Das Saturn-Uranus-Quadrat

Die Zeitqualität, die mit harten Saturn-Uranus-Aspekten einhergeht, hat häufig mit plötzlichen Zusammenbrüchen von Strukturen, Verzögerungen, Generationenmissverständnissen oder Konflikten zwischen konservativen und progressiven gesellschaftlichen Strömungen zu tun. Auch wirtschaftliche Turbulenzen und starke Einbrüche an den Börsen sind häufige Entsprechungen.

Saturn-Uranus-Quadrat, 2020 bis 2022
Abb. 1. Saturn-Uranus-Quadrat, grafische Ephemeride, 2020 bis 2022.

Anders als 2020, einem Jahr, in dem zahlreiche wichtige Konstellationen die Zeitqualität prägten, steht 2021 nur ein einziger Aspekt im Vordergrund, nämlich das abnehmende Saturn-Uranus-Quadrat. Am 17. Februar 2021 war es, auf 7°14‘ Wassermann/Stier, erstmals exakt. Bei Verwendung eines 5 Grad-Orbis begann das Quadrat am 11. März 2020 und wird bis 12. Dezember 2022 dauern. Nach dem 17. Februar wird es am 15. Juni und 24. Dezember 2021 neuerlich exakt. Im Zeitraum von August bis November 2022 wird es noch einmal in einem Orbis von weniger als 3 Grad stehen, sodass seine Wirksamkeit erst im Dezember 2022 endet.

Die Zeitqualität, die mit harten Saturn-Uranus-Aspekten einhergeht, hat häufig mit plötzlichen Zusammenbrüchen von Strukturen, Verzögerungen, Generationenmissverständnissen oder Konflikten zwischen konservativen und progressiven gesellschaftlichen Strömungen zu tun. Auch wirtschaftliche Turbulenzen und starke Einbrüche an den Börsen sind häufige Entsprechungen. So wurde beispielsweise Barack Obama während einer exakten Saturn-Uranus-Opposition gewählt, wozu wesentlich die schwere Wirtschaftskrise im Zusammenhang mit der Lehman-Pleite beitrug.

Ambiguitätstoleranz

Wenn wir an 2020 zurückdenken, lernten wir viele neue Wörter, die uns teilweise bereits zum Hals heraushängen. Wir möchten nichts mehr hören von Lockdowns, Social Distancing, Maßnahmenverschärfungen, Babyelefanten, steigenden Zahlen oder Reproduktionsfaktoren. Ein Wort, das wir 2020 seltener hörten, das aber sehr wichtig ist für das Verständnis dessen, was aktuell gerade passiert, ist "Ambiguitätstoleranz".

Der Begriff wurde 1949 von der Psychoanalytikerin Else Frenkel-Brunswik eingeführt und meint die messbare Fähigkeit eines Individuums negative und positive Eigenschaften in ein und demselben Objekt aushalten zu können. Etwas allgemeiner formuliert, die Fähigkeit mehrdeutige Situationen und Handlungsweisen aushalten zu können. Schwarz-weiß-Denken wäre das extremste Beispiel von Abiguitätsintoleranz. Übrigens wurde Frenkel-Brunswik selbst während eines zunehmenden Saturn-Uranus-Quadrats geboren. Im Individualhoroskop haben starke Saturn-Uranus-Spannungen häufig mit inneren Widersprüchen zwischen stark konservativen und sehr progressiven Tendenzen zu tun, sodass es vorkommen kann, dass eine Person von einem Freund als sehr progressiv und liberal beschrieben wird, während ein Arbeitskollege die gleiche Person vielleicht als extrem konservativ beschreibt.

