Astrologie, was ist das?

Der große Mediziner und Psychologe C.G. Jung entdeckte das sogenannte Synchronizitätsprinzip, das seiner Meinung nach als zweites Prinzip neben dem kausalen Prinzip existiert. Er meinte, dass es nicht nur kausale Ereignisse (wenn A dann B) gäbe, sondern auch akausale, die sich zwar nicht bedingen, aber in einem Sinnzusammenhang stehen.

Auf diesen Seiten beschäftigt sich ein Psychologe und Psychotherapeut mit Astrologie. Eine Grenzüberschreitung?

Mag auch die Psychologie und Psychotherapie immer noch mit einigen Vorurteilen befrachtet sein, so gilt das umso mehr für die Astrologie, die vielerorts als Scharlatanerie, Stumpfsinn oder Beschäftigung für Dummköpfe gesehen wird. Die unkritische Ablehnung der Astrologie ist insbesondere in manchen Intellektuellenkreisen sehr beliebt und verbreitet. Dabei ist es bemerkenswert, wie wenig die selbsternannten Kritiker der Astrologie von derselben oft verstehen. Dabei sollte es doch die intellektuelle Redlichkeit gebieten, sich mit dem Fachgebiet, das man kritisiert, zumindest ein wenig auszukennen.

Dieser Blog verfolgt unter anderem die Absicht, dem Leser solche Basis-Kenntnisse zu vermitteln. Und so viel sei schon vorweggenommen, die Astrologie ist kein Glaubenssystem und auch keine Religion! Nichts nervt einen professionellen Astrologen mehr, als wenn Sie ihn fragen: "Glaubst du denn daran?" Denn die (moderne) psychologische Astrologie ist im Grunde reine Empirie.

Astrologische Grundlagen

Der Astrologe beobachtet einen Planeten in seinem Tierkreiszeichen oder den Winkel eines Planeten zu einem anderen Planeten und vergleicht dies mit konkreten irdischen Ereignissen. Wenn nun bestimmte Ereignisse unter bestimmten himmlischen Konstellationen immer wieder vorkommen, wäre das ein Hinweis auf ein überzufälliges Ereignis, also einen irgendwie gearteten Zusammenhang. Und dieser Zusammenhang kann per se nicht kausal sein. Denn wie sollte ein Planet, der heute beispielsweise im Tierkreiszeichen Steinbock steht, irgendeine Wirkung auf eine Planetenstellung der Vergangenheit haben? Die moderne psychologische Astrologie behauptet ja, die Persönlichkeit eines Menschen anhand seines Geburtshoroskops (also der Stellungen der Planeten in den Tierkreiszeichen zum Zeitpunkt der Geburt dieses Menschen) beschreiben zu können. Und dieses Geburtshoroskop bleibt Zeit seines Lebens das maßgebliche Horoskop dieses Menschen, egal wie alt er wird.

Ein einfaches Beispiel: ein Mann, der am 15.1.1965 geboren wurde, erlebt im Jahr 2009 und 2010 ein Quadrat des transitierenden Saturn auf seine Radix-Venus. Dies bedeutet, dass der aktuell am Himmel befindliche und sichtbare Saturn Anfang des Zeichens Waage steht, während die Venus am 15. Jänner 1965 Anfang des Zeichens Steinbock stand. Der aktuell am Himmel sichtbare Saturn bildet also einen Aspekt (=Winkel) zu einem Planeten, der irgendwann vor vielen Jahrzehnten einmal anfangs Steinbock stand. Eine physische Wirkung ist hier schon rein logisch vollkommen ausgeschlossen. Dergleichen würde auch kein seriöser Astrologe behaupten. Und doch beobachten beratende Astrologen immer wieder, dass ein solches Saturn-Venus-Quadrat sichtbare Auswirkungen auf menschliche Beziehungen hat. Diese Auswirkungen reichen vom Scheitern der Beziehung, über harte Auseinandersetzungen, bis hin zur Eheschließung.

Nun würde ein Kritiker wohl wieder argumentieren: wie kann denn so etwas Unterschiedliches wie das Scheitern einer Beziehung und eine Eheschließung eine Auswirkung ein und desselben astrologischen Aspektes sein? Ist das nicht schon der Beweis für die Unsinnigkeit der Astrologie? Dazu muss man verstehen, dass die Astrologie eine Bildersprache ist, die nicht 1:1 in unsere Alltagssprache übersetzbar ist. Stellen Sie sich das Venus-Prinzip in der Astrologie als unseren Sinn für das Schöne, für Liebe, für Beziehungen und für Dinge, die wir lieben vor. Venus, die Göttin der Schönheit verkörpert all das und noch mehr. Wenn nun Saturn, den Sie sich als gestrengen, hageren Lehrer vorstellen können, ein Quadrat mit Venus bildet, fordert er die Dinge heraus, die das Venus-Prinzip verkörpern, er stellt sie in Frage, prüft sie auf Herz und Nieren und schneidet unter Umständen alles ab, was nicht mehr lebendig und passend erscheint. Und so kann es kommen, dass wir, wenn wir die Prüfung bestehen, uns unter einem solchen Aspekt entscheiden zu heiraten, also die Beziehung auf eine ernsthaftere Ebene zu stellen. Wenn wir uns aber mit unseren Beziehungen etwas vorgemacht haben, kann es ebenso gut zu Trennungen oder sehr schmerzhaften Beziehungskrisen kommen. Und diese ganze Bandbreite ist eine symbolische Entsprechung eines Saturn-Venus-Quadrates.

