte Mal im Zeichen Widder stand. Dennoch dürfte der jetzt beginnende Zyklus ein Zyklus des Handelns und der Tatkraft sein. Im Widder wird nicht philosophiert, im Widder werden Impulse gesetzt und werden die Ärmel hochgekrempelt. Wir handeln jetzt im Bewusstsein unserer Verwundbarkeit und unseres Eingebundenseins in ein größeres Ganzes. Das Setzen einer Handlung, der Anfang von etwas Neuem, hat Konsequenzen. Aber Nicht-Handeln ist dennoch keine Option. Und vielleicht kann der konstruktiv ausgetragene Konflikt auf lange Sicht auch heilsam sein.

Die Hauptphasen des Jupiter-Chiron-Zyklusses

Der Jupiter-Chiron-Zyklus ist einer der schnelleren Langsamläufer-Zyklen und dauert zwischen 13 und 17 Jahren. Das ist leicht nachvollziehbar, da Jupiter für eine komplette Wanderung durch den Tierkreis 12 Jahre benötigt und Chiron in dieser Zeit kaum weitergewandert ist. Allerdings ist die Chiron-Bahn stark elliptisch, was dazu führt, dass er sich in den Zeichen Fische und Widder jeweils etwa 7 bis 8 Jahre aufhält, während er in den Zeichen Jungfrau und Waage nur etwa 1 1/2 bis 2 Jahre verweilt. Ab 12. März 2023 wird Chiron im laufenden Zyklus folgende Hauptaspekte mit Jupiter bilden:

  • Konjunktion: 12.3.2023, 14°27‘ Widder
  • zunehmendes Quadrat: 23.10. und 21.12.2025 sowie 2.7.2026
  • zunehmendes Trigon: 2.12.2026 sowie 3.1. und 17.8.2027
  • Opposition: 9.11.2029 auf 9°55‘ Stier/Skorpion
  • abnehmendes Trigon: 27.1., 31.7. und 26.10.2032
  • abnehmendes Quadrat: 6.3., 3.9. und 19.11.2033
  • Konjunktion: 22.7.2036 auf 16°37‘ Zwillinge

Chiron wurde 1977 auf 3°50‘ Stier entdeckt. Im Verlauf dieses neuen Jupiter-Chiron-Zyklus wird Chiron also erstmals auf die Gradzahl seiner Entdeckung zurückkehren und zwar am 23. Juni und 21. Oktober 2027 sowie am 18. April 2028. Das ist insofern relevant, weil wir als Astrologen davon ausgehen, dass ein Himmelskörper wenigstens einmal durch den gesamten Tierkreis gewandert sein muss, um ausreichend Erfahrungen zu haben, ihn wirklich treffend interpretieren zu können. Dies sollten wir etwa auch bei der Interpretation Plutos berücksichtigen, der den Punkt seiner Entdeckung von 1930 erst im Jahr 2173/74 wieder erreichen wird, wie Holger Faß im Editorial der aktuellen Meridian-Ausgabe zu bedenken gibt (vgl. Meridian 23/02).

Der letzte Zyklus von Jupiter und Chiron begann im Jahr 2009 im Wassermann, dem Zeichen, das für Unabhängigkeit, Freiheit und große Visionen steht. Mit der Verbindung der Himmelskörper Chiron und Jupiter durften wir uns der Probleme und Ungerechtigkeiten, die es in unseren Gemeinschaften gab, schmerzlich bewusst werden. Der letzte Zyklus von Chiron und Jupiter war außerdem eng mit Neptun verknüpft. Zwischen Mai 2009 und Februar 2010 fanden zahlreiche Konjunktionen dieser drei Himmelskörper untereinander statt, drei Jupiter-Chiron-Konjunktionen, drei Jupiter-Neptun-Konjunktionen und eine Chiron-Neptun-Konjunktion. Damit hatten wir es hier mit sehr viel transpersonaler, gesellschaftsverändernder und spiritueller Energie zu tun, die expandiert (Jupiter) werden sollte. Es war vielleicht ein Zyklus, der unser Augenmerk auf Mitgefühl, ganzheitliches Denken und Spiritualität lenken sollte (vgl. Artikel Chiron Opposition Jupiter).

Chiron und Jupiter im Mythos

Als unehelicher Sohn von Kronos (Saturn) ist Chiron ein Stiefbruder von Zeus (Jupiter). Mythologisch haben die beiden dennoch kaum miteinander zu tun. Erst als Chiron aus Mitgefühl an Zeus herantritt, um Prometheus von seinem Leid zu erlösen, reden die beiden miteinander. Nachdem Chiron drei Tage in der Unterwelt zugebracht hatte, zeigte auch Zeus Mitgefühl und befreite ihn. Als Belohnung wurde Chiron als Sternbild des Schützen an den Himmel versetzt.

Es gibt noch viele weitere Aspekte, die im Chiron-Mythos eine Rolle spielen, etwa die Themen unverschuldete Verwundung, Schmerz, Leiden, Suche nach einem Heilmittel, Einsamkeit, Isolation, Ausgestoßensein, Trauma, Weisheit, Bildung und höheres Bewusstsein. Im Widder dürften wir es hauptsächlich mit einem Mangel an Spontaneität, fehlender Durchsetzungsfähigkeit und mangelndem Mut zu tun haben. Die Lernaufgabe ist hier nicht, wie bei Saturn, in diesen Bereichen durch Üben besser zu werden, sondern durch den Schmerz eine andere Einstellung, ein höheres Bewusstsein zu gewinnen. Der Widder hat auch mit Angriff, Krieg und Gewalt zu tun, weshalb es im neu beginnenden Jupiter-Chiron-Zyklus vielleicht auch darum geht, kollektiv eine andere Einstellung zum Thema Gewalt und Krieg zu gewinnen.

Chiron und Mitgefühl

Wenn wir in der Astrologie von Chiron sprechen, denken wir an unverschuldete Wunden, Schmerz, Leiden, aber auch großes Wissen und Weisheit. Im obigen Mythos spielt Mitgefühl eine große Rolle. Ich habe an früherer Stelle den Chiron-Mythos auch mit der schamanischen Initiation in Verbindung gebracht (vgl. Artikel Chiron in Widder). Wir Menschen fürchten Leid und Schmerz. Trotzdem entwickeln Menschen durch Krankheit, Leiden und Schmerz oft mehr Mitgefühl. Wahrscheinlich sollte man das nicht verallgemeinern, aber Menschen, die niemals krank waren, niemals große Enttäuschungen verkraften mussten oder Schmerz, erleben wir mitunter als hart, unnachgiebig und mitleidlos, so als wäre jeder, der krank wäre oder Schmerz erführe, gewissermaßen selber schuld. Erst durch Enttäuschung, Leid und Schmerz, körperlich oder emotional, werden Menschen weicher, mitfühlender und demütiger. Jedenfalls im Idealfall. Im ungünstigen Fall können sie auch resignieren oder verbittert werden.

Die Konjunktion von Jupiter und Chiron am 12. März 2023 erzählt vielleicht von dieser Weisheit, diesem Mitgefühl und dieser größeren Perspektive, die das Leiden uns auch ermöglichen könnte.

Die Chiron-Wunde im eigenen Horoskop lehrt uns auch Demut. Wir leben zwar in einer rationalen Macher-Welt, aber mit Chiron erleben wir, dass wir nicht immer etwas tun können. Vielleicht ist das überhaupt die größte Illusion des Westens. Wir wollen alles kontrollieren, uns gegen alles und jedes versichern und am liebsten heute schon auf mögliches Ungemach in Jahrzehnten vorbereitet sein. Wir können einfach nicht akzeptieren, dass wir manchmal ohnmächtig und hilflos sind. Wir verlieren dabei aus dem Blick, wie flexibel und anpassungsfähig wir Menschen eigentlich sind. Gerade Naturkatastrophen, wie das aktuelle Erdbeben in der Türkei und in Syrien mobilisieren mitunter Kräfte, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie haben. Menschen arbeiten 48 oder 72 Stunden durch und sind glücklich, wenn sie unerwartet doch noch jemanden retten konnten. Oft blitzt in solchen Momenten die Erkenntnis auf: "Dafür sind wir Menschen gemacht! Für diese Solidarität, für diese gegenseitige Hilfeleistung, für diese Kooperation. Das ist der Sinn!" Menschen empfinden oft zum ersten Mal Sinn, Befriedigung, Zufriedenheit und Glück, trotz der leidvollen und schmerzlichen Umstände.

Wenn Astrologen plötzlich neue Himmelskörper oder sensitive Punkte ins Horoskop einzeichnen, hat das auch mit einem kollektiven Bedürfnis zu tun. Mit Chiron geschah das fast weltweit. Wenn ich diese Neuerung sehr positiv deuten wollte, würde ich vermuten, dass mit Chiron das Mitgefühl in die Welt kam. Mir ist klar, dass es sowohl in der Wissenschaft als auch im Bereich der Spiritualität und Esoterik sehr viele Weltuntergangspropheten gibt. Und mir ist auch klar, dass man oft sehr genau hinsehen muss, um zu erkennen, dass die Welt sich auch zum Positiven verändert. Aber als Menschheit scheinen wir verlernt zu haben, Gutes zu sehen, wenn es geschieht. Wir sind es gewohnt, in Katastrophenszenarien und Untergängen zu denken. Aber eines sollte uns klar werden: immer wenn wir denken, dass wir als Einzelperson zu klein sind, um etwas Positives zu bewirken, bedeutet das im Grunde nur, dass wir nicht diejenigen sein werden, die das Gute bewirken, während andere es sich zutrauen und wahrscheinlich mehr bewirken als sie selbst für möglich gehalten hätten.

Versuch einer Deutung der Jupiter-Chiron-Konjunktion

Chiron und Jupiter treffen einander im Zeichen Widder. Dieses Zeichen steht für Tatkraft, Wille, Wettkampf, Angriff, Impulsivität und Entschlossenheit. Wenn wir uns auf eine mundane Konstellation beziehen, können wir die Stellung im Widder auch so deuten, als ob sie im 1. Haus stattfinden würde. Demnach geht es hier um Selbstbehauptung, um das Setzen von Impulsen, um Wachstum und den Anfang von etwas. Eine Jupiter-Stellung allein würde im Widder für ungebremstes Wachstum, leidenschaftliche Neuanfänge und ungehinderte Expansion stehen. Zusammen mit Chiron bekommen wir es hier aber mit dem Schmerz des Neuen, mit den Hindernissen auf dem Weg und mit Verletzungen zu tun, die das Neue auch bewirken kann.

Chiron und Jupiter haben beide spirituelle Bedeutung, sie stehen für Sinnsuche, Einsicht und Orientierung im Geistigen. Über die Auseinandersetzung mit einem tiefen Schmerz (Chiron) soll sich unser Bewusstsein wandeln. Die Themen des vorigen Zyklus berücksichtigend, könnten etwa die Klimaproteste deutlich aggressiver werden als bisher. Im positivsten Sinn könnten wir aber auch realisieren, dass es jetzt endlich Zeit ist zu handeln und engagiert in eine neue Energie-Zukunft aufzubrechen. Widder ist unter anderem auch das Zeichen für Antrieb und Energie und das kann durchaus auch wörtlich verstanden werden, als Energieerzeugung, Antrieb von Fahrzeugen und neuen Formen der Fortbewegung. Als Widder-Zyklus wird es vermutlich ein äußerst aktiver Zyklus, in dem sehr rasch und sehr entschlossen gehandelt wird. In der Verbindung mit Chiron kommt es dann allerdings immer wieder zu Selbstzweifeln, Infragestellungen und Isolationsgefühlen, insbesondere in den Hauptphasen des Zyklus.

Alle Themen, die mundanastrologisch mit dem Widder-Archetyp zu tun haben, dürften im laufenden Zyklus, und vielleicht besonders um die Tage Anfang März 2023, zum Thema werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wären das die Themen Krieg, Gewalt, Angriff, Energie, Energieerzeugung und Antriebe. Der Fokus liegt bei Chiron aber immer auf einer Einstellungsveränderung und einem Bewusstseinswandel. Die genannten Themen dürfte dabei jeweils die Auslöser für ein vertieftes Nachdenken und einen Einstellungswandel sein.

Chiron-Jupiter auf der persönlichen Ebene

Wir könnten uns Fragen stellen, die mit Mut und Initiative zu tun haben. Die Willenskraft selbst könnte uns zur Frage werden. Sind wir immer in der Lage, alles zu tun, was wir wollen oder ist es manchmal klüger abzuwarten? Was können wir in ohnmächtigen, hilflosen Situationen tun und wie verändert das unsere Einstellung und unser Bewusstsein? Wofür lohnt es sich zu kämpfen und wie gehen wir mit Rückschlägen um? Wir handeln jetzt im Bewusstsein unserer Verwundbarkeit und setzen uns auch mit Fragen der Energie auseinander. Was schwächt uns und was stärkt uns? An welchen Stellen ist es klug, sich in den Dienst einer größeren Sache zu stellen und für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen? (Jehle, 2022)

Menschen, die selbst einen Hauptaspekt (Konjunktion, Quadrat, Trigon, Opposition) von Chiron und Jupiter im Horoskop haben, dürften diese Konjunktion besonders stark spüren. Darüber hinaus auch jene, die Stellungen um 15 Grad kardinal aufweisen. Einen Orbis von 3 Grad berücksichtigend, sind das alle Menschen mit Planten- oder Achsenstellungen zwischen 11°27′ und 17°27′ Widder, Krebs, Waage und Steinbock.

Saturn in Fische

Abb. 1. Saturn Ingress Fische, 7.3.2023, 14:33 Uhr MEZ (13:33 Uhr UT), ohne Häuser.

Am 7. März 2023 tritt Saturn in das Fischezeichen ein und bleibt dort zunächst bis 25. Mai 2025. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt im Widder, wird er sich in der Zeit von 1. September 2025 bis 14. Februar 2026 noch einmal in den Fischen aufhalten. Insgesamt wird er also 2 Jahre und 8 Monate in diesem Zeichen bleiben, bevor er am 14. Februar 2026 endgültig in den Widder eintritt. Lediglich sechs Tage später bildet er dann eine einmalige Konjunktion mit Neptun auf 0°45‘ Widder. Saturn in den Fischen nimmt ab März 2023 das Planetenthema Saturn-Neptun auf, das sich dann zunehmend verstärken dürfte, je näher Saturn Neptun kommt. Einen Orbis von 5 Grad annehmend, dauert die Konjunktion von Saturn und Neptun von 7. April 2025 bis 20. April 2026 mit einer einmaligen Exaktheit am 20. Februar 2026.

Die WWW-Regel in der Radixdeutung

In der Individual-Astrologie ist ganz klar, wie wir die Stellung eines Planeten deuten, nämlich gemäß der WWW-Regel. Dieses Kürzel hat hier nichts mit dem Internet zu tun, sondern steht für was, wo und wie. Anhand eines Beispiels würden wir Saturn im 3. Haus in Stier so deuten, dass etwas strukturiert, gemeistert, normiert oder geformt werden muss (Was = Saturn) und zwar im Bereich der Kommunikation, des Netzwerkens und des Austausches (Wo = 3. Haus). Das Ganze geschähe in diesem Fall auf bedächtige, konservative und sinnliche Weise (Wie = Stier). Ich habe diese "Grammatik" der Astrologie in einem früheren Artikel ausführlich beschrieben (vgl. Artikel Die Sprache der Astrologie).

Im Bereich der Mundanastrologie haben wir ebenfalls gute Deutungen für die Planeten gefunden. So steht Saturn etwa für den Staat, für hierarchische Strukturen, für Grenzen und Gesetze oder im Firmenhoroskop für den Chef, den CEO oder die Struktur der Firma. Sofern wir im Staatsgründungs- oder Firmengründungshoroskop über einen genauen Zeitpunkt verfügen, können wir auch die Häuser deuten. Ein solcher Zeitpunkt könnte etwa die Unterschrift unter einem Staatsvertrag sein oder die Eintragung ins Firmenbuch. Bei Firmen ließen sich auch die Zeitpunkte einer Eröffnungsfeier oder der Börsegang deuten. Im Staatshoroskop mit Zeitangabe steht etwa das 4. Haus für das Volk oder das 5. Haus für die High Society und die Art und Weise wie ein Staat sich darstellt. Das 7. Haus steht für Verbündete, aber auch für Themen, die dieser Staat immer wieder im Außen erlebt. Das 10. Haus stünde für die Regierung eines Landes, seine Institutionen und Behörden etc.

Eine ungelöste Frage der Mundanastrologie

Ein wenig unklar scheint mir aber zu sein, wie wir eigentlich mundanastrologisch Zeichendurchgänge von Langsamläufern deuten sollen, vor allem dann, wenn wir keinen Bezugspunkt, also keine Zeitangabe haben. Tun wir hier so, als ginge ein Saturn, der im Fischezeichen steht, durch das 12. Haus? Oder beziehen wir die Planetenstellung eigentlich auf den Archetyp Fische, statt des Tierkreiszeichens? Letztere Deutung scheint mir die Verbreitetste zu sein. Gänzlich falsch wird eine Deutung aber dann, wenn primär die Themen des Tierkreiszeichens benannt werden, aber der Planet kaum Berücksichtigung findet. So war eine häufige, falsche, Deutung von Saturn in Wassermann die, dass jetzt die große Freiheit ausbräche und wir Befreiungen aus Strukturen erleben würden. Das ist astrologisch sinnwidrig, denn es geht ja um Saturn, den Strukturierer, Grenzensetzer, Erzieher und Richter, der im Wassermann die Bedingungen und Grenzen der Freiheit definiert und untersucht (vgl. Artikel Die Bedingungen der Freiheit). Das Prinzip Saturn steht ganz generell auch für Reifungsvorgänge, Verantwortungsübernahme und die Akzeptanz von Grenzen.

Was erwarten wir also mit Saturn in den Fischen? Der Meister, Führer, Erzieher, Richter, Strukturierer und oberste Kontrollor (alles Saturn-Begriffe) strukturiert hier… ja, was eigentlich? Die Wahrheit? Die Transzendenz? Die Unendlichkeit? Den Kosmos? Den Hintergrund? Würde ich so deuten, deutete ich eigentlich eine Saturnstellung im 12. Haus. Würde ich jedoch analog der Radixdeutung vorgehen, würde eine Saturnstellung in Fische bedeuten, dass Saturn hier gelassen, losgelöst, gleichgültig, passiv, absichtslos und unvoreingenommen strukturieren würde. Einiges scheint mir dafür zu sprechen, dass wir in Horoskopen ohne Geburtszeit die Tierkreiszeichen wie Häuser deuten sollten. Im Mundanhoroskop entspräche der Fischedurchgang eines Planeten dann immer dem Durchgang durch das mundane 12. Haus. Saturn trat, dieser Deutung zu Folge, erstmals am 7. April 1996 in das Widderzeichen ein und begann damit eine neue Runde von etwa 30 Jahren. Am 7. März 2023 wird er nun in den letzten Abschnitt, den Fische-Abschnitt, seines Laufes durch den Tierkreis eintreten, den er dann am 14. Februar 2026 endgültig wieder verlassen wird. Sein siderischer Zyklus, der 1996 mit seinem Eintritt in das Tierkreiszeichen Widder begann, wird dann endgültig zu Ende sein und es beginnt ein neuer.

Abb. 2. Stellung der Langsamläufer Saturn bis Pluto am 1.4.2023, Mundanhäuser.

Inwiefern überhaupt siderische Zyklen, also die Wanderung der Planeten durch die Tierkreiszeichen, in der mundanen Deutung eine Rolle spielen, könnte eine interessante Frage sein, zumal wir uns aktuell in einer Phase des Übergangs befänden. Uranus, Chiron und Jupiter sind schon seit geraumer Zeit im ersten Quadranten des Tierkreises, Saturn und Neptun wechseln 2025/26 in diesen Abschnitt und dann verbliebe nur noch Pluto im 4. Quadranten des Tierkreises. Könnte es sein, dass viele Planeten im 1. Quadranten des Tierkreises eine Phase des Aufbruchs anzeigen, während viele Planeten im 4. Quadranten den Abschluss von Entwicklungen anzeigen? Dann würde gemäß dieser Deutung die zweite Hälfte der 2020-er Jahre eine Phase von Optimismus, Aufbruch und ungestümen Entdeckerdrang anzeigen.

Im Schreiben fällt mir gerade auf, dass mein Bedürfnis an dieser Stelle das Unendliche, Ewige und Unsagbare zu präzisieren und zu strukturieren, bereits eine Verkörperung der Energie von Saturn in Fische sein könnte. Wir werden im Folgenden noch sehen, dass Saturn in Fische auch mit wichtigen wissenschaftlichen Durchbrüchen zu tun hat, in der Form, dass hier auf konkrete, greifbare Weise (Saturn) die Unendlichkeit, der Kosmos und die Wirklichkeit hinter den Dingen (Fische) beschrieben und handhabbar gemacht wird.

 Saturn in Fische seit 1900

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts stand bzw. steht Saturn zu folgenden Zeiten im Tierkreiszeichen Fische:

  • 13.4.1905 – 17.8.1905 und 8.1.1906 – 19.3.1908
  • 14.2.1935 – 25.4.1937 und 18.10.1937 – 14.1.1938
  • 24.3.1964 – 16.9.1964 und 16.12.1964 – 3.3.1967
  • 21.5.1993 – 30.6.1993 und 29.1.1994 – 7.4.1996
  • 7.3.2023 – 25.5.2025 und 1.9.2025 – 14.2.2026

Die mehrmaligen Zeiträume erklären sich durch die Rückläufigkeit Saturns, der bei seinem Übergang in die Fische entweder noch einmal in das Wassermann-Zeichen zurückkehrt (1905/06, 1964, 1993/94) oder nach einem kurzen Aufenthalt im Widder ein weiteres Mal in Fische zurückkehrt (1937/38, 2025/26).