Aktuell beobachten wir vielfach eine extreme Polarisierung von Meinungen. Auf der einen Seite glauben Menschen an die große Weltverschwörung einiger Bösewichte, die in der Welt die Fäden ziehen. Auf der anderen Seite beklagen Menschen die bodenlose Dummheit jener, die sich von rechten Gruppierungen instrumentalisieren lassen. Ich sage nicht, dass die Wahrheit in der Mitte liege, denn das wäre genauso oberflächlich! Allerdings meine ich, dass wir mit unseren Urteilen manchmal etwas vorsichtiger sein sollten und da und dort ein zweites Mal hinsehen könnten. Die Tatsache, dass Regierungen im Krisen-Management einiges falsch machen, bedeutet noch nicht, dass es sich um eine große Verschwörung handelt. Die Regierungen könnten möglicherweise auch zu wenige Informationen haben, falsch beraten sein oder bei ihren Überlegungen die falschen Prioritäten setzen. Und auf der anderen Seite bedeutet die Unzufriedenheit derer, die sich in dieser Krise besonders benachteiligt und im Stich gelassen fühlen, auch nicht, dass sie alle Nazis sind. Sie könnten einfach Menschen sein, die Angst haben und in ihrer Not die falschen Lösungen finden. Wenn sich besorgte Bürger derzeit so vehement gegen unsere angeblich diktatorischen Staaten auflehnen, so könnte das psychologisch auch damit zu tun haben, dass sie einen sehr strengen Vater hatten und diesen jetzt auf den Staat projizieren. Astrologisch ausgedrückt, dass sie ihren Saturn nicht wirklich integriert haben, sondern stattdessen projizieren müssen.

Alte Vorurteile und möglicherweise auch schlechte Astrologie-Lehrer führen zu einer beobachtbaren Tendenz unter Astrologen, Saturn immer noch in erster Linie negativ und Uranus fast nur positiv zu deuten. Ein Archetyp ist aber weder gut noch schlecht. Ein "Amok laufender" Uranus in einem konkreten Menschen ist mindestens ebenso unangenehm, wie ein übertrieben stark ausgeprägter Saturn. Ersterer Mensch wird ständig überall anecken, gegen alles rebellieren, nirgendwo lange bleiben und jeder Struktur von vornherein misstrauen, letzterer wir überall nur Gesetze, Regeln, Vorschriften und Normen betonen und Veränderungen von vornherein ablehnen. Als reife Erwachsene benötigen wir so viele Flexibilität, dass wir uns immer noch an neue Herausforderungen anpassen können und so viel Beständigkeit, dass wir nicht mit jeder neuen Entwicklung alle unsere Konzepte und Vorhaben über Bord werfen. Mit anderen Worten, wir brauchen sowohl einen entwickelten Uranus als auch einen entwickelten Saturn.

Der lange Schatten von Saturn-Pluto

Dass Saturn-Pluto eine Tendenz zu massiven Polarisierungen und Feindbild-Projektionen bringen würde, beschrieb ich im Februar 2019 ausführlich in meinem Artikel Saturn-Pluto: Das Dunkel in uns. Zwar würden wir annehmen, dass der Einfluss der Saturn-Pluto-Konjunktion längst vorbei ist, da sich Saturn in den Wassermann weiterbewegt und mittlerweile 13° von Pluto entfernt hat. Nehmen wir aber den Sonne-Mond-Zyklus als Analogie (Rudhyar, 1994), so zeigt sich dort die feine Neumond-Sichel des Mondes erst nach etwa 35 Stunden, zu einem Zeitpunkt wo der Mond in der Regel bereits 16 bis 18 Grad von der Sonne entfernt ist. Das mag vielleicht auch der Grund sein, warum einige Mundan-Astrologen den Orbis für große, epochale Langsamläufer-Konjunktion mit 15 Grad annehmen (z.B. Tarnas, 2007). Für die Saturn-Pluto-Konjunktion bedeutete das eine Wirksamkeit von Anfang 2018 bis Ende 2021.

Und selbst, wenn wir keine so großen Orben annähmen, würden wir doch derzeit unter dem Einfluss gleich dreier beginnender Zyklen stehen, nämlich des Saturn-Pluto-, des Jupiter-Pluto- und des Jupiter-Saturn-Zyklusses. Anfangsphasen von Zyklen sind häufig etwas chaotisch, umso mehr, wenn mehrere Zyklen gleichzeitig beginnen. Dass zeitgleich auch der Saturn-Uranus-Zyklus in sein abnehmendes Quadrat kommt, macht die Sache nicht einfacher.

