Die Scheinwelten von Neptun-Saturn

Neptun und Saturn haben, psychologisch ausgedrückt, auch sehr viel mit Schattenprojektionen zu tun. Aus diesem Grund wäre es überaus nützlich, uns zu fragen, wie dasjenige, was ich im Außen bekämpfe mit meinen eigenen Ängsten zu tun hat.

Escher Figur, unendlichWas ist real? Was ist Illusion? Was ist wahr? Worauf können wir noch bauen? Das sind Fragen, die sich in unseren Tagen häufiger stellen. Ohne Zweifel ist hier Neptun am Werk, der auf das Realitätsprinzip Saturn einwirkt. In Österreich hatten wir eine Wahl, von der nicht sicher ist, ob alles mit rechten Dingen zuging und in Großbritannien stimmten die Menschen für einen "Brexit" und würden diese Entscheidung millionenfach gerne zurücknehmen. Viele hatten nur deshalb für einen Austritt Großbritanniens aus der EU gestimmt, weil sie den Politikern einen Denkzettel verpassen wollen, nicht damit rechnend, dass sich eine Mehrheit dafür ausgehen würde.

Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen. (Josephine Baker)

Auch in Astrologenkreisen wird teilweise munter darauf los phantasiert, was man in Horoskopen nicht alles sehen könnte. Hinterher können jetzt viele den Brexit klar in diversen Horoskopen erkennen und verlassen dabei da und dort den Boden unseres Handwerks, ja versteigen sich bisweilen sogar zu ziemlich überheblichen Äußerungen.

Astrologische Wissenschaftskritik

Die Behauptung mancher Astrologen und vieler astrologieskeptischer Wissenschaftler lautet, dass Astrologie und Wissenschaft unvereinbar seien. Von Astrologenseite wird dann meist argumentiert, dass die Astrologie viel größer sei als die Wissenschaft und letztere ursprünglich nur als Hilfsdisziplin der Astrologie fungierte. Das mag historisch zutreffen, aber die Welt und das Bewusstsein der Menschen hat sich weiterentwickelt. So wie viele Menschen heute das Heil nicht mehr im Jenseits und in einem allmächtigen Gott suchen, sondern in sich selbst, hat sich auch die Astrologie und ihr Blick auf die Welt verändert. Obwohl das sicher nicht der einzige Zugang zur Astrologie ist, wird sie im Westen weitgehend als Psychologische Astrologie praktiziert, die ein Horoskop als Landkarte unserer Anlagen, Begabungen und Fähigkeiten betrachtet und die abgeleiteten Prognosemethoden (Transite, Progressionen, Solare, …) als Hinweise auf bestimmte mögliche Entwicklungsschritte.

Insofern ist die Astrologie zugleich kleiner und größer geworden. Kleiner deshalb, weil sie sich heute nicht mehr anmaßt, alles zu wissen und alles voraussagen zu können und Planeten und Aspekte als unveränderliches, feststehendes Schicksal sieht. Größer deshalb, weil sie jetzt den Menschen mit seiner Freiheit, seinem Willen und seiner Kreativität mit einbezieht, der mit seinen Anlagen in Interaktion tritt und unterschiedlich viel daraus machen kann. Wir haben also jetzt ein Werkzeug an der Hand, das Menschen tatsächlich und konkret dabei helfen kann, ein möglichst erfülltes Leben zu führen, sofern sie das möchten. Im Gegensatz dazu, ging man in früheren Zeiten nur selten davon aus, dass der Mensch sich zu seinem Schicksal verhalten und es vielleicht sogar wenden könne.

