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Gedanken zu Pluto in Wassermann

Pluto im Wassermann scheint ganze Arbeit zu leisten und sich aktuell in der Zerstörung der sozialen Medien, der Demokratie und unserer Gesellschaft zu manifestieren. Dort wo wir zu viel Angst vor unserer Freiheit haben, nehmen uns bereitwillig Gurus und politische (Ver)Führer diese Freiheit ab. Doch wir haben es in der Hand, ihnen diese Macht auch wieder zu entziehen.

Pluto steht nun, seine vorübergehenden Aufenthalte 2023 und 2024 zusammengenommen, seit etwas mehr als einem Jahr im Wassermann. An früherer Stelle habe ich erste Vermutung geäußert, wofür Pluto im Wassermann stehen könnte (vgl. Artikel Pluto in Wassermann – Der Übergang und Pluto in Wassermann historisch). Die Ideen der französischen Revolution dienten mir dabei als Richtschnur. Ich habe vermutet, dass wir verstärkt auf Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufmerksam würden und dass unser Fokus auf Unabhängigkeit und Freiheit liegen würde, auf Emanzipation, Erneuerung, Dezentralisierung und Vernetzung. Womöglich war das ein wenig zu kurz gegriffen.

Der vierte Quadrant

Vielleicht sollten wir einen Schritt zurücktreten und uns fragen, worum es im 4. Quadranten des Tierkreises, also in den Zeichen Steinbock, Wassermann und Fische, eigentlich geht. Der vierte Quadrant ist zuvorderst nicht subjektiv! Hier geht es um kollektive Werte, Maßstäbe und das größere Ganze. Sehr vereinfacht, könnten wir sagen: im Steinbock werden Regeln aufgestellt, im Wassermann werden diese stabilisiert und umgesetzt und in den Fischen werden sie gelassen und flexibel gehandhabt. Im Zeichen Wassermann geht es um die Organisation der Gruppe, die Verbesserung der sozialen Umstände und um Humanität (vgl. Artikel Die vier Quadranten).

Richard Tarnas (1996) bringt die uranische Energie auch mit dem Titanen Prometheus in Verbindung, der den Göttern das Feuer stiehlt, um es zu den Menschen zu bringen. Er tut das, und das ist im Zusammenhang mit Uranus wichtig, nicht deshalb, weil ihn die Menschen darum gebeten hätten, sondern weil er fand, dass die Menschen Feuer haben sollten. Diese Energie ist sehr typisch für Uranus. Ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen ist der Meinung, dass etwas die Gesellschaft verbessern würde und deshalb wird es umgesetzt. Ob irgendjemand nach diesen "Segnungen" verlangt hat, ist für Uranus oft irrelevant.

Wassermann ist nicht das Gleiche wie Uranus. Im Wassermann geht es vor allem um eine Atmosphäre der Unvoreingenommenheit, der Toleranz und der Originalität, gemischt mit einer gehörigen Portion Exzentrizität. In gewisser Weise ist Wassermann ähnlich vorstellungsgebunden wie Skorpion. Allerdings geht es bei Skorpion häufig um unsere persönlichen Beziehungen, um alte Traumata, um Verstrickungen und persönlich Unbewusstes. Bei Wassermann geht es um eine gesellschaftsverändernde Idee, die aber häufig ebenso stur umgesetzt wird. Wenn ich einige astrologische Beiträge von Kolleg:innen lese, habe ich häufig den Eindruck, dass dieser Aspekt des Wassermanns zu wenig berücksichtigt wird. Wassermann kann so gesehen überaus dogmatisch sein. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass Wassermann ein ziemlich kühles, objektives Zeichen ist. Gefühle haben da wenig Platz!

Die EU und Entwicklungen in Sozialen Medien

Es gibt kaum eine internationale Organisation, Gemeinschaft oder Institution, die die Prinzipien des 4. Quadranten so stark verkörpert wie die EU. Neben Venus, Mars, Merkur und Sonne, stehen im EU-Horoskop auch Saturn, Uranus und Neptun sowie der nördliche Mondknoten in Steinbock und Wassermann. Viele Menschen kritisieren die EU dafür, dass sie ständig mit neuen Regeln daherkommt und für eine Organisation zu stehen scheint, die nur Vorschriften macht. Dass neben der Sonne, als Herrscherin von 1, auch Merkur und Saturn im 6. Haus dieses Horoskopes stehen, verstärkt womöglich den Eindruck der Überregulierung und Beckmesserei.

