Astrologie und Wissenschaft

Von einer prinzipiellen Unmöglichkeit einer wissenschaftlichen Untersuchung astrologischer Zusammenhänge kann also keine Rede sein. Einige Punkte erschweren die Untersuchung jedoch. Wir können in der astrologischen Radixdeutung nicht einzelne Faktoren isolieren, wie das Wissenschaftler unter Laborbedingungen tun können.

Passend zur Zeitqualität eines Jupiter-Uranus-Trigons (letztmalig exakt am 20.6.2015) möchte ich im folgenden Beitrag der Frage nachgehen, ob Wissenschaft und Astrologie vereinbar sind. Ist Astrologie eine Wissenschaft oder macht sich am Ende doch jeder lächerlich, der sich mit Astrologie beschäftigt? Befragt man die Vertreter einer sehr engen Naturwissenschaft, ist die Antwort ziemlich klar: Astrologie ist Unsinn! Auf der anderen Seite behaupten Astrologen, die Astrologie entziehe sich in ihrer Komplexität jeder wissenschaftlichen Untersuchung. Die Fronten scheinen also verhärtet, die Standpunkte unvereinbar.

Dies ist umso seltsamer, als gerade die ganz Großen der Physik, die gerne von den Vertretern einer sehr engen (engstirnigen?) Wissenschaft als Zeugen angeführt werden, nämlich Newton, Kepler und Galilei, Astrologen waren und zahlreiche Untersuchungen anstellten, um die Astrologie zu untermauern bzw. zu reformieren.

Einige Astrologen lehnen sogar jede statistische Untersuchung der Astrologie kategorisch ab und behaupten, die Statistik wäre ungeeignet, so komplexe Zusammenhänge wie die der Astrologie zu untersuchen. Das ist umso merkwürdiger, als sich die meisten Astrologen der Vergangenheit und auch der Gegenwart immer auf Empirie berufen. Sie sagen, dass Astrologen über Jahrhunderte hinweg Zusammenhänge zwischen Planetenkonstellationen und den Ereignissen auf der Erde beobachtet hätten und so zu ihren Schlüssen gekommen wären. Astrologinnen und Astrologen, die neue Faktoren in die Astrologie einführen (wie z.B. Chiron, Asteroiden, sensitive Punkte, etc.), gehen noch heute so vor. Was ist das anderes als Statistik oder wissenschaftliches Vorgehen?

Die moderne Astrologie nähert sich mehr und mehr der Psychologie und klopft bereits vernehmlich an die Tore der Universitäten. (C.G. Jung)

Von einer prinzipiellen Unmöglichkeit einer wissenschaftlichen Untersuchung astrologischer Zusammenhänge kann also mit Sicherheit keine Rede sein. Einige Punkte erschweren die Untersuchung jedoch. Wir können in der astrologischen Radixdeutung nicht einzelne Faktoren isolieren, wie das Wissenschaftler unter Laborbedingungen tun können. Der betreffende Mensch hat immer alle Faktoren (Mond, Sonne, Planeten, Lilith, Chiron, AC, MC, Mondknoten, etc.) in seinem Radix. Eine ganz klare Aussage, welcher Planet für welche Charaktereigenschaft zuständig ist, ist also in der Tat schwierig.

Dieser Schwierigkeit begegnen wir übrigens regelmäßig in der Metagnostik. Metagnostik meint, im Gegensatz zur Prognostik, die Rückschau auf bereits geschehene Ereignisse. Ereignet sich irgendwo auf der Welt eine schlimme Naturkatastrophe, ein Terroranschlag oder ein politischer Umsturz, sind Astrologen in der Regel sehr schnell bei der Hand mit Interpretationen und Deutungen, auf welchen Aspekt dieses Ereignis denn nun zurückzuführen sei. Dabei überschreiten sie oft bei Weitem Deutungs- und Aussagegrenzen der Astrologie. Bisweilen werden auch neue Faktoren eingeführt oder man hantiert mit abenteuerlichen Techniken, nur um das zu beweisen, von dem man vorweg bereits überzeugt war.