Wenn wir vielerorts sehr viel Misstrauen sowohl bei Astrologie-Skeptikern als auch bei Astrologen dem jeweils anderen Feld gegenüber wahrnehmen, so halte ich das für Projektionen. "Die Wissenschaft ist viel zu eng", "Wissenschaftler haben nur einen sehr eingeschränkten Blick auf die Welt", und dergleichen Behauptungen mögen Ausdruck unserer eigenen Minderwertigkeitsgefühle sein. Zunächst gälte es hier zu klären, was mit "Wissenschaft" eigentlich gemeint ist. Naturwissenschaft, Sozialwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Religionswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft? Denn ist offenkundig, dass alle diese Disziplinen sich sowohl in ihrem Gegenstand als auch in ihrer Methodik auf vielfältige Weise unterscheiden. Und es ist wahr, die Astrologie ist insofern etwas größer, als wir sie unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten könnten. Wir könnten sie als Sozialwissenschaft betrachten, als Kulturwissenschaft oder auch religionsgeschichtlich. Exakte Naturwissenschaft wird sie (vorerst) wohl nicht sein können. Mit dieser Bemerkung will ich vorsichtig andeuten, dass es eines Tages physikalische Weltmodelle und Theorien geben könnte, die Astrologie sogar auf dieser Ebene erklärbar machen könnten (z.B.: Gravitationswellen, Magnetfeldstürme der Sonne, Mach´sches Prinzip, atmosphärischer Strahlenspiegel, etc.).

Was jedoch der Fall ist, ist die Tatsache, dass viele Wissenschaften heute sehr kalt geworden sind. Sie sind nur noch rational. So aufregend gerade die Erkenntnisse der modernen Physik sind, so sehr bleiben uns Forscher fundamental menschliche Fragen schuldig. Was ist die Bedeutung dieser Entdeckungen? Wo ist der größere Sinn und der Zusammenhang? In welcher Weise könnten uns diese Erkenntnisse trösten und auf der menschlichen Ebene bereichern? Das alles interessiert viele Wissenschaftler nicht. Und nachdem auch die traditionellen Religionen für viele Menschen keine brauchbaren Erklärungen mehr bieten, kommt diese Aufgabe den modernen "Priestern" zu, nämlich den Astrologen, Kartenlegern, Energetikern, Heilpraktikern und da und dort vielleicht auch den Psychotherapeuten.

Man mag von den Kolleginnen und Kollegen in den Beratungs-Sendungen, wie etwa Astro-TV, halten was man will, aber viele haben genau verstanden, was die Menschen hören wollen. Sie suchen Trost und Zuspruch, ähnlich dem Priester früherer Zeiten, der das erlösende "Deine Sünden sind dir vergeben" sprach. Es ist, und das wird mir immer klarer, nicht jedermanns Sache, hart und selbstverantwortlich an sich zu arbeiten. Es mag sein, dass das auch etwas mit dem Seelenalter zu tun hat, wie Varda Hasselmann im soeben erschienen Buch Junge Seelen – Alte Seelen (Hasselmann, 2016) schildert. Laut dieser Lehre muss sich eine Seele schon sehr oft inkarniert haben und im Stadium der Reife befinden, um überhaupt so etwas wie Innenschau und Reflexionsfähigkeit entwickeln zu können. Die Junge Seele jedoch benötige starke, heldenhafte Vorbilder, die ihr sagen, wo es lang geht und die sie notfalls streng bestrafen, wenn sie sich nicht an die gesellschaftlich vorgegebenen Regeln hält. Interessanterweise erschien dieses Buch fast zeitgleich mit der 2. Exaktheit des Neptun-Saturn-Quadrats, das es in gewisser Weise schon im Titel trägt:

  • Junge Seelen = Neptun
  • Alte Seelen = Saturn oder auch
  • Über das Alter (=Saturn) der Seelen (=Neptun)

Astrologie und ihre Grenzen

Der Katechismus der katholischen Kirche (Fassung von 2005) hält Astrologie für gefährlich, wenn er festschreibt:

"Sämtliche Formen der Wahrsagerei sind zu verwerfen: Indienstnahme von Satan und Dämonen, Totenbeschwörung oder andere Handlungen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft ‚entschleiern‘ [Vgl. Dtn 18,10; Jer 29,8.]. Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen. Dies widerspricht der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung, die wir allein Gott schulden."

