Jupiter Quadrat Pluto

Gott und der Teufel gehen spazieren. Gott führt mit sich die ganze Wahrheit und trägt sie in der Hand. Wie sie so reden, fällt Gott ein Splitter Wahrheit zu Boden. Er achtet nicht weiter darauf. Nach einiger Zeit dreht er sich um und sagt zum Teufel: "Also ich war ganz sicher, du würdest diesen kleinen Teil Wahrheit aufheben!" Darauf antwortet der Teufel: "Das ist nicht notwendig. Ein Mensch wird kommen und den kleinen Splitter für die ganze Wahrheit halten. Er wird dann von selbst alle anderen Wahrheiten bekämpfen...".

Der Jupiter-Pluto-Zyklus

Als sich die beiden mythologischen Brüder Jupiter und Pluto im Jahr 2007 zu einer Konjunktion im Schützen trafen, dräute am Horizont eine Finanz- und Wirtschaftskrise, die zur Infragestellung westlicher Werte und zu einer Erschütterung des Glaubens an ewiges Wachstum führen sollte. Bald darauf, Jupiter hatte noch nicht das Halbsextil zu Pluto erreicht, gewann Barack Obama die amerikanischen Präsidentenwahlen, wohl vor allem wegen der Lehman-Pleite kurz zuvor. Riesige Hoffnungen und wahrscheinlich unerfüllbare Erwartungen wurden an ihn geknüpft und im Jahr darauf erhielt er den Friedensnobelpreis, bevor er noch etwas getan hatte. Acht Jahre später, beim sich nähernden Quadrat von Jupiter und Pluto, gewann überraschend Donald Trump die Präsidentenwahl und sehr viele Menschen verstehen die Welt nicht mehr.

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben. (Alexander von Humboldt)

Die Auseinandersetzung der Herren des Himmels und der Unterwelt, Jupiter und Pluto, erinnert mich an das mittelalterliche Theater, das immer drei Bühnen kannte: Erde, Himmel und Hölle. Mag sein, dass die Menschen damals wussten, dass diese drei Ebenen der Existenz stets zusammenwirken, wenngleich wir sie heute – je nach Weltanschauung – anders benennen würden. Psychoanalytiker würden vielleicht von Über-Ich, Ich und Es sprechen. Spirituell Suchende vielleicht von der Astralwelt, der irdischen Existenz und der Welt der Schatten. In der Psychologie und im Marketing würden wir vielleicht von Träumen, der vorgefundenen Realität und unerfüllten Bedürfnissen sprechen. Ganz gleich, welche Begriffe wir benutzen, es gibt diese Überschneidungen von Visionen und Bedürfnissen, von Erlösungsvorstellungen und Verstrickungen, von Sinn und Verzweiflung in uns, und wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen.

Grafik Jupiter-Pluto-Zyklus
Abb. 1. Der Jupiter-Pluto-Zyklus von 2007 bis 2020.

In der Konjunktion von Jupiter und Pluto gingen jedenfalls jenes Prinzip, das nach Sinn, Bedeutung und Wachstum sucht und jenes, das nach Tiefe, Verbindlichkeit und Wandlung trachtet eine Verbindung ein und es begann ein neuer 13-jähriger Zyklus (Abb. 1), der jetzt in seine Reduktionskrise kommt und nach 2017 allmählich in die balsamische Phase eintritt. Weltbilder werden jetzt einem Test unterzogen und dort niedergerissen, wo sie nicht mehr mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

August Thalhammer, Psychotherapeut und Schamane erzählte anlässlich eines Vortrages in der Homöopathischen Gesellschaft in Wien einen Witz, der nicht nur unsere Zeitqualität hervorragend widerspiegelt, sondern auch gut zu Jupiter und Pluto passt:

Gott und der Teufel gehen spazieren. Gott führt mit sich die ganze Wahrheit und trägt sie in der Hand. Wie sie so reden, fällt Gott ein Splitter Wahrheit zu Boden. Er achtet nicht weiter darauf. Nach einiger Zeit dreht er sich um und sagt zum Teufel: "Also ich war ganz sicher, du würdest diesen kleinen Teil Wahrheit aufheben!" Darauf antwortet der Teufel: "Das ist nicht notwendig. Ein Mensch wird kommen und den kleinen Splitter für die ganze Wahrheit halten. Er wird dann von selbst alle anderen Wahrheiten bekämpfen…".