Für die EU sind noch weitere Horoskope in Verwendung, so etwa das Horoskop des EWG-Römervertrages von 1957, das Horoskop des EG-Fusionsvertrages von 1967 oder das Horoskop des Inkrafttretens des Maastricht-Vertrages von 1993. In der Mundanastrologie sind jedoch die Horoskope von Vertragsunterzeichnungen häufig aussagekräftiger als Inkrafttretens-Horoskope, weshalb ich bevorzugt das Horoskop in Abb. 1 verwende.

In den letzten Jahren hat die EU Schritte gesetzt, für die sie vor allem in den USA bekämpft wird, etwa die Datenschutzgrundverordnung oder den Digital Services Act (DSA), der am 17. Februar 2025 in Kraft tritt. Grundidee ist, den Bürgern mehr Freiheit zu geben, sich vor Hass im Netz besser schützen zu können und nicht der Willkür der Betreiber ausgesetzt zu sein, die willkürlich Inhalte einfach löschen können, wie es ihnen gefällt. Wie notwendig das ist, zeigen nicht zuletzt die Vorgänge auf der von Elon Musk betriebenen Plattform X, auf der Inhalte auch mithilfe von KI und Bots gezielt manipuliert wurden, um die amerikanische Präsidentenwahl zu beeinflussen (vgl. https://www.mimikama.org/whistleblower-packt-aus-mimikama-analyse-x/). Mir ist bewusst, dass einige den DSA so darstellen, als würde es hier um behördliche Zensur gehen und als solle die Meinungsfreiheit beschränkt werden. Aber Inhalte wie „Du blöde Sau, geh sterben!", "Tu der Welt einen Gefallen und häng dich endlich auf!“, und dergleichen haben absolut gar nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Es ist blanker Hass, Cybermobbing bis hin zu gefährlicher Drohung. Durch derartige Postings wurden Menschen bereits in den Selbstmord getrieben!

Was hat das alles mit Pluto in Wassermann zu tun? Wie ich meine, eine ganze Menge. Aktuell erkennen wir global ein Problem mit sozialen Medien. Sie waren ursprünglich zur besseren Kommunikation und zur weltweiten Vernetzung gedacht. Es sollte ein friedlicher, demokratischer und freier Austausch zwischen Menschen ermöglicht werden. Aktuell manipulieren einzelne Tech-Milliardäre die großen Plattformen in erster Linie für ihre Zwecke, löschen nach Belieben Inhalte, spielen extreme Meinungen einiger weniger stark in den Vordergrund und säen damit Zwietracht in unserer Gesellschaft, fördern Hass, Misstrauen und Neid und tragen zu einer massiven Polarisierung unserer Gesellschaft bei. Die Algorithmen sind ja so programmiert, dass sie extrem emotionale Nachrichten nach oben spielen, weil sie viele Klicks generieren und damit auch mehr Werbeeinnahmen ermöglichen. Ich habe dazu keine Zahlen, aber ich denke, die ganz große Mehrheit der Menschen, die halbwegs sachlich und vernünftig argumentieren, geht damit unter. Sie wird entweder nicht wahrgenommen, weil sachliche, nüchternere Meinungen für die Algorithmen uninteressant sind oder weil sich viele Menschen von vornherein von Plattformen wie X, Instagram oder Tiktok fernhalten.

Ich habe bereits in der Mai-Ausgabe des Meridian (Gegenwind: https://sternwerkstatt.de/artikel/243-04/) darüber geschrieben, dass einige „Könige“, darunter Elon Musk, mit Pluto in Wassermann in Schwierigkeiten kommen könnten. Dieser Tage wurde bekannt, dass Musk mit X alles andere als zufrieden ist. Er beklagte stagnierende Nutzerzahlen und sinkende Werbeeinnahmen. Auch die Ankündigung von Meta, auf Facebook und Instagram künftig auf Faktenchecks zu verzichten und das den Nutzern zu überlassen, rief viel Protest hervor und könnte auch dort zur Nutzerabwanderung führen. Noch vor einiger Zeit galten all diese Plattformen als „to big to fail“, inzwischen würde ich keine Wetten mehr darauf abschließen.

Mächtige Personen, die unsere Kommunikation, unsere Netzwerke und unsere Gesellschaft beherrschen wollen, sind übrigens eine ziemlich unmittelbare Entsprechung von Pluto im Wassermann. Und hier kommen womöglich die Werte ins Spiel, die wir mit Pluto im Steinbock etabliert haben. Sie wollen jetzt auf einer gesellschaftlichen Ebene und auch im Internet und in den Netzwerken (eine von vielen Wassermann-Entsprechungen) umgesetzt werden. Pluto zeigt uns hier auf, welche Probleme es in diesen Netzwerken gibt. Die Problematik, dass einige wenige, sehr reiche Personen darüber bestimmen, was die Mehrheit denken soll oder welche Inhalte sie lesen soll, liegt jetzt vor uns auf dem Tisch. Was werden wir damit tun? Wie lösen wir das Problem der extremen Polarisierung, der digitalen Anfeindung und der Aushöhlung unserer Demokratie? Das ist eine der Fragen, die Pluto im Wassermann an uns richtet.