Durchbrüche in der Physik

Saturn in Fische strukturiert die Unendlichkeit. Durchbrüche und Entwicklungen in der Physik sind eines von vielen Beispielen, wie das konkret aussehen könnte. Hier wird dem Kosmos, dem Ganzen, dem Universum (Fische) eine Gesetzmäßigkeit, eine Struktur oder eine Formel (Saturn) entrissen und in eine handhabbare Form gebracht.

Das Jahr 1905 ist als "Annus mirabilis" in die Geschichte der Physik eingegangen. Einstein publizierte in diesem Jahr nicht nur die Spezielle Relativitätstheorie, sondern auch Arbeiten über die Deutung des Photoeffekts, die Brownsche Bewegung und die Äquivalenz von Masse und Energie (Quelle: Wikipedia). 1935 erfolgten dann weitere wichtige Durchbrüche, etwa mit der Formulierung des Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxons. Dieses Paradoxon zeigt beispielhaft, dass die Quantenmechanik gegen die Annahme der Lokalität verstößt, die eine der Grundannahmen der klassischen Physik ist. Es beschreibt die sogenannte spukhafte Fernwirkung oder Quantenverschränkung, die laienhaft als "Beamen" bezeichnet wurde. Der österreichische Physiker Zeilinger hat 2022 gerade den Nobelpreis für seine bahnbrechenden Forschungsarbeiten im Bereich der Quantenverschränkung erhalten.

Wie es möglich ist, dass verschränkte subatomare Teilchen ohne Zeitverzögerung an verschiedenen Orten ihren Spin ändern und zwar unabhängig von der Distanz (5 Meter oder 10 Millionen Lichtjahre scheinen keinen Unterschied zu machen), ist bis heute in der Physik nicht vollständig geklärt, zumal ja die Lichtgeschwindigkeit die Höchstgeschwindigkeit sein sollte, mit der sich Teilchen bewegen können. Womöglich wird es erklärbar, wenn wir außerhalb bisheriger Denkmuster denken. In einer zweidimensionalen Welt wäre eine Kugel weder beschreibbar noch vorstellbar, in einer dreidimensionalen Welt ist das jedoch recht einfach. Wir können uns heute noch keine vierdimensionale oder fünfdimensionale Welt vorstellen und doch geht die Physik etwa in der M-Theorie, einer Erweiterung und Verallgemeinerung der String-Theorie, von 11 Dimensionen aus. Diese Theorie wurde übrigens 1995 von Edward Witten auf einer Konferenz an der University of Southern California vorgestellt, wiederum als Saturn in den Fischen stand.

Um die obige Liste der Saturndurchgänge durch Fische zu komplettieren, fehlte noch die Entdeckung des Higgs-Mechanismus durch Peter Higgs im Jahr 1964. Um den Higgs-Mechanismus zu erklären, musste man ein sogenanntes Higgs-Boson annehmen, das lange Zeit als spekulativ galt. Erst im Jahr 2012 gelang sein Nachweis in einem Experiment am CERN. All diese bahnbrechenden Entdeckungen fanden statt, als Saturn im Tierkreiszeichen Fische stand. Für Physiker dürfte die Zeit zwischen 2023 und 2026 daher eine sehr aufregende Zeit mit wichtigen Entdeckungen werden. Diese Annahme wird noch zusätzlich gestützt durch die Transite Plutos durch den Wassermann und Uranus´ durch die Zwillinge. In der zweiten Hälfte der 2020-er Jahre werden diese beiden Planenten für viele Jahre ein Trigon bilden und diese Konstellation steht auf ihre Art ebenso für Innovationen, bahnbrechende Entdeckungen und Durchbrüche in der Forschung.

Deutung von Saturn in Fische

Die Entwicklungen in der Physik waren nur ein Beispiel, wie sich Saturn in den Fischen zeigen könnte. Etwas allgemeiner verbinden wir Saturn in der Astrologie mit Strukturierung, Fokus, Klarheit, Objektivität, Disziplin, Geradlinigkeit, Beständigkeit, Ernsthaftigkeit, Ordnung und Verantwortung. Im Zeichen Fische ordnet er das Spirituelle, die Transzendenz, die Hintergründe, die Wahrheit, das kollektive Unbewusste und die eigentliche spirituelle Wirklichkeit, hinter den wahrgenommenen Masken. Hier wird also die Unendlichkeit strukturiert, das Numinose bekommt eine Form, die tiefe (spirituelle) Wirklichkeit wird konkretisiert. Ich gebe zu, das sind große Worte, die zugleich ziemlich unverständlich sind. Ich habe oben am Beispiel der Physik aufzuzeigen versucht, was das konkret bedeuten könnte. Aber was bedeutet es auf der politischen, der wirtschaftlichen oder religiösen Ebene und was auf der individuellen?

Stellen wir uns Saturn, den wir ja immer auf verschiedenen Ebenen deuten können, beispielsweise ganz konkret als riesigen Felsen mitten im Meer vor. Was macht dieser Felsen mit dem Meer? Er unterbricht seine Strömung, bricht die Wellen und schützt möglicherweise die Landmasse dahinter. Umgekehrt kann das Wasser den Felsen aushöhlen, unterspülen und allmählich abtragen. Wir sprechen in einer Redewendung von Menschen, die ein "Fels in der Brandung" wären. Damit meinen wir einen Menschen, der, trotz widrigster und möglicherweise chaotischer Umstände, eine Struktur aufrechterhält, der so viel innere Stabilität besitzt, dass ihm das Chaos nichts anhaben kann. Dieser Mensch steht bildlich für Beständigkeit, Treue, Unerschütterlichkeit und hohe Ethik. Er hat eine Reife erlangt, die anderen fehlt, die von den Wellen des Chaos und der Unübersichtlichkeit fortgetragen werden oder in tiefe Verwirrung oder Verzweiflung stürzen.

In seiner Stellung in den Fischen steht Saturn auch für spirituelle Reife, Selbstfindung und hohe ethische Prinzipien. Letzteres bedarf aber einer Erklärung. Saturn in den Fischen steht nicht für einen Menschen, der sich vordergründig und brav an menschliche Gesetze hält. Ein Mensch mit Saturn in den Fischen hält sich an universelle, ewige Gesetze, er ist der Liebe und dem Mitgefühl verpflichtet und alles andere ist zweitrangig. Mir fallen dazu immer die Geschichten von Zen-Meistern ein, die ihre Schüler unerwartet ohrfeigen oder aus dem Fenster werfen. Und in diesen Zen-Geschichten tun sie das nicht aus Aggressivität oder Unausgeglichenheit, sondern weil sie so erfüllt sind von Liebe und Mitgefühl zu ihrem Gegenüber und zum gesamten Universum, dass sie intuitiv erfassen, dass es genau das ist, was dem Schüler noch als kleiner Schubs auf dem Weg zur Erleuchtung fehlt.

Die Beurteilung einer Tat wird also mit Saturn in den Fischen schwierig. Jemand könnte beispielsweise so voller Mitgefühl sein, dass er erkennt, wie überfordernd und hinderlich er seinem Partner in seiner Entwicklung ist. Er beschließt daraufhin, diese Beziehung zu beenden. Vordergründig erscheint er jetzt wie ein schlechter Mensch. Die Freunde des oder der Verlassenen werden ihn womöglich in dieser Einschätzung bestärken. Doch wenn dieser Beziehungsabbruch tatsächlich aus Liebe geschah, folgte er einer größeren Wirklichkeit, die oft schwer verständlich ist für Menschen, die diesen subtilen Dimensionen nicht aufgeschlossen sind. Aber wie so oft im Fischezeichen, können wir uns hier auch in Illusionen und Fehlannahmen verheddern, die dann unsere Taten subjektiv als liebevoll oder gar erleuchtet erscheinen lassen, während sie in Wirklichkeit bloß egoistisch sind.

Wir haben es im Fischeprinzip mit sehr feinen und subtilen Energien zu tun, die nicht immer sofort zu verstehen sind. Denken wir an die Welt der Träume. Wie oft erwachen wir aus einem Traum, den wir ganz schnell mit den Worten: "das war seltsam", entwerten müssen. Wir verstehen den Traum nicht, er zeigt uns möglicherweise Eigenschaften an uns selbst auf, die wir nicht mögen oder er zeigt uns ein großes Unglück oder uns selbst in einer Rolle, die so gar nichts mit unserem Alltag zu tun hat. Hier zu ergründen, was der Traum uns eigentlich sagen will, ist selbst für erfahrene Psychotherapeuten nicht immer einfach. Saturn in den Fischen gibt uns jetzt die Möglichkeit dabeizubleiben, diszipliniert und mit scharfem Auge an diese Dimension des Traums, der spirituellen Wirklichkeit und des universellen Mitgefühls heranzugehen. Der Lohn dieser Arbeit könnte Weisheit sein. Der Weg dahin vielleicht Meditation, die man als disziplinierte (Saturn) Hingabe (Fische) definieren könnte.

Saturn in Fische kann uns auch mit sehr tiefen, möglicherweise kollektiven Ängsten konfrontieren. Die Aufgabe wäre hier, diese Ängste in ihrer Tiefe zu ergründen und sie schließlich zu überwinden. Dies kann schwierig sein, aber auch befreiend, weil es uns ermöglicht, sich von alten Belastungen und Gefühlen zu lösen. Wir kennen alle Menschen in unserem Umfeld, die wieder und wieder in eine Angstspirale hineinkippen und wo schon kurze Gespräche mit ihnen uns destabilisieren und ängstigen können. Häufig ist es sehr schwierig, mit diesen Menschen umzugehen, da wir ihnen einerseits helfen wollen, sie uns andererseits aber selbst destabilisieren. Und wenn wir ihnen von Hoffnung sprechen oder optimistische Perspektiven aufzeigen wollen, kommt meist eine Bemerkung darüber, wie naiv wir sind, wie blauäugig und unrealistisch. Als ob Angst die einzige Realität wäre! Spirituelle Meister aller Epochen verkünden uns seit Jahrtausenden das genaue Gegenteil, nämlich dass Mitgefühl und Liebe die einzige Realität wären. Etwas poetischer ausgedrückt: wenn wir erst das Licht anmachen, hat die Dunkelheit weder Realität noch Bestand.

Menschen mit Saturn in Fische können besonders sensibel und empfindsam sein und können sich durch schwierige Lebensumstände leicht belastet fühlen. Sie können auch Schwierigkeiten haben, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen und klare Entscheidungen zu treffen. Es ist wichtig, dass diese Menschen lernen, ihrer Intuition und ihrer inneren Weisheit zu vertrauen und sich nicht von Ängsten und Unsicherheiten beeinflussen zu lassen. Aber das ist in einer rationalen Welt, die nur in Kausalitäten denkt, häufig sehr schwierig. Der Verstand möchte ja Berechenbarkeit und Vorhersagbarkeit. Einer Intuition zu folgen und beispielsweise einen vielversprechenden Job nicht anzunehmen, konfrontiert uns dann sofort mit der Ablehnung unserer Umwelt. Wir werden gefragt, ob wir ewig auf der faulen Haut liegen wollen und uns nur vom Staat erhalten lassen wollen. Unsere inneren Beweggründe bleiben unverstanden, oft sogar von uns selbst.

Psychologisch betrachtet brauche ich zunächst ein starkes ICH, ehe ich auch meine feineren Gefühle und Intuitionen beachten kann. Ein unentwickelter, unreifer Mensch liefert sich mit der Fischeenergie eher dem Chaos und der Psychose aus, als dass ihn das Hören auf diese inneren Stimmen weiterbrächte. Das hat auch damit zu tun, dass die sogenannten inneren Stimmen zahlreich sind. Es gibt hier die Stimme der Vernunft, die Stimme der Liebe, die Stimme des Mitgefühls, die Stimme der Verbote der Eltern, die Stimme der Inspiration und der Kreativität und viele andere. Aber die lauteste ist die Stimme der Angst! Nicht mehr allein von der Angst bestimmt zu werden, erfordert harte Arbeit an sich selbst. Wir müssen, etwas esoterisch formuliert, den gesamten Tierkreis mit all seinen Entwicklungsstufen und Potenzialen durcharbeiten, ehe wir uns der überaus subtilen, feinen Fischeenergie widmen können.

Mundane Entsprechungen

Um obigen Gedanken aufzugreifen, dass Saturn in den Fischen gewissermaßen wie eine Saturnstellung im (mundanen) 12. Haus zu deuten wäre, dürften wir Entwicklungen beobachten können, die etwa mit Krankenhäusern, Klöstern, Internaten, Gefängnissen, Subversion (Geheimbünde, Untergrundparteien), inoffiziellen Abmachungen, Hinterzimmer-Gesprächen, den sogenannten "Großen Tieren" der Politik, aber auch mit okkulten und mystischen Aspekten der Religion zu tun haben (Baigent, Campion & Harvey, 1989). Saturn würde in diesen Bereichen Grenzen aufzeigen und neue ethische Maßstäbe definieren. Konkret könnte das etwa bedeuten, dass Krankenhäuser wegen Personalmangel und Überlastung vorübergehend zusperren müssen, was die Politik auf den Plan riefe, um tiefgreifende Reformen im Gesundheitswesen anzugehen. Einer anderen Entsprechung zu Folge könnten einflussreiche Personen, die aus dem Hintergrund wirken, in Konflikte mit dem Gesetz geraten. Saturn würde hier auch im Bereich des Sozialen und der Politik neue Maßstäbe setzen. Auf der positiven Ebene könnten neue medizinische, psychologische und psychotherapeutische Techniken auftauchen, die uns helfen mit Ängsten umzugehen oder auch ganz neue Methoden der Meditation.

Gesellschaftlich könnte die Frage auftauchen, wie wir mit (scheinbar) Gescheiterten in unserer Gesellschaft umgehen. Ist es wirklich sinnvoll, straffällige Menschen einfach wegzusperren? Oder könnten ausgefeilte Resozialisierungsprogramme nicht für die Betreffenden und die Gesellschaft besser sein? Im Zuge der Umbrüche der Arbeitswelt könnten wir es auch mit sehr vielen Menschen zu tun bekommen, die keine Beschäftigung finden oder hohe Schulden angehäuft haben. Auch hier braucht es ganz neue Denkansätze und Strukturen, die diese Menschen auffangen und ihnen eine neue Perspektive und einen neuen Sinn geben.

Individuelle Auslösungen

Menschen mit Stellungen in den veränderlichen Zeichen (Zwillinge, Jungfrau, Schütze und Fische) erleben jetzt harte Saturn-Auslösungen, also Konjunktionen, Quadrate oder Oppositionen auf Radixplaneten. Stünde im individuellen Radix etwa Merkur auf 2 Grad Zwillinge, so erlebte der betreffende Mensch ein Quadrat von Saturn. Dabei ist zu beachten, dass sich Saturn in den Jahren 2023, 2024 und 2025 jeweils in unterschiedlichen Tierkreisgraden bewegt.

  • 2023: 22°25′ Wassermann bis 3°14′ Fische (Saturn wird im Juni auf 7°12′ Fische rückläufig)
  • 2024: 3°14′ bis 14°31′ Fische (Saturn wird im Juni auf 19°25′ Fische rückläufig)
  • 2025: 14°31′ bis 26°10′ Fische (Saturn wird im Juli auf 1°56′ Widder rückläufig)
  • 2026: 26°10′ Fische bis 8°19′ Widder

Welche Transite individuell anstehen, hängt also von der genaue Position Ihrer Radixplaneten ab. Eine Stellung auf 26° veränderlich, wäre dann erst 2025 relevant, Stellungen in den ersten 7 Graden veränderlich jedoch schon im heurigen Jahr. Saturn über einen Radixplaneten erleben wir einerseits als Einschränkung, andererseits als Reifungsprozess. Dort wo wir uns ganz auf die anstehenden Entwicklungen konzentrieren, dürften wir nach Ende des Transits eine deutliche Entwicklung wahrnehmen können.

Zusammenfassung

Zusammenfassend könnten wir über Saturn in Fische sagen: Saturn in Fische ist die Wunschverwirklichung, die Angstbewältigung, der Fels in der Brandung, geerdete Spiritualität, disziplinierte Hingabe (=Meditation) oder die Prüfung der Hintergründe. Saturn kristallisiert aus dem Meer des kollektiven Unbewussten spirituelle Wahrheiten heraus, er gewährt konkrete Einblicke in Hintergründe und zeigt uns die Macht des Schicksals. Er lässt uns die Gesetzmäßigkeiten allen Seins erkennen und zeigt uns, was die Welt im Innersten zusammenhält. Im Bereich der Physik könnte Saturn in Fische etwa Durchbrüche im Verständnis des Universums (des großen Ganzen) ermöglichen und bisher Unfassbares greifbar machen.

Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns unserer spirituellen Entwicklung mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zu widmen ohne den inneren Halt zu verlieren. Unsere Hilfsbereitschaft und unser Mitgefühl sind jetzt gefragt. Vielleicht widmen wir uns jetzt stärker als sonst sozialen und globalen Themen und setzen uns für eine bessere Welt ein. Insgesamt kann Saturn in Fische eine Zeit der spirituellen Reife und Selbstfindung sein, die von Herausforderungen und Ängsten begleitet wird, aber auch die Möglichkeit bietet, tiefere Wahrheiten zu entdecken und eine tiefere Verbindung zu sich selbst und der Welt herzustellen. Toleranz und Nachgiebigkeit sind jetzt kein Ausdruck von Schwäche, sondern ein Zeichen innerer Reife und Stärke.

Jahresthemen 2023

Kreisephemeride 2023
Abb. 1. Kreisephemeride der Planeten-Bewegungen 2023 (Merkur bis Pluto).

Astrologie ist Unsinn, sagen die einen. Astrologie ist die älteste Wissenschaft der Welt, sagen die anderen. Was ist Astrologie wirklich? Astrologen beobachten seit mindestens 4000 Jahren die Bewegungen der Himmelskörper und vergleichen damit das parallele Geschehen auf der Erde in politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Idee ist, dass die Konstellationen oben auf dem Himmel etwas mit den Ereignissen unten auf der Erde zu tun haben. Das war immer schon eine sehr systematische, wenn nicht sogar wissenschaftliche Vorgehensweise. Was wir nicht wissen, ist, warum die Bewegungen am Himmel etwas mit den Ereignissen auf der Erde zu tun haben sollten. Uneingestanden oder nicht benötigen wir dafür die Annahme eines göttlichen Plans, eines beseelten Universums oder eines universellen Bewusstseins, das völlig unabhängig vom Menschen existiert. Wohl aus diesem Grund gilt die Astrologie heutzutage als unwissenschaftlich.

Als Astrologen begegnen wir vielen Vorurteilen. Neulich las ich in einer Tageszeitung: "Astrologen behaupten, dass die Sterne die Menschen beeinflussen. Das ist selbstverständlich Unsinn." In dieser Aussage stecken gleich zwei Fehler. Erstens beobachten westliche Astrologen seit mehr als 2000 Jahren nicht mehr die Sterne. Die westliche Astrologie hat mit den Sternen überhaupt nichts zu tun. Wir beobachten die Bewegungen der Planeten in unserem Sonnensystem von der Erde aus, aber nicht die Sterne. Und zweitens geht heute kein Astrologe davon aus, dass Sterne oder Planeten irgendeinen physikalischen Einfluss auf uns haben. Wenn das überhaupt jemals der Fall war! Astrologen gehen davon aus, dass Planeten-Konstellationen etwas anzeigen, aber nicht, dass sie etwas bewirken. Ähnlich wie ein Thermometer an der Wand ja auch nicht die Temperatur im Raum verursacht, sondern nur misst.

Daran schließt häufig gleich das nächste Vorurteil an, das damit in Zusammenhang steht. Das ewig dumme Argument, dass sich die Sternbilder in den letzten 2000 Jahren ja verschoben hätten. Die Beobachtung ist zweifellos richtig, aber wie oben schon gesagt, hat die westliche Astrologie mit den Sternen nichts zu tun. Insofern ist diese Beobachtung gänzlich irrelevant. Astrologen beziehen sich seit der Antike auf den tropischen Tierkreis und nicht auf die Sternbilder. Der tropische Tierkreis ist ein reiner Messkreis, der auf den Himmel projiziert wird und seinen Anfang dort hat, wo die Sonne den Himmelsäquator von Süden nach Norden schneidet. Diesen Punkt nennen wir den Frühlingspunkt und der ist astronomisch-mathematisch exakt bestimmbar. Im Jahr 2023 erreicht die Sonne diesen Punkt am 20. März um 21:24:17 Uhr Universal Time, also 22:24:17 Mitteleuropäischer Zeit. Astrologen nennen diesen Zeitpunkt auch den Widder-Ingress der Sonne. Von diesem Punkt ausgehend, projizieren wir einen Messkreis an den Himmel, den wir dann in exakt 12 gleich große Abschnitte zu 30 Grad teilen, die wir Tierkreiszeichen nennen. Die Sternbilder mögen in früherer Zeit als Namensgeber für den Tierkreis gedient haben, haben aber in der westlichen Astrologie sonst keine Bedeutung mehr.

Die Grenzen der Astrologie

Zum Jahreswechsel möchten viele Menschen von Astrologen wissen, wie denn das nächste Jahr werden würde. Viele wollen dann auch ganz Konkretes hören, wie etwa dass ein Krieg endete, ein bestimmter Politiker abgelöst würde oder dass die Wirtschaft sich deutlich besser entwickeln würde. Solche Jahresprognosen sind sämtlich unseriös. Konkrete Ereignisse voraussagen kann die Astrologie nicht. Wir können idealerweise Konstellationen beschreiben, die im kommenden Jahr eine Rolle spielen werden und wir können aus diesen Konstellationen mögliche Themen angeben, um die es gehen könnte. Konkrete Prognosen über weltpolitische Ereignisse, Naturkatastrophen oder wissenschaftliche Entdeckungen können wir jedoch nicht machen.