Im Vorjahr waren viele Astrologen, auch ich, der Meinung, dass die Pandemie sehr viel mit der Saturn-Pluto-Konjunktion oder den wiederholten Jupiter-Pluto-Konjunktionen zu tun gehabt hätte, getriggert von Mars, der zu diesen Konstellationen Konjunktionen und wiederholte Quadrate bildete. Wenn das so wäre, so müsste die Pandemie nun sehr rasch zu Ende gehen, da sich alle genannten Konstellationen mittlerweile aufgelöst haben oder in Auflösung befinden. So machte Mars am 23. Dezember 2020 das letzte Quadrat mit Pluto, am 13. Jänner 2021 das letzte Quadrat mit Saturn und am 23. Jänner letztmalig ein Quadrat mit Jupiter. Alle diese Quadrate befinden sich seit 12. Februar außerhalb eines Orbis von 10 Grad.

Saturn-Uranus und die Corona-Pandemie

Aktuell sieht es jedoch eher so aus als würden wir uns, bedingt durch ansteckendere und gefährlichere Mutationen des ursprünglichen Virus, am Beginn einer dritten Welle befinden als am Ende der Pandemie. Die Sache dürfte astrologisch deutlich komplexer sein als angenommen und viel mehr mit der großen Mutation von Erde nach Luft zu tun haben als bisher vermutet. Immerhin haben wir es bei SarsCov2 mit einem Virus zu tun, das sich über die Luft verbreitet, zudem sind Mutationen schon in seiner ursprünglichsten Version dafür verantwortlich, dass das Virus überhaupt von Tieren auf den Menschen überspringen konnte. Mutationen sind eine Entsprechung von Uranus in Stier und beinahe zeitgleich mit dem Moment (März 2020) als das Saturn-Uranus-Quadrat innerhalb eines Orbis von 5 Grad genau zu werden begann, wurden nahezu überall auf der Welt und ganz besonders in Europa Lockdowns verhängt. Die Mutation (Uranus) wurde in der Gesellschaft manifest (Saturn) und führte dort zu Einschränkungen unserer Freiheit.

In der psychologischen Astrologie gehen wir nicht davon aus, dass Planeten irgendetwas bewirken würden, im Sinne eines kausalen Zusammenhanges. Wir gehen vielmehr davon aus, dass Konstellationen am Himmel sich zeitgleich und in einem Sinnzusammenhang mit dem Geschehen auf der Erde zeigen. Konstellationen zeigen etwas an, ohne etwas zu verursachen, ähnlich wie ein Thermometer an der Wand die Temperatur anzeigt, ohne sie zu verursachen. Dieses sogenannte Synchronizitätsprinzip wurde zuerst von C.G. Jung in seinem Artikel "Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge" beschrieben (Jung, 2001). Dieses Prinzip ist die Basis gegenwärtiger Erklärungsmodelle der Astrologie, auch wenn es bei näherer Betrachtung mehr Fragen aufwirft als es erklärt.

Die komplexen und bisweilen chaotischen Ereignisse, die sich derzeit auf unserem Planeten zutragen, dürften deutlich stärker durch das Saturn-Uranus-Quadrat angezeigt werden als bisher vermutet. Dazu kommt natürlich noch das Chaos und die Instabilität gleich dreier beginnender Zyklen. Erst im Dezember 2021 werden sich alle beteiligten Zyklen aus einem Orbis von 15 Grad herausbewegen. Der Jupiter-Pluto-Zyklus beispielsweise kommt dann im Februar/März 2022 ins Halbquadrat und beendet damit endgültig die balsamische Phase des neuen Zyklus. Unmittelbar darauf beginnt Jupiter einen neuen Zyklus mit Neptun (12. April 2022), mit einer Konjunktion auf 23°59‘ Fische. Diese Konstellation wird das Frühjahr 2022 wesentlich prägen, aber schon mit dem Neumond von 13. März 2021 erhalten wir einen Vorgeschmack, wie sich die Zeit dann anfühlen könnte. Dies deshalb, weil sich am 13. März ein Neumond in Konjunktion mit Neptun und Venus auf den Graden der späteren Jupiter-Neptun-Konjunktion vom April 2022 ereignet.