Zum einen wird hier Astrologie, im Sinne einer modernen Psychologischen Astrologie, gründlich missverstanden. Denn kein ethisch handelnder Astrologe, der sich der Aussagegrenzen seiner Disziplin bewusst ist, wird derartiges behaupten oder für sich in Anspruch nehmen. Weder haben wir Macht über die Zeit, noch über die Geschichte und auch nicht über die Menschen. Und kein einigermaßen ernst zu nehmender Kollege wird sich geheime Mächte geneigt machen wollen. Als gut ausgebildete, humanistische Astrologen wissen wir, dass es vieles gibt, was wir aus dem Horoskop nicht ablesen können und ganz sicher wissen wir, dass es etwas gibt, das größer ist als wir und das wir niemals vollständig verstehen können. Dadurch, dass wir Planetenkonstellationen und ihre Manifestationen im Leben eines Menschen beobachten, wissen wir, dass es einen Sinnzusammenhang zwischen oben und unten gibt. Wir könnten dieses größere Ganze ruhig Gott nennen oder auch Leben, Allganzes oder reine Liebe. Der Begriff spielt hier keine Rolle. Wir beobachten die Zeichen der Zeit und fungieren für die Menschen als Kartenleser. Wir sagen ihnen aber nicht, wohin sie zu gehen haben! Wir hören uns an, was sie wollen, welchen Weg sie einschlagen wollen und geben dann Hinweise, was dabei hilfreich und nützlich sein kann.

Wahrscheinlich wird es in unserer Kultur nicht viele Astrologen geben, die sich Dämonen und Geister dienstbar machen wollen oder sich magischer Praktiken bedienen, um Herr über die Zeit, die Geschichte und die Menschen zu werden. Sehr wohl dürfte es aber zahlreiche Astrologen geben, die sich selbst überschätzen und meinen, aus einem Horoskop so gut wie alles ablesen zu können. Was war da nicht alles auf Facebook und in Astro-Foren zu lesen über die Brexit-Abstimmung vom 23.6.2016! Viele wollten (im Nachhinein!) Konstellationen sehen, die ganz klar auf den Ausgang dieser Abstimmung hingewiesen hätten. Da und dort wurden Aspekte einfach umgedeutet und als Opposition betrachtet, wo eigentlich Quinkunxe waren. Andere berechneten Horoskope für den 24.6.2016, um 3:30 Uhr, weil das die vermutete Zeit war, zu der sämtliche Stimmzettel ausgezählt sein sollten. Mit anderen Worten, es wurde in die Konstellationen hineinfantasiert, was man gerade sehen wollte.

Es ist bedauerlich, dass viele Astrologen ihre Grenzen hier einfach nicht sehen wollen und sich derartig größenwahnsinnig gebärden! Alleine für die EU gibt es mindestens 5 Horoskope, für Großbritannien sogar 6. Dann könnten wir noch den Beitritt Großbritanniens zur EU betrachten und den Tag der Abstimmung selbst. Wir könnten aber auch aktuelle Zyklen, wie etwa das Neptun-Saturn-Quadrat oder die Spannungsfigur zwischen Jupiter, Neptun und Saturn heranziehen sowie die letzte Sonnenfinsternis vom 9.3.2016 oder den Widder-Ingress vom 20.3.2016 für London. Alleine in dieser Aufzählung komme ich bereits auf bis zu 15 relevante Horoskope. Wenn ich von all diesen Horoskopen Transite, Progressionen und Synastrien rechne, kann ich mit absoluter Sicherheit Konstellationen finden, die auf Abspaltung, Trennung oder Entscheidung hinweisen. Und was soll das Ganze? Was wäre MEIN zugrundeliegendes Bedürfnis hier? Der Welt zu zeigen, was für ein großartiger Astrologe ich bin? Zu beweisen, dass ich doch recht gehabt habe und so meinen Selbstwert stabilisiere?