Einige Kollegen empfinden das offenbar als unbefriedigend und entscheiden sich, doch die eine oder andere konkrete Prognose zu machen. Diese ist dann jedoch selten astrologisch fundiert, sondern entspricht meist der eigenen Weltanschauung oder Voreingenommenheit. Eine andere Lösung stellt die Verwendung großer Worthülsen dar, wie etwa "Wertewandel", "Zeit der Veränderung" oder "Strukturwandel", ohne zu erklären, was man damit eigentlich meint. Noch schlimmer finde ich nur, wenn Kollegen eine einzige Deutung einer Konstellation herausgreifen und diese unheilschwanger mit besorgter Miene ihrem Publikum verkünden. So etwa: "Saturn in Fische – das ist natürlich die klassische Pleitekonstellation". Eine solche Aussage erachte ich als unethisch! Sie erweckt beim Publikum Angst, obwohl sie vollkommen nichtssagend ist. Denn für wen ist das eine Pleitekonstellation? Unter welchen Bedingungen und wann? Außerdem ist es astrologisch nicht seriös, eine einzige Deutung herauszugreifen und so zu tun, als wäre es die einzig mögliche.

Die Kernkompetenz der Astrologie

Was Astrologie jedoch kann, ist Bedeutung und Sinn zu liefern für Konstellationen, die die Menschheit in ähnlicher Form schon beobachten konnte. Die Grundannahme der Astrologie ist, dass die Planeten-Stellungen am Himmel eine analoge Entsprechung auf der Erde haben. Über die Jahrhunderte haben Astrologen Zuschreibungen für bestimmte Konstellationen gefunden, die in ähnlicher Weise immer wieder am Himmel sichtbar werden, sich aber niemals exakt wiederholen. Ob diese Zuschreibungen immer richtig sind, sei dahingestellt. Manche Deutungen müssen wir vielleicht vor unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Zeitepochen auch anpassen.

Die Kernkompetenz der Astrologie ist es, Zeitqualität zu deuten und Möglichkeiten anzugeben, die in bestimmten astrologischen Konstellationen enthalten sein können. Wir verwenden dazu biografische und historische Untersuchungen und vergleichen Personen und Zeiten, bei bzw. in denen sich ähnliche Konstellationen am Himmel zeigten, mit dem parallelen Geschehen auf der Erde. Dabei lassen sich gewisse Muster erkennen, anhand derer wir eingrenzen können, was uns bei künftigen ähnlichen Konstellationen erwarten könnte. Diese Methode ist fehleranfällig, weil wir möglicherweise bestimmte Annahmen darüber haben, was sich auf Erden unter bestimmten Konstellationen zeigen könnte und dann nur jene Ereignisse auswählen, die auf das Muster passen. Aus diesem Grund sollten wir stets sehr selbstkritisch vorgehen bei unseren Deutungen. Einige Astrologen scheinen in beinahe allen Planeten-Konstellationen immer nur Katastrophen und Negatives erkennen zu können und niemals das Potenzial. In diesem Fall sagt die konkrete Deutung einer Konstellation dann mehr über den Astrologen und seine Ängste aus, als über die astrologische Konstellation selbst. Aber das ist bei Prognostikern der anerkannten Wissenschaften mitunter nicht anders.

Wie deutet man Zeitqualität?

Um in der Mundanastrologie Themen angeben zu können, um die es in einem bestimmten Zeitraum gehen könnte, verwenden wir unterschiedliche Methoden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit fallen mir folgende astrologische Konstellationen ein, die wir deuten könnten:

  • das Neujahrshoroskop,
  • das Horoskop der Wintersonnenwende,
  • sämtliche Lunationen (Neu- und Vollmondkonstellationen) des Jahres,
  • die Sonnen- und Mondfinsternisse des Jahres,
  • wichtige Planeten-Ingresse (Eintritte eines Langsamläufers in ein neues Tierkreiszeichen),
  • wichtige Langsamläufer-Konstellationen (Konjunktionen, Quadrate, Oppositionen),
  • die Rückläufigkeitsphasen der Planeten,
  • die Bewegung der Mondknoten,
  • Phasen von Deklinationsparallelen und Out of Bound-Perioden,
  • die Stellungen der Langsamläufer in den Tierkreiszeichen,
  • Zyklusphasen der Langsamläufer und vermutlich noch einiges mehr.

Hier eine Auswahl zu treffen und zu entscheiden, was die wichtigsten Konstellationen sind, ist oft gar nicht so einfach. Mathematiker und EDV-Experten unter den Astrologen träumen wohl von einer Software, die alle diese Konstellationen integriert und uns schlussendlich ausgibt, was uns im kommenden Jahr erwarten wird. Aber eigentlich ist das ja gar nicht mehr nötig, wir wissen ja, dass die Antwort auf alles 42 ist 😉 (Adams, 2017).

Ich selbst habe mich in den vergangenen Jahren stark auf den Zyklischen Index bezogen, der von Barbault erfunden und von Ganeau entscheidend weiterentwickelt wurde (vgl. Artikel Astrologische Zyklen und Prognose). Die Idee dahinter ist, dass wir hier Zeiten identifizieren, in denen es gut läuft in der Welt und in denen es weniger gut läuft. Phasen mehrheitlich zunehmender Zyklen sollen hier auf Phasen des Wachstums, des Optimismus und der Offenheit hinweisen, während Phasen von mehrheitlich abnehmenden Zyklen eher auf pessimistische Stimmung, zurückgehendes Wachstum und auslaufende Entwicklungen hinweisen sollten.

Wenn wir derzeit in die Welt blicken, kann an dieser Erwartung betreffend des Zyklischen Indexes etwas nicht stimmen. Da im Moment 7 von 10 Zyklen zunehmend sind, müssten wir aktuell vor Optimismus nur so sprühen. Überall sollten wir Wachstum und Innovation wahrnehmen und die Stimmung sollte kollektiv sehr positiv sein. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Ich glaube mittlerweile, dass der Zyklische Index eine Illusion ist. Hier wollten mathematisch begabte Astrologen eine einzige Formel finden, die naturwissenschaftliche Exaktheit vermittelt oder vortäuscht. Dazu ist dieser Index wahrscheinlich auch viel zu oberflächlich. Es stimmt schon, dass ein zunehmender Zyklus eine andere Qualität hat als ein abnehmender, aber der Teufel steckt hier im Detail. Gemäß dieses Indexes müsste ein abnehmender Zyklus kurz vor der Konjunktion negativ sein, während er im Augenblick der Konjunktion sofort positiv wird. Nehmen wir, wie im ursprünglichen Index von Ganeau, noch die Winkeldistanzen dazu, dann müsste ein Planetenzyklus kurz vor der Opposition maximal positiv sein (Winkelwert 179,9), im Augenblick der exakten Opposition dann aber sofort maximal negativ werden (Winkelwert -179,9). Das hat offensichtlich mit der astrologischen Deutungspraxis nichts mehr zu tun. Im Zyklus werden auch keine traditionell positiv gedeuteten Aspekte (Sextile, Trigone) und negativ gedeuteten Aspekte (Quadrate, Oppositionen) unterschieden. Dazu kommt noch, dass in der astrologischen Deutung üblicherweise die Zeichenqualitäten der Konstellationen eine Rolle spielen oder auch, dass Jupiter und Neptun vielleicht besser zusammenpassen als Saturn und Uranus. Im Index wird das ebenfalls nicht berücksichtigt. Außerdem entwickeln sich verschiedene Kulturen und Länder ganz unterschiedlich. Auch das kann dann mit dem Zyklischen Index selbst nichts zu tun haben, wohl aber mit einzelnen Planetenzyklen, die für unterschiedliche Länder verschieden wichtig sein könnten.

Aus all diesen Tatsachen schlussfolgere ich, dass die Aussagekraft des Zyklischen Index wohl äußerst beschränkt sein dürfte. Es dürfte weit sinnvoller sein, sich auf die Zyklusphasen der Langsamläufer zu konzentrieren und diese im Detail zu analysieren.

Konstellationen zum Jahreswechsel

Abb. 2. Konstellationen zum Jahresbeginn 2023, 0 Uhr.

Seit Oktober 2022 sind die Planeten Saturn, Pluto, Jupiter und Neptun sowie der Asteroid Chiron direktläufig geworden. Gleichzeitig wurde Mars am 30. Oktober 2022 rückläufig und auch Merkur wechselte kurz vor dem Jahreswechsel seine Richtung. Damit sind zu Jahresbeginn noch drei Planeten rückläufig, nämlich Mars, Uranus und Merkur. Überprüfungen alter Themen stehen im Vordergrund und die Dinge entwickeln sich zunächst etwas langsam. Am 12. Januar wird dann Mars wieder direktläufig, am 18. Januar Merkur und am 22. Januar Uranus.

Nach der Station zur Direktläufigkeit bewegen sich alle diese Planeten noch für einige Wochen und Monate in Tierkreisbereichen, die sie zuvor schon zweimal berührt haben. Hier kommen also Entwicklungen zum Abschluss, bevor sich die Planeten in neue Tierkreisgrade hineinbewegen. So erreicht Saturn am 27.1.2023 neue Grade, die er zuvor nicht berührt hatte, Pluto tut das am 29.1.2023, Jupiter am 14.2.2023, Neptun am 24.3.2023, Chiron am 15.4.2023 und Uranus am 9.5.2023. Mit den Zeichenwechseln von Saturn (7. März) und Pluto (23. März) könnten sich Projekte, Vorhaben und politische Ereignisse dann sehr rasant entwickeln. Auch der Zeichenwechsel von Jupiter am 16. Mai könnte mit wichtigen weltpolitischen Ereignissen einhergehen. Ich werde im Abschnitt über das Jupiter-Pluto-Quadrat etwas näher darauf eingehen.

Themen des Jahres 2023

Im Jahr 2023 gibt es mehrere Zeichenwechsel von Langsamläufern, Pluto wechselt erstmals in den Wassermann, Saturn wechselt in die Fische und Jupiter wechselt in den Stier. Am 12.3. treffen sich Chiron und Jupiter auf 14°27‘ zu einer einmaligen Konjunktion im Stier. Im Mai erreicht der Jupiter-Pluto-Zyklus bereits sein zunehmendes Quadrat, also seine Durchbruchskrise. Das, was im Jahr 2020 begann, zeigt sich jetzt klarer und wir beginnen zu begreifen, was von diesem Zyklus in die Realität kommt. Der Jupiter-Uranus-Zyklus und der Saturn-Neptun-Zyklus treten in die balsamische Phase vor ihrer nächsten Konjunktion 2024 und 2026 ein. Insbesondere die Saturn-Neptun-Konjunktion von 2026, die innerhalb eines Orbis von 5 Grad bereits im Sommer 2025 beginnt, dürfte die bedeutendste Konstellation nicht nur in Jahrhunderten, sondern in Jahrtausenden sein!

Exkurs und Ausblick auf 2025/26

Raymond Merriman (2022) warf in der Zeitschrift Astrologie heute die Frage auf, ob es eine Saturn-Neptun-Konjunktion auf dem ersten Grad Widder wohl in der Geschichte schon einmal gegeben hätte. Ich bin dieser Frage nachgegangen und kann sie innerhalb eines Zeitraums von 6000 Jahren (3000 v.Chr. – 3000 n.Chr.) klar mit Nein beantworten. Wenn wir die Frage ein wenig erweitern und die Saturn-Neptun-Konjunktionen auf dem ersten Grad eines kardinalen Zeichens (Widder, Krebs, Waage, Steinbock) untersuchen, so finden wir ab 3000 v.Chr. folgende Konjunktionen:

  • 0°30‘ Steinbock, 2.2.1455 v. Chr.
  • 0°28‘ Waage, 25.12.1170 v. Chr.
  • 0°16‘ Waage, 29.1.1169 v. Chr.
  • 0°58‘ Krebs, 10.6.882 v.Chr.
  • 2°06‘ Widder, 5.3.594 v. Chr. (nicht 0 Grad, aber der Konstellation von 2026 am nächsten)
  • 0°58‘ Krebs, 2.7.1738 n.Chr.
  • 0°45‘ Widder, 20.2.2026 n.Chr.
  • 0°28‘ Steinbock, 4.1.2312 n.Chr.

Innerhalb eines Zeitraums von 6000 Jahren kommen solche Konjunktionen auf 1° kardinal insgesamt sieben Mal vor. Weshalb man hier wahrhaft von einer Jahrtausend-Konstellation sprechen kann. (Die Daten können wegen des julianischen Kalenders um einige Tage abweichen.)

Wir können erkennen, dass es in den letzten 6000 Jahren keine Saturn-Neptun-Konjunktion auf 1° Widder gegeben hat. Die ähnlichste Konstellation zum Jahr 2026 finden wir im Jahr 594 v.Chr., als eine Konjunktion der beiden Planeten auf 2°06‘ Widder stattfand. Interessant ist auch, dass die Konjunktion von 2026 erst die zweite Konjunktion auf dem 1. Grad kardinal seit 2000 Jahren ist. Zuvor fand lediglich im Jahr 1738 eine Konjunktion auf 0°58‘ Krebs statt.

Die Anfangsgrade der kardinalen Zeichen gelten in der Astrologie deshalb als wichtig, weil sie den Beginn von etwas markieren, jahreszeitlich sind das der Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang. Für Astrologen beginnt auch das Jahr mit dem Widder-Ingress, also meist am 21. März, gelegentlich, wie etwa 2023, auch am 20. März. Von hier aus entfaltet sich ein einjähriger Zyklus, der mit dem letzten Fischegrad und dem neuerlichen Eintritt der Sonne in den Widder wieder endet. Anders als in der üblichen Weltauffassung gibt es aber nie ein endgültiges Ende, da jedes Ende ein neuer Anfang ist (vgl. Artikel Das Ende ist der Anfang).

Die Konstellationen von 2023

Die wichtigsten Konstellationen des neuen Jahres sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Zeichenwechsel Saturns in Fische
  • Zeichenwechsel Plutos in Wassermann
  • Venus rückläufig in Löwe
  • Jupiter in Widder und Stier
  • Jupiter-Chiron-Konjunktion
  • Jupiter Quadrat Pluto
  • Mondknoten in Stier/Skorpion bzw. Widder/Waage
  • Jupiter-Mondknoten-Konjunktion
  • eine partielle und eine Halbschatten-Mondfinsternis sowie
    zwei ringförmige Sonnenfinsternisse
Abb. 3. Konstellationenübersicht 2020 bis 2030.

In der nebenstehenden Tabelle befinden sich außerdem die wichtigsten Konstellationen von 2020 bis 2030, in der wir erkennen können, dass insbesondere ab 2024 besonders viele bedeutsame Konstellationen auftreten werden. 2023 stellt hier gewissermaßen den Auftakt dar, um eine musikalische Metapher zu gebrauchen. Wir erhalten im Jahr 2023 einen ersten Vorgeschmack auf die Zeit mit Pluto in Wassermann und eine insgesamt stark luftzeichenbetonte Phase ab 2024. Ich werde im Folgenden auf einige, aber nicht auf alle diese Konstellationen eingehen.

Jupiter-Chiron-Konjunktion

Am 12. März 2023 findet eine einmalige Jupiter-Chiron-Konjunktion auf 14°27′ Widder statt. Der letzte Zyklus dieser beiden Himmelskörper begann im Jahr 2009 im Wassermann, dem Zeichen das für Unabhängigkeit, Freiheit und große Visionen steht. Mit der Verbindung der Himmelskörper Chiron und Jupiter durften wir uns der Probleme und Ungerechtigkeiten, die es in unseren Gemeinschaften gab, schmerzlich bewusst werden. Der letzte Zyklus von Chiron und Jupiter war eng mit Neptun verknüpft. Zwischen Mai 2009 und Februar 2010 fanden zahlreiche Konjunktionen dieser drei Himmelskörper untereinander statt, drei Jupiter-Chiron-Konjunktionen, drei Jupiter-Neptun-Konjunktionen und eine Chiron-Neptun-Konjunktion. Damit hatten wir es hier mit sehr viel transpersonaler, gesellschaftsverändernder und spiritueller Energie zu tun, die expandiert (Jupiter) werden sollte. Es war vielleicht ein Zyklus, der unser Augenmerk auf Mitgefühl, ganzheitliches Denken und Spiritualität lenken sollte (vgl. Artikel Chiron Opposition Jupiter).

Abb. 4. Jupiter-Chiron-Konjunktion 2023, 12.3.2023, 6:53 Uhr UT, ohne Häuser.

Der neue Zyklus beginnt im Tierkreiszeichen Widder und ist unaspektiert. Das Thema Ich-Du ist insofern besonders stark betont, da die Konjunktion auf dem kritischen 15. Grad des Tierkreiszeichens Widder stattfindet. Dieser Grad betont sehr stark das Planetenthema Mars-Venus, also partnerschaftliche Themen sowie allgemein das Thema der Begegnung.

Chiron und Jupiter haben beide spirituelle Bedeutung, sie stehen für Sinnsuche, Einsicht und Orientierung im Geistigen. Über die Auseinandersetzung mit einem tiefen Schmerz (Chiron) soll sich unser Bewusstsein wandeln. Mit der Stellung der Konjunktion im Widder geht es um Themen wie Durchsetzung, Aggression, Initiative, Antriebe, Neuanfang und Kampf. Die Themen des vorigen Zyklus berücksichtigend, könnten etwa die Klimaproteste deutlich aggressiver werden als bisher. Im positivsten Sinn könnten wir aber auch realisieren, dass es jetzt endlich Zeit ist zu handeln und engagiert in eine neue Energie-Zukunft aufzubrechen. Widder ist unter anderem auch das Zeichen für Antrieb und Energie und das kann durchaus auch wörtlich verstanden werden, als Energieerzeugung, Antrieb von Fahrzeugen und neuen Formen der Fortbewegung. Als Widder-Zyklus wird es vermutlich ein äußerst aktiver Zyklus, in dem sehr rasch und sehr entschlossen gehandelt wird. In der Verbindung mit Chiron kommt es dann allerdings immer wieder zu Selbstzweifeln, Infragestellungen und Isolationsgefühlen, insbesondere in den Hauptphasen des Zyklus. Das zunehmende Jupiter-Chiron-Quadrat findet 2025/26 statt, die Opposition 2029/30 und das abnehmende Quadrat 2033.

Tipp: Um selbst in die Zeitqualität hineinzuspüren, lohnt es sich, die Schlagzeilen der Zeitungen und Sozialen Medien um das Datum der exakten Jupiter-Chiron-Konjunktion zu verfolgen und kritisch zu prüfen, inwiefern diese etwas mit der Jupiter-Chiron-Thematik zu tun haben könnten.

Jupiter-Pluto-Quadrat

Jupiter und Pluto trafen sich 2020 zu einer dreimaligen Konjunktion, am 5. April, 30. Juni und 12. November 2020. April und November waren die Zeiten der ersten beiden großen Corona-Wellen, aber auch eine Zeit wild wuchernder Verschwörungserzählungen. Im Zusammenkommen von Pluto und Jupiter werden Weltentwürfe, Vorstellungen und Konzepte (Pluto) expandiert (Jupiter). Bisweilen werden hier auch Dinge zusammengefügt, die nicht zusammengehören. In der Begegnung von Jupiter und Pluto treffen sich zwei sehr starke Energien, wobei die eine Energie mit aller Macht in die Tiefe will und die andere mit aller Macht in die Höhe strebt. Pluto ist der Gott der Unterwelt und Jupiter der Herrscher des Olymps. Die gesellschaftliche Evolution paart sich mit dem plutonischen Blick in die Tiefe der Seele. Jupiter geht es immer um Sinnfindung, um Zusammenhänge, um Bedeutung. Jupiter will das Leben verstehen, den großen Plan sehen, die sinnhafte Klammer, die alles zusammenhält. Trifft er sich mit Pluto, ist es nur verständlich, dass diese großen Sinnzusammenhänge mit Ängsten, Tabus, Verstrickungen, Abgründen und Gewalt zu tun haben.

Abb. 5. Jupiter-Pluto-Quadrat, 18.5.2023, 1:11 Uhr UT, ohne Häuser.

Wenn Jupiter und Pluto im Mai ein Quadrat zueinander bilden, kommt dieser Zyklus in die Durchbruchskrise. An der Stelle des Zyklus zeigt sich, was von dem, was um die Konjunktion entstanden ist, bleibt und was verworfen werden muss. Die Stellung dieses Quadrats genau auf den Zeichenübergängen Steinbock/Wassermann sowie Widder/Stier ist bemerkenswert. Um die Tage des Quadrats löst außerdem Mars sowohl Pluto als auch Jupiter über eine Opposition und ein Quadrat aus. Den Übergang von Steinbock nach Wassermann nennen manche Astrologen die Sollbruchstelle im Tierkreis. Hier soll und muss etwas unwiderruflich zerbrechen und überwunden werden. Es könnte sich um eine weltanschauliche Desillusionierung handeln, einen Schock am Immobilienmarkt oder um das Scheitern einer sehr mächtigen Person. Auch ein Zusammenstoß von betont progressiven mit betont konservativen Menschen wäre denkbar. Vielleicht sollten wir noch berücksichtigen, dass etwa einen Monat zuvor eine totale Sonnenfinsternis auf 29°50′ Widder stattfindet, ebenfalls im Quadrat mit Pluto auf exakt der gleichen Gradzahl, allerdings mit Pluto noch direktläufig. Hier geschieht jedenfalls ein Bruch, der für die weiteren Entwicklungen bedeutsam sein dürfte.

Saturn Ingress Fische

Saturn wechselt am 7. März 2023 in das Zeichen Fische und bleibt dort zunächst bis 25. Mai 2025. Am 1. September 2025 wechselt er nochmal zurück in Fische, um am 14. Februar 2026 dann endgültig in den Widder zu wechseln.