Die zwei Gesichter der Freiheit

Wassermann ist ein fixes Zeichen und daher geht es im Wassermann um die Verankerung, die Befestigung und Stabilisierung von Ethik, von Regeln und Best Practice-Modellen. Wassermann ist neben Stier eines der sozialen Zeichen im Tierkreis. Wo es im Stier um die Sippe und unsere erweiterte familiäre Gemeinschaft geht, geht es im Wassermann um Humanismus und dasjenige, was für eine große Gruppe von Menschen, vielleicht die ganze Menschheit, das Beste ist. Als Psychologe fiel mir besonders seit den Corona-Jahren auf, wie sehr einige Menschen Freiheit missverstehen. Die Freiheit hat nämlich zwei Gesichter, nämlich eine Freiheit VON etwas und eine Freiheit ZU etwas. In den Rechtswissenschaften wird das auch negative und positive Freiheit genannt (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit), wobei die negative Freiheit hier die Freiheit VON etwas ist und die positive Freiheit, die Freiheit FÜR etwas. Viele Menschen wollen frei sein VON etwas, aber die Freiheit ZU etwas überfordert sie häufig auch. Dabei stellen sich Fragen wie: Was möchte ich in meinem Leben tun? Wofür entscheide ich mich? Was entspricht mir? In welcher Weise möchte ich mich genau so ausdrücken, wie ich bin? Wohin will ich meinen Weg lenken, beruflich, privat und in meiner Freizeit? Wie bin ich eigentlich gemeint? Ich wage hier die Behauptung, dass diese Freiheit ZU etwas für viele Menschen derart überfordernd ist, dass sie häufig die erstbeste Gelegenheit nutzen, diese Freiheit wieder aufzugeben und sich irgendeinem Guru, Meister oder politischen (Ver)Führer anzuschließen.

In meinen astrologischen Beratungen beobachte ich, dass sich Menschen häufig noch nie die Frage gestellt haben, wie sie eigentlich gemeint sind, was ihre individuelle Anlage ist und was gerade ihre herausragenden Fähigkeiten und Begabungen sind. Hier erleben viele Menschen dann ein tief berührendes „Aha-Erlebnis“, weil manche ihrer Erfahrungen im Leben plötzlich Sinn ergeben, die bisher immer rätselhaft für sie waren. Wir könnten uns in den nächsten Jahren im Sinne von Pluto im Wassermann die Frage stellen: Welchen Beitrag kann ich leisten, um diese Gesellschaft zu verbessern? Wie kann ich dazu beitragen, dass Humanität und Menschenrechte stärker ins allgemeine Bewusstsein kommen? Was kann ich mit meinen individuellen Anlagen und Begabungen dazu tun, die Menschheit zu verbessern? Welcher moralischen Ambition könnte ich mich mit meinen Fähigkeiten verpflichten? (Bregman, 2024).

Wir sind heute zu einer globalen Gemeinschaft geworden, was unter anderem in den oben erwähnten sozialen Netzwerken deutlich zu Tage tritt. Wollen wir es wirklich zulassen, dass ein paar größenwahnsinnige Milliardäre bestimmen, wohin die Menschheit geht? Oder wollen wir unsere eigenen Regeln finden, die ein menschliches Miteinander für alle ermöglichen und den Einfluss Einzelner auf ein vernünftiges Maß zurechtstutzen? Übrigens gibt es auch in der digitalen Welt bereits sehr wassermännische Alternativen, nämlich Angebote mit dezentralen Servern wie Bluesky, Mastodon oder Pixelfed. Hier ist es nicht mehr ohne weiteres möglich, Inhalte zentral zu steuern, auch weil Nutzer jederzeit auf einen anderen Server umziehen können. Dezentralisierung dürfte eines der wichtigsten Themen von Pluto in Wassermann werden, nicht nur im Energiesektor, sondern auch in den sozialen Medien und in der Politik.

