Die Jupiter-Pluto-Parallele

Die Energien von Jupiter-Pluto haben damit zu tun, dass wir aus dem Glauben, der Sinn- und Zielsuche (Jupiter) ein Geheimnis (Pluto) machen. Wir fügen Sinn und Bedeutungen zusammen (Jupiter), die extrem und dunkel (Pluto) sind, umso mehr als die beiden Planeten im Steinbock stehen.

Jupiter direktläufig, Mars rückläufig, Jupiter-Pluto-ParalleleSeit Anfang August erleben wir eine Jupiter-Pluto-Parallele, die die Zeitqualität maßgeblich prägt. Deklinationsparallelen sind ein etwas in Vergessenheit geratener Aspekt in der Astrologie und haben vermutlich eine sehr deutliche Auswirkung auf das Zeitgeschehen. Unter dem Einfluss von Jupiter und Pluto werden Weltbilder dekonstruiert, neu bewertet und transformiert, Geheimnisse werden offenbart oder auch bisherige Bedeutungszuschreibungen zerstört. Wo unsere Zeitqualität bisher von Optimismus und Expansion geprägt war, da der letzte Jupiter-Pluto-Zyklus im Tierkreiszeichen Schütze begann, wird sie jetzt in Richtung auf Maßgeblichkeit, Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit transformiert. Die Themen werden spürbar ernster und die Standpunkte extremer.

Viele suchen jetzt nach DER ultimativen Wahrheit und meinen sie rasch in irgendwelchen obskuren Theorien und Ideologien zu finden, so als ob auf der Suche nach Weisheit, das Erstbeste schon gut genug wäre. Vielleicht ist mit Jupiter und Pluto in Steinbock die Erkenntnis naheliegender, dass die Suche selbst der Weg ist. Menschen, die die endgültige Wahrheit gefunden haben, waren mir immer suspekt, ganz einfach deshalb, weil das bedeutet, dass sie aufgehört haben zu suchen und für neue Informationen nicht mehr offen sind. Genau dies, die Offenheit für neue Informationen, geistige Ideen, Begegnung und Auseinandersetzung, wird aber in der kommenden Luftepoche der nächsten Jahre und Jahrzehnte dringend erforderlich sein.

Astrologischer Hintergrund im September 2020

In den nächsten Tagen wechseln zwei Planeten aus geozentrischer Sicht ihre Richtung. Am Donnerstag, 10. September, wird Mars rückläufig und am Sonntag, 13. September, wird Jupiter direktläufig. Mars wird daher den Tierkreisbereich, den er seit 25. Juli durchquerte, bis 14. November ein zweites Mal berühren. Jupiter, der auf 17°24‘ Steinbock direktläufig wird, hat den Tierkreisbereich von 17°24‘ bis 27°14‘ Steinbock bereits zwei Mal berührt, nämlich von 18. Februar bis 14. Mai direktläufig und von 14. Mai bis 13. September rückläufig. Er wird nun ein letztes Mal durch diese Grade ziehen und am 6. Dezember neue, bisher nicht berührte, Grade, erreichen, bevor er am 19. Dezember in den Wassermann eintritt.

Energetisch haben wir es hier mit zwei unterschiedlichen Qualitäten zu tun. Einerseits erleben Projekte, Impulse und Vorhaben Verzögerungen, angezeigt durch den rückläufigen Mars. Andererseits können Ziele, Perspektiven und Motive nun eine endgültige Form erhalten, angezeigt durch den direktläufigen Jupiter. Jupiter wird am 12. November ein letztes Mal eine Konjunktion mit Pluto bilden, womit dann endgültig der neue Jupiter-Pluto-Zyklus für die nächsten 13 Jahre eingeläutet wird. Dieser neue Zyklus wird im Februar 2032, mit einer neuerlichen Konjunktion der beiden Himmelskörper auf 14°50‘ Wassermann, enden.

Deklinationsparallelen und -kontraparallelen

Abb. 1. Deklinationsparallelen der Langsamläufer, 2019 bis 2021.