Die Dekonstruktion der Weltbilder

Woher kommt plötzlich das Bedürfnis der Menschen, endgültige Antworten haben zu wollen und winzige Erkenntnissplitter zur allein seligmachenden Weisheit zu erklären? Momentan scheint nichts so absurd zu sein, dass es nicht doch eine riesige Fan-Gemeinde im Internet finden könnte. Rationalität, kritisches und eigenständiges Denken scheinen dabei immer mehr aus der Mode zu kommen. Was zählt sind nur die Likes und Klicks der vermeintlichen Gesinnungsgenossen. Bei der Gelegenheit erinnere ich mich jedoch gerne an das Zitat Mark Twains, wenn er sagte:

Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.

Zusammen mit Neptun am absteigenden Mondknoten dekonstruieren Jupiter und Pluto gerade unsere Weltbilder. Mit dem Quadrat Jupiters zu Pluto, wird jetzt alles niedergerissen, was seit Beginn des Zyklus nicht mehr stimmig ist. Es geschieht in diesem Jahr sehr viel Unerwartetes. So haben beispielsweise weder Meinungsforscher, noch Politiker oder Astrologen einen Wahlsieg Donald Trumps vorhergesehen. Schon vom Brexit wurde Europa und die Welt überrascht. Es scheint, dass plötzlich überall das Unwahrscheinlichste passiert.

Irgendetwas anderes scheint da in der Welt und in unseren Gesellschaften vorzugehen, das wir nicht verstehen. Aus diesem Grund mag auch das Bedürfnis, alle möglichen Hypothesen darüber zu bilden, verständlich sein. Wo aber kommt diese massive Verunsicherung in Europa und den USA her? Woher der Hass auf das sogenannte Establishment? Und wie kann ausgerechnet ein Donald Trump zur Symbolfigur gegen dieses Establishment werden? Ist er nicht dekadentes Establishment in Reinkultur?

Aber immer wieder erinnere ich mich selbst daran: ich kenne das größere Bild nicht! Es mag ja sein, dass ein Präsident Trump für Amerika nichts Gutes bedeutet und auch der restlichen Welt erheblichen Schaden zufügen wird. Allerdings ist es ebenso gut möglich, dass der Mann, schneller als ihm lieb ist, in einen handfesten Skandal verwickelt wird, der ihn letztendlich wieder den Job kostet. Immerhin findet die Sonnenfinsternis vom August 2017 genau auf Donald Trumps Aszendenten statt. Ansatzweise beginnt beispielsweise auch eine Diskussion über das antiquierte Wahlsystem in den USA, das einen Mann zum Sieger machte, der 200.000 Stimmen weniger erhalten hat und das auch verhindert, dass kleinere Parteien zum Zug kommen und mitbestimmen können.

Wir kennen das größere Bild nicht und es mag sich in naher Zukunft herausstellen, dass die Menschheit eine Lektion nötig hatte. Man möchte hoffen, dass Mephistopheles in der Verkörperung von Donald Trump, wieder einmal der Geist ist, der stets das Böse will und stets das Gute schafft!

Wenn wir in unseren Tagen auf die Schlagworte achten, die in den Medien verwendet werden, wie zum Beispiel: "abgehobene Elite", "Anti-Establishment", "Hassposting", um nur einige zu nennen, dann erkennen wir darin vielleicht die Signatur von Jupiter und Pluto. Insbesondere die Anti-Establishment-Haltung, die derzeit zu grassieren scheint, erinnert aber auch stark an die Slogans der 1960-er Jahre, die Zeit, die von der Uranus-Pluto-Konjunktion stark geprägt war.

Das ist verständlich, weil Jupiter in den kommenden Monaten auf Pluto und Uranus trifft und damit noch einmal das Uranus-Pluto-Quadrat der vergangenen Jahre aktiviert. Das Quadrat von Uranus und Pluto bewegt sich bis Mitte März wieder innerhalb eines Orbis von 3 Grad. Im Sommer 2017 werden sich die beiden schon bis zu 11 Grad voneinander entfernen, um dann zum Jahreswechsel 2017/18 aber neuerlich innerhalb 5 Grad Orbis ein Quadrat zu bilden. Mit dem Eintritt von Uranus in den Stier im Mai 2018 können wir dieses Quadrat dann endgültig als beendet betrachten.