Sollte tatsächlich der Saturn-Uranus-Zyklus eine wesentliche Rolle für die Pandemie spielen, muss das nicht bedeuten, dass uns Corona bis zum Ende des Saturn-Uranus-Quadrats im Dezember 2022 beschäftigt. Dies glaube ich vor allem deshalb nicht, weil das Auftreten einer Pandemie astrologisch weitaus komplexer sein dürfte als bisher vermutet und sicherlich nicht nur ein Zyklus dafür verantwortlich ist. Eine wichtige Rolle könnten beispielsweise auch sogenannte "imprägnierte" Grade spielen. Damit sind Tierkreisgrade gemeint, auf denen zuvor wichtige und sehr lange Langsamläufer-Konjunktionen stattfanden. Dies wäre beispielsweise der Bereich 8° bis 9° Zwillinge (Neptun-Pluto-Konjunktion von 1892), der Bereich 19° Steinbock (Uranus-Neptun-Konjunktion von 1993), der Bereich 16° bis 17° Jungfrau (Uranus-Pluto-Konjunktion von 1966) sowie der Bereich 11° bis 12° Steinbock (Saturn-Neptun-Konjunktion von 1989).

Der Saturn-Uranus-Zyklus 1988 bis 2032

Saturn-Uranus-Zyklus 1988-2032
Abb. 2. Saturn-Uranus-Zyklus von 1988 bis 2032.

Der Saturn-Uranus-Zyklus dauert etwa 45 Jahre und gehört damit zu den längeren Zyklen. Er beinhaltet Themen wie Tradition und Fortschritt, Vergangenheit und Zukunft, Rebellion gegen Autoritäten, neue Ordnungen, Konzentration und Dezentralisierung, Befreiung aus Strukturen, Konkretisierung einer Vision, Demokratie versus autoritäre Strukturen, Grenzen und Freiheit oder Grenzen der Technik. Insbesondere beim abnehmenden Quadrat, das wir derzeit erleben, geht es um eine Krise des Bewusstseins.

Da Saturn und Uranus beide den Wassermann regieren, dürfte das aktuelle Quadrat mit Saturns Stellung im Wassermann besonders stark aufgeladen sein. Das erklärt vielleicht die weltweiten massiven Proteste nach dem Tod George Floyds im Mai 2020, aber auch die heftigen Proteste gegen Corona-Maßnahmen. Saturn-Uranus-Zeiten sind ganz generell Zeiten für Proteste, Auflehnung, Rebellion gegen das Bestehende und als autoritär wahrgenommene Strukturen. Eine zu starke Identifikation mit einem der Pole kann in beiden Fällen zu massiven Übertreibungen führen, zu viel Autoritarismus hier und zu viel Protest aus Prinzip dort. Dabei könnten Verletzungen entstehen, die viele Jahre wenn nicht Jahrzehnte brauchen, um zu heilen.

Recht häufig hatten abnehmende Quadrat und überhaupt Saturn-Uranus-Spannungen mit wirtschaftlichen Zusammenbrüchen zu tun. Die große Depression von 1930/31, die mit einem fünfmaligen Saturn-Uranus-Quadrat einherging ist ein besonders markantes Beispiel dafür. Aber auch im gegenwärtigen Zyklus erlebten wir wirtschaftliche Einbrüche 1999/2000, einhergehend mit dem zunehmenden Saturn-Uranus-Quadrat, und auch 2008 bis 2010, einhergehend mit einer fünfmaligen Opposition von Saturn und Uranus.