In diesem Sinne täte auch manchem Astrologen ein bisschen mehr Demut gut. Wir sind weder Hellseher, noch sind wir allwissend und die Redlichkeit geböte es uns, manchmal auch zu sagen: in diesem Horoskop kann ich keinerlei Hinweise finden, die auf eine Katastrophe hindeuten. Da Astrologen außerdem die Qualität der Zeit interpretieren wollen, müsste streng genommen immer alles in eine Deutung einfließen. Der Sonnenstand, sämtliche Planetenaspekte, Zyklenphasen der Planeten, vorangegangene Finsternisse, und vieles mehr. Wer aber wäre so anmaßend zu behaupten, das alles berücksichtigt zu haben und daraus eine absolut zuverlässige Aussage über das Zeitgeschehen machen zu wollen? In diesem Sinne wäre ein wenig mehr Bescheidenheit bei den Astrologen durchaus angebracht. Ähnlich wie die moderne Physik können wir in der Astrologie lediglich Wahrscheinlichkeiten angeben, aber niemals definitive Aussagen darüber machen, was sich konkret ereignen wird.

Ein weiteres Problem sind Umkehrschlüsse, die häufig auch Astrologen ziehen, ohne zu bemerken, dass das ganz und gar unzulässig ist. Nehmen wir einmal an, es würde sich statistisch belegen lassen, dass in den Horoskopen von Mördern gespannte Mars-Pluto-Aspekte besonders häufig zu finden sind. Das wäre ein interessanter Zusammenhang, der mit den astrologischen Vorhersagen keineswegs unvereinbar wäre. Allerdings sollte uns stets bewusst sein, dass der Umkehrschluss Mars-Pluto führe dazu, dass der Horoskopeigner im Laufe seines Lebens zum Mörder werden muss in keinster Weise zulässig ist!

"Für alle astrologischen Aussagen gilt, dass sie auf Strukturentsprechungen beruhen. Die Verwirklichung jeder Struktur ist vielfältig denkbar. Man kann beispielweise auf viele Weisen ein Dreieck zeichnen, dennoch ist ein Dreieck immer etwas anderes als ein Viereck. So auch kann jede Struktur sich zwar auf verschiedene, nicht aber auf beliebige Weise realisieren. Im Bewusstsein dieses Unterschieds zwischen Struktur und Verwirklichung löst sich der Scheinwiderspruch von Willensfreiheit und Determiniertheit: Unsere Struktur ist determiniert, in ihrer Entfaltung aber sind wir frei. Aus diesen Überlegungen ergeben sich für die Deutung klare Aussagegrenzen: So kann man keine Aussage über das Niveau (etwa der Intelligenz) eines Menschen machen, wohl aber über die Struktur (im Falle der Intelligenz etwa mehr theoretischer Schwerpunkt oder mehr Schwerpunkt auf praktischer Intelligenz etc.). Auch bei der Prognose ist nicht das konkrete Ereignis fassbar, sondern seine sich aus der Struktur ergebende Bedeutung, eine Bedeutung, die sich in verschiedenen sinngemäß gleichen Ereignissen manifestieren kann. Die Prognose muss also auf ein bestimmtes Umfeld bzw. eine Umweltsituation wie Elternhaus, soziale, politische oder andere Einbindung bezogen sein. Die Deutung des Geburtsbildes ist eine Hilfe auf dem Weg zu mehr Selbsterkenntnis und zur Bestimmung von Begabungen und Schwächen des Menschen. Diese Erkenntnis kann von der Kindheit bis zum Alter Wegweiser sein für Erziehung, Bildung und Wirkungskreis. Damit ist der Schwerpunkt der Diagnose erkennbar. (Thesenpapier astrologischer Vereinigungen Deutschland, Quelle: DAV, Thesenpapier).

Mit anderen Worten: wir können keine Aussage darüber machen, wie jemand ganz konkret ein Mars-Pluto-Quadrat ins Leben bringt. Wir wissen aber, dass sich der betreffende Mensch strukturell wahrscheinlich mit Gewaltthemen auseinandersetzen muss. Dies kann auf sehr unterschiedliche Weise geschehen, ein Mensch kann ebenso zum Gewalttäter werden wie sein Leben der Gewaltlosigkeit widmen. Möglicherweise arbeitet die betreffende Person auch als Gefängnispsychologin oder Sozialarbeiterin und hat dort in ihrem Umfeld mit dem Thema Gewalt zu tun.

Wissenschaftlich haltbare Aussagen müssten nun in beide Richtungen funktionieren (statistisch signifikant sein, also über der Zufallswahrscheinlichkeit liegen). Einerseits müssten in den Horoskopen bekannter Persönlichkeiten bestimmte Konstellationen gemäß der astrologischen Voraussage gehäuft auftreten. Derartige Untersuchungen gibt es schon zahlreich (z.B.: Gauquelin, Eysenck, Nias, Addey, zit. nach Landscheidt, 2005). Andererseits müssten aus den Konstellationen eines Geburtshoroskops auch Aussagen darüber möglich sein, mit welchen Themen ein betreffender Mensch zu tun hat, welcher Art sein Denken beschaffen ist, ob er mehr emotional oder rational auf das Leben zugeht, etc.

Dieser umgekehrte Weg dürfte viel schwieriger sein. Hier gälte es, sich auf wesentliche Aussagen zu beschränken (z.B. AC, Herr von 1, Sonne im Haus, Planeten in 1) und dann strukturelle Aussagen darüber zu machen, wie der betreffende Mensch diese "Anlage" (=Potenzial der individuellen Fähigkeiten, Begabungen und Stärken), also dieses Geburtsbild leben könnte. Bezieht man die Überlegungen Hermann Meyers mit ein, dass Planetenthemen sowohl völlig unbewusst, in der Kompensation oder auch "erlöst" gelebt werden können, wird die Materie bereits ungemein komplex. Dennoch müssten auch hier prinzipielle Aussagen möglich sein, etwa derart, dass Personen mit Widder-Aszendent vermehrt kämpferisch an das Leben herangehen, während Menschen mit Fische-Aszendent sich im Durchschnitt eher für sanftere, gelassenere Wege entscheiden dürften.

Aus den Untersuchungen von Theodor Landscheidt können wir inzwischen annehmen, dass die Grundvorstellungen der Astrologie und selbst spezielle Denkgebilde wie astrologische Aspekte nicht nur mit den Ergebnissen moderner Wissenschaft vereinbar sind, sondern darüber hinaus nach den ersten vorliegenden Ergebnissen auch der Wirklichkeit entsprechen. Wie die mit anerkannten wissenschaftlichen Methoden geführten Beweise zeigen, hat sich das astrologische Grundkonzept, dass die Konstellationen der Himmelskörper Einfluss auf das Geschehen im Sonnensystem und insbesondere auf der Erde haben, als richtig erwiesen. Bei den solar-terrestrischen Zusammenhängen sind die Ergebnisse so vielfältig, dass sie insgesamt bereits ein solides Beweisfundament bilden. Sie haben sich nicht nur bei der Vorhersage bewährt, sondern stützen sich auch in konsistenter Weise auf Naturprinzipien, deren allgemeine Bedeutung deutlich geworden ist (Landscheidt, 2005).

Übrigens gilt seit 2013 auch ein Zusammenhang zwischen Mondphasen und Schlafqualität als erwiesen (Current Biology, 2013). Es gibt also durchaus ernst zu nehmende Hinweise, dass am astrologischen Modell etwas dran ist. Ziehen wir die modernsten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Quantenmechanik heran (Nichtlokalität gemäß Bell´s Theorem und dem Mach´schen Prinzip), so wird deutlich, dass im Universum offenbar alles mit allem verbunden ist. Wieso also sollten ausgerechnet die Himmelskörper unseres Sonnensystems keinen Einfluss auf uns haben?

Folgen wir den Daten von Theodor Landscheidt, so könnten wir Astrologen uns als erstes von den klassischen Zuordnungen der Aspekte verabschieden müssen. Seinen zitierten Studien zufolge wurden Winkelbeziehungen zwischen Planeten gefunden, die von den traditionellen Aspekten abweichen und eher den goldenen Aspekten (Aspekte, die auf der Teilung des Kreises nach dem goldenen Schnitt beruhen) entsprechen. Nachdem dieses Grundmuster überall in der Natur zu finden ist, würde das durchaus Sinn ergeben. Sehr kritische Betrachtungen von Horoskopen zeigen auch immer wieder, dass es offenbar ziemlich unerheblich ist, ob Planeten im Quadrat, im Trigon, im Sextil oder in einem anderen Aspekt zueinander stehen. Vielleicht ist es nur wichtig, dass sie überhaupt eine Winkelbeziehung zueinander haben?

Klassische und goldene Aspekte

Sogenannte goldene Aspekte entstehen durch die Kreisteilung im Verhältnis des goldenen Schnittes. Unter "goldenem Schnitt" versteht man das Teilungsverhältnis einer Strecke oder anderen Größe, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (auch Major genannt) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (dem Minor) entspricht.

Interessant ist auch, dass die sogenannte Fibonacci Reihe, bei der die nächste Zahl sich jeweils aus einer Addition der vorangegangenen beiden Zahlen ergibt, insofern den goldenen Schnitt abbilden, als die Quotienten der jeweils benachbarten Zahlen sich der goldenen Zahl immer mehr annähern.

Die Fibonacci Reihe: 1 1 2 3 5 8 13 21 34 55 89 144 233 377 610 …

Quotienten aus der Fibonacci Reihe:

2/3 = 0,666…
3/5 = 0,6
5/8 = 0,625
8/13 = 0,615
13/21 = 0,619
21/34 = 0,618

Die Quotienten nähern sich immer weiter der Zahl 0,618 an, jener irrationalen Zahl, die den Major des goldenen Schnittes darstellt. Die Fibonacci Folge wie auch die Teilung des goldenen Schnittes kann überall in der Natur gefunden werden (vgl. Wikipedia, Fibonacci Folge).

Theodor Landscheidt kommt durch Kreisteilung im Verhältnis des goldenen Schnittes auf folgende Aspekte:

Goldene Aspekte Klassische Aspekte
21,25
34,38
42,49
47,51 45 Halbquadrat
55,62 60 Sextil
68,75 72 Quintil
84,98 90 Quadrat
111,25
124,38 120 Trigon
132,49
137,51 135 Anderthalbquadrat
145,62 144 Biquintil
158,75
174,98 180 Opposition

Quintile und Biquintile werden in der Astrologie üblicherweise nicht sehr häufig als Aspekte verwendet. Allerdings hat bereits Kepler, über die bestehenden Aspekte hinaus, Zusammenhänge mit wichtigen Charaktereigenschaften gefunden, falls Planeten in diesen Winkeln zueinander standen.

Vielleicht ist aus der obigen Vergleichstabelle auch verständlich, warum Astrologen üblicherweise Orben (Toleranzbereich, bis zu dem ein Aspekt noch Gültigkeit hat) benötigen, um Aspekte zuverlässig interpretieren zu können. Für die astrologische Forschung könnte gelten, dass wir zunächst überhaupt keine Aspekte berücksichtigen und erst aus den Daten die am häufigsten gefundenen und aussagekräftigsten Winkel entnehmen.

Ängste und Vorurteile auf beiden Seiten

Wenn wir uns also, und das mag die Angst vieler Astrologen sein, auf die wissenschaftliche Untersuchung der Astrologie einlassen, so könnte es sein, dass wir uns von zahlreichen astrologischen Mythen verabschieden müssen und feststellen, dass an manchen von Astrologen vermuteten Zusammenhängen tatsächlich nichts dran ist.

Eine wissenschaftliche Vorgehensweise impliziert auch, die Möglichkeit im Kopf zu behalten, dass an der Astrologie selbst oder an manchen Behauptungen von Astrologen einfach nichts dran ist. Und genau diese Redlichkeit verlangen wir auch von Wissenschaftlern! Gerade in unserer Zeit treten in den Medien Wissenschaftler auf, die von dieser Redlichkeit meilenweit entfernt sind, wenn sie schlicht alles ablehnen, was nicht in ihr Weltbild passt. Neulich schrieb ein Physiker in einer großen österreichischen Tageszeitung, er würde einen Menschen, der Außerirdische in seinem Garten vorfände, fragen, welche Medikamente oder Drogen er genommen hätte. Vielleicht war das ja als Scherz gemeint, aber es würde trefflich zu der Ignoranz passen, von der ich hier sprach: "Was nicht in mein Weltbild passt, kann es einfach nicht geben…"

Im Sinne Karl Poppers sollten wir jedoch in allen Wissensgebieten immer davon ausgehen, dass das, was wir zu wissen glauben, vorläufig ist. Es gilt nur so lange, bis es falsifiziert ist. Und wenn wir die Geschichte betrachten, sind so gut wie alle wissenschaftlichen Überzeugungen irgendwann falsifiziert worden. Schon allein das sollte uns demütig machen. Denn wir können vollkommen sicher sein, dass die Menschen des 23. Jahrhunderts zumindest schmunzeln werden über die Naivität der Weltsicht am Beginn des 21. Jahrhunderts. Jedenfalls sofern wir es schaffen, uns nicht wieder in die Steinzeit zurückzubomben…

Macher Astrologe wird sich fragen, warum wir uns überhaupt der Wissenschaft "ausliefern" sollen, einer Wissenschaft, die neben Fortschritt und einem hoch angenehmen Leben durchaus auch Schattenseiten hat und uns beispielsweise Waffen in die Hand gegeben hat, mit der wir den gesamten Planeten mehrfach zerstören könnten.

Wir könnten natürlich weiterhin unser Süppchen kochen, von Journalisten und engstirnigen Physikern öffentlich verlacht werden oder uns gar mit Demonstrationen gegen unsere Zunft herumschlagen, wie das in Wien bereits mehrfach der Fall war. Möglicherweise kommen wir aber im Dienst an den Menschen und an der Gemeinschaft zu dem Schluss, dass die Astrologie einfach zu viel zu bieten hat, um sie der Welt vorzuenthalten.

In der Öffentlichkeit treten heute ständig irgendwelche Experten auf, die langfristige Klima-, Börsen- und politische Entwicklungen vorhersagen. Sie alle sind Wahrsager auf Seiten der etablierten Gesellschaft, während Hellseher, Medien, Kartenleger und Astrologen im öffentlichen Ansehen weit abgeschlagen sind. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse hätten das Potenzial das zu ändern. Dazu müsste zweierlei geschehen. Zum einen müssten etablierte Wissenschaftler ihre Ressentiments gegen die Astrologie aufgeben, zum anderen müssten aber auch die Astrologen ihre Ressentiments gegen die Wissenschaft aufgeben und selbst zu forschen beginnen und zwar in aller Offenheit und vorurteilslos.

Weltbilder verändern sich nicht so rasch. Denken wir beispielsweise daran, dass Galilei ausgelacht wurde, als er berichtete, dass er Monde um den Jupiter kreisen sah. Als er bei einer illustren Gesellschaft, die in einem Haus in Bologna in der Nacht vom 24. zum 25. April 1610 stattfand, Skeptikern eine Gelegenheit bot, selbst durch das Teleskop zu schauen, weigerten sich die Philosophen Cremonini und Libri, dies zu tun, mit der überlieferten Bemerkung, dass sie ja wüssten, dass der Jupiter keine Monde haben könne (zit. nach Landscheidt, 2005).

In unserer Zeit ist es Gauquelin ähnlich ergangen, wenn er nach Veröffentlichung seiner astrologischen Studien von der "etablierten" wissenschaftlichen Gemeinde fast wie ein Aussätziger behandelt wurde.

Wir brauchen in der Astrologie, wie Brady in ihrer Einleitung zum Buch "Lehrbuch der astrologischen Prognose" sagt, beides, nämlich gesichertes Wissen und Intuition. Neuropsychologisch ausgedrückt benötigen wir also das linke und das rechte Gehirn. Übrigens wird auch jeder Wissenschaftler, der immer nur fortführt, was er gelernt hat, irgendwann zu einem trockenen Wissensmanager, aber für wirklich neue Erkenntnisse wird er ganz ohne Phantasie und das Überschreiten bisheriger Grenzen nicht sorgen können. Die heute gefeierten Genies der Wissenschaft haben dereinst immer Tabus gebrochen und damit angeeckt.

Was wir meines Erachtens wirklich benötigen – und das mag vielleicht die Lehre von Neptun in den Fischen sein – ist eine Transformation von Weltbildern des "entweder-oder" zu Weltbildern des "und". Wir stecken in so vielfältigen und so tiefen Krisen, dass wir alles benötigen, was verfügbar ist. Ausgrenzung wird uns nicht weiterbringen. Die Haltung, dass jemand, der Astrologie betreibt, kein Wissenschaftler sein könne und jemand der Wissenschaftler ist, kein Astrologe sein könne ist hinterfragenswert. Schließlich bringen gerade die offenen Fragen und das Unerklärliche die Wissenschaft weiter, ebenso wie wir auch als Astrologen tagtäglich von den Fortschritten der Wissenschaft profitieren. Ich persönlich kenne jedenfalls keinen Astrologen, der Horoskope heute noch per Hand rechnet und zeichnet. Weder die Wissenschaft, noch die Astrologie können per se schlecht sein. Die Art wie wir beides betreiben, kann jedoch sehr wohl unethisch, grenzüberschreitend und ignorant sein.

Literatur

Brady, Bernadette (1992). Lehrbuch der astrologischen Prognose. Chiron Verlag.

Current Biology (2013), Volume 23, Issue 15, p1485–1488, 5 August 2013.

Landscheidt, Theodor (2005). Astrologie. Hoffnung auf Wissenschaft? Astronova Verlag.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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