Planeten bewegen sich nicht nur horizontal auf der Ekliptik, sondern auch vertikal. Dabei kommt es immer wieder vor, dass zwei oder mehr Planeten gleich weit vom Himmelsäquator entfernt stehen. In der Astrologie nennt man das eine Parallele. Synonym werden auch die Begriffe Deklinationsparallele, Parallelschein, Parallelaspekt oder Gleichschein verwendet. Aktuell befinden sich Jupiter und Pluto auf einer solchen Parallele, sodass das Zeitgeschehen sehr stark von diesen beiden Prinzipien bestimmt wird.

Wir erkennen in Abbildung 1, dass sich Saturn und Pluto praktisch das ganze Jahr 2019 auf einer Deklinationsparallele befanden. Anfang 2020 löste sich diese allmählich auf. Im Herbst 2020 befinden sich nun Jupiter und Pluto längere Zeit auf einer Parallele. Auch im März war das schon kurze Zeit der Fall und jetzt wieder Mitte Juli bis Ende Oktober 2020, mit der stärksten Wirkung im August und September. Beinahe mit freiem Auge erkennbar ist übrigens auch, dass Chiron und Neptun sich über einen längeren Zeitpunkt auf Kontraparallelen befinden, d.h. sie sind in verschiedenen Richtungen gleich weit vom Himmelsäquator entfernt. Eine Parallele wird wie eine Konjunktion interpretiert, eine Kontraparallele wie eine Opposition. Die länger bestehende Kontraparallele zwischen Chiron und Neptun dürfte wohl etwas mit der zunehmenden Aufmerksamkeit für die Ressourcen unseres verletzen und geschundenen Planeten und vor allem für die Verschmutzung der Meere zu tun haben. Aber das wäre Stoff für einen weiteren Artikel.

Drei Arten Aspekte

Deklinationsparallelen der Langsamläufer 2018 bis 2027
Abb. 2. Deklinationsparallelen der Langsamläufer, 2018 bis 2027.

Neben den geozentrischen Konjunktionen von Jupiter und Pluto, die am 5. April und 30. Juni stattfanden bzw. am 12. November 2020 noch stattfinden werden, können wir für die mundanastrologische Bewertung des Zeitgeschehens auch noch die einmalige heliozentrische Konjunktion sowie die Deklinationsparallelen betrachten. Die heliozentrische Konjunktion der beiden fand am 31. Juli 2020 statt. Die Deklinationsparallele zwischen Jupiter und Pluto prägt vor allem August und September 2020 und läuft im Oktober langsam aus.

In Abbildung 2 sind die Deklinationsparallelen der Langsamläufer von Anfang 2018 bis Ende 2027 dargestellt. Hier lässt sich leicht erkennen, dass Jupiter, Saturn und Pluto praktisch für das ganze Jahr 2019 und fast für das ganze Jahr 2020 nahezu parallel laufen. Anfang 2021 lösen sich diese Parallelen dann ziemlich rasch auf. Auch eine weitere Entwicklung ist schwach erkennbar, die in der deutschsprachigen Astrologie nahezu niemals Berücksichtigung findet, nämlich dass Pluto in den späten 2020-er und frühen 2030-er Jahren out of bounds sein wird, wie sich in einer Betrachtung über zwei ganze Jahrhunderte erkennen (siehe Abbildung 3) lässt.

Planeten "out of bounds"

Pluto Out of Bound
Abb. 3. Pluto Out of Bound, 20. und 21. Jahrhundert.

Out of bounds bedeutet, dass sich ein Planet mehr als 23°26’22" nördlich oder südlich vom Himmelsäquator entfernt befindet. Übersetzt wird "out of bounds" mit "außerhalb der Grenzen" oder auch "außer Rand und Band". In der englischsprachigen Astrologie schreibt man Planeten in einer solchen Position eine besondere Bedeutung zu. Sie werden dann als besonders wichtig oder exzentrischer als üblich interpretiert. Das gilt in der Individualastrologie genauso wie in der Mundanastrologie. Ein Beispiel für ein individuelles Horoskop wäre Sigmund Freud, bei dem sich der Mond out of bounds befand, wie in Abbildung 4 erkennbar ist.

Beispiel Sigmund Freud

Abb. 4. Sigmund Freud, Deklination der Geburtsplaneten, 6.5.1856, 18:30 Uhr, Freiberg/Mähren.

Der Mond befand sich zum Zeitpunkt von Sigmund Freuds Geburt auf einer Deklination von 26°34′ und damit deutlich außerhalb des oben erwähnten Grenzen von 23°26′. Vielleicht ist das auch ein Hinweis, warum in der von ihm begründeten Psychoanalyse Gefühle und die frühe Kindheit, beides Mond-Entsprechungen, eine so große Rolle spielten. Dass der Fokus hier vor allem auf verdrängten Gefühlen und Tabus lag, dürfte wiederum mehr mit der Radix-Stellung des Mondes im 8. Haus Sigmund Freuds zu tun haben. Allein aus dieser kurzen Betrachtung kann man ermessen, wie die Deklinationen der Planeten der Radix-Interpretation eine zusätzlich Tiefe geben können.

Was nun die mundane Konstellation der out of bound-Phasen von Pluto betrifft, können wir nur vermuten, dass es sich hier um entscheidende und nachhaltige Wendepunkte in der Geschichte handelt. Das letzte Mal war Pluto in den 1940-er Jahren out of bounds (siehe Abbildung 3). Das nächste Mal wird das jeweils für kurze Zeiträume immer wieder in den Jahren von 2025 bis 2035 der Fall sein. Danach wird das, wenn mein Astrologie-Programm diesbezüglich richtig rechnet, für viele Jahrhunderte nicht mehr der Fall sein.

Jupiter-Pluto-Themen

In der Begegnung von Jupiter und Pluto treffen sich zwei sehr starke Energien, wobei die eine Energie mit aller Macht in die Tiefe will und die andere mit aller Macht in die Höhe strebt. Pluto ist der Gott der Unterwelt und Jupiter der Herrscher des Olymps. Die gesellschaftliche Evolution paart sich mit dem plutonischen Blick in die Tiefe der Seele. Dort wo wir über eine positive Lebenseinstellung (Jupiter) und einen ausgeprägten Realitätssinn (Pluto) verfügen, können wir große Erfolge erzielen. Jupiter und Pluto stehen beide im Erdzeichen Steinbock. Damit können wir jetzt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg legen, wenn wir unser Haus auf den stabilen Felsen der Realität bauen. Dort, wo wir auf unbewiesene Thesen, bizarre Ideen oder Verschwörungsmythen setzen, werden unsere Pläne an der Realität zerschellen.

Uns spirituell weiterzuentwickeln bedeutet eben nicht, auf den erstbesten Blödsinn hereinzufallen, den wir bei Youtube gesehen haben, sondern fest in der Realität verankert zu sein und uns dann auf die Suche zu begeben. Auf dieser Reise werden wir dunklen Schatten begegnen, verdrängten eigenen Persönlichkeitsanteilen, purer Bosheit, Sadismus, alten verdrängten Erinnerungen, bitteren Enttäuschungen und emotionalen Verletzungen, die wir in manchen Fällen vielleicht nicht nur in diesem Leben erlitten haben. Der Gradmesser für eine wachsende Spiritualität ist vor allem die zunehmende Liebesfähigkeit. Dort wo wir immer mehr hassen, "bekämpfen" und uns wehren, gehen wir wahrscheinlich in die falsche Richtung.

Jupiter-Pluto hat auch zu tun mit Übertreibungen, missionarischem Eifer und aufgezwungenen Weltanschauungen. Vor nicht allzu langer Zeit wollten sogenannte Influencer nichts sehnlicher, als dass einer ihrer Youtube-Beiträge viral ginge. Seit Corona in der Welt ist, hört man diesen Begriff seltener. Bedauerlicherweise geht parallel zum Sars-Cov2-Virus auch Dummheit gerade viral. Was derzeit an Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und blankem Hass verbreitet wird, ist wirklich erschreckend. In Deutschland, Österreich und der Schweiz und vermutlich in vielen anderen Ländern der EU, die ich nicht ganz so genau beobachte, schwafeln einige von Diktatur, weil sie einen Nasen-Mund-Schutz tragen sollen. Anderorts werden Kritiker vergiftet oder Regimegegner in Gefängnissen gefoltert oder Schwarze einfach nur wegen ihrer Hautfarbe erschossen. Wie lächerlich es da ist, bei uns von Diktatur zu sprechen, fällt diesen Fanatikern und Verblendeten überhaupt nicht auf. Hätten wir wirklich eine Diktatur, dürfte niemand demonstrieren und Facebook-Beiträge, die vor Hass triefen, würden nicht einfach nur gelöscht, sondern sie brächten eine mehrjährige Gefängnisstrafe ein.

Es stimmt wahrscheinlich, dass auch in unseren Ländern nicht alles zum Besten steht, da und dort Menschen auf der Strecke bleiben, weil sie z.B. den technischen Anschluss verloren haben oder weil sie das Pech haben, im Tourismus zu arbeiten oder in einer anderen schwer gefährdeten Branche. Auch auf der politischen Ebene gibt es sicherlich Aufklärungsbedarf, Korruption muss aufgedeckt werden, Betrügereien und Steuervermeidung müssen erschwert oder verunmöglicht werden. Das Bildungswesen ist zumindest in Österreich hoffnungslos veraltet, bürokratische Strukturen sind teilweise unflexibel und bürgerfeindlich und noch vieles mehr. Aber trotz allem leben wir bestimmt nicht in einer Diktatur.

Die Energien von Jupiter-Pluto haben auch damit zu tun, dass wir aus dem Glauben, der Sinn- und Zielsuche (Jupiter) ein Geheimnis (Pluto) machen. Wir fügen Sinn und Bedeutungen zusammen (Jupiter), die extrem und dunkel (Pluto) sind, umso mehr als die beiden Planeten im Steinbock stehen. Im Steinbock wollen wir es ultimativ richtig machen, wollen wir maßstäblich werden und wenn uns das nicht gelingt, plagen uns häufig Schuldgefühle. Jupiter-Pluto steht auch für fanatischen Glauben, Goldgräberstimmung, wenn scheinbar alles den Bach runter geht oder Sterben für den eigenen Glauben.

Das ist übrigens etwas Merkwürdiges, was scheinbar nur die menschliche Spezies auszeichnet. Wir sind in Ausnahmefällen bereit, für unsere Überzeugung, unseren Glauben und unsere Vorstellung von der Welt zu sterben. Ich glaube nicht, dass es irgendeine andere Spezies gibt, die dazu in der Lage oder bereit wäre. Und die Gegenwart des Jahres 2020 scheint mir voll zu sein von Menschen, die lieber sterben würden als zuzugeben, dass vielleicht auch der andere recht haben könnte. Die Anderen werden dann gerne als Verblendete bekämpft und zwar teilweise so irrational, dass man jede Hoffnung für die Zukunft der Menschheit fahren lassen könnte.

Wir erleben viel Fanatismus, viel irrationale Überzeugung, viel Feuereifer für bizarre Ziele in diesen Tagen. Und manchmal frage ich mich schon, was diese Verschwörungsideologen so wütend macht. Aber allein die Frage ist wahrscheinlich falsch gestellt, weil sie eine rationale Antwort auf etwas haben möchte, was zutiefst irrational ist. Jupiter-Pluto ist eine zutiefst therapeutische Konstellation. Jetzt kommt viel Mist, viel Verdrängtes, viel Uraltes, Verstrickungen, Tabus, Geheimnisse und Zerstörerisches an die Oberfläche. Jupiter fügt vielleicht da und dort Unpassendes zusammen, aber letzten Endes wird Pluto all das fortnehmen, was nicht dem Leben dient. Der beginnende Jupiter-Pluto-Zyklus in Steinbock könnte, so betrachtet, ein sehr viel solideres Realitätsfundament für die nächsten 13 Jahre darstellen. Dies vor allem dann, wenn wir uns nicht scheuen, unangenehme Fragen zu stellen, vor unserer eigenen Haustür zu kehren und eigenes Fehlverhalten, eigenen Frust, eigene Bosheit mutig anzuschauen und zu überwinden.

Ich wünsche Ihnen dafür Kraft und Mut!

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