Da ist es wesentlich ehrlicher, verantwortlicher und auch hilfreicher zu sagen: wir können keine konkrete Zukunft, keine konkreten Ereignisse voraussagen. Das liegt außerhalb der Macht selbst des besten Astrologen! Was wir vermögen, ist Strukturen und Themenfelder aufzuzeigen, um die es aktuell geht. Und diese astrologische Struktur ist derzeit ganz zentral das Quadrat von Neptun und Saturn (zuletzt exakt am 18.6.2016).

Die Scheinwelten von Neptun und Saturn

Scheinwelten, Illusion, TäuschungIch habe schon in früheren Artikeln darauf hingewiesen, dass es bei diesen beiden Planetenprinzipien um die Auflösung (Neptun) von Strukturen (Saturn) geht, aber auch um die Verwirklichung (Saturn) von Visionen (Neptun). Für Döbereiner hat diese Konstellation auch etwas mit der Flucht in Scheinwelten zu tun, mit einer imaginären Spielwiese und zwar deshalb, weil die erlebte Bedrohung der Umwelt so groß wird, dass es zu einer Trennung zwischen Innen- (Neptun) und Außenwelt (Saturn) kommt.

Und das ist ein Thema, das sich derzeit an allen Ecken und Enden manifestiert. Etwa durch die Phantasien der Rechten über eine Zerschlagung der EU und ein Europa der starken Nationen, aber auch durch die Phantasien von grenzenloser Liebe und Mitgefühl der Linken. Viele dieser Weltentwürfe scheinen aktuell zu Inseln zu werden, die mit den anderen Inseln nichts mehr zu tun haben wollen. So kämpfen die einen gegen die Rechten, die anderen gegen den Neoliberalimus, wieder andere gegen Ausländer, manche Astrologen gegen die Wissenschaft oder gegen vermeintlich unseriöse Kollegen, die Psychotherapeuten gegen die Esoteriker und so weiter. Wir lassen uns hier etwas zu sehr von der Angst steuern. Tatsache ist, es gibt zahlreiche Bewegungen und Entwicklungen gleichzeitig und selbst wenn uns ein Brexit, ein brennendes Asylantenheim oder ein hasserfüllter Amoklauf schockieren, die Welt dreht sich weiter und wir wissen heute nicht, was aus diesen Entwicklungen wird. Es gab historisch schon sehr viel Entsetzliches in der Welt, aus dem mittelfristig wieder Gutes entstanden ist und umgekehrt.

Neptun und Saturn haben, psychologisch ausgedrückt, auch sehr viel mit Schattenprojektionen zu tun. Aus diesem Grund wäre es überaus nützlich, uns zu fragen, wie dasjenige, was ich im Außen bekämpfe mit meinen eigenen Ängsten zu tun hat. Wenn ich dort draußen nur unseriöse Kollegen wahrnehme, habe ich vielleicht Angst, nicht kompetent genug zu sein oder zu erscheinen? Und wenn ich mich vor den Flüchtlingen fürchte, habe ich vielleicht Sorge, dass meine Ausbildung in einer modernen Welt nicht mehr gut genug sein könnte oder vielleicht auch Schuldgefühle, weil ich mich selbst von der Religion abgewendet habe, die Flüchtlinge aber nicht? Und wo ich mich vor dem Widererstarken faschistischer Ideologien fürchte, habe ich möglicherweise Sorge, dass mein eigenes Weltmodell nicht tragfähig genug ist?

Diese Konstellation ist besonders gut geeignet, etwas über unsere tiefsten Ängste herauszufinden. Überhaupt, wie gehen wir damit um, dass die Welt in Bewegung kommt, dass nicht mehr alles festgefügt ist, Grenzen verschwimmen und Strukturen sich auflösen? Wie gelassen können wir dabei bleiben und wie viel Vertrauen vermögen wir in so verunsichernden Zeiten aufzubringen?

Die Träume von 1989

Neptun-Saturn-Konjunktion 1989
Abb. 1. Neptun-Saturn-Konjunktion (3). 13.11.1989, 11:39 UT, ohne Häuser.