Aktuell beginnen wir gerade zu realisieren, dass die Corona-Pandemie auch eine Chance sein könnte, die Wirtschaft weltweit neu aufzustellen und nachhaltiger, sozialer sowie klimafreundlicher zu gestalten. Die neue Währung wird weder Dollar noch Euro heißen, sondern Daten. Am konkreten Beispiel Israel sehen wir, was damit gemeint ist. Zwar war Israel bereit mehr Geld für den Biontech/Pfizer-Impfstoff zu zahlen als die EU, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Israel hat sich bereit erklärt, sehr viele Gesundheitsdaten seiner Bürger der Pharmaindustrie zur Verfügung zu stellen, ein Preis, den die EU aus Datenschutzgründen nicht zu zahlen bereit war. Das Motto lautete: "Gibst du mir viele Daten, kann ich viel für dich tun. Gibst du mir nur wenige Daten, kann ich auch sehr wenig für dich tun." Unklar ist aus meiner Sicht ob die vorsichtige Haltung der EU bezüglich Datenschutz wirklich zu unserem Besten ist oder am Ende doch nur naiv und fortschrittsfeindlich.

Auf lange Sicht werden alte Mächtige nur von neuen Mächtigen abgelöst. Die Revolutionäre von gestern werden die Konservativen von morgen. Möglicherweise ein Grund mehr, genau hinzusehen, welche Strukturen wirklich erneuert werden müssen und welche bleiben können. Wir laufen sonst Gefahr, auch Nützliches zu zerstören. Und wenn ich mir ansehe, wie sehr sich Corona-Skeptiker und -Leugner, die sich selbst als "Erwachte" empfinden, von rechten und faschistischen Gruppierungen instrumentalisieren lassen, wird mir schon ein wenig bange. Die gleichen Menschen, die hier gegen Autoritarismus aufzubegehren meinen, sägen am Ast Demokratie, auf dem sie sitzen. Dazu kommt noch ein psychologischer Mechanismus: wenn ich das Gegenüber lange genug dämonisiere, wird es irgendwann tatsächlich zum Dämon. Auf der privaten Ebene wird der Partner, der ununterbrochen des Fremdgehens bezichtigt wird und mit massiver Eifersucht bedacht wird, irgendwann tatsächlich fremd gehen, das ist beinahe ein psychologisches Gesetz. Und auf der gesellschaftlichen Ebene wird der Staat, dessen Gesetze und Vorschriften ich wieder und wieder missachte, irgendwann tatsächlich zu drastischeren Mitteln und massiveren Einschränkungen der Freiheit neigen. Das ist übrigens kein Plädoyer für die Angst, sondern für Bewusstheit, Bewusstheit dafür, was wir wirklich wollen und was die Konsequenzen unseres Handelns sind.

Grenzen, Gesetze, Regeln und Strukturen sind eine Entsprechung Saturns. Diese kann man in Frage stellen, herausfordern oder auch gänzlich einreißen. Allerdings sollten wir die nächste Ebene Saturns, nämlich die Konsequenzen, nicht außer Acht lassen. Uranus auf der anderen Seite symbolisiert die Sprengung der Norm, das Überschreiten des Bisherigen und den Verstoß gegen Regeln. Uranus kann jede Verhältnismäßigkeit verlieren und uns in unangemessenes, chaotisches und sogar kriminelles Verhalten führen. Die Herausforderung besteht darin, keinen der beiden Pole zu stark werden zu lassen, Traditionen zu erkennen, die noch wertvoll sind und Strukturen zu erneuern, die sich wirklich überlebt haben. Dieser Bewusstseins- und Gesellschaftswandel wird während des Quadrats von Saturn und Uranus (2020 bis 2022) wichtige Impulse erhalten und am stärksten spürbar sein. In weiterer Folge hält dieser Wandel aber bis zur nächsten Konjunktion von Saturn und Uranus im Jahr 2032 an. Übrigens könnte diese Konjunktion auch den Schlusspunkt einer Entwicklung von Erde zu Luft markieren, die irgendwann in den 1980-er Jahren begann und Anfang des kommenden Jahrzehnts abgeschlossen sein dürfte (vgl. Artikel Der Beginn einer neuen Ära). Der nächste Meilenstein dieser Entwicklung wird zweifellos der Eintritt Plutos in den Wassermann in den Jahren 2023 bis 2024 sein.