Astrologische Prognosen

Diese Zusammenhänge sind immer wieder beobachtbar und damit auch vorhersagbar. Allerdings zeigt sich in der Art und Weise einer solchen Vorhersage schon die Seriosität eines professionellen beratenden Astrologen. Seriöser Weise ist nur vorhersagbar, dass die Beziehung einer Prüfung unterzogen wird, dass Auseinandersetzungen geführt werden und dass eine größere Ernsthaftigkeit in unsere Beziehungen kommen wird. Ob dies allerdings eine Eheschließung, einen Beziehungsabbruch oder gar einen Gewaltakt bedeutet wird, wissen wir nicht. Das hängt vom psychosozialen Hintergrund, von der Bildung, der Kultur, dem Alter und auch der Intelligenz sowie dem Bewusstseinsniveau des Horoskopeigners ab. Jemand, der sich tief mit sich selbst und seinen Beziehungen auseinandergesetzt hat, wird einen solchen Transit anders erleben, als jemand, der über seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche weitgehend unbewusst ist. Nichtsdestotrotz werden konkrete Auswirkungen des Saturn-Prinzips, das auf das Venus-Prinzip einwirkt, beobachtbar sein.

Das Prinzip der Synchronizität und Akausalität C.G. Jungs

Wie aber ist so etwas möglich? Der große Mediziner und Psychologe C.G. Jung entdeckte dazu das sogenannte Synchronizitätsprinzip, das seiner Meinung nach als zweites Prinzip neben dem kausalen Prinzip existiert. Er meinte, dass es nicht nur kausale Ereignisse (wenn A dann B) gäbe, sondern auch akausale, die sich zwar nicht bedingen, aber in einem Sinnzusammenhang stehen. Solche Sinnzusammenhänge können wir regelmäßig im Alltag beobachten, ohne dass wir ihnen üblicherweise allzu viel Beachtung schenken. So ruft zum Beispiel eine Freundin genau in dem Augenblick an, wenn wir zum Telefon greifen wollen oder wir träumen von einem Ereignis, das sich am nächsten Tag tatsächlich ereignet.

Synchronizität am Beispiel von Familienaufstellungen

Im Rahmen der Psychotherapie arbeiten insbesondere jene Therapeuten, die mit systemischen Aufstellungen arbeiten, ganz selbstverständlich mit diesem Prinzip. Und sie stellen dabei gar nicht einmal mehr die Frage, wie das möglich ist, dass eine völlig fremde Person plötzlich Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen hat, die die Großmutter des aufstellenden Klienten immer wieder berichtet hatte. Wenn wir also die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass unsere Welt von Sinn erfüllt ist, so fällt es nicht mehr allzu schwer, Planetenkonstellationen am Himmel als symbolische Entsprechungen einer Zeitqualität zu sehen, die sich auch auf der Erde zeigt.

Mir gefällt dabei die Metapher der Uhr, die ebenfalls die Zeit nicht macht oder erzeugt, sondern nur anzeigt. Wer aber die Zeit macht, die wir irgendwann aus den Bewegungen der Sonne und der Erde abgeleitet haben, wissen wir ebenso wenig, wie wir wissen, wer die Bewegungen der Planeten macht. Die Bewegungen der Planeten sind vielmehr das, was wir vorfinden und wahrnehmen können. Und wie wir am Fallen der Blätter von den Bäumen schließen, dass es Herbst wird ohne dass die fallenden Blätter den Herbst verursachen, können wir an den von der Erde aus beobachteten Planetenbewegungen Schlüsse daraus ziehen, welche Themen uns auf der Erde beschäftigen werden. Und diese Schlüsse sollten wir immer wieder überprüfen, überprüfen und noch mal überprüfen. Insofern ist Glaube an die Astrologie irrelevant. Es geht vielmehr um Beobachtung, Vergleiche und hypothesengeleitetes Schließen, solange bis wir eine Hypothese verwerfen müssen, weil zu viele Fakten dagegen sprechen.

Nichts anderes machen wir in der Psychotherapie. Wir beobachten, vergleichen mit erlerntem Wissen und bilden Hypothesen über unsere Klienten, wobei wir versuchen so offen wie möglich zu bleiben, um zu sehen, ob diese Hypothese erhärtet werden kann oder verworfen werden muss.

Literatur

Jung, Carl Gustav (2001). Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge, Kapitel 8 in Band 8 der Gesammelten Werke. Walter Verlag.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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