Im Jahr 1989 ereigneten sich insgesamt drei Konjunktionen von Neptun und Saturn, nämlich am 3.3., 24.6. und 13.11.1989. Es ist astrologisch, nebenbei bemerkt, eine ungeklärte Frage, welche Konjunktion als die relevante betrachtet werden kann, wenn wir den Zyklusbeginn der beiden Planeten festlegen wollen. Wir könnten alle drei Konjunktionen heranziehen. Ich plädiere hier dafür, jeweils die letzte Konjunktion heranzuziehen, weil sich erst danach der Zyklus wirklich entfaltet und endgültig auf den nächsten Aspekt (Halbsextil, Halbquadrat, Quadrat,…) zubewegt. Möglicherweise lohnt es sich aber, hier genauere Untersuchungen anzustellen.

Astrokartografisch befand sich diese letzte Konjunktion damals für Großbritannien, die skandinavischen Länder und Brasilien auf dem Aszendenten, während sie für große Teile Rußlands auf dem Deszendenten zu finden war. Für die westlicheren Teile Rußlands, Teile Kasachstans und Turkmenistans, den Iran, Abu Dhabi, Saudi Arabien und Oman befand sich die Konjunktion am MC. Das könnten wir als Indizien werten, dass dieser Zyklus für die entsprechenden Länder eine größere Rolle spielen wird. Ganz besonders natürlich dann, wenn das Landeshoroskop ebenfalls einen Neptun-Saturn-Aspekt enthält, wie das etwa für Großbritannien der Fall ist.

Mit der Konjunktion der beiden Planeten Neptun und Saturn im Jahr 1989 brach für die Welt ziemlich überraschend der Kommunismus zusammen und es entstanden Träume von einer grenzenlosen Welt der Märkte, des Reisens, des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit. In den Jahren 2015 und 2016 kommt dieser Zyklus nun in die letzte große Krise vor der neuerlichen Konjunktion der beiden Planeten auf dem ersten Widdergrad im Jahr 2026. Und es könnte sich herausstellen, dass unsere Träume teilweise überzogen und nicht realistisch waren. Wir wissen heute, dass es in der Wirtschaft kein grenzenloses Wachstum geben kann. Wir machen auch die Erfahrung, dass sehr viele Menschen den Traum von einer globalisierten Welt ohne Grenzen nicht mitträumen. Wir erkennen da und dort, dass der Reichtum von wenigen, die Armut der Vielen beinahe bedingen MUSS.

Nach 2008, also unmittelbar nach der Opposition von Neptun und Saturn, rechneten uns einige Wirtschaftsexperten vor, dass unser Wirtschaftsmodell nur unter der Annahme funktionieren kann, dass wir regelmäßig Krieg führen und unsere gesamte Infrastruktur zerstören. Dies deshalb, weil das Zinssystem dazu führt, dass Geld permanent von unten nach oben verteilt wird. Damit die wenigen Milliardäre dieser Welt ihre Zinsgewinne einstreifen können, müssen Millionen von sogenannten kleinen Leuten sehr viel arbeiten. Und irgendwann ist das Ungleichgewicht so groß, dass sich das nicht mehr ausgeht. In der Vergangenheit führten die Nationen Europas im Schnitt etwa alle 30 bis 50 Jahre Krieg, danach erfolgte ein Neubeginn und wiederum jahrelanges Wachstum bis zum nächsten Krieg. Wenn wir jedoch den Frieden dauerhaft erhalten wollen, kann dieses Wirtschaftssystem nicht funktionieren. Wir brauchen dann andere Modelle.

Ein anderes Thema sind Weltanschauungen und Vision von einer besseren Welt. Immer wieder beschäftigen die Menschheit neue Ideen, Ideologien, Visionen und Weltentwürfe. Manche davon sind religiös motiviert, andere politisch, humanistisch oder streng wissenschaftlich. So haben wir es gegenwärtig mit fundamentalistisch muslimischen, nationalistischen, linken, neoliberalen und politisch korrekten Vorstellungen, Ideologien oder Weltentwürfen zu tun. Welcher davon ist der richtige? Welche Vision (Neptun) soll tatsächlich Wirklichkeit (Saturn) werden? Eine Welt ohne Grenzen, in der jeder sich überall ansiedeln kann, wo er möchte? Eine Welt von autoritären Führern? Eine Welt, in der nur das Geld allein bestimmt, was geschieht? Eine Welt, in der religiöse Fanatiker detailliert festlegen, was wir zu tun und zu lassen haben? Oder eine Welt, in der eine möglichst große Anzahl von Menschen maximalen Wohlstand und ein hohes Maß an Zufriedenheit erleben kann?