Saturn verbinden wir in der Astrologie mit Strukturierung, Fokus, Klarheit, Objektivität, Disziplin, Geradlinigkeit, Beständigkeit, Ernsthaftigkeit, Ordnung und Verantwortung. Im Zeichen Fische ordnet er das Spirituelle, die Transzendenz, die Hintergründe, die Wahrheit, das kollektive Unbewusste und die eigentliche spirituelle Wirklichkeit, hinter den wahrgenommenen Masken. Saturn in Fische ist insofern die Wunschverwirklichung, der Fels in der Brandung, geerdete Spiritualität, disziplinierte Hingabe (=Meditation) oder die Prüfung der Hintergründe. Saturn kristallisiert aus dem Meer des kollektiven Unbewussten spirituelle Wahrheiten heraus, er gewährt konkrete Einblicke in Hintergründe und zeigt uns die Macht des Schicksals. Er lässt uns die Gesetzmäßigkeiten allen Seins erkennen und zeigt uns, was die Welt im Innersten zusammenhält. Saturn in Fische könnte etwa Durchbrüche in der Quantenphysik ermöglichen oder bisher Unfassbares greifbar machen. Und es könnte darüber hinaus noch zahlreiche weitere Ebenen der Deutung geben.

Saturns Eintritt in die Fische aktiviert auch ein Thema, das uns mit der Konjunktion von Saturn und Neptun 2025/26 verstärkt beschäftigen dürfte, da Saturn in Fische bereits das Planetenthema Saturn-Neptun enthält.

Pluto Ingress Wassermann

Am 23. März wechselte Pluto erstmals in Wassermann. Wassermann hat astrologisch mit dem Thema Veränderung und Erneuerung zu tun. Ging es im Steinbock um feste Strukturen, Gesetze und Regeln, so geht es im Wassermann um Regelbrüche, das Ausgleichen von Unterschieden, um Gerechtigkeit und Freiheit. Ein interessanter Aspekt ist etwa, dass bei den beiden letzten Pluto-Durchgängen durch den Wassermann das Weltbild der Menschheit sich jeweils dramatisch gewandelt hat. Astrologisch ergibt das Sinn, da Pluto mit Vorstellungen, Konzepten und festen Bildern im Kopf zu tun hat, wohingegen Wassermann den Bruch, die Erschütterung oder die Revolution symbolisiert.

Beim vorletzten Durchgang erschien im Jahr 1543 das Buch "De revolutionibus orbium coelestium" von Nikolaus Kopernikus (vgl. Wikipedia), das für viele Menschen und insbesondere die katholische Kirche einen Schock darstellte. Mit einem Mal waren wir nicht mehr der Mittelpunkt unseres Sonnensystems, sondern nur der dritte Planet innerhalb eines Systems, das sich um die Sonne dreht. Konsequenterweise versuchte die Kirche alles, dieses neue Wissen so lange wie möglich zu unterdrücken. Beim folgenden Durchgang im späten 18. Jahrhundert wurde 1781 Uranus entdeckt und zerstörte erneut eine bisher unerschütterliche Überzeugung, dass Saturn der letzte Planet unseres Sonnensystems sei. Ich denke, dass wir beim kommenden Durchgang Plutos durch den Wassermann eine weitere wissenschaftliche Entdeckung erwarten dürfen, die alles über den Haufen wirft, was wir bisher über uns und die Welt gedacht haben. Mein Verdacht geht dahin, dass wir entdecken werden, dass überall in der Galaxie Leben existiert und damit meine ich nicht nur Einzeller und Bakterien…

Übrigens hat sich die Weltanschauung der Menschheit beim letzten Durchgang auch insofern verändert, als bis dahin das Gottesgnadentum, also die herausragende Stellung des Adels gegenüber dem "gewöhnlichen" Volk unhinterfragtes Dogma war. In der Zeit des letzten Plutodurchganges durch Wassermann entstand dann die Idee, dass alle Menschen frei und gleich wären, Bürger- und Menschenrechte wurden formuliert und der Adel fand sich immer stärkerer Kritik ausgesetzt, bis hin zu seiner vollständigen Infragestellung. Da es trotz aller Veränderungen in der Welt auch heute noch Königshäuser gibt, dürfen wir gespannt sein, wie diese sich in den nächsten 20 Jahren entwickeln werden.

Plutos Eintritt in den Wassermann bringt uns neue Ideen, neue Themen und Schwerpunkte. Wir werden verstärkt auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufmerksam. Unser Fokus wird auf Unabhängigkeit und Freiheit liegen, auf Emanzipation, Erneuerung, Dezentralisierung und Vernetzung. Wir werden viele bisherige Werte in Frage stellen, dazu gehören Staatsformen, Hierarchien in Firmen, bisherige bürokratische Abläufe, internationale Verträge, aber auch die Struktur der Welt selbst. Im allerbesten Fall wandelt sich die Menschheit selbst zu einer kooperativen Gemeinschaft (vgl. Artikel Pluto in Wassermann – der Übergang).

Wesentliche Themen 2023

Wendepunkte des kommenden Jahres könnten wir insbesondere im März und im Mai erleben. Im März, weil gleich zwei Langsamläufer Saturn (7.3.) und Pluto (23.3.) das Zeichen wechseln und eine Jupiter-Chiron-Konjunktion im Widder (12.3.) stattfindet. Im Mai findet das Jupiter-Pluto-Quadrat (18.5.) statt und kommt damit in die Durchbruchskrise. Das was 2020 entstand, wird jetzt deutlich sichtbarer werden. Wir erleben im April und im Oktober jeweils eine ringförmige Sonnenfinsternis und im Juni wechselt Pluto wieder in den Steinbock zurück. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Rückläufigkeit der Venus ab 23. Juli sowie der Wechsel der Mondknotenachse in Widder/Waage am 17. Juli.

Insbesondere was Pluto angeht, könnte 2023 so etwas wie ein Auftakt-Jahr sein, zu den ganz großen Veränderungen 2024 bis 2026 und darüber hinaus. Wir erhalten ab März gewissermaßen einen Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Denken Sie bitte daran, was günstigstenfalls passieren kann, welche Möglichkeiten in den Konstellationen liegen und wie Sie selbst die Welt zu einem besseren Ort machen könnten. Versuchen Sie nicht, bisherige Fehlentwicklungen einfach in die Zukunft zu projizieren und damit Ihren eigenen Ängsten und Befürchtungen Tür und Tor zu öffnen. Fehlentwicklungen, Katastrophen und Enthüllungen der letzten Jahre könnten uns auch als Anlass dienen, ein für alle Mal neue und bessere Lösungen zu finden. Wir müssen nicht wieder und wieder in Angst versinken und ein ums andere Jahr Weltuntergangs-Szenarien entwerfen.

 

Pluto in Wassermann – der Übergang

Pluto in WassermannNach rund 15 Jahren Aufenthalt im Steinbock, beginnt 2023 der allmähliche Übergang Plutos in den Wassermann. Dieser Zeichenwechsel vollzieht sich in drei Schritten. 2023 wird Pluto zunächst für etwa drei Monate in den Wassermann wechseln, um danach noch einmal etwas mehr als sieben Monate in den Steinbock zurückzukehren. 2024 bleibt er dann bereits mehr als sieben Monate im Wassermann, um im Herbst noch einmal für zweieinhalb Monate in den Steinbock zurückzukehren, von wo er dann am 19. November 2024 endgültig und dauerhaft in den Wassermann wechselt.

Wenn die Transsaturnier Uranus, Neptun und Pluto erstmals in ein neues Tierkreiszeichen treten, kommt es häufig zu markanten historischen Ereignissen, die mit dieser Energie in Zusammenhang stehen. Beispiele dafür wären die Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, die ab Mitte der 1990-er Jahre zunehmend publik wurden, als Pluto in den Schützen eintrat, oder das große Erdbeben in Fukushima, das sich zeitgleich mit dem Übertritt von Uranus in den Widder ereignete.

Gerade bei Pluto, der auch für unbewusste Strömungen, Bedürfnisse und Tabus steht, können wir häufig erst im Nachhinein beurteilen, was sich bei seinem Zeichendurchgang wirklich verändert hat. So können wir rückblickend erkennen, dass Pluto im Schützen viel mit dem sexuellen Missbrauch (Pluto) in kirchlichen Einrichtungen (Schütze) zu tun hatte, aber auch mit einer Hochblüte (Pluto) der Globalisierung (Schütze), die mit der Lehmann-Pleite, nahezu zeitgleich mit dem Übertritt Plutos in den Steinbock 2008, einen jähen Dämpfer erlitt. Bei Plutos Durchgang durch den Steinbock sahen wir, dass viele hierarchische Institutionen und etablierte Strukturen in Schwierigkeiten kamen, aber ich würde es derzeit noch nicht wagen, die Auswirkungen Plutos bei seinem Aufenthalt im Steinbock abschließend zu beurteilen. Vermutlich wird das nach Plutos endgültigem Übertritt in den Wassermann sehr viel klarer werden.

Die Daten des Zeichenwechsels

  • Pluto in Steinbock bis 23.3.2023
  • Pluto erstmals in Wassermann: 23.3.2023 bis 11.6.2023
  • Pluto zurück in Steinbock: 11.6.2023 bis 21.1.2024
  • Pluto erneut in Wassermann: 21.1.2024 bis 2.9.2024
  • Pluto zurück in Steinbock: 2.9.2024 bis 19.11.2024
  • Pluto endgültig in Wassermann: 19.11.2024

Nach seinem endgültigen Eintritt in den Wassermann, bleibt Pluto etwa 20 Jahre in diesem Zeichen, bevor er 2043/44 in das Zeichen Fische wechselt. Aufgrund seiner stark elliptischen Bahn wird Pluto seit dem Tierkreiszeichen Schütze in jedem Zeichen langsamer. Während er sich im Skorpion nur 11 Jahre aufhielt, dauerte sein Transit durch das Zeichen Schütze schon 13 Jahre und durch Steinbock etwa 15 Jahre. Am langsamsten bewegt er sich durch die Zeichen Widder bis Zwillinge, mit jeweils etwa 30 Jahren Aufenthaltsdauer.

Pluto wurde im Jahr 1930 entdeckt, als er gerade auf 18 Grad Krebs stand. Das bedeutet auch, dass kein heute lebender Mensch jemals einen Pluto in den Tierkreiszeichen Wassermann bis Zwillinge erlebt hat. Das ist deshalb wichtig, weil wir in der Mundanastrologie davon ausgehen, dass neue Himmelskörper dann entdeckt werden, wenn die Menschheit eine bestimmte Bewusstseinsschwelle überschritten hat. Das Plutonische trat 1930 in den Blickpunkt der kollektiven Aufmerksamkeit. Zwar wird es (das Plutonische) gerne mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten und mit der Kernspaltung (Plutonium) in Verbindung gebracht und vorwiegend negativ gedeutet. Allerdings glaube ich inzwischen, dass das ein wenig zu oberflächlich ist. Pluto hat vor allem mit Vorstellungen, mit Bildern, Verstrickungen und Tabus zu tun. Je unbewusster ein Mensch ist, desto gefährdeter ist sein Leben und desto gefährlicher ist er mitunter für andere. Für das Kollektiv der Menschheit könnte die Entdeckung Plutos vor allem mit der Erforschung des Unbewussten zu tun haben.

Wo immer Pluto im individuellen Horoskop transitiert, bekommen wir es mit abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen, mit Schattenprojektionen und mit all dem Hässlichen in uns selbst zu tun. Erst wo wir das gar nicht aushalten können, brauchen wir die psychologischen Mechanismen der Abspaltung und der Feind-Projektion. Und vor diesem Hintergrund dürfte auch das Phänomen totalitärer Ideologien erklärbar werden. Auch der Verfolgungswahn, das Wittern von Verschwörungen und das generelle Misstrauen gegenüber anderen Menschen hat oft deutlich mehr mit individuellen Ängsten, erlittenen Demütigungen und Kränkungen zu tun, als mit äußeren Feinden. Macht- und Ohnmachtsgefühle sind ebenso eine Domäne Plutos. Dort wo ich mich selbst besonderes ohnmächtig fühle, wittere ich gerne Verschwörungen, weil ich auf diese Weise das Gefühl der Macht, des Klüger seins und der Selbstwirksamkeit wieder herstellen kann.

Ein erster Deutungsversuch

An Pluto in Wassermann scheinen sich sehr viele Erwartungen zu knüpfen. Während die einen den endgültigen Niedergang und die Zerstörung unserer Kultur erwarten, sind die anderen voller Hoffnung im Hinblick auf ein angeblich anbrechendes Wassermannzeitalter, in dem alles nur noch voller Harmonie und Liebe sein würde. Solche Erwartungen oder Prognosen sagen sehr viel über die Menschen aus, die sie machen, aber so gut wir gar nichts über die astrologischen Zusammenhänge.

Sehr schnell wird im Zusammenhang mit Pluto im Wassermann auch auf die Französische Revolution verwiesen, die beim letzten Aufenthalt Plutos im Wassermann stattfand. Allerdings fand die Französische Revolution erst 12 Jahre nach dem ersten Eintritt Plutos in den Wassermann statt. Und es ist auch ein wenig seltsam, dass Astrologen einen Negativitätsbias zu haben scheinen. Als Bias bezeichnet man in der Wissenschaft einen systematischen Fehler. Wenn Astrologen mundanastrologische Konstellationen deuten, sehen sie zuerst in den Ephemeriden nach, wann es diese Konstellation früher schon einmal gegeben hat. Daran ist nichts falsch, denn das machen die Menschen, soweit wir wissen, seit mindestens 4000 Jahren. Allerdings scheinen die meisten Mundanastrologen bei den Ereignissen der Vergangenheit immer nur nach Kriegen, Aufständen, Revolutionen, Seuchen und Naturkatastrophen Ausschau zu halten. Kaum einer fragt sich, was das positive Ergebnis der historischen Konstellation war und was das Potenzial gewesen sein könnte. Letzteres ist die eigentlich interessante Frage, wenn wir sie als Astrologen stellen. Ansonsten laufen wir nämlich Gefahr immer nur unsere eigenen Projektionen, Wünsche, Ängste und Befürchtungen in die Zukunft zu projizieren.

Wassermann hat astrologisch mit dem Thema Veränderung zu tun. Ging es im Steinbock um feste Strukturen, Gesetze und Regeln, so geht es im Wassermann um Regelbrüche, das Ausgleichen von Unterschieden, um Gerechtigkeit und Freiheit. Betrachten wir beispielsweise die Folgen des letzten Durchganges von Pluto durch den Wassermann (1777/78 bis 1798), dann brachte er ein Ende der Ständegesellschaft, eine klare Trennung von Staat und Kirche, es wurden Menschen- und Bürgerrechte formuliert und die Gewerbefreiheit eingeführt. Für die Herrschenden dürfte das damals eine recht ungemütliche Zeit gewesen sein. Die Idee der Freiheit und Gleichheit verbreitete sich über die ganze Welt und veranlasste einige Königshäuser dazu, noch restriktiver und brutaler gegen die eigenen Untertanen vorzugehen. Ganz ähnlich wie wir das heute etwa im Iran oder in Russland erleben. (Anmerkung: Über die Entwicklungen im Iran schreibe ich auch in der Mundan Review der Fachzeitschrift Meridian von Januar 2023).

Wir dürfen meines Erachtens nicht den Fehler machen, einzelne historische Ereignisse herauszugreifen und sie als alleinige Manifestation einer bestimmten astrologischen Konstellation zu betrachten. Die Geschichte und der Mensch selbst sind viel komplexer. Mit dem Eintritt von Pluto in den Wassermann wird nicht sofort das totale Chaos ausbrechen und auch nicht der ewige Weltfrieden und die pure Glückseligkeit. Plutos Eintritt in den Wassermann bringt uns neue Ideen, neue Themen und Schwerpunkte. Wir werden verstärkt auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufmerksam. Unser Fokus wird auf Unabhängigkeit und Freiheit liegen, auf Emanzipation, Erneuerung, Dezentralisierung und Vernetzung.

Wir werden viele bisherige Werte in Frage stellen, dazu gehören Staatsformen, Hierarchien in Firmen, bisherige bürokratische Abläufe, internationale Verträge, aber auch die Struktur der Welt selbst. Mit letzterem meine ich den Blick der Physik auf die Natur der Dinge. Und ja, wenn das Ungleichgewicht mancherorts zu groß ist, könnte das auch zu Revolutionen und Aufständen führen. Wir könnten auch die Struktur des Internets und der Sozialen Medien als wassermännisch auffassen. Zwar gibt es auch hier Bemühungen, Daten zu zentralisieren oder gar Informationen im Internet unter Kontrolle zu bringen. Da aber alles jederzeit sichtbar werden kann, gelingt das meist nicht sehr lange. Pluto könnte dergestalt auch das Internet selbst revolutionieren und die besonders hässlichen Seiten dieser neuen Technologie aufzeigen und im günstigsten Fall überwinden helfen.

Im allerbesten Fall wandelt sich die Menschheit selbst zu einer kooperativen Gemeinschaft. Vielleicht begreifen wir endlich, dass Kriege nicht funktionieren, dass Austausch, Kommunikation und Solidarität die besseren Lösungen sind. Vielleicht sind ja die gegenwärtigen Krisen (Corona, Energiekrise, Inflation, Arbeitskräftemangel, Klimakrise) Anlass genug zu erkennen, dass wir mit gemeinsamen Anstrengungen mehr erreichen. Wir wissen aber aus der Psychologie, dass Wandlung und Entwicklung nur dann geschehen können, wenn wir uns ehrlich und ohne Scheuklappen ansehen, was gerade jetzt der Fall ist. Solange wir so tun als gäbe es keine Probleme oder uns über uns selbst etwas vormachen, kann auch keine Wandlung geschehen.

Der gegenwärtige Uranus-Pluto-Zyklus

Abb. 1. Uranus-Trigon-Pluto (1. Mal). 18.7.2026.

Wir erlebten in den Jahren 2012 bis 2015 ein siebenmaliges Uranus-Pluto-Quadrat. Es war dies die Durchbruchskrise eines Zyklus, der 1966/67 im Tierkreiszeichen Jungfrau begann. Mit Plutos Eintritt in den Wassermann bekommen wir es mit einer ähnlichen Energie zu tun, nicht nur weil Pluto im Wassermann an sich schon das Planetenthema Uranus-Pluto beinhaltet, sondern auch, weil Pluto ab 2024 fast sechs Jahre lang im Trigon mit Uranus steht. Dieses Trigon befindet sich ab dem Sommer 2024 in einem Orbis von weniger als 5 Grad und verlässt diesen erst im Sommer 2029. Von 2026 bis 2028 wird das Trigon insgesamt fünf Mal exakt, allerdings ist das Trigon auch im Sommer 2025 bereits so eng, dass nur noch 7 Bogenminuten zur Exaktheit fehlen. Wir können also mit gutem Recht sagen, dass das Uranus-Pluto-Trigon, neben anderen wichtigen Konstellationen, wie die Saturn-Neptun-Konjunktion 2025/26, ab Sommer 2024 den ganzen Rest des Jahrzehnts prägen wird.

Pluto-Uranus ist eine Energie der Extreme. Unter solchen Konstellationen wollen wird das Bestehende auf gar keinen Fall beibehalten. Denken wir an die revolutionäre Energie der 1960-er Jahre! Die Gleichstellung der Geschlechter, der ökologischere Blick auf die Welt, ein freierer Umgang mit Sexualität, eine sehr breite Ablehnung des Krieges und das Thema Spiritualität, waren einige Themen von damals. In manchen Bereichen wurde viel erreicht, in anderen sind wir auf einem guten Weg. Aber selbstverständlich ist noch viel zu tun. In den Jahren 2024 bis 2029 dürften hier besonders viele konstruktive Schritte möglich sein. Beim zunehmenden Trigon eines Zyklus geht es um den kreativen Ausdruck und die konkrete Anwendung im Äußeren. Die Energien von Uranus und Pluto fließen hier deutlich harmonischer ineinander, als das bei einem Quadrat der Fall wäre (Rudhyar, 1994).

Pluto im Wassermann führt uns besonders deutlich vor Augen, wo es Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Unfreiheit gibt. Wir leben außerdem in einer kollektiven Plutokratie, wo nicht mehr die Politik bestimmt, was geschieht, sondern sehr mächtige Konzerne. Einige dieser Strippenzieher im Hintergrund sind der Öffentlichkeit noch nicht einmal bekannt. Mit Plutos Eintritt in den Wassermann wird das nicht alles automatisch besser werden, aber der Fokus der Welt wird sich auf diese Themen verlagern. Am Ende eines harten Weges dürfte die Welt dann deutlich gerechter, gleichberechtigter und freier sein als sie das bis Anfang der 2020-er Jahre war.

Ich wollte mit diesem Artikel vorerst nur einen ersten Eindruck vermitteln, wie sich die Energie von Pluto in Wassermann anfühlen könnte und gehe davon aus, dass ich dazu noch weitere vertiefende Artikel verfassen werde.

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This article is also available in English at: Pluto in Aquarius – The transition

Zeit für Details

Mars in Zwillinge, Mars rückläufig 2022
Abb. 1. Mars-Bewegung von 1.8.2022 bis 31.3.2023.

Der Planet Mars benötigt durchschnittlich sechs Wochen bis zwei Monate, um durch ein Tierkreiszeichen zu wandern. Alle zwei Jahre kann er sich jedoch deutlich länger in einem Zeichen aufhalten, was 2022/23 wieder der Fall ist, wenn er in den Zwillingen rückläufig wird. Wir haben dann sehr viel länger Zeit, um uns auf die betreffende Zeichenqualität einzulassen. Mars wird am 30. Oktober 2022 rückläufig und am 12. Jänner 2023 wieder direktläufig. Dadurch hält er sich von 20.8.2022 bis 25.3.2023 insgesamt mehr als sieben Monate im Zeichen Zwillinge auf. Mars in den Zwillingen kämpft mit den Waffen des Intellekts und begünstigt das Sammeln von Informationen, die Forschung, die Untersuchung von Details und das Knüpfen neuer Netzwerke. Womöglich sind endgültige Entscheidungen erst möglich, wenn Mars wieder direktläufig wird.

Die Zeitqualität der letzten Jahre, mit zeitweilig drei Langsamläufern (Jupiter, Saturn, Pluto) im Steinbock, beginnt sich jetzt zu ändern. Der lange Aufenthalt von Mars in den Zwillingen ist so etwas wie der Auftakt zum Wechsel Plutos in den Wassermann. Als letzter Langsamläufer steht Pluto noch bis zum 23. März 2023 im Steinbock, um dann erstmals für etwa drei Monate in den Wassermann zu wechseln. Pluto kehrt danach noch zweimal zurück in den Steinbock und tritt am 19. November 2024 endgültig und dauerhaft in dieses Zeichen ein. Im günstigsten Fall bewirkt Pluto im Wassermann eine tiefe Transformation der Gesellschaft und unseres Verständnisses von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit.

Mars in den Zwillingen

Mit Mars in den Zwillingen rücken jetzt intellektuelle Auseinandersetzungen, Diskussionen, der Austausch von Informationen und die Klärung von Details in den Vordergrund. Die existenzielle Schwere des Steinbocks beginnt allmählich in den Hintergrund zu treten. Einige Astrologen sprechen in diesem Zusammenhang vom Luftzeitalter. Allerdings bin ich mir nicht ganz so sicher, ob der Jupiter-Saturn-(Meta-)Zyklus, der hier als Maßstab genommen wird, so bedeutsam ist, wie einige Astrologen glauben. Es geht in der Mundan-Astrologie immer um zahlreiche Zyklen gleichzeitig. Nehmen wir nur die Langsamläufer Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, ergeben sich daraus bereits 10 Zyklen, die parallel laufen. Ich gehe in meinen Jahresthemen regelmäßig auf diese Zyklen ein (vgl. Jahresthemen 2022). Nehmen wir dann noch andere Zyklen, wie zum Beispiel die Saros-, die Meton-, die Mondknoten- oder die Metazyklen der Langsamläufer dazu, haben wir es vermutlich mit zwei oder drei Dutzend parallel laufenden Zyklen zu tun, die alle zu berücksichtigen wären.

Ein Metazyklus ist ein übergeordneter Zyklus. Beispielsweise ereignet sich alle 20 Jahre eine Jupiter-Saturn-Konjunktion. Diese Konjunktionen finden dann jeweils etwa 200 Jahre lang in Zeichen der gleichen Elementequalität statt, beispielsweise nur in Erd-Zeichen, wie das bei den Jupiter-Saturn-Konjunktionen der letzten 200 Jahre der Fall war. Inwiefern diese Metazyklen mundanastrologisch eine Rolle spielen, ist fraglich. Und wenn sie es tun, bleibt dennoch ungewiss, ob wir als Menschen Zyklen überblicken und bewerten können, die vielleicht Jahrtausende dauern. Wir wären ja schon überfordert, eine einfache Frage wie: "Was war die entscheidende Entwicklung des 20. Jahrhunderts", zu beantworten.

Die nächste Frage, die wir uns stellen müssten, wäre die, wie wir die einzelnen Zyklen gewichteten. Welcher Zyklus ist wichtig? Welcher ist weniger wichtig? Welcher hat vielleicht kaum eine Bedeutung für gesellschaftliche Entwicklungen? Welcher Zyklus betrifft vorwiegend wirtschaftliche Entwicklungen? Welcher hat mit der geistigen Entwicklung der Menschheit zu tun und wäre daher in seiner Substanz nur sehr schwer fassbar? Ich bin in meinem Artikel "Energiewechsel" ausführlich auf diese Problematik eingegangen. Die Gedanken, die ich dort äußerte, haben in den Monaten danach auch dazu geführt, dass ich kaum noch mundanastrologische Artikel schrieb. Momentan empfinde ich es als anmaßend zu vermuten, dass wir überhaupt etwas wissen können. Der Satz des Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß", ging mir in den letzten Monaten häufig durch den Kopf. Zeitweilig hat mich die Mundanastrologie richtiggehend angewidert, insbesondere wenn sie mit der Selbstsicherheit der absoluten Wahrheit daherkam und in diversen Blogs, Vlogs und Zeitschriften dennoch ganz offensichtlich war, dass sie nur die subjektive Weltsicht des Verfassers transportierte.

Zwei konträre Sichtweisen

Es gab in der Geschichte der Menschheit immer diejenigen, die der Meinung waren, früher wäre alles besser gewesen und die Welt ginge vor die Hunde. Auf der anderen Seite gab es auch immer diejenigen, die meinten, es würde alles besser. Ich neigte immer schon zum zweiteren Standpunkt und Bücher wie "Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote" (de Waal, 2015), "Factfullness" (Rosling, 2020) oder "Im Grunde gut" (Bregman, 2020) bestätigten mich in dieser Meinung. Wahrscheinlich werden die Dinge einfach anders. Viele von uns erleben, wie wir die eigene biografische Vergangenheit bisweilen verklären. Menschen, die Tagebuch schreiben, wissen das. Es könnte also sein, dass uns gegenwärtige Schwierigkeiten schlimmer vorkommen als jene, die wir schon durchlebt haben. Dadurch entstünde dann natürlich der Eindruck, dass früher alles besser gewesen wäre.

Die Welt könnte heute in vielerlei Hinsicht besser sein als sie jemals war. Zwei Dinge gibt es dabei zu berücksichtigen, einerseits die Logik der Massenmedien, die uns hauptsächlich schlechte Nachrichten servieren, weil diese Neuigkeitswert besitzen, emotional bewegen und sich besser verkaufen. Andererseits könnte auch das Bewusstsein der Menschheit insgesamt zunehmen, was dann bedeuten würde, dass wir heute mehr Missstände, Gewalt, Korruption und Nicht-Funktionieren sehen als wir das bisher getan haben. Das hieße dann auch, dass die (scheinbare) Dysfunktionalität der Welt immer schon da gewesen wäre, jetzt begännen wir sie aber zu sehen und hätten damit auch die Chance, sie zu beseitigen. In beiden Fällen könnte der Zustand der Welt weit besser sein, als wir das subjektiv für wahr halten.

Wenn Europa gegenwärtig gezwungen ist, hinsichtlich Energie umzudenken und ganz neue Wege finden muss, um in Zukunft Wohnungen zu heizen, Industrieanlagen zu betreiben und elektrischen Strom zu erzeugen, ist das eine sehr gute Entwicklung. Dass der Anlass dazu ein Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine war, ist natürlich weniger erfreulich und kann auch nicht schöngeredet werden. Auf diese Weise könnten wir zahlreiche Entwicklungen in der Welt finden, die wir als furchtbar empfinden und die dennoch positive Aspekte aufweisen. Die Gefahr, und darauf weist zum Beispiel auch Rosling (2020) hin, ist leider, dass wir als zynisch wahrgenommen werden, wenn wir darauf hinweisen, was sich in den letzten Jahrzehnten alles zum Positiven verändert hat. Wenn man beispielsweise darauf hinweist, dass die Kindersterblichkeit in der Welt sehr deutlich gesunken ist, dass zahlreiche Länder die Todesstrafe abgeschafft haben, dass die Zahl der Kriegstoten seit Mitte des 20. Jahrhunderts massiv gesunken ist, dass Kinderarbeit sehr viel weniger geworden ist oder dass der Anteil hungernder Menschen in der Welt von 28% 1970 auf 11% 2015 gesunken ist. Wenn ich etwa darauf hinweise, dass die Zahl der Menschen in bitterster Armut mittlerweile nur mehr 9% beträgt, dann könnten einige sagen, dass die 9%, die nach wie vor in bitterster Armut leben, sehr wenig davon haben, dass es diese Entwicklungen gibt. Und sie haben recht! Natürlich sind wir noch nicht am Ziel, falls ein friedlicher Planet, in sozialem Wohlstand und mit einer intakten Umwelt für alle Menschen unser Ziel wäre.

Diese Gedanken, die ich hier nur angerissen habe, sind ein Beispiel für die Energie des Zeichens Zwillinge. Es geht in diesem Zeichen um Informationsverarbeitung, um Forschung, um Neugier, um Details und sehr häufig um ein "einerseits" und "andererseits". Deshalb sagt man den Zwillingen so wie der Waage eine gewisse Unentschlossenheit nach. Das gilt im weiteren Sinne für alle Luftzeichen. Es sind geistige Zeichen und hier gilt es sehr viele Informationen zu verarbeiten, die in ihren Details verwirrend sein können. Sie haben, zumindest bei den Zwillingen, auch noch keine Seele, denn der Seelenquadrant beginnt ja erst mit dem Zeichen Krebs. Im ersten Quadranten geht es nur um das Ich und den Körper, Wille (Widder), Abgrenzung (Stier) und Informationsaustausch (Zwillinge). Erst im zweiten Quadranten finden wir Gefühle (Krebs), Ausdruck (Löwe) und das Abwägen der Vernunft (Jungfrau).

Mars in den Zwillingen mundanastrologisch

Mundanastrologisch mag der Zeitqualität bis März 2023 und insbesondere der Zeit der Rückläufigkeit des Mars (30.10.2022 bis 12.1.2023) eine gewisse Unentschlossenheit, ein Zaudern und Abwägen anhaften. Das Zeichen Zwillinge ist auch DAS Zeichen der Wissenschaft und am Vorgehen der Wissenschaft könnten wir uns jetzt ein Beispiel nehmen. Auch in der Wissenschaft sammelt man unter Umständen jahrelang Daten, führt unzählige Experimente durch und beginnt gelegentlich immer wieder von Neuem, bis es, oft erst nach Jahrzehnten, zu einem entscheidenden Durchbruch und einer brauchbaren Anwendung für den Alltag kommt. Es sind dies Zeiten, in denen sich auch Wissenschaftler immer wieder vor ihren Geldgebern rechtfertigen müssen, warum das nicht schneller geht und wann denn nun endlich Ergebnisse zu erwarten sind. Insbesondere für ungeduldige Menschen ist die Phase des Datensammelns, des immer wieder neu Beginnens und der Offenheit hinsichtlich verschiedener Wege mühsam. Aber nur wenn wir ein Problem gründlich und umfassend verstanden haben, können wir gute Entscheidungen treffen. Voreiligkeit und Schnellschüsse sind jetzt nicht angebracht. Jetzt ist die Zeit für die Details, für das Sichten von Informationen und vor allem für Offenheit! Was auch immer ich heute denke, kann durch die Informationen von morgen schon wieder in Frage gestellt werden. Das ist vielleicht besonders wichtig für jene Menschen, die sich hinsichtlich ihrer "Wahrheiten" so völlig sicher sind.

Saturn-Uranus und Mars-Neptun
Abb. 2. Uranus-Saturn-Quadrat und Mars-Neptun-Quadrat, hier am 15.10.2022.

Konkret könnte es insbesondere in Europa um die Energieversorgung der Zukunft gehen. Mars in den Zwillingen ist eine hervorragende Gelegenheit alle Fürs und Widers abzuwägen, neue Netzwerke zu knüpfen, Forscher mit Studien zu beauftragen und alle Umstände zu prüfen, wie wir die Energieversorgung in Zukunft besser aufstellen könnten. Dabei wäre eine weitere langfristige Entwicklung zu berücksichtigen, nämlich das Uranus-Saturn-Quadrat (vgl. Das Saturn-Uranus-Quadrat), das aktuell wieder in einem Orbis von weniger als 3 Grad genau ist und sich im September und Oktober 2022 sogar auf weniger als 1 Grad Orbis annähert. Das Thema dieses Quadrats hat unter anderem auch mit zentralistischer versus dezentraler Organisation zu tun. Uranus beinhaltet auch immer den Freiheitsaspekt, die Loslösung aus Abhängigkeiten, die Emanzipation von Autoritäten und die Befreiung aus bevormundenden Strukturen.

Aspekte des Mars in seiner Rückläufigkeitsschlaufe

Mars befindet sich vom 20. August 2022 bis 25. März 2023 in den Zwillingen, also mehr als 7 Monate. Ab 3. September tritt er in jenen Bereich der Zwillinge ein, den er danach noch weitere zwei Mal berühren wird, die sogenannte Rückläufigkeitsschlaufe. Hier die genauen Daten:

  • 3.9.2022, Mars überquert erstmals 8°08′ Zwillinge
  • 30.10.2022, Mars wird auf 25°37′ Zwillinge rückläufig
  • 12.1.2023, Mars wird auf 8°08′ Zwillinge direktläufig
  • 16.3.2023, Mars überquert letztmalig 25°37′ Zwillinge
  • 25.3.2023, Mars verlässt die Zwillinge Richtung Krebs

Mars berührt also den gesamten Bereich von 8°08′ bis 25°37′ Zwillinge insgesamt drei Mal, das erste Mal bis 30.10.2022, das zweite Mal rückläufig von 30.10.2022 bis 12.1.2023 und das dritte und letzte Mal ab dem 12.1.2023 bis zum 16.3.2023. Danach verlässt er diesen Bereich endgültig und wechselt innerhalb von 10 Tagen in den Krebs. Während seiner Rückläufigkeit macht Mars vor allem mit Saturn (Trigon) und mit Neptun (Quadrat) Aspekte. Insbesondere der Aspekt mit Neptun könnte auf starke Konflikte zwischen spirituell-ganzheitlichen und wissenschaftlichen Standpunkten hinweisen. Unter Umständen finden wir Lösungen aber erst dann, wenn wir bisherige Paradigmen auflösen und tatsächlich Out of the Box denken.

Viele unserer gegenwärtigen Probleme entstehen dadurch, dass wir Entwicklungen in ihrer bisherigen Form immer nur in die Zukunft projizieren und nicht grundlegend neu denken. So konnten wir auch auf die Energiegewinnung durch Atomkraftwerke kommen, die uns nicht nur erhebliche Probleme hinsichtlich Sicherheit und Endlagerung bescheren, sondern auch die teuersten Dampfmaschinen der Welt sind, einfach weil wir Lösungen des 18. und 19. Jahrhunderts in unsere Zeit übernommen haben. Mir ist bewusst, dass das grob vereinfacht ist, ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass echte Innovation häufig darin besteht, die Dinge von Grund auf neu zu denken und nicht alte Paradigmen anzupassen.

Das Mars-Saturn-Trigon wird am 28. September und am 28. November auf 19 bis 20° Zwillinge/Wassermann exakt. Das dritte Trigon am 30. März 2023 findet dann bereits auf knapp 3° Krebs/Fische statt. Die Qualität dieses Aspekts ist dann sehr viel emotionaler und ganzheitlicher als die luftige, intellektuelle Qualität von Zwillinge und Wassermann.

Das Mars-Neptun-Quadrat wird am 12. Oktober und 19. November 2022 auf etwa 23° Zwillinge/Fische exakt und ein weiteres Mal am 14. März 2023 auf etwa 25° Zwillinge/Fische. In dieser Zeit sind einerseits wissenschaftliche Durchbrüche möglich, andererseits aber auch besonders harte Auseinandersetzung zwischen betont intellektuellen und stark spirituellen Standpunkten.

Dass Mars während seines Durchganges durch die Zwillinge abwechselnd Aspekte mit Neptun und Saturn bildet, nimmt vielleicht ein Thema vorweg, das uns Mitte des Jahrzehnts stark beschäftigen wird, wenn Saturn und Neptun auf dem ersten Widder-Grad eine Konjunktion bilden, die innerhalb 5° Orbis von April 2025 bis April 2026 wirksam sein wird und am 26. Februar 2026 einmalig exakt wird. Bei diesem Zyklus geht es um Grenzen, Realitätssinn und Strukturen (Saturn) auf der einen Seite und Träume, Phantasien und Visionen (Neptun) auf der anderen Seite. Häufig lösen sich unter dieser Konstellation Grenzen auf oder es werden lang gehegte Visionen in die Tat umgesetzt. Die letzte Saturn-Neptun-Konjunktion 1989 ging mit dem Fall der Berliner Mauer, des Eisernen Vorhanges und dem Zusammenbruch der Sowjetunion einher. Die nächste Saturn-Neptun-Konjunktion liegt noch etwa drei Jahre in der Zukunft, aber die Aspekte des Mars mit Neptun und Saturn dürften in den Schlagzeilen und in der öffentlichen Diskussion der nächsten Monate immer wieder ein Oszillieren zwischen Visionen und Machbarkeit in den Fokus rücken. Beide Standpunkte, jene der knochentrockenen Realisten, wie auch jene der Visionäre, haben etwas für sich und wenn wir sie zusammenbringen könnten, könnten wir Dinge realisieren, von denen wir bisher nicht einmal zu träumen wagten.

Mars im individuellen Horoskop

Bei der Beurteilung der Marsbewegung im individuellen Horoskop ist wichtig, wo Mars in Ihrem Horoskop steht, welche Aspekte er bei seiner aktuellen Bewegung durch die Zwillinge bildet und auch, durch welches Haus er sich im Transit bewegt. So wird Menschen mit einem Mars in den Zwillingen, der Waage oder im Wassermann die Zeichenqualität des aktuell in Zwillinge transitierenden Mars leichter zugänglich sein, als Menschen, die ihren Geburtsmars in Feuer, Wasser oder Erde haben.

Die Hausstellung, die Mars im Transit für die nächsten Monate einnimmt, weist auf die Themen hin, um die es gehen könnte. Ein Mars im ersten Haus bringt Themen wie Durchsetzung, Initiative und Handlung in den Vordergrund, bei Mars im zweiten Haus geht es um Abgrenzung und finanzielle Absicherung, ein Mars im dritten Haus möchte jetzt noch mehr diskutieren und netzwerken als sonst, bei einem Mars im vierten Haus gilt es möglicherweise stark auf Träume und innere Bilder zu achten usw.

Gänzlich individuell sind die Aspekte, die Mars auf Ihr Geburtshoroskop während der Zeit seiner Rückläufigkeit bildet. Der gegenwärtige Transit wird aber insofern sehr viel intensiver erlebt werden, als sich jetzt jeder genaue Aspekt drei Mal wiederholen wird, falls er Stellungen auf 8° bis 25° veränderlich berührt. Im weiteren Sinne sogar zwischen 5° und 28° Zwillinge, wenn man einen Orbis von 3° annimmt. Wenn etwa jemand seinen Saturn auf 12° Schütze hätte, würde Mars insgesamt drei Mal eine Opposition auf diesen Saturn machen und entsprechende Entwicklungen und innere Prozesse wären erst Ende Jänner 2023 endgültig abgeschlossen.

Besonders bedeutsam dürften Mars-Transite über Hauptachsen sein. Dies betrifft alle Menschen, deren AC/DC-Achse oder MC/IC-Achse zwischen 8° und 25° Zwillinge/Schütze steht. Hier geht es vor allem um Erkenntnisse die mit der eigenen Anlage und dem Verhältnis zu anderen Menschen zu tun haben (AC/DC-Achse) oder um Einsichten und Erfahrungen hinsichtlich der eigenen Wurzeln und der Berufung im Leben (MC/IC-Achse).

Im Detail lässt sich die individuelle Bedeutung dieses Mars-Aufenthalts in den Zwillingen am besten in einer persönlichen Beratung klären. Sie nutzen den Zwillinge-Transit des Mars konstruktiv, indem Sie unvoreingenommen Informationen sammeln, neue Kontakte knüpfen und offen bleiben. Legen Sie sich vorerst nicht fest, bleiben sie neugierig und sind Sie sich stets der Tatsache bewusst, dass die Informationen von morgen Ihren Standpunkt von heute schon wieder in Frage stellen könnten. Und wenn Sie jemand deshalb kritisiert, antworten Sie mit einem Augenzwinkern: "Was kümmert mich meine Meinung von gestern!" 😉

 

Astrologische Berufsberatung

Astrologische Beratung Stefan HofbauerEinige Menschen gehen einer Arbeit nach, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen sowie Miete, Strom- und Gasrechnung bezahlen zu können. Andere haben einen Beruf gelernt, der ihnen mehr oder weniger Spass macht und in dem sie die Möglichkeit haben, viel von ihren Talenten und Neigungen einbringen zu können. Wieder andere suchen nach der eigentlichen Berufung, die sie wirklich ganz und gar erfüllt, für die sie "brennen" und die ihnen das Gefühl gibt, gar nicht zu arbeiten, sondern ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben.

Eine weitere Gruppe, insbesondere Menschen über 50 Jahren oder auch sehr junge Menschen, wären froh, wenn sie überhaupt eine Arbeit fänden, die auch nur annähernd ihren Fähigkeiten entspricht. Und für sehr viele Menschen ist auch völlig unklar, was sie eigentlich ausmacht, was sie begeistert und was ihrer Anlage entspricht.

Unter Anlage verstehe ich dasjenige, wofür ein Mensch begabt ist, was er als Potenzial mitbringt, was ihn ganz und gar erfüllt. Es ist dies gewissermaßen der Same, der in einem Menschen angelegt ist und der idealerweise irgendwann zu voller Blüte kommen kann.

Dazu kommen viele junge Menschen, die noch gar nicht wissen, welche Ausbildung sie machen oder welchen Beruf sie einmal ergreifen wollen. Rechnet man Menschen dazu, die in ihrem Beruf unzufrieden, überlastet oder auch unterfordert sind, dürfte die Anzahl derer, die von einer beruflichen Orientierung oder Berufsberatung profitieren könnten, sehr groß sein.

Gerade die Astrologie kann hier wertvolle Hilfe leisten, weil im Radix klar erkennbar ist, wo jemandes Schwerpunkte liegen und welcher Art eine Arbeit sein muss, damit sie Erfüllung bietet. Wir haben hier als Astrologen den Vorteil, dass wir ein wenig objektiver sein können und klare Unterschiede zwischen Menschen ausmachen können, vielleicht klarer noch als das so mancher psychologische Persönlichkeitstest kann. Und dennoch gibt es innerhalb einer Anlage dutzende, wenn nicht hunderte Möglichkeiten, einen bestimmten Schwerpunkt zu leben.

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht aus dem AMS-Berufslexikon (www.berufslexikon.at) nur jene Berufe herauszusuchen, die im weitesten Sinne als "Stier-Berufe" durchgehen könnten und bin auf mindestens 80 Berufe gekommen. Mit Stier-Berufen sind hier keine Berufe für Menschen mit Tierkreiszeichen Stier gemeint, sondern Berufe für Menschen, die eine wie auch immer geartete Stier-Betonung im Radix aufweisen. Es könnte sich dabei um einen Stier-Aszendenten handeln oder um mehrere Planeten im 2. Haus, um die Stellung der Sonne im Tierkreiszeichen Stier oder auch um ein MC im Tierkreiszeichen Stier. Auf welche Radix-Faktoren bei der Berufswahl im Einzelnen zu achten ist, werde ich weiter unten noch erklären.

Nicht-astrologische Voraussetzungen einer Berufsberatung

Wie bei jeder guten Beratung sollten wir uns nicht in erster Linie auf das Radix verlassen, wenn wir einen Termin mit einer Klientin/einem Klienten vereinbart haben. Es gilt auch hier schon im Vorfeld das Anliegen und etwaige nicht-astrologische Voraussetzungen zu klären.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind das unter anderem die Begabungen des Klienten (sprachlich, mathematisch, schöpferisch, musikalisch…), der Bildungsstand und die intellektuellen Voraussetzungen, das Alter, die kulturellen Hintergründe, die finanziellen Möglichkeiten sowie Neigungen und Interessen.

Wenn jemand bereits weiß, dass er eine stark kreative Begabung hat, umso besser! Auch der Bildungsstand spielt selbstverständlich eine Rolle. Jemand, der vor 20 Jahren einen Pflichtschulabschluss gerade so geschafft hat und Arzt werden will, wird zweifellos an Grenzen stoßen, unabhängig davon, was das Radix uns verraten mag. Auch das Alter und die finanziellen Möglichkeiten könnten die eigenen Ambitionen begrenzen. Vielleicht kommt jemand aber zu einer Beratung genau im richtigen Alter, um entscheidende Weichen für seine künftige Ausbildung zu stellen. Dann mag der Hintergrund seiner Anlagen und Fähigkeiten eine Bestärkung für ihn sein. Eignungs- und Interessenstest dürfen natürlich im Vorfeld gerne gemacht werden, um schon einmal die Richtung zu bestimmen, in die es gehen kann.

Auf Seiten des Astrologen ist es günstig, sehr viele Berufe zu kennen. Anregungen dazu bieten etwa die Jobseiten der Tageszeitungen, diverse Karriere-Portale im Internet und auch Studien- und Berufsinformationsmessen sowie die Seiten des Arbeitsmarktservice. Günstig auf Seiten des Astrologen ist auch, allfällige alternative Ausbildungswege zu kennen, da manche Berufe als Lehre, als Fachschule und auch als Studium erlernt werden können. Um eigene Vorlieben und Voreingenommenheiten ganz bewusst zu hinterfragen, könnte eventuell Selbsterfahrung und Supervision hilfreich sein. Ist der Astrologe dann auch noch eine guter Zuhörer und berät eher lösungsorientiert und klientenzentriert, steht einer guten und wirklich hilfreichen astrologischen Berufsberatung nichts mehr im Wege.

5 Schritte einer astrologischen Berufsberatung

 

schema berufsberatung
Abb. 1. Schema Astrologische Berufsberatung.

Aus meiner Sicht haben sich die folgenden 5 Schritte (Abb. 1) bei der astrologischen Berufsberatung bewährt.

Zunächst ist es hilfreich, die grundlegenden Energien im Radix zu analysieren.

  • Wie verteilen sich die Elemente?
  • Gibt es überwiegend männlich oder weibliche Energien in diesem Radix?
  • Überwiegt kardinale, fixe oder veränderliche Energie?
  • Finden wir Ballungen in bestimmten Häusern oder besonders stark besetzte Quadranten?

Zur Untermauerung unseres ersten Eindruckes kann es hilfreich sein, auch einfache Persönlichkeitsfragebogen einzusetzen. Möglichkeiten dazu finden Sie bei Rentsch & Reiss (2016), Wiering (1994) oder Niederwieser (2017) in den Literaturtipps am Ende des Artikels.

Danach ist es sinnvoll die Anlage genau zu interpretieren, den Aszendenten, den Herrscher von 1 in Haus und Zeichen, Aspekte zum Aszendenten und zum Herrscher von 1 sowie die Planeten in 1 mit ihren Aspekten. Hier erhalten wir einen grundlegenden Eindruck davon, wie ein Mensch "gemeint" ist, was ihn ausmacht und was seine eigentliche Bestimmung ist. Je näher wir im Leben an unserer Anlage sind und je mehr wir gemäß dieser Anlage leben, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir uns erfüllt und glücklich fühlen.

Als nächstes gilt es die Sonne, ihre Stellung in Haus und Zeichen sowie ihre Aspekte zu interpretieren. Sie gibt Aufschluss darüber, wie sich ein Mensch verwirklichen möchte und was seine Mitte ausmacht, seine Herzensangelegenheit ist und wohin er sich entwickeln möchte.

Als nächsten Schritt können wir die Berufshäuser 2, 6 und 10 analysieren. Das 2. Haus gibt darüber Auskunft, wie jemand seinen Lebensunterhalt verdient, das 6. Haus darüber, wie jemand seinen Alltag organisiert und seine Balance zwischen dem Ausdruck eigener Bedürfnisse und den Bedürfnissen der anderen findet. Das eigentliche Ziel oder die Berufung eines Menschen finden wir schließlich im 10. Haus. Es ist sinnvoll, auf Beziehungen zwischen diesen Häusern zu achten. Auch Planeten und Aspektverbindungen können hier von Bedeutung sein. Um nur ein einfaches Beispiel zu geben: der Herrscher von 10 in 2 könnte ein Hinweis darauf sein, dass es für den betreffenden Menschen leichter ist als für andere, mit seiner Berufung Geld zu verdienen.

Zuletzt ist es noch sinnvoll, Saturn und Mars zu betrachten, weil sie beide mit Anstrengung und Arbeit zu tun haben und weil Saturn der natürliche Herrscher des Steinbocks und 10. Hauses ist. Mars zeigt vor allem, wie wir uns durchsetzen, wie unsere Energie geartet ist und welcher Art Einsatz wir leisten können. Ein Waage-Mars wird hier ganz anderes kämpfen als ein Widder-Mars. Abschließend können, soweit das noch notwendig ist, auch Jupiter, Merkur und Venus sowie die Mondknoten noch einbezogen werden.

Anmerkung

Den Artikel habe ich bereits 2017 geschrieben und hier nur vorgereiht!

 

 

Jahresthemen 2022

Abb. 1. Kreis-Ephemeride der Planetenbewegungen 2022 (Merkur bis Pluto).

Am Beginn eines neuen Jahres sind manche von uns voller Hoffnungen, andere voller Ängste. Was sind die Jahresthemen 2022, was die Herausforderungen, Konflikte und Verheißungen? Da und dort veranlasst das Menschen, Astrologen, Hellseher, Kartenleger oder spirituelle Medien, um Rat zu fragen. Eher wissenschaftlich orientierte Menschen nutzen möglicherweise Wirtschaftszyklen, politische Analysen oder Anlageberater, um ein wenig mehr Sicherheit zu gewinnen. Beide gemeinsam eint der Wunsch nach Sicherheit und die Hoffnung, Gefühle der Macht- und Orientierungslosigkeit zu vertreiben.

Die Astrologie vermag nicht in die Zukunft zu blicken, insofern wir die Voraussage von konkreten Ereignissen erwarten. Dank Astronomie und Mathematik wissen wir aber immerhin jahrhundertelang im Voraus, welche Konstellationen wir am Himmel zu erwarten haben. Um ein Beispiel zu nennen, wissen wir heute schon, dass sich am 20. Mai 2385 eine Neptun-Pluto-Konjunktion ereignen wird, der 10 Tage vorher eine ringförmige Sonnenfinsternis vorausgehen wird. In der Grafik oben sind die Planetenbewegungen des Jahres 2022 ab Merkur abgebildet, Sonne und Mond sind wegen der besseren Übersichtlichkeit ausgeblendet.

Was ist die Aufgabe der Astrologie?

Die Astrologie, die ich als hermeneutische Wissenschaft verstehe, versucht Bedeutung und Sinn zu liefern für Konstellationen, die die Menschheit in ähnlicher Form schon beobachten konnte. Die Grundannahme der Astrologie ist, dass die Planeten-Stellungen am Himmel eine analoge Entsprechung auf der Erde haben. Über die Jahrhunderte haben Astrologen Zuschreibungen für bestimmte Konstellationen gefunden, die in ähnlicher Weise immer wieder am Himmel sichtbar werden, sich aber niemals exakt wiederholen. Ob diese Zuschreibungen immer richtig sind, sei dahingestellt. Manche Deutungen der Alten erscheinen uns heute fragwürdig, weil auch der kulturelle Hintergrund sich geändert hat. Der "Königs-Aspekt" einer Jupiter-Saturn-Konjunktion macht beispielsweise in einer Demokratie wenig Sinn, wenn man ihn wörtlich auslegt. Und in einer Gesellschaft, wo es sehr viel mehr Freiheit gibt als in früherer Zeit, müssten wir wahrscheinlich auch alte Saturn-Deutungen hinterfragen.

Die Einführung der psychologischen Astrologie im 20. Jahrhundert war ein wichtiger Schritt, um vom früheren Determinismus wegzukommen. Ähnlich wie die Physik, gehen wir jetzt in der Astrologie mehr von wahrscheinlichen Zukunftsszenarien aus, aber nicht mehr von konkreten Ereignissen, die sicher so eintreten werden. Die Kernkompetenz der Astrologie ist es, Zeitqualität zu deuten und Möglichkeiten anzugeben, die in bestimmten astrologischen Konstellationen enthalten sein können. Wir verwenden dazu biografische und historische Untersuchungen und vergleichen Personen und Zeiten, bei bzw. in denen sich ähnliche Konstellationen am Himmel zeigten, mit dem parallelen Geschehen auf der Erde. Dabei lassen sich gewisse Muster erkennen, anhand derer wir eingrenzen können, was uns bei künftigen ähnlichen Konstellationen erwarten könnte. Diese Methode ist fehleranfällig, weil wir möglicherweise bestimmte Annahmen darüber haben, was sich auf Erden unter bestimmten Konstellationen zeigen könnte und dann nur jene Ereignisse auswählen, die auf das Muster passen. Aus diesem Grund sollten wir stets sehr selbstkritisch vorgehen bei unseren Deutungen.

Hier erlaube ich mir eine Anmerkung. Von Menschen, die meinen Standpunkt und meine Sichtweise auf die Welt nicht teilen, werde ich gelegentlich aufgefordert, in meinen Deutungen objektiver zu sein und alle Standpunkte gleichermaßen zu berücksichtigen. Ironisch daran ist nur, dass es teilweise die gleichen Menschen sind, die meine früheren Ausführungen über alle Maßen lobten, in dem Moment aber, in dem ich ihre Sichtweise nicht mehr treffe, mir Voreingenommenheit und Einseitigkeit vorwerfen. Wenn ich als Astrologe Zeitqualität deute, so kann das nie vollkommen objektiv sein, weil ich mich selbst in die Deutung einbringe, mit meiner Ausbildung, Intelligenz, meinem kulturellen Hintergrund und meinen Erfahrungen. Wollte ich vollkommen objektive Artikel schreiben, so würde ich seitenweise nur Konstellationen aufzählen und mich einer Deutung komplett enthalten. Das wäre nicht nur langweilig, sondern lieferte auch keinen Mehrwert gegenüber dem Nachschlagen in Ephemeriden.

Ich bemühe mich, in meinen Artikeln stets mehrere Standpunkte und Deutungsmöglichkeiten zu berücksichtigen, versuche aber auch eine false balance (falsche Ausgewogenheit) zu vermeiden, wie sie von manchen Boulevardmedien praktiziert wird, um ihre Quoten zu erhöhen. Wenn diese Medien zwei Wissenschaftler einladen und einer die Meinung von 99% seiner Fachkollegen vertritt, während der andere eine Außenseitermeinung vertritt, die weniger als 1% aller Wissenschaftler vertreten oder gar nur zwei oder drei auf zehntausende, so ist das keine Ausgewogenheit, sondern eine extreme Verzerrung der Realität. Das Publikum gewinnt den Eindruck, hier stünden gleichberechtigte Partner einander gegenüber, während einer der Standpunkte in Wirklichkeit von kaum jemandem geteilt wird. Neben der Verzerrung der Realität, erschüttert das auch unnötig das Vertrauen in die Wissenschaft. Wissenschaft lebt von der Kritik, ihre Erkenntnisse können und sollen in Frage gestellt werden, aber eben konstruktiv und mit guten, nachvollziehbaren Argumenten. Und in ähnlicher Weise entwickelt sich auch die Astrologie weiter. Es ist sinnvoll, bisherige Deutungen manchmal in Frage zu stellen und kritisch zu prüfen. Nicht sinnvoll ist es dagegen, wenn wir davon ausgehen, schon die endgültige Wahrheit zu besitzen und dann nur noch nach Konstellationen im Horoskop suchen, die unsere Weltsicht bestätigen.

Themen des Jahres 2022

Viele Themen des Jahres 2022 kennen wir schon aus 2021. Saturn, Uranus, Neptun und Pluto bewegen sich weiterhin in den Zeichen, in denen sie sich schon im Vorjahr bewegten. Jupiter wandert 2022 zwischen Fische und Widder hin und her, also in gewisser Weise zwischen Abschluss und Neubeginn. Pluto bewegt sich 2022 letztmalig ausschließlich im Steinbock, 2023 und 2024 wird er dann längere Zeit zwischen Steinbock und Wassermann pendeln, bevor er im November 2024 endgültig in Wassermann wechselt.

Die wichtigsten Konstellationen des neuen Jahres sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Venus rückläufig in Steinbock
  • Jupiter in Fische und Widder
  • Jupiter-Neptun-Konjunktion
  • Saturn-Uranus-Quadrat
  • Mondknoten in Stier/Skorpion
  • Uranus-Mondknoten-Konjunktion
  • Mars rückläufig in Zwillinge
  • Zwei totale Mondfinsternisse und zwei partielle Sonnenfinsternisse
  • Merkur, der jeweils in Luftzeichen rückläufig wird und in Erdzeichen zurückwandert

Wollten wir das Jahr 2022 zusammenfassen, so scheint es hier überwiegend um ein Abschließen mit der Vergangenheit zu gehen, angezeigt durch Venus, die sich am Beginn des Jahres rückläufig in Steinbock bewegt, Jupiter in den Fischen, dem letzten Zeichen des Tierkreises und Saturns abnehmendes Quadrat mit Uranus. Es gibt aber auch Hinweise auf einen Aufbruch in neues Terrain, wie etwa Jupiters Eintritt in den Widder, den Zyklusbeginn von Jupiter und Neptun sowie die Mondknoten-Konjunktion mit Uranus. Auch die Rückläufigkeiten Merkurs scheinen in diese Richtung zu weisen. Er wird jeweils in Luftzeichen rückläufig, die von Leichtigkeit, Flexibilität und Zuversicht geprägt sind und muss im Zuge seiner diesjährigen Rückläufigkeiten wieder zurück in Erdzeichen, die von Pragmatismus, Schwere und praktischer Handhabbarkeit erzählen. Es scheint so, als müssten für das Neue noch alte Hausaufgaben gemacht werden.

Letzteres ist eine wichtige Lebenserfahrung, die wir wahrscheinlich öfters machen. Die Idee oder der kluge Plan sind nur die halbe Miete, wir müssen auch ganz praktische, konkrete Schritte überlegen, um sie in die Wirklichkeit zu bringen. Am Beginn meiner Ausbildung hörte ich die kluge Frage, was einen erfolgreichen von einem erfolglosen Künstler unterscheide. Und die Antwort war: ein starker Saturn. Wie überall im Leben nützt es uns nichts, nur eine Idee, eine Begabung, eine Vision zu haben, wir müssen diese auch auf den Boden bringen. Für den Künstler heißt das meist sehr viel Disziplin, für einen Musiker etwa sehr viel Üben. Damit uns als Konsumenten ein Klavierkonzert vollkommen leicht und flüssig erscheint, hat der Pianist wahrscheinlich hunderte, wenn nicht tausende Stunden geübt.

An Ideen und Einfällen wird es uns im Zusammenhang mit der Jupiter-Neptun-Konjunktion in den Fischen vermutlich nicht mangeln. Die Frage wird aber sein, wie viele dieser Visionen wir tatsächlich in die Umsetzung bringen. Die starke Fische-Betonung im Frühling könnte uns auch Anlass sein, die Frage zu stellen, was eigentlich ein origineller Gedanke ist. Sind nicht alle unsere Gedanken nur Reflexionen von Aufgeschnapptem, Gehörtem, Gesehenem? Wie sehr lassen wir uns von Gedanken und Taten anderer Menschen beeinflussen? Was macht uns selbst aus, was kommt aus unserem Inneren? Dafür braucht es vor allem Meditation, Stille, Einsamkeit und Rückzug. Der ununterbrochene Konsum von Medien, welcher Art auch immer, bringt uns eher von uns weg und birgt immer die Gefahr, uns mitreißen zu lassen, uns beeinflussen zu lassen und unsere eigenen inneren Stimmen nicht mehr zu hören. Ich plädiere hier selbstverständlich nicht für ein Leben als Einsiedler, sondern lediglich für zeitweise Rückzüge aus der medialen Überflutung der Außenwelt, um unsere Sinne zu schärfen und die Bilder in uns selbst wahrzunehmen. Manche Menschen nennen das heute digital detox, was man in etwa mit "digitales Fasten" übersetzen könnte.

In der ersten Hälfte der 2020-er Jahre stehen wir auch zyklisch an einem Wendepunkt, da zwischen 2020 und 2026 insgesamt sechs neue Zyklen beginnen. Drei dieser Zyklen begannen 2020 (Saturn-Pluto, Jupiter-Pluto und Jupiter-Saturn), einer beginnt in diesem Jahr (Jupiter-Neptun), einer im Jahr 2024 (Jupiter-Uranus) und der letzte, überaus wichtige, im Jahr 2026 (Saturn-Neptun). Zeiten mit so vielen kurz aufeinander folgenden Konjunktionen werden üblicherweise als Umbruchzeiten erlebt, in denen sich viele Werte sehr deutlich verändern. Solche Perioden gab es im 20. Jahrhundert beispielsweise von 1914 bis 1921 (sechs Konjunktionen in sieben Jahren) und von 1940 bis 1947 (ebenfalls sechs Konjunktionen in sieben Jahren). In den frühen 1980-er Jahren gab es dann noch einmal eine Periode mit insgesamt fünf Konjunktionen in nur vier Jahren (1980 bis 1984). Letztere Periode leitete unter anderem eine Zeit des Neoliberalismus und Turbo-Kapitalismus ein. Sie ist für unsere Zeit besonders relevant, weil damals auch der 2020 zu Ende gegangene Saturn-Pluto-Zyklus seinen Anfang nahm. Gleichzeitig begann damals auch der Übergang vom Erd- zum Luftzeitalter, weil 1980 erstmals eine Jupiter-Saturn-Konjunktion im Luftzeichen Waage stattfand (vgl. Artikel Der Beginn einer neuen Ära).

Venus rückläufig in Steinbock

Zum Jahreswechsel ist Venus rückläufig und entfernt sich allmählich von ihrer langdauernden Konjunktion mit Pluto, die sich Ende Februar/Anfang März 2022 noch einmal wiederholt. Venus berührt dabei die Punkte der Saturn-Pluto-Konjunktion und der Jupiter-Pluto-Konjunktionen von 2020, weshalb wir erwarten dürfen, dass viele Themen von damals noch einmal sehr intensiv hochkochen. Erst mit ihrem Eintritt in den Wassermann am 6. März dürfte dieser Prozess abgeschlossen sein. Bemerkenswert ist, dass Venus und Mars an diesem Tag fast zeitgleich in Wassermann wechseln und sich auf 0°02′ Wassermann zu einer Konjunktion treffen. Das ist ziemlich genau der Punkt, an dem Jupiter und Saturn im Dezember 2020 ihre Konjunktion bildeten. Damit dürfte sich, um dieses Datum herum, die gefühlte Schwere der Steinbock-Konstellationen ziemlich rasch auflösen und der positiveren Aufbruchsstimmung des Wassermanns weichen.

Bei der längerfristigen Betrachtung der Venus-Mars-Zyklen fällt auf, dass diese üblicherweise alle zwei Jahre eine Konjunktion bilden, wie zum Beispiel am 21.6.2000, 10.5.2002, 5.12.2004 und 25.10.2006. Dazwischen folgen aber immer wieder Perioden mit jeweils drei Venus-Mars-Konjunktionen hintereinander, was mit den Rückläufigkeiten von Venus und Mars zu tun hat. Den einzelnen Konjunktionen von 2017 und 2019 folgen 2021 und 2022 wiederum drei Konjunktionen hintereinander, nämlich am 13. Juli 2021 auf 19°49′ Löwe, am 16. Februar 2022 auf 16°53′ Steinbock und am 6. März 2022 auf 0°02′ Wassermann. Letztere Konjunktion wird, wenn auch zeichenübergreifend, in Konjunktion mit Pluto stattfinden, der sich Anfang März bereits auf 27°55′ Steinbock befindet, d.h. innerhalb von wenig mehr als 2° Orbis in Konjunktion mit Venus und Mars (vgl. auch Artikel Intensivierung).