Vorerst müssen wir aber Entwicklungen gewärtigen, wo einige autoritäre und rücksichtslose Führer den Zug der Zeit in die Vergangenheit lenken wollen und scheinbar damit sehr erfolgreich sind. Noch vor einigen Jahren versuchten sich Extremisten aller Art, also sowohl religiöse Fundamentalisten als auch politische Fanatiker in der Öffentlichkeit zu tarnen. Sie verstellten sich und gaben vor, eigentlich harmlos zu sein und versuchten ihre Haltung so darzustellen, als würden die Medien ihre Standpunkte übertreiben. Inzwischen ist Pluto im Wassermann angekommen und die Faschisten unserer Zeit versuchen nicht einmal mehr so zu tun, als wären sie harmlos. Sie sagen unverblümt, wo sie den Rechtsstaat unterhöhlen wollen, die Medien in ihre Schranken weisen wollen und auch, dass ihnen eine Monarchie oder Diktatur lieber wäre. Wettbewerb sei eine Ideologie, die unsere Gesellschaft pervertiere und unser Denken zerstöre. Freiheit und Demokratie seien unvereinbar, meint etwa Peter Thiel (vgl. Wikipedia). Er und einige Silicon-Valley Milliardäre träumen von einer Welt, in der Tech-Monopole den Ton angeben und alle sich nach ihnen zu richten haben. Würde die Entwicklung ähnlich verlaufen wie zur Zeit des letzten Pluto-Durchganges durch Wassermann, könnte diese Entwicklung sich noch deutlich zuspitzen und die "Könige" unserer Zeit könnten es noch viel mehr übertreiben als sie das bisher schon getan haben. Mark Zuckerberg träumt unterdessen davon, seine Plattformen mit KI-Bots zu fluten, um sie für die Nutzer interessanter zu machen, wie er sagt. "Flood the zone with shit", frei übersetzt etwa "flute das Feld mit Unsinn", ist ja eine sehr beliebte Strategie der Ultrarechten, die das Ziel verfolgt, die Menschen so heillos zu verwirren, dass sie irgendwann nicht mehr wissen, was wahr und falsch ist. Damit wäre der Boden ideal bereitet, um sie nach ihrem Gutdünken zu manipulieren. Und sie scheinen ihr Ziel fast erreicht zu haben. Sehr viele Menschen glauben heute tatsächlich den größten Unsinn, einfach weil es in ihre Überzeugung passt. Kritisches Denken findet man dort am wenigsten, wo es am stärksten betont wird, nämlich in den diversen Verschwörungsblogs und sogenannten alternativen Medien.

Pluto in Wassermann richtet aktuell in der Gesellschaft, in sozialen Medien und in unserer Politik Verheerungen an, die weitaus größer sind als viele erwartet hätten. Aber so wie er im Steinbock unsere Fähigkeit zur Reife testete, testet er jetzt unsere Fähigkeit zur Freiheit, zur Gestaltung einer gerechten Gesellschaft und zur Emanzipation. Wir alle, als Menschheit, sollten uns überlegen, wie wir in Zukunft besser miteinander auskommen können, wie wir eine Gesellschaft gestalten können, in der möglichst niemand außen vor bleibt und in der wirkliche Chancengleichheit besteht. Wir als Bürger haben es in der Hand, den Mächtigen zu sagen, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen. Genau so ist Demokratie eigentlich gedacht. Und übrigens kann man sich von Facebook, X, Instagram, Tiktok und ähnlichen Diensten auch abmelden. Für unser Überleben sind derartige Dienste komplett überflüssig. Ein sich über sinkende Werbeeinnahmen beklagender Elon Musk ist doch immerhin ein vielversprechender Anfang…

Selbstkritisch möchte ich einräumen, dass die geschilderten Entwicklungen nicht unbedingt ausschließlich mit Pluto in Wassermann zu tun haben müssen. Auch Neptun in den Fischen und Uranus in Stier dürften etwas damit zu tun haben. Neptun in Fische, weil wir uns hier oft in eine andere Welt hinwegträumen und eine Sehnsucht nach den Hintergründen entwickeln. Die Hintergründe sind für den einen Spiritualität und Liebe, für den anderen eine alternative (politische) Realität und für den Dritten vielleicht die Mutmaßung über eine globale Verschwörung. Uranus in Stier könnte deshalb damit zu tun haben, weil es bei Stier um Abgrenzung geht und auch um die Sippe. Mit Uranus in Stier könnte es daher um eine radikale Spaltung gehen, auf der einen Seite "Wir, die Guten" und auf der anderen Seite "Sie, die Bösen". Eine Blut und Boden-Ideologie sozusagen, die auch die Nazi-Zeit charakterisierte, als Uranus ebenfalls zeitweilig durch Stier ging (1934 bis 1942). Wir werden sehen, wie sich die Schwerpunkte verlagern, wenn Neptun demnächst in den Widder eintritt (30. März) und Uranus in die Zwillinge (7. Juli).