Und wie möchten wir eigentlich gewährleisten, dass eine möglichst große Zahl von Menschen ein gutes, chancenermöglichendes Leben führen kann und auch politisch mitbestimmen kann? Gerade jetzt offenbaren sich die Ungerechtigkeiten auch eines demokratischen Systems. Wenn 52% der Menschen entscheiden und die Entwürfe extrem gegensätzlich sind, garantiert das 48% von sehr unzufriedenen Menschen. Die Mehrheit entscheidet! Dieses Dogma haben wir nie hinterfragt. "Die Demokratie ist eine schlechte Regierungsform, aber wir kennen keine bessere", soll Winston Churchill gesagt haben. Nun, wenn dem so ist, sollten wir uns auf die Suche nach einem besseren Modell machen. Wenn wir beispielsweise zur Bedingung machen wollten, dass Entscheidungen in einer Gemeinschaft nur konsensuell getroffen werden dürften, dann wäre politische Entscheidungsfindung zwar deutlich schwieriger, aber wir müssten einander dann wirklich zuhören und es gebe nach einer Abstimmung keine Unzufriedenen. Vielleicht wäre in dieser Hinsicht auch das Parteiensystem in der derzeitigen Form zu hinterfragen. Möglicherweise könnten Parteien, so es sie in Zukunft überhaupt geben soll, nur grobe Leitlinien vorgeben, aber je nach fachlicher Frage komplett unterschiedliche Standpunkte einnehmen dürfen. Die Herausforderung wäre hier, komplexe Sachverhalte auf so verständliche und klare Weise zu kommunizieren, dass wirklich alle Menschen sie verstehen können. Meines Erachtens drückt sich wirkliche Intelligenz ohnehin nicht in einer komplizierten Sprache aus, sondern darin, das Schwierige einfach und klar ausdrücken zu können.

Grossbritannien, 1801
Abb. 2. Großbritannien, Act of Union, 1.1.1801, 0:00 Uhr UT, Westminster.

Neptun-Saturn mag auch eine gewisse Rückwärtsgewandtheit, ein Träumen (Neptun) von der Vergangenheit (Saturn) bedeuten. Diese Konstellation gibt vielleicht vielen von uns das Gefühl, dass früher alles besser gewesen wäre. Damals, als noch nicht so viele Flüchtlinge da waren und es auch ohne Ausbildung relativ einfach war, eine Arbeit zu finden. Der soziale Abstieg (auch eine Entsprechung von Neptun in den Fischen), den manche jetzt erleben, macht Angst und löst instinktiv ein Festhalten (Saturn) an alten Strukturen, Ideologien und Lösungen (Saturn in Schütze) aus. Spannend ist beispielsweise, dass diese Rückwärtsgewandtheit und der Isolationismus vielen Engländern schon sehr lange nachgesagt wird. Und nicht zufällig hat Großbritannien ein Neptun-Saturn-Quadrat in seinem Horoskop, das gegenwärtig von Mars und Uranus ausgelöst wird. Saturn im 11. Haus Großbritanniens drückt dabei eine Schwierigkeit aus, Visionen zu entwerfen und sich vom eigenen Standpunkt zu distanzieren. Es ist in gewisser Weise eine Eigenbrötler-Konstellation.

Aufschlussreich ist auch, dass die Synastrie des Vertrages von Maastricht mit Großbritannien eine geradezu schicksalshafte Verknüpfung dieser beiden Gemeinschaften zeigt. So liegen Großbritanniens Sonne und MC/IC-Achse exakt auf der Mondknotenachse der EU und der Neptun GB liegt exakt auf dem IC des Vertrages von Maastricht, so als müsste dieses Land für die EU zersetzend und subversiv wirken.

Ich will aber hier nochmals betonen, dass ich den Brexit nicht vorhergesehen habe und meiner Meinung nach auch nicht vorhersagen hätte können. Zum einen liegt das an den Aussagegrenzen der Astrologie selbst, zum anderen aber auch an der Komplexität der Materie. Nicholas Campion schlägt alleine 6 Horoskope für Großbritannien vor. Mindestens 5 Horoskope werden für die EU herangezogen. Wollte man jedes einzelne Horoskop anhand von mindestens fünf oder sechs wichtigen historischen Ereignissen verifizieren, benötigte man vermutlich viele Wochen, um zu Ergebnissen zu kommen.

Die astrologische Redlichkeit geböte es auch, zuerst eine klare astrologische Hypothese auf der Basis einer Theorie zu formulieren und erst dann zu versuchen, diese zu verifizieren. Das könnte beispielsweise so aussehen, dass ich sage: Die Themen Abspaltung, Trennung, Ausscheiden haben etwas mit Saturn oder Uranus zu tun. Eine Entscheidung erforderte eine Opposition als zu suchende Konstellation. Und erst danach würden wir uns auf die Suche nach entsprechenden Konstellationen begeben.

Das wäre – und hier schließt sich der Kreis zu meinen Bemerkungen hinsichtlich der Wissenschaftlichkeit der Astrologie – wissenschaftliche Methodik auf die Astrologie angewendet. Aus meiner Sicht ist das keine Anbiederung an die Wissenschaft, sondern der Versuch die Astrologie auch einer Überprüfbarkeit zugänglich zu machen, aus unseren eigenen Ergebnissen zu lernen und möglicherweise da und dort auch altes, überliefertes Wissen auszusortieren, so es sich längerfristig nicht bestätigen ließe. Das andere Extrem wäre eine Astrologie, in der jeder irgendwelche Behauptungen aufstellen könnte und gleich noch die Bemerkung nachsetzte, dass das ja wahr sein müsse, weil er der bedeutendste lebende Astrologe im Universum sei. Diese haarsträubenden Aussagen können wir in allen Foren, Blogs, Fernsehsendern und Zeitungen überall beobachten und dann wundern wir uns, dass niemand uns ernst nimmt.

Letztendlich waren es Astrologen, die die wissenschaftliche Methode überhaupt erst erfunden haben! Denn wir haben Jahrtausende lang Planetenbahnen und Sternkonstellationen beobachtet, sie genauestens aufgezeichnet, Beobachtungen darüber angestellt, was jeweils auf der Erde passiert, Theorien über das Geschehen in der Welt entwickelt, Hypothesen gebildet und sie wieder und wieder überprüft. Das ist seit mehr als 4000 Jahren der Kern der astrologischen Tätigkeit und ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass wir uns irgendwem anbiedern, wenn wir einfach unsere Arbeit tun, wie wir das schon seit tausenden von Jahren tun.

Weitere Artikel zum Thema

Astrologie und Wissenschaft

Das Neptun-Saturn-Quadrat

Literatur

Campion, Nicholas (1991). Das Buch der Welthoroskope. Alle wichtigen Daten und Quellen zu Ländern, Nationen und weltpolitischen Ereignissen. Edition Astrodata.

Döbereiner, Wolfgang (2002). Astrologisch-homöopathische Erfahrungsbilder zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen. Band 1. Verlag Döbereiner.

Hasselmann, Varda & Schmolke, Frank (2016). Junge Seelen – Alte Seelen. Die große Inkarnationsreise des Menschen. Arkana.

Lebherz, Harald (2016). Forschung: Der magische Spiegel (Astrologie-Zeitung Loop!)

Spiegel.de (2016). Atmosphärenforschung: Forscher erklären mysteriöse Himmelechos

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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