Sich die beiden Archetypen Uranus und Saturn in unserem konkreten Leben bewusst zu machen, kann hilfreich sein, um jetzt in unserer Mitte zu bleiben und die nötige Gelassenheit zu entwickeln, beide Pole zu leben, aber nicht zu übertreiben, gemäß dem Gelassenheitsgebet der Anonymen Alkoholiker, das ich hier sehr passend finde:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, 
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Wassermann und Stier

Bei genauerer Betrachtung lohnt es sich mit einzubeziehen, in welchen Tierkreiszeichen eine Konstellation wie das aktuelle Saturn-Uranus-Quadrat stattfindet. Saturn in Wassermann trifft hier auf Uranus im Stier, das Quadrat findet also in den beiden sozialen Zeichen im Tierkreises statt. Wenn Stier mit individueller Geselligkeit, Gemütlichkeit, Essen, Trinken und Sesshaftigkeit zu tun hat, so geht es beim Wassermann um überpersönliches Engagement für eine bessere Gesellschaft, Humanität, Freiheit und Demokratie. Beide Prinzipien treten jetzt in eine Spannung und wollen auf neue Weise zusammengefügt werden. Im Konkreten gehört die Gastronomie (Stier-Prinzip) zu den ganz großen Verlierern der aktuellen Krise, während sich auf den Straßen Proteste (Wassermann-Prinzip) mehren. Aber auch der immer stärkere Einsatz von Technologie (Zoom-Konferenzen, Tele-Learning, etc.) sowie die zunehmende Bedeutung der Wissenschaft sind Wassermann-Entsprechungen. Es zeigt sich auch, dass jene Gastronomen, die immer schon stark auf Lieferdienste setzten, jetzt am besten durch die Krise kommen. Es sind, astrologisch gesehen, jene, die das Stier- und das Wassermann-Prinzip zu vereinen wussten. Selbstverständlich ist das nur ein Beispiel von vielen, das den Konflikt Stier-Wassermann aufzeigt.

Saturn-Uranus-Spannungen können auch mit plötzlichen technischen Zusammenbrüchen einhergehen. Ein solcher hätte sich am 8. Jänner 2021 in Form eines europaweiten Blackouts beinahe ereignet. Derartige Krisen oder Beinahe-Katastrophen sollten Anlass sein, im Bereich Energie Strukturveränderungen vorzunehmen und viel nachhaltiger zu denken. Eine Entsprechung, die gut zu Uranus passen würde, wäre etwa Dezentralisierung. Eintausend kleine Kraftwerke sind sehr viel ausfallssicherer als ein ganz großes. Mittelfristig könnten wir im Bereich Energiegewinnung und -speicherung auch ganz andere Lösungen finden, etwa die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie für die Erzeugung von Wasserstoff. Dieser wäre nicht nur nachhaltig, sondern auch speicherbar. Darüber hinaus gibt es eine besonders nachhaltige Energiequelle, die wir bis dato kaum nutzen, nämlich Geothermie. Erdwärme ist unendlich verfügbar und muss in den meisten Fällen nicht oder nur kurze Strecken transportiert werden. Ein Leser meines Blogs machte mich außerdem auf ein interessantes Startup in Kalifornien aufmerksam, das zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt und Abfälle vergast, um Wasserstoff zu gewinnen (Startup SGH2).

Saturn ist im Zeichen seiner alten Herrschaft Wassermann sehr stark gestellt, aber er steht auch unter der Herrschaft von Uranus, der sein Dispositor ist. Bei Uranus in Stier können wir unter anderem an Veränderungen im Erbgut, Mutationen und Substanzverluste denken. Bei Saturn im Wassermann könnten wir an strukturierte Veränderung, Fokus auf Erneuerung, aber auch an Begrenzung der Freiheit denken. Beim abnehmenden Quadrat des Zyklus geht es vor allem um die Erkenntnisse der "Vollmondphase" des Zyