Ich habe in diesem Blog schon mehrmals über Lilith geschrieben und bin in den letzten Jahren zu der Überzeugung gelangt, dass die Verwendung dieses sensitiven Punktes wenig sinnvoll ist. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Meridian habe ich die wichtigsten Argumente zusammengefasst und ausführlich begründet, was gegen Lilith als Radix-Faktor spricht.
Im übrigen habe ich festgestellt, dass Lilith offenbar ein Spezifikum des deutschsprachigen Raumes ist. In vielen englischsprachigen Ländern ist der Faktor Lilith zwar bekannt, wird aber selten als relevanter Punkt in Horoskope eingezeichnet. Womöglich wäre es psychologisch nützlich, die Frage zu stellen, warum es gerade im deutschsprachigen Raum ein so großes Bedürfnis nach der „wilden, ungezähmten“ Frau zu geben scheint.
Meine Argumente sind prinzipiell astronomischer und theoretischer Natur, selbstverständlich habe ich nichts gegen die Einfügung weiterer weiblicher Faktoren ins Horoskop. Wer gerne mehr weibliche Elemente im Horoskop hätte, fände diese etwa in den Asteroiden Pallas, Juno, Vesta und Ceres. Bei ihnen handelt es sich um reale Himmelskörper deren Durchmesser beispielsweise deutlich größer ist als der Chirons. Für diese Asteroiden, die bereits seit mehr als 200 Jahren bekannt sind, scheint sich jedoch kaum ein Astrologe zu interessieren. Was genau zu diesen „Moden“ in der Astrologie führt, wäre vielleicht Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Vielleicht ist die Zeit gekommen, bisherige Lilith-Deutungen und -Zuschreibungen in Frage zu stellen. Markus Jehle veröffentlichte eben ein neues Buch mit dem Titel „Priapus kommt, Lilith bleibt“, in dem er sich mit den Apsiden Lilith und Priapus auseinandersetzt und eine Deutung wagt. Er vertritt dort den Standpunkt, dass wir Lilith, immer als Achse gemeinsam mit Priapus deuten sollten, weil eine Deutung von Lilith alleine unvollständig wäre, so als ob wir immer nur den absteigenden, aber niemals den aufsteigenden Mondknoten deuten würden.
Download-Möglichkeit des Artikels
Der Artikel ist in der September-Ausgabe von Meridian abgedruckt und gegen einen Betrag von EUR 1,03 auch online verfügbar: Was gegen Lilith spricht.
Persönliche Beratung
Eine astrologische Beratung ist in vielen Lebenssituationen hilfreich, insbesondere dann, wenn Sie sich in einer Phase der Neuorientierung befinden oder wenn Sie das Gefühl haben, mehr aus Ihrem Potenzial machen zu können. Für eine individuelle Beratung bereite ich mich ausgiebig vor und beantworte, so gut es mir möglich ist, alle Fragen Ihres konkreten Anliegens. Weitere Informationen zu Ablauf und Kosten einer Beratung finden Sie hier.
Bildnachweis
Die Bilder stammen von Pixabay und Wikimedia Commons die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.
Literatur
de Gravelaine, Joelle (1990). Lilith: Der schwarze Mond. Die große Göttin im Horoskop. Edition Astrodata.
Jehle, Markus und Probst Anne (2021). Priapus kommt, Lilith bleibt. Die besonderen Mondkräfte im Horoskop. Marius Verlag.
Koch, Dieter und Rindgen, Bernhard (2000). Lilith und Priapus – die „Schalen“ des Menschen. Mit Ephemeriden der neuen interpolierten Lilith und Priapus 1900 – 2010. Verlag der Häretischen Blätter.
Guten Tag Herr Hofbauer
Bei der Deutung der Lilith mache ich persönlich sehr gute Erfahrungen. Je nach Stellung tritt sie stärker in Erscheinung oder hält sich zurück, das macht sie unberechenbar und das ist zugleich Teil ihrer Faszination. Ich denke die intuitive Deutung ist sehr wichtig, die weltliche hingegen eher schwieriger.
In der aktuellen Epoche wo das Patriarchat laufend an Bedeutung verliert ist Lilith aus astrologischer Sicht ein wichtiger Pol und hilft z.B. beiden Geschlechtern eine ebenbürtige Beziehung auf Augenhöhe zu führen und Ungleichheiten zu korrigieren. Diese Dynamik ist aus meiner Sicht immer noch sehr wichtig. Auch deshalb ist Lilith aus meiner Sicht ein grosses Geschenk für uns Astrologen und unsere Kundinnen und Kunden.
Herzlichst
Hansjörg Wirz