Die Phase der rückläufigen Venus, von 19. Dezember 2021 bis 29. Januar 2022, fordert uns dazu auf, die Themen Werte und Beziehungen zu überprüfen. Geldangelegenheit bedürfen da und dort einer neuerlichen Prüfung, Zahlungen können sich verzögern oder wir erhalten unerwartet Rückzahlungen. In Beziehungen könnte es zu Missverständnissen kommen. Mit ihrem Durchgang durch das Zeichen Steinbock gilt es in den nächsten Monaten vermehrt auf Substanz zu achten, konzentriert und ernsthaft zu bleiben sowie Verantwortung zu übernehmen. Wir wählen jetzt lieber den schwierigen Weg, da er nachhaltigeren Erfolg verspricht. Das Thema Pflicht, auch in der Liebe, dürfte jetzt eine große Rolle spielen. Welche Bedingungen und Grenzen wollen wir in unseren Beziehungen setzen? Wo wollen wir Verantwortung übernehmen? Wo gilt es möglicherweise alte Schuld abzutragen?

Verbinden wir das Venus-Thema mit den vergangenen zwei Jahren, da Venus jetzt wichtige Stellungen des Jahres 2020 transitiert, könnte es auch darum gehen, welche Beziehungen und Freundschaften wir pandemiebedingt vernachlässigt haben, wo wir finanzielle Verluste erlitten haben und wo sich unsere Einstellung gegenüber den wirklich wichtigen Dingen im Leben geändert hat. Der Übertritt der Venus in das Zeichen Wassermann dürfte dann ganz neue Themen in den Vordergrund bringen, die mehr mit Solidarität, Humanismus und dem Wohl der Gemeinschaft zu tun haben werden. Venus beginnt am 6. März 2022 auch endgültig einen neuen Zyklus mit Mars, der bis 22. Februar 2024 dauert. Auch diese Konjunktion wird dann wieder im Zeichen Wassermann stattfinden und 2024 wird sich auch Pluto bereits im Wassermann befinden.

Jupiter in Fische und Widder

Jupiter 2022
Abb. 2. Jupiters Bewegung im Jahr 2022.

Mit der Formel "Jupiter expandiert, was er transitiert" können wir 2022 erwarten, dass Philosophie, Spiritualität, Poesie, die großen Zusammenhänge der Welt (Physik) und wortwörtlich auch Wasser eine große Rolle spielen werden, während sich Jupiter in den Fischen aufhält. Ab 10. Mai wird er dann mehr als fünf Monate im Widder stehen. Damit stehen dann Pioniergeist, Eroberung, Sport, Aggression, aber auch wortwörtlich Feuer im Vordergrund. Mit Jupiter in Widder wollen wir schnell und entschlossen handeln, das Denken könnte dabei gelegentlich auf der Strecke bleiben. Es steht zu befürchten, dass der eine oder andere irrationale Weltentwurf, der mit der Jupiter-Neptun-Konjunktion entstanden ist, dann radikal ausagiert wird. So ist in Österreich um den Jahreswechsel ein Video von Neonazis aufgetaucht, die darüber fantasierten, dass sie es 2022 nicht bei ein oder zwei "Spaziergängen" um die Ringstraße belassen wollten, sondern Sprengstoffanschläge und sogar einen Militärputsch überlegten. Was zunächst recht harmlos als Protest gegen Corona-Maßnahmen begann, ist mittlerweile zu einer echten Gefahr für die Demokratie geworden. Hier könnten wir insbesondere Ende Mai besonders gefährliche Tage erleben, wenn Mars in seinem eigenen Zeichen auf Jupiter trifft.

Eine besonders kritische Zeit dürften die USA in diesem Jahr erleben, wenn Pluto drei Mal auf die Geburtsposition des USA-Horoskops zurückkehrt, nämlich am 20. Februar, 11. Juli und 28. Dezember 2022. Schon am 6. Januar 2021 wurde die Welt vom Sturm auf das Kapitol überrascht, dessen Ziel es war, die förmliche Bestätigung des Sieges Joe Bidens im Senat und im Repräsentantenhaus zu verhindern. Äußerst beunruhigend ist, wie sehr extrem Rechte und christliche Fundamentalisten daran arbeiten, die Demokratie auszuhöhlen oder gar abzuschaffen. Es bleibt zu hoffen, dass Plutos Rückkehr im USA-Horoskop nicht das Ende der Demokratie in diesem Land bedeutet (Brockschmidt, 2021). Wer gut Englisch kann, dem möchte ich diesbezüglich The Astrology Podcast von Chris Brennan ans Herz legen. In seinen jüngsten Videos spricht er auch darüber, was wohl die dritte Uranus-Rückkehr im USA-Horoskop bedeuten könnte, die 2027 bevorsteht. Die erste ging ja zeitlich parallel mit dem Bürgerkrieg und die zweite mit dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg.

Jupiter-Neptun-Konjunktion

Am 12. April 2022 bilden Jupiter und Neptun eine Konjunktion im Zeichen Fische. Hier beginnt ein neuer Zyklus, der bis März 2035 dauert. Der Höhepunkt dieses Zyklus wird mit der Opposition am 28. September 2028 erreicht sein. Bei diesem Zyklus geht es um Spiritualität und um einen ganzheitlichen Blick auf die Welt. Der Zyklus hat zu tun mit Massenbewusstsein, Glaube und Religion, aber auch wortwörtlich mit Wasser und diversen anderen Fluten. Hier geht es um Hingabe, Vertrauen und Spiritualität und darum, Subjektivität endgültig zu überwinden. Idealerweise erleben wir kurze Momente der Ego-Auflösung (Satori) und wir werden gewahr, wie sehr wir Teil eines größeren Ganzen sind.

Mit Jupiter in den Fischen können wir jetzt tiefe spirituelle Erfahrungen machen und große Einsichten können uns zuteilwerden. Ebenso könnten wir uns aber auch in Fantasiewelten verlieren oder uns völlig unrealistischen Hoffnungen hingeben, wenn wir nicht genügend geerdet sind. Wir untersuchen die Dinge jenseits der festen Materie, beschäftigen uns mit den Hintergründen, möglicherweise auch wortwörtlich mit dem Jenseits, mit Nahtoderfahrungen, Meditation, Medialität oder mit unserem Glauben. Das Zeichen Fische repräsentiert die Welt der Philosophie, aber auch die Welt der Physik, insofern sie dasjenige untersucht, was "die Welt im Innersten zusammenhält", wie es in Goethes Faust heißt (vgl. Artikel Jupiter in Fische).

Saturn-Uranus-Quadrat

Das Saturn-Uranus-Quadrat wird 2022 nicht mehr exakt, die beiden Planeten bewegen sich aber bis 5. Februar 2022 und wieder ab 23. Juli innerhalb 5 Grad Orbis im Quadrat. Im September und Oktober nähern sie sich auf ein halbes Grad an und erreichen damit fast wieder die Exaktheit. Endgültig außerhalb 5 Grad Orbis befinden sie sich dann erst ab 12. Dezember 2022, sodass dieses Quadrat auch die Zeitqualität des Jahres 2022 weitestgehend prägen wird.

Die Zeitqualität, die mit harten Saturn-Uranus-Aspekten einhergeht, hat häufig mit plötzlichen Zusammenbrüchen von Strukturen, Verzögerungen, Generationenmissverständnissen oder Konflikten zwischen konservativen und progressiven gesellschaftlichen Strömungen zu tun. Auch wirtschaftliche Turbulenzen und starke Einbrüche an den Börsen sind häufige Entsprechungen. Das Neue gerät in Konflikt mit bestehenden Strukturen. Auf einer wörtlichen Ebene könnte das etwa bedeuten, dass tatsächlich junge Menschen Ältere herausfordern oder eine junge Generation Politiker und Firmenchefs eine ältere Generation ablöst. Wir dürfen allerdings nicht erwarten, dass das konfliktfrei abläuft.

Eine Ebene dieses Konflikts können wir beispielsweise auch in der Energiewende sehen, bisherige fossile Technologien sollen durch erneuerbare Energie ersetzt werden. Wo immer wir jetzt auf die Welt blicken, finden wir dieses Thema Alt gegen Neu wieder und wir wissen nicht, was sich durchsetzt. Uranus möchte am liebsten alles Alte niederreißen und überwinden, Saturn möchte bestehende Strukturen einzementieren und keinesfalls loslassen. Wir brauchen hier einen kritischen Geist, ohne zu radikal zu werden. Nicht alles Alte ist schlecht und nicht alles Neue ist gut. Wir sollten jetzt genau unterscheiden, wo Veränderung notwendig ist, wo sanfte Anpassungen zielführend sind und wo ein grundlegendes Neudenken von Strukturen angebracht wäre.

Und vor allem sollten wir nicht vergessen, dass es auch andere Ebenen der Interpretation von Saturn und Uranus gibt, nämlich beispielsweise den Gegensatz Konzentration und Dezentralisierung. Insbesondere im Bereich Energiegewinnung könnte eine Dezentralisierung beispielsweise mehr Ausfallssicherheit bringen. Auch auf der politischen Ebene hat die Corona-Krise unter anderem die Schwächen des Föderalismus aufgedeckt. Es ist sicherlich sinnvoll, manche Dinge regional zu entscheiden, in sehr großen Krisen braucht es aber manchmal eine einzige Instanz, die verbindliche Regeln für alle definiert. Insofern werden wir auch Diskussionen darüber erleben, wo möglicherweise in bestehenden Strukturen, Institutionen und Firmen zu viel Macht konzentriert ist und es mehr Pluralität braucht und auf der anderen Seite Diskussionen darüber, wo zu viele Entscheidungsträger Prozesse auch verlangsamen und unnötig komplizieren (vgl. auch Artikel Das Saturn-Uranus-Quadrat).

Mondknoten in Stier/Skorpion

Mondknoten Stier-Skorpion
Abb. 3. Mondknotenachse Stier/Skorpion. 18.1.2022 bis 18.7.2023.

Am 18. Januar 2022 wechseln die Mondknoten von der Zwillinge/Schütze- auf die Stier/Skorpion-Achse. War es auf der Achse Zwillinge/Schütze um die Überwindung bisheriger Überzeugungen und Glaubensmuster gegangen, um mehr Wissenschaftlichkeit und Objektivität walten zu lassen, wird es auf der Stier/Skorpion-Achse vor allem darum gehen, fixe Vorstellungen und alte Verstrickungen loszulassen, um wieder eine festere Basis im Leben zu bekommen. Der aufsteigende Mondknoten im Stier fordert uns auf, uns um unseren Körper zu kümmern, Sinnlichkeit zu entfalten und uns abzugrenzen, wo das nötig ist.

Der absteigende Mondknoten hat mit einer gewissen Zwanghaftigkeit zu tun. Und dies gilt mit der Stellung im Skorpion umso mehr. Wir hingen in der Vergangenheit vielleicht etwas zu sehr an fixen Vorstellungen, Verpflichtungen, überholten Leitbildern, Macht und Ideologien. Nun geht es die nächsten eineinhalb Jahre, darum, uns auf Behaglichkeit, Machbarkeit, sinnlichen Genuss und auch Zugehörigkeit zu besinnen. Wir befinden uns zwar im beginnenden Luftzeitalter, was den langfristigen Jupiter-Saturn-Zyklus angeht, aber wir benötigen vielleicht deshalb umso mehr Stabilität und Sicherheit.

Insbesondere im Jahr 2022 dürften Werte und Sicherheiten schwer erschüttert werden, vielleicht durch einen Börsencrash, galoppierende Inflation oder eine Immobilienkrise. Dies deshalb, weil der nördliche Mondknoten am 31. Juli 2022 gemeinsam mit Mars auf Uranus trifft. Zusätzlich zur, ab diesem Zeitpunkt wieder exakter werdenden, Saturn-Uranus-Quadratur, könnte das einen Kulminationspunkt der Erschütterung bisheriger Werte und Sicherheiten darstellen. Wir werden im Verlauf des Mondknotendurchgangs durch Stier schließlich neue Sicherheiten und Werte etablieren, aber das Ganze dürfte nicht schmerzfrei ablaufen.

Mars rückläufig in Zwillinge

Mars bewegt sich im Verlauf des Jahres von 13° Schütze bis 9° Zwillinge. Er beendet das Jahr rückläufig in den Zwillingen und wird erst am 12. Januar 2023 wieder direktläufig. Rückläufig wird Mars am 30. Oktober auf 25°37′ Zwillinge und wandert bis 12. Januar 2023 auf 8°08′ Zwillinge zurück. Damit hält er sich von 20. August 2022 bis 25. März 2023 mehr als sechs Monate in den Zwillingen auf. Astronomisch erreicht er um den 1. Dezember 2022 seine größte Erdnähe (etwa 82 Millionen km). In der Zeit seiner Rückläufigkeit macht er sehr lange ein Trigon mit Saturn im Wassermann und ein Quadrat mit Neptun in den Fischen. Dies könnte thematisch ein wenig in Richtung 2025/26 weisen, wenn Saturn und Neptun sich zu einer Konjunktion treffen werden. Darüber hinaus dürfte das die Themen innovative Technik und Wissenschaftlichkeit (Mars in Zwillinge, Saturn in Wassermann) mit Ganzheitlichkeit und Spiritualität verbinden. Möglicherweise erkennen wir ja auch, dass unser bisheriges wissenschaftliches Paradigma, das mittlerweile sehr viele Themen von einer Untersuchung ausschließt, so nicht mehr haltbar ist.

Die Finsternisse 2022

Im kommenden Jahr ereignen sich vier Finsternisse an folgenden Tagen:

  • 30.4.2022, partielle Sonnenfinsternis auf 10°29′ Stier
  • 16.5.2022, totale Mondfinsternis auf 25°18′ Skorpion
  • 25.10.2022, partielle Sonnenfinsternis auf 2° Skorpion
  • 8.11.2022, totale Mondfinsternis auf 16°01′ Stier

Erwähnenswert ist die totale Mondfinsternis vom 16. Mai, die exakt im Quadrat mit Saturn stattfindet und ganz besonders auch die totale Mondfinsternis vom 8. November, die das Thema der Saturn-Uranus-Quadratur noch einmal voll aufnimmt, da der verfinsterte Mond in Konjunktion mit Uranus und im Quadrat mit Saturn steht. Die partiellen Sonnenfinsternisse dürfte in diesem Jahr etwas weniger bedeutsam sein, da sie kaum Aspekte aufweisen.

Relevante Zyklen 2022

Verglichen mit früheren Jahren weist das Jahr 2022 sehr wenige wichtige Langsamläufer-Konstellationen auf. Saturn und Uranus bilden weiterhin ein Quadrat, auch wenn dieses nicht mehr exakt wird. Jupiter und Neptun beginnen mit ihrer Konjunktion im April einen neuen Zyklus und Jupiter macht jeweils einmalig ein Sextil mit Uranus und mit Pluto. Und das war es auch schon.

Zyklischer Index inklusive Chiron

Abb. 4. Zyklischer Index, 21. Jahrhundert.

Im zyklischen Index bewegen wir uns auch 2022 weiterhin nach oben. Anfang des Jahres sind sechs Zyklen zunehmend und vier Zyklen abnehmend. Nach der Jupiter-Neptun-Konjunktion vom 12. April 2022 (Pfeil) werden dann sieben Zyklen zunehmend sein und nur noch drei abnehmend. Übrigens muss ich einräumen, dass sich hier in früheren Abbildungen ein Fehler eingeschlichen hat. Ich hatte die Daten des Saturn-Neptun-Zyklus im Jahr 2026 falsch eingegeben, weshalb die Spitze im Jahr 2026, mit neun zunehmenden und nur einem abnehmenden Zyklus, fehlte. Dies habe ich in der aktuellen Grafik korrigiert.

Zyklenübersicht inklusive Chiron-Zyklen
Abb. 5. Zyklenübersicht 2022, inklusive Chiron-Zyklen.

In jüngster Zeit versuche ich auch die fünf Chiron-Zyklen mit zu berücksichtigen, weil diese eventuell für die aktuelle Pandemie bedeutsam sein könnten. Die Grafik zeigt in der linken Spalte die Zyklen, von oben nach unten: Neptun-Pluto, Uranus-Neptun, Uranus-Pluto usw. Grün markiert sind zunehmende Zyklen, rot markiert die abnehmenden. Die zweite Spalte zeigt jeweils den Zyklusbeginn, also zum Beispiel 12.1.2020 für den Saturn-Pluto-Zyklus oder 21.12.2020 für den Jupiter-Saturn-Zyklus, die dritte Spalte zeigt die Dauer der Zyklen und die letzte Spalte den Beginn des nächsten Zyklus. Zyklen, die innerhalb der nächsten vier Jahre beginnen, sind gelb unterlegt.

Von den aktuellen Chiron-Zyklen sind zwei zunehmend, nämlich der Chiron-Pluto und der Chiron-Neptun-Zyklus. Der Chiron-Jupiter-Zyklus wird im nächsten Jahr enden und neu beginnen. Auch der Chiron-Saturn-Zyklus, der mit der Corona-Pandemie zu tun haben könnte, befindet sich in seiner abnehmenden Phase. Er überschritt im Vorjahr das abnehmende Sextil und wird 2028 eine neuerliche Konjunktion im Zeichen Stier bilden.

Auch wenn es vielfach nicht den Anschein haben mag, aber wir befinden uns zyklisch betrachtet in der Phase überwiegend zunehmender Zyklen. Dies kann am Beginn der Zyklen mit chaotischen Verhältnissen einhergehen. Sobald sich die Zyklen aber zu entfalten beginnen, dürfte der neue Weg klarer werden und die Verhältnisse insgesamt zuversichtlicher und optimistischer. Um die Zeit des Halbquadrats, spätestens aber mit dem zunehmenden Quadrat, wird ein Zyklus üblicherweise greifbarer, wir erkennen dann besser die Themen, die in dem Zyklus enthalten sind. Gegenwärtig sind alle 2020 begonnen Zyklen noch in der balsamischen Phase, also vor dem Halbquadrat. Bereits im Februar überschreitet beispielsweise der Jupiter-Pluto-Zyklus sein zunehmendes Halbquadrat. Auch der Jupiter-Saturn-Zyklus kommt im Sommer bereits in die Nähe eines zunehmenden Halbquadrats. Das dürfte teilweise ein Stabilisierung der Energien mit sich bringen und klarer erkennen lassen, was da 2020 neu begonnen hat.

Wesentliche Themen 2022

Zwei Themen stehen 2022 im Vordergrund, zum einen das immer noch wirksame Quadrat zwischen Saturn und Uranus und zum anderen die Jupiter-Neptun-Konjunktion in den Fischen. Einige Konstellationen weisen darauf hin, dass in diesem Jahr wichtige Prozesse abgeschlossen werden sollen. So ist etwa Venus am Jahresanfang rückläufig und berührt noch einmal die wichtigen Steinbock-Tierkreisgrade der 2020 begonnenen neuen Zyklen. Jupiter bewegt sich zunächst in den Fischen und damit im letzten Zeichen des Tierkreises, ab Mai aber schon im Widder, dem Zeichen des Aufbruchs und Neubeginns. Pluto bewegt sich letztmalig ausschließlich im Steinbock und wird im kommenden Jahr allmählich in den Wassermann wechseln. Auch das Saturn-Uranus-Quadrat ist ja ein abnehmendes Quadrat und der letzte Hauptaspekt im 2032 zu Ende gehenden Zyklus. Hier wird überprüft, welche seit 1988 etablierten Strukturen endgültig nicht mehr tragbar sind und überwunden werden sollten.

Die Jupiter-Neptun-Konjunktion vom April bringt einen Neubeginn, der von Poesie, Fantasie und Spiritualität getragen sein könnte, aber auch die Gefahr birgt, sich in irrationalen Parallelwelten zu verlieren. Am besten nutzen wir diese Konstellation, indem wir hemmungslos und ohne jede Zensur zu träumen wagen und uns dann erst die Frage stellen, was davon machbar ist. Es wäre auch nützlich, Enttäuschung neu zu definieren als notwendigen Prozess des Ankommens in der Wirklichkeit, als Ende von bisherigen Täuschungen. In einer idealen Welt ist alles möglich, in der realen Welt, in der wir leben, stoßen wir je nach Zeit und Kultur an Grenzen. Diese wahrzunehmen ist ein Zeichen von Reife, sie vollkommen zu ignorieren wird uns hingegen früher oder später in Schwierigkeiten bringen, zuerst mit unseren Mitmenschen und irgendwann vielleicht sogar mit dem Gesetz.

Konstellationenübersicht 2020 bis 2030

Abb. 6. Konstellationenübersicht 2020 bis 2030.

Abschließend wage ich noch einen etwas weiteren Blick in die Zukunft, indem ich die wesentlichen Langsamläufer-Konstellationen bis 2030 untersuche. Aus der Übersicht wird bereits ersichtlich, dass 2022 ein beinahe langweiliges Jahr ist, wenn man nur die Konstellationen der Langsamläufer berücksichtigt. Auch 2023 gibt es eigentlich nur einen Hauptaspekt, nämlich das zunehmende Jupiter-Pluto-Quadrat. Allerdings wechseln 2023 zwei Langsamläufer das Zeichen, nämlich Saturn und Pluto. Außerdem findet eine, hier nicht aufgelistete, Jupiter-Chiron-Konjunktion in Widder statt.

Sehr dynamisch wird dann die Mitte des Jahrzehnts mit Plutos endgültigem Wechsel in den Wassermann, Uranus Übergang in die Zwillinge und Neptuns Übergang in den Widder. Dazu kommen noch eine Jupiter-Uranus-Konjunktion, das zunehmende Jupiter-Saturn-Quadrat, das zunehmende Jupiter-Neptun-Quadrat und last but not least die überaus bedeutsame Saturn-Neptun-Konjunktion. Diese findet zwar nur einmalig statt, dauert aber innerhalb 5 Grad Orbis von April 2025 bis April 2026.

Aus diesem größeren Abstand betrachtet, wirken die Jahre 2021 und 2022 umso mehr wie eine Vorbereitung und ein Abschluss für die großen Veränderungen, die ab 2023 in großer Geschwindigkeit auf uns zukommen. Christof Niederwieser weist in seinen Beiträgen (siehe YouTube-Channel: Astromanagement) wiederholt darauf hin, dass um die Mitte des Jahrzehnts das Luftzeitalter sich etabliert haben wird, was seiner Meinung nach mit einem deutlichen Linksruck einhergehen wird. Davor werden wir aber noch ein sehr "lautes" Sterben des materiellen Zeitalters erleben, das uns vor einige Herausforderungen stellen wird.

 

Jupiter in Fische

Jupiter in FischeAm 29. Dezember 2021 wechselt Jupiter in das Tierkreiszeichen Fische, wo er sich bereits von Mai bis Juli 2021 aufhielt. Jupiter, der für Werte wie Weisheit, Erkenntnis, Sinnsuche, Großzügigkeit und Erlebnishunger steht, betritt jetzt eine Atmosphäre, die von Hingabe, Öffnung, Inspiration, Fantasie, Empfänglichkeit, Gelassenheit und Sensibilität geprägt ist. Jupiter befindet sich in den Fischen im Zeichen seiner alten Herrschaft und ist hier traditionell besonders gut gestellt. Die Gefahr besteht lediglich darin, dass wir ein wenig zu sehr in Fantasien und Träumen schwelgen und diese nicht auf den Boden, also in die Umsetzung, bringen. Jupiters Aufenthalt in den Fischen bringt uns vielleicht ein vorübergehendes Durchatmen in einer insgesamt sehr herausfordernden Zeit. Wenige Tage vor Jupiters Ingress in die Fische, ereignet sich das letzte exakte Quadrat zwischen Saturn und Uranus, das, obwohl es nicht mehr exakt wird, auch noch das ganze Jahr 2022 prägen wird.

Jupiters Aufenthalt in den Fischen 2021/22

Jupiter hält sich meist ungefähr ein Jahr in einem Tierkreiszeichen auf. Je nachdem, wo er dabei rückläufig wird, kann das in einem einzigen ununterbrochenen Zeitraum von 11 bis 12 Monaten geschehen oder mit Unterbrechungen, wie das aktuell der Fall ist. Diesmal wird er zu folgenden Zeiten (blaue Schrift) die Fische transitieren:

  • 13.5.2021 bis 28.7.2021
  • 28.7. bis 29.12.2021: Jupiter zurück in Wassermann
  • 29.12.2021 bis 10.5.2022
  • 10.5. bis 28.10.2022: Jupiter bereits im Widder
  • 28.10.2022 bis 20.12.2022
  • 20.12.2022: endgültiger Wechsel in Widder

Als sich Jupiter 2021 im Zeichen Fische aufhielt, gingen in Europa die Corona-Zahlen deutlich nach unten, viele Maßnahmen wurden zurückgenommen und die Zeit war ein wenig mehr von Optimismus geprägt. Allerdings gab es in dieser Zeit auch sehr heftige Naturkatastrophen, wie etwa Überschwemmungen in Deutschland, einen Tornado in Tschechien oder gewaltige Hitzewellen in den USA und Kanada.

Wenn wir Jupiters Bedeutung in einer einzigen Formel zusammenfassen wollten, könnten wir sagen: "Jupiter expandiert, was er transitiert." Insofern steigert er jetzt alles, was mit dem Fische-Prinzip zu tun hat. Viel Wasser, viel Spiritualität, viel träumen, viel fantasieren, viel dichten, viel zulassen, wären damit nur einige der Entsprechungen. Insofern wird auch verständlich, warum er auf einer Ebene mit Überschwemmungen und Naturkatastrophen, auf einer anderen Ebene aber auch mit einer Zunahme von Spiritualität und Poesie zu tun haben kann.

Der Jupiter-Neptun-Zyklus von 2009 bis 2022

Jupiter-Chiron-Neptun-Konjunktion 2009
Abb. 1. Grafische Ephemeride der Jupiter-Chiron-Neptun-Dreifach-Konjunktion von 2009.

Der letzte Jupiter-Neptun-Zyklus begann im Jahr 2009 und war insofern eine Ausnahme, als sich damals eine sehr seltene Dreifach-Konjunktion mit Jupiter, Neptun und Chiron ereignete. In den grafischen Ephemeriden kann man erkennen, dass die größte Annäherung aller drei Himmelskörper zwischen Mitte Mai und Mitte Juli 2009 stattfand, dort wo die Linien von Jupiter (violett), Chiron (braun) und Neptun (hellblau) sich besonders nahe kommen.

Barack Obama hatte damals gerade sein Amt als erster schwarzer Präsident der USA übernommen, die Welt steckte in einer globalen Finanzkrise und die Schweinegrippe wurde zur weltweiten Pandemie erklärt. Da es sich bei diesem Influenza-Typus um einen H1N1-Typus handelte, der 1918/19 die Spanische Grippe ausgelöst hatte, war die WHO höchst alarmiert. Glücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass der 2009 kursierende Subtypus nur eine geringe Pathogenität aufwies. Insgesamt fielen dieser Grippe-Epidemie geschätzt einige hunderttausend Menschen zum Opfer, immer noch eine hohe Zahl, aber sehr wenig im Vergleich mit den geschätzt 50 bis 100 Millionen Toten in den Jahren 1918 bis 1920, die der Spanischen Grippe zum Opfer fielen.

Neptun dürfte sehr viel mit Viren zu tun haben. In einem früheren Artikel habe ich darüber spekuliert, ob nicht die Saturn-Chiron-Konjunktion von 1966 auf 23°52‘ Fische viel mit der globalen Corona-Pandemie zu tun haben könnte, da damals erstmals Corona-Viren nachgewiesen wurden (vgl. Artikel Das Ende ist der Anfang) und Neptun gegenwärtig diesen Tierkreisgrad transitiert. Wäre dem tatsächlich so, könnten wir vor 2023 nicht mit dem Ende der Corona-Pandemie rechnen, da sich Neptun erst dann aus diesem Tierkreisbereich um 24° Fische herausbewegt.

Die kommende Jupiter-Neptun-Konjunktion vom 12. April 2022 findet exakt auf dem Grad der Saturn-Chiron-Konjunktion von 1966 statt (23°59‘ Fische). Bedeutet das einen neuerlichen, nie dagewesenen Höhepunkt der Corona-Krise oder könnte sich um diesen Zeitpunkt eine überraschende Wende ergeben? In jedem Fall werden März und April von sehr starken Sehnsüchten, Hoffnungen und Träumen geprägt sein. Wir trinken gleichsam direkt aus der Quelle der Inspiration. Neptun lässt uns von einer besseren Welt, von unendlicher Liebe und von einem großen Miteinander aller Menschen träumen. Die Energien von Jupiter und Neptun in den Fischen könnten uns auch erahnen lassen, was wir als Menschheit kollektiv zu lernen haben in dieser gewaltigen Krise. Leider hat es Neptun nicht so mit irdischen Realitäten, weshalb zu Neptun-Auslösungen häufig auch Enttäuschungen gehören, die wir durchaus als etwas Positives betrachten könnten, stellt doch die Ent-täuschung das Ende der Täuschung dar. Somit sehen wir nach einem Neptun-Transit häufig sehr viel klarer und realistischer und sind damit ein gutes Stück reifer geworden.

Auf einer anderen Ebene könnte Jupiter-Neptun auch besonders irrationale Weltentwürfe, Verschwörungsideologien und abgehobene Fantastereien beflügeln, die dann mit dem Eintritt Jupiters in den Widder (ab 10. Mai 2022) kämpferisch verfolgt werden. Der Sommer könnte damit zu einer Hoch-Zeit der Egoisten werden, die rücksichtslos und bedenkenlos handeln, ohne sich um andere zu kümmern. Dieses Hin- und Herschwanken zwischen dem neptunischen Reich der Ideale und dem kämpferischen Willen zur Durchsetzung dürfte wesentlicher Bestandteil des Jahres 2022 sein.

Daten und Themen des letzten Zyklus

Abb. 2. Jupiter-Neptun-Zyklus, 2009 – 2022

Der Vollständigkeit halber möchte ich hier noch die Hauptaspekte des letzten Jupiter-Neptun-Zyklus anführen und auch zeigen, wie eng der Jupiter-Neptun-Zyklus in diesem Fall mit dem Jupiter-Chiron-Zyklus verflochten ist.

Sämtliche Hauptaspekte des Jupiter-Neptun- und Jupiter-Chiron-Zyklus gehen zeitlich relativ parallel, weshalb es inhaltlich auch etwas schwierig ist, sie auf der Ebene der realen Entsprechungen in der Welt und im individuellen Leben zu differenzieren. Der Jupiter-Neptun-Zyklus hat vermutlich etwas mehr mit Idealen, Träumen, Fantasien zu tun, während der Jupiter-Chiron-Zyklus vor allem mit Schmerz, Verwundung, Einsamkeitsgefühlen und Heilung zu tun haben dürfte.

Am Höhepunkt der beiden Zyklen kamen sehr viele syrische Flüchtlinge in Europa an, was zunächst mit Gefühlen von Verbundenheit, Mitgefühl und Liebe (Stichwort "Refugees welcome") begleitet wurde. Für eine kurze Zeit waren alle europäischen Grenzen weit offen und zwar zeitgleich mit der exakten Opposition von Jupiter und Neptun im September 2015. Bald darauf kippte die Stimmung und überall wurden Grenzen geschlossen. Das abnehmende Saturn-Neptun-Quadrat, aber auch die Jupiter-Chiron-Opposition wurden immer spürbarer. Während die einen sich um die Traumatisierungen und das Leid der Flüchtlinge (alles Chiron-Entsprechungen) kümmern wollten, schrien immer mehr Menschen einfach nur "Ausländer raus" und "Grenzen dicht", was wir wohl eher als eine Entsprechung Saturns deuten können.

Abb. 3. Jupiter-Chiron-Zyklus, 2009 – 2023.

Eine kollektive Chance, die wir 2009 definitiv verpasst haben, ist die Auseinandersetzung mit der Möglichkeit von Pandemien. Das Auftreten der Schweinegrippe hätte uns global eine Warnung sein können uns vorzubereiten, Katastrophenpläne anzupassen, Vorsorgemaßnahmen zu überlegen und uns auch international besser abzustimmen, was in einem solchen Fall getan werden könnte. Denn Wissenschaftler warnen bereits seit Jahrzehnten vor der Möglichkeit einer globalen Pandemie. Immer wieder betonten sie, dass ihr Auftreten nicht eine Frage des "ob" sei, sondern nur des "wann". Kaum jemand wollte auf sie hören.

Als Astrologen wissen wir, dass Zyklen keine punktuellen Ereignisse produzieren, in der Art, dass beispielsweise am 13.5.19XX eine Konstellation exakt wird und präzise an diesem Tag ein Ereignis einträte. Aber wir wissen, dass am Beginn eines Zyklus Themen auftauchen, die uns möglicherweise den ganzen Zyklus hindurch beschäftigen könnten. Rückblickend wissen wir heute, dass das beim Jupiter-Neptun-Chiron-Zyklus von 2009 der Fall war. Insofern wäre es klug, im April 2022 sehr aufmerksam zu sein für die Themen und Schlagzeilen, die dann auftauchen, weil diese uns bis März 2035 (Datum der nächsten Jupiter-Neptun-Konjunktion) beschäftigen könnten.

Der Saturn-Chiron-Zyklus von 1966, den ich oben erwähnte, dauert rund 62 Jahre, hatte seine Konjunktion am 13. April 1966 auf 23°52′ Fische und sein erstes Quadrat in den Jahren 1975/1976 zwischen 26°04′ Krebs/Widder und 0°40′ Löwe/Stier. Die Opposition dieses Zyklus dauerte außergewöhnliche 20 Jahre und wurde in den Jahren 1986 bis 2006 insgesamt 27 Mal exakt. Das abnehmende Quadrat ereignete sich 2016/17 zwischen 21°01′ und 27°19′ Schütze/Fische und der Zyklus endet am 8. Juni 2028 mit einer neuerlichen Konjunktion auf 6°51′ Stier. Im heurigen Jahr bildete der Zyklus sein abnehmendes Sextil zwischen 6° und 13° Wassermann/Widder. Es war am 9. Februar, 24. Juni und 27. November 2021 exakt.

Neben seiner Bedeutung für Pandemien, vermutlich wegen des Zyklusbeginns im Zeichen Fische, dürfte dieser Zyklus vor allem mit der Begrenztheit von Ressourcen und dem Leiden an Einschränkungen, Einsamkeit und den Notwendigkeiten des Lebens zu tun haben.

Rückblick auf Jupiter in Wassermann

Jupiter stand seit 19. Dezember 2020 im Zeichen Wassermann, wo er zunächst bis 13. Mai 2021 blieb, um einige Zeit in das Zeichen Fische zu wechseln. Ab 28. Juli transitierte er dann wieder im Wassermann, den er am 29. Dezember 2021 endgültig in Richtung Fische verlässt.

Das Zeichen Wassermann hat mit Humanismus, Unabhängigkeit, Emanzipation, Freiheit, Originalität, Distanziertheit und Exzentrik zu tun. Jupiter verstärkte hier die Sehnsucht nach Freiheit, Unabhängigkeit und Losgelöstsein von irgendwelchen Bedingungen und Fesseln. Allerdings hält sich auch Saturn gegenwärtig im Zeichen Wassermann auf, der uns zeitgleich die Bedingungen und Grenzen der Freiheit aufzeigen möchte. Das Thema Freiheit und ihre Grenzen ist insbesondere in der Diskussion um Eindämmungsmaßnahmen der Pandemie 2021 sehr stark spürbar gewesen. Viele dürften auch verstanden haben, dass es eine bedingungslose Freiheit, die die Grenzen anderer Menschen verletzt oder gar ihre Gesundheit gefährdet, nicht geben kann.

So gesehen hatten wir es 2021 mit einem entfesselten Jupiter zu tun, der das Freiheitsbedürfnis teilweise massiv übertrieb. Es sollte verständlich geworden sein, dass wir in große Schwierigkeiten kommen, wenn wir uns an überhaupt keine Bedingungen und Grenzen halten wollen, wenn wir die Bedürfnisse anderer ignorieren und völlig egoistisch nur auf unseren Wünschen und Vorstellungen beharren.

Der Jupiter-Neptun-Zyklus von 2022 bis 2035

Jupiter Neptun Zyklus 2022 - 2035
Abb. 4. Jupiter-Neptun-Zyklus 2022 bis 2035.

Der neue Jupiter-Neptun-Zyklus, der am 12. April 2022 beginnt, dauert bis März 2035 und findet zum größten Teil schon mit Neptun in Widder statt. Seine Durchbruchskrise, also sein erstes Quadrat, hat er am 19. Juni 2025 mit Jupiter auf 2°06′ Krebs und Neptun auf 2°06′ Widder. Der Höhepunkt dieses Zyklus ist dann mit der Opposition am 28. September 2028 erreicht. Der Zyklus endet ebenfalls wieder fast genau 13 Jahre später am 24. März 2035 mit einer neuerlichen Konjunktion von Jupiter und Neptun auf 21°21′ Widder.

Bei diesem Zyklus geht es um Spiritualität und um einen ganzheitlichen Blick auf die Welt. Der Zyklus hat zu tun mit Massenbewusstsein, Glaube und Religion, aber auch wortwörtlich mit Wasser und diversen anderen Fluten. Hier geht es um das Abschließen eines Zyklus und darum, Subjektivität endgültig zu überwinden. Idealerweise erleben wir kurze Momente der Ego-Auflösung (Satori) und wir werden gewahr, wie sehr wir Teil eines größeren Ganzen sind.

Mit Jupiter in den Fischen können wir jetzt tiefe spirituelle Erfahrungen machen und große Einsichten können uns zuteil werden. Ebenso könnten wir uns aber auch in Fantasiewelten verlieren oder uns völlig unrealistischen Hoffnungen hingeben, wenn wir nicht genügend geerdet sind. Wir untersuchen die Dinge jenseits der festen Materie, beschäftigen uns mit den Hintergründen, möglicherweise auch wortwörtlich mit dem Jenseits, mit Nahtoderfahrungen, Meditation, Medialität oder mit unserem Glauben. Das Zeichen Fische repräsentiert die Welt der Philosophie, aber auch die Welt der Physik, insofern sie dasjenige untersucht, was "die Welt im Innersten zusammenhält", wie es in Goethes Faust heißt.

Ein passendes Buch für dieses Thema ist beispielsweise "Jenseits von Materie" von Oliver Lazar (Lazar, 2021). Darin beschäftigt sich ein Naturwissenschaftler mit Nahtoderfahrungen und mit Unstimmigkeiten der Evolutionstheorie, die aus seiner Sicht mehr eine dogmatische Glaubenslehre als gesicherte Wissenschaft ist.

Eine Forderung, die Jupiter an uns mit seinem Aufenthalt in den Fischen stellen könnte, wäre, unseren Geist weiter zu machen. Gerade in den letzten beiden Jahren erlebten wir dogmatische Verhärtungen und eine Schwarz-Weiß-Sicht auf die Realität, die ich als überaus bedrückend empfinde. Derjenige, der auch nur die leiseste Kritik an der Wissenschaft äußert, wird sofort als Querdenker und irrationaler Spinner wahrgenommen, während Menschen, die Corona-Maßnahmen befürworten, Impfungen für sinnvoll halten und den wissenschaftlichen Standpunkt vorziehen, sofort als verblendete Schlafschafe oder gar als bezahlte Systemlinge bezeichnet werden. Dabei geht es nicht um Zensur, sondern um selbst auferlegte Denkverbote, die vermutlich viel mit den starken Steinbock-Konstellationen der letzten Jahre zu tun haben dürften. Machen wir unseren Geist etwas weiter und ziehen wir in Erwägung, dass der andere auch ein wenig recht haben könnte.

Persönliches Erleben

Die Zeit mit Jupiter in Fische nutzen wir am besten, indem wir unsere Überzeugungen überprüfen und uns fragen, welche davon uns für ein zufriedenes Leben hilfreich sind und welche uns in Abhängigkeiten und Süchte verstricken. Die folgenden Fragen könnten dabei nützlich sein:

  • Woran glaube ich?
  • Wo erlebe ich Mühelosigkeit und Leichtigkeit?
  • Wo stehe ich in meiner spirituellen Entwicklung?
  • Führen meine Überzeugungen auch zu besseren Handlungen, die der Gesellschaft dienen?
  • Was sind meine tiefsten Sehnsüchte?
  • Wo bin ich etwas zu leichtgläubig?
  • In welchen Situationen bin ich besonders inspiriert?
  • Wo erlebe ich im Leben vollkommenes Glück?
  • Worüber mache ich mir möglicherweise Illusionen?

Entscheidend bei der Interpretation ist auch, in welches Radix-Haus der Jupiter-Transit durch die Fische fällt. Geht es darum, einen neuen Impuls zu setzen (1. Haus), mich finanziell abzusichern (2. Haus), meine Kommunikation zu verbessern (3. Haus), alte Gefühle zu bereinigen (4. Haus), mich professioneller zu verkaufen (5. Haus), meinen Alltag und meine Ernährung neu zu strukturieren (6. Haus), auf meine Beziehungen mehr Mühe zu verwenden (7. Haus), alte Verstrickungen zu bearbeiten (8. Haus), meine Lebensziele neu zu überdenken (9. Haus), meine Berufung zu finden (10. Haus), mich in der Gemeinschaft einzubringen (11. Haus) oder mich in die Einsamkeit zurückzuziehen und mich zu regenerieren und neue Pläne zu machen (12. Haus).

Interessant dürfte auch sein, ob die Jupiter-Neptun-Konjunktion vom 12. April 2022 auf knapp 24° Fische Aspekte mit Ihrem Radix, mit einer Achse oder wichtigen Planetenstellungen bildet. Als Hintergrund dürfte auch wesentlich sein, welche Rolle Jupiter und Neptun generell in Ihrem Radix spielen. Sollten Sie auch im Geburtshoroskop einen Hauptaspekt (Konjunktion, Quadrat, Trigon, Opposition) bilden, dürfte die Zeitqualität Sie jetzt stärker berühren als andere Menschen.

Interessanterweise macht Jupiter während seines Aufenthalts in den Fischen neben seiner Konjunktion mit Neptun so gut wie keine anderen Aspekte. Lediglich ein Sextil mit Uranus (18.2.2022) und ein Sextil mit Pluto (3.5.2022) wäre hier zu erwähnen, die aber beide von sehr kurzer Dauer sind. Der Jupiter-Uranus-Aspekt eignet sich besonders gut für innovative Ideen und Erfindungen, während der Jupiter-Pluto-Aspekt unter anderem tiefenpsychologische Erkenntnisse sowie Einsichten in Abhängigkeiten und Verstrickungen begünstigt.

Frühere Artikel zum Jupiter-Neptun-Zyklus

Jupiter-Neptun und die Suche nach Wahrheit

Die Wirklichkeit Neptuns

Jupiter Trigon Neptun oder

Jupiter Opposition Neptun