Aber die heftigen politischen Auseinandersetzungen, der Aufstand der Unzufriedenen und die lautstarken Zwischenrufe der Nicht-Gehörten könnten auch einen anderen astrologischen Zusammenhang haben und Ausdruck der gegenwärtigen Uranus-Eris-Konjunktion sein. Eris, die Göttin der Zwietracht, bildet nach 1928 in den Jahren 2016 und 2017 neuerlich drei Konjunktionen mit Uranus und beginnt damit einen neuen Zyklus. Die exakten Konjunktionen fanden am 9.6. und 26.9.2016 statt und eine weitere wird am 17.3.2017 stattfinden. Dieser Zyklus könnte die Chance enthalten, alte Strukturen aufzubrechen und über intensive Auseinandersetzungen zu einem ganz neuen gesellschaftlichen Konsens zu finden.

Das T-Quadrat zwischen Jupiter, Uranus und Pluto

Grafik Jupiter-Uranus-Zyklus
Abb. 1. Jupiter-Uranus-Zyklus, 2010/11 bis 2024.

Jupiter bildet in den nächsten Monaten drei Quadrate mit Pluto (siehe Abb. 1) und drei Oppositionen mit Uranus (Abb. 2). Im Zeitraum von Dezember 2016 bis März 2017 stehen die drei Planeten Jupiter, Uranus und Pluto ständig in einem annähernden T-Quadrat mit Pluto an der Spitze (Abb. 3). Das sind große Spannungen, die aber, da es sich um lauter kardinale Zeichen handelt, einiges in Bewegung bringen könnten.

Uranus und Jupiter auf der Begegnungsachse (Widder-Waage) motivieren uns zu intensiven Auseinandersetzungen mit dem Anderen, mit fremden Weltbildern, anderen Sichtweisen und Standpunkten und dies könnte zu einer Erosion alter Strukturen (Pluto in Steinbock) führen, die wir bisher für unverrückbar hielten. Dabei wäre es gut, die Leerstelle, nämlich das Oppositionszeichen Plutos, den Krebs, nicht zu übersehen. Mitgefühl und Liebe dürften auch in dieser Zeit der Königsweg zu einem neuen Verständnis des anderen, insbesondere des Unzufriedenen führen. Vor allem der Vollmond vom 12.1.2017 dürfte uns nachhaltig an diese Tatsache erinnern, findet er doch im Krebs statt und im genauen Quadrat mit sowohl Jupiter als auch Uranus und in weiter Opposition mit Pluto.

Jupiter-Uranus-Pluto-Quadrat
Abb. 3. T-Quadrat von Jupiter, Uranus und Pluto (Dez. 2016 bis März 2017).

Die Jupiter-Uranus-Opposition könnte unsere Aufmerksamkeit auch auf offene Wunden dieses Planeten und in unseren Gesellschaften legen, lag doch die Konjunktion der beiden Planeten im Jahr 2011 im unmittelbaren Umfeld der Atomkatastrophe von Fukushima. Es wäre auch denkbar, dass bedeutende wissenschaftliche Durchbrüche erzielt werden und die Menschheit einmal mehr einen Blick erhaschen kann in das, "was die Welt im Innersten zusammenhält".

Meinung oder Fanatismus?

Wenn der Göttervater Jupiter im Spiel ist, geht es immer auch um religiöse Fragen, Sinnfragen, Orientierungsfragen. Und auch Saturn im Schützen scheint derzeit die unterschiedlichsten Weltanschauungen und Überzeugungen zu testen.

Das ist noch einigermaßen nachvollziehbar, wenn es um die ewigen Auseinandersetzungen der Menschheit um die einzig wahre Religion geht. Obwohl diese Kämpfe und gegenseitigen Herabsetzungen bei etwas distanzierterer Betrachtung absurd sind, glauben wir doch in Judentum, Christentum und Islam alle an EINEN Gott und so es ihn gibt, ist schwer nachvollziehbar, warum das jedes Mal ein anderer sein sollte.

Vollends absurd werden derartige religiöse Auseinandersetzungen aber dort, wo vermeintliche Atheisten oder Naturwissenschaftler mit geradezu religiösem Eifer und Schaum vor dem Mund gegen Homöopathie, Astrologie und Alternativmedizin herziehen. In ihrem Habitus und in ihrer fundamentalistischen Polemik unterscheiden sie sich dann häufig nur marginal von mittelalterlichen Inquisitoren. Sie nennen sich Skeptiker und verhalten sich doch wie Dogmatiker. Aber das hatten wir schon.

Manchmal sollten wir uns hier auch an der eigenen Nase nehmen und darauf achten, dass Meinungen Meinungen bleiben und nicht dogmatisiert werden. Meine Sicht der Welt ist immer nur EINE Sicht der Welt und mein Kollege hat eine andere. Wenn ich innerlich den Impuls spüre, diese andere Meinung zu bekämpfen, liegt der Verdacht nahe, dass mit meiner eigenen Meinung etwas nicht stimmt.

Noch ein anderer Aspekt scheint mir wichtig. Viele Menschen pochen heute auf ihre Meinungsfreiheit und ergehen sich in Hasstiraden gegen Minderheiten oder politisch Andersdenkende. Da liegt möglicherweise ein Verständnisproblem vor. Selbstverständlich sind wir frei alles zu tun und zu sagen, was wir wollen. Wir sind mündige Erwachsene und leben in einer Demokratie. Allerdings übersehen einige die Tatsache, dass geäußerte Meinungen auch Konsequenzen haben können. So wie ich meine Hand auf eine Tischplatte, auf die Schulter eines geliebten Menschen oder auf eine heiße Herdplatte legen kann und jede dieser Handlungen andere Konsequenzen hat, so hat auch die zum Ausdruck gebrachte Meinung und die Art und Weise dieses Ausdrucks jeweils unterschiedliche Kosequenzen. Das sollten vor allem jene nicht vergessen, die zu Gewalt und Mord an anderen aufrufen und sich dann ungerecht behandelt fühlen, nur weil sie strafrechtlich belangt werden.

Wie unterscheiden wir nun eine Meinung von dogmatischem Fanatismus? Wo kann ein Standpunkt noch vernünftig genannt werden und wo wird er fanatisch? Wie können wir aus psychologischer Sicht hier eine Grenze ziehen? Nehmen wir ein Beispiel, das immer wieder einmal in den Medien auftaucht, die Hetze fundamentalistisch religiöser Amtsträger gegen Homosexuelle. Was können wir denn von einem Priester oder Bischof halten, der ununterbrochen gegen Homosexuelle polemisiert und sie in übelster Weise diffamiert und abwertet? – Man muss kein großer Psychologe sein, um zu erkennen, dass das Thema Homosexualität dann offenbar viel mit ihm selbst zu tun hat und er diesen Teil in sich massiv bekämpft. Wir kennen das bei jungen Männern, die mitten im Coming Out stecken, also in der Bewusstwerdung ihrer eigenen Homosexualität. Nicht selten gerieren sie sich besonders homophob und aggressiv ausgrenzend.

Umgelegt auf das Thema Alternativmedizin bin ich nicht der erste Astrologe, der sich fragt, ob es am Ende möglich wäre, dass fanatische Homöopathie- und Astrologie-Gegner, tief innerlich längst ahnen, dass ihr Weltbild nicht mehr haltbar ist. Müssen sie das Andere, Neue deshalb so vehement im Außen bekämpfen?

Das eigentliche Kriterium für einen extremen und fanatischen Standpunkt ist aber die Unkorrigierbarkeit. Ich kann schon daran glauben, dass Außerirdische unter uns sind oder dass wir von Regierungen manipuliert werden oder anderes mehr. Solange ich noch sagen kann: "Möglicherweise ist mein Standpunkt falsch. Vielleicht irre ich mich", würden Psychologen oder Psychiater das nicht als problematisch oder krankhaft betrachten. Erst dort, wo ich vollkommen überzeugt bin, dass mein Standpunkt der richtige ist und alle anderen verblendet, uninformiert und dumm sind, sprechen wir psychologisch von einer krankheitswertigen Störung. Und dieses Kriterium ist bei jenen sogenannten Skeptikern der Astrologie oder Homöopathie häufig der Fall. Denn sie müssen sich mit einem derartigen Blödsinn gar nicht mehr beschäftigen, sie "wissen" ja, dass an der Astrologie nichts dran ist und dass sie vollkommener Unsinn ist.

Wo immer eine Überzeugung vorgetragen wird, die nicht mehr korrigierbar ist, handelt es sich um eine wahnhafte psychische Erkrankung oder jedenfalls um einen dogmatischen und somit unwissenschaftlichen Standpunkt. Dass die Menschheit für dergleichen Störungen unter dem Einfluss von Neptun in den Fischen besonders anfällig sein würde, war vorauszusehen.

Erkenntnistheoretische Probleme

Und wir haben noch ein Problem, nämlich ein erkenntnistheoretisches. Gesetzt den Fall, jemand versteht wirklich etwas mehr von der Welt als andere, hat mehr Erfahrungen gemacht, die Welt umfassender und tiefer verstanden als andere, so kann er sich anderen Menschen nicht mehr mitteilen. Sie würden ihn nicht verstehen. Ein junger Mensch, der noch nie verliebt war, kann nicht begreifen, wie es seinem Freund geht, der grade bis über beide Ohren verliebt ist. Er würde ihn für verrückt halten. Ich sage es noch deutlicher: wenn ich irgendwann im Leben eine Erfahrung gemacht habe, die kein anderer Mensch in meiner Umgebung gemacht hätte, ist es mir nicht mehr möglich, diese Erfahrung mitzuteilen! Oder vielleicht kann ich sie mitteilen, aber meine Umwelt kann mir dann nur entweder blind glauben oder mich für krank halten.

Das ist überhaupt erst der Grund, warum Orden und Geheimbünde früher so viel Wert auf Geheimhaltung legten. Sie wussten, dass ihnen Erfahrungen und Wissen zugänglich ist, das andere Menschen nicht verstehen würden.

Eine Metapher möge das verdeutlichen. Der Leser stelle sich vor, jemand würde in einem Gebirgstal wohnen und wäre weder aus seinem Dorf jemals herausgekommen, noch je auf einen Berg gestiegen. Ein anderer Mann, der auf dem Berg war und die überwältigende Aussicht genießen konnte, würde dem Talbewohner seine Erfahrungen mitteilen und der würde nur sagen: "Du phantasierst! Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so weit sehen kann. Unsere Augen sehen nur, was sich innerhalb von 500 Metern befindet. Und auf keinen Fall gibt es andere Dörfer." Der mit dem geografisch höheren Standpunkt, der mit mehr Einsicht und Erfahrung, kann sich dem anderen nicht mehr mitteilen.

Platos Höhlengleichnis verdeutlichte uns dieses Problem schon vor 2400 Jahren.

Heutzutage scheinen sich sehr viele Menschen für Sehende zu halten. Sie stehen in einer Regenpfütze und glauben doch am Mount Everest zu stehen. Kritisches Unterscheidungsvermögen scheint mir in so mancher Diskussion im Internet sehr unterentwickelt zu sein. Da hat jemand ein Youtube-Video gesehen und bezeichnet das dann als seine Erfahrung! Weiß er denn, wovon er eigentlich redet? Teilweise beobachte ich auch die Tendenz, dass Menschen ihren realen Erfahrungen nicht mehr vertrauen. Da redet beispielsweise eine Mutter im Burgenland davon, dass man heutzutage seine Kinder gar nicht mehr alleine auf die Straße gehen lassen könne, wegen der gefährlichen Flüchtlinge, die alle vergewaltigten. Und in der Diskussion stellt sich heraus, dass es in diesem Ort keinen einzigen Flüchtling (!) gibt. Von bizarren esoterischen Theorien, die jeder natürlichen Beobachtung und Erfahrung widersprechen, möchte ich gar nicht erst reden.

Insbesondere nach der Wahl Donald Trumps wurde das Wort "Filterblase" sehr häufig genannt. Was für ein wunderbares Neptun-Saturn-Wort! Saturn filtert und Neptun erzeugt eine illusionäre Blase. Beide zusammen stellen sicher, dass ich nur mehr das lese, was meinem Weltbild entspricht. Ich werde nicht mehr durch anders lautende Standpunkte herausgefordert. Es scheint so, als wollten die Menschen das astrologische Jungfrau-Prinzip überspringen. Es wird nur noch das Ego maßlos aufgebläht (Löwe-Prinzip) und in die Welt getragen (Waage-Prinzip), aber die kritische Auseinandersetzung mit meinen Standpunkten, meinen Emotionen sowie die Infragestellung auch dessen, was von außen auf mich zukommt, unterbleibt völlig. Mag sein, dass das auch Ausdruck von Neptun in den Fischen ist, der uns damit konfrontiert, dass es viele Wahrheiten und unendlich viele Schichten von Wirklichkeit gibt.

Bescheidenheit und Demut täten Not und die stete Erinnerung daran, dass wir das große und ganze Bild nicht kennen. Vielleicht hilft es uns auch zu wissen, dass jede Generation jedes Zeitalters immer dachte, in einer wichtigen und besonders bedeutsamen Übergangszeit zu leben. Doch die Zeit ist ein ruhiger langer Fluss und das, was jetzt geschieht, ist schon hunderte Male geschehen und wird unzählige weitere Male geschehen. Gerade lese ich "Die Geschichte der Astrologie" von Kocku von Stuckrad (2007) und stelle überrascht fest, dass es jene Diskussion um die seriöse Astrologie, die ich in meinem vorigen Blog-Beitrag aufgriff, schon in der Antike und insbesondere in der frühen römischen Kaiserzeit gab. Nicht selten waren diese römischen Kaiser selbst Astrologen, ließen aber doch jene anderen sogenannten Vulgär-Astrologen rücksichtslos verfolgen und hinrichten. Wenn aber diese Diskussion darum, was denn seriöse Astrologie sei, schon 2000 Jahre alt ist, wie könnten wir hoffen, dass wir dieses Problem heute rasch lösen könnten?

Index des zyklischen Gleichgewichts

Mit den dreimaligen Oppositionen Jupiters zu Uranus, überschreitet auch dieser Zyklus seinen Höhepunkt und es befinden sich dann nur mehr drei von zehn Langsamläufer-Zyklen in der zunehmenden Phase und zwar:

  • der Neptun-Pluto-Zyklus: 1. Viertel (zunehmendes Sextil),
  • der Uranus-Pluto-Zyklus: 1. Viertel (zunehmendes Quadrat) und
  • der Uranus-Neptun-Zyklus: 1. Viertel (zunehmendes Halbquadrat).

Alle anderen Langsamläufer-Zyklen sind dann abnehmend. Vieles was jetzt und bis 2020 geschieht, hat daher etwas zu tun mit Abschluss, dem Ende von Entwicklungen und der endgültigen Überwindung alter Muster und Strukturen. Astrologisch betrachtet neigt sich damit die krisenhafteste Zeit der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts allmählich einem Ende zu, denn bereits im Jahr 2020 werden sich wieder drei Konjunktionen ereignen, womit der zyklische Index dann wieder positiv wird (es sind dann wieder mehr Zyklen zu- als abnehmend).

Das Jahr 2020 beginnt mit einer Pluto-Saturn-Konjunktion am 12.1.2020 auf 22°46‘ Steinbock. Später im Jahr finden drei Jupiter-Pluto-Konjunktionen im Bereich 22 bis 25° Steinbock statt. Das Jahr geht dann zu Ende mit einer Jupiter-Saturn-Konjunktion auf 0°29‘ Wassermann am 21.12.2020. Das dürfte dann ein ziemlich starker energetischer Moment sein. Zum einen, weil das auch der Tag der Wintersonnenwende ist (Sonne tritt an diesem Tag in den Steinbock ein) und zum anderen, weil damit die Jupiter-Saturn-Konjunktionen der nächsten 200 Jahre endgültig in die Luftzeichen wechseln. Die vergangenen 200 Jahre waren diesbezüglich erdzeichen-betont, mit einer Ausnahme 1980. Damals gab es schon einmal eine Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen Waage. 2000 schließlich dann noch eine letzte Erdzeichen-Konjunktion im Stier.

Nutzen wir also die Chance des Jupiter-Pluto-Quadrats, indem wir bisherige Überzeugungen und Entwicklungen hinterfragen! Wo immer etwas nicht funktioniert, was wir geplant hatten, ist das ein Hinweis, dass unsere Annahmen und Theorien wahrscheinlich falsch waren, dass unsere Sicht der Welt einer Ergänzung und Vervollständigung bedarf. Und erinnern wir uns daran, dass wir maximal Splitter der Wahrheit erhaschen können, aber niemals die ganze Wahrheit zu erkennen vermögen.

Literatur

von Stuckrad, Kocku (2007). Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag C.H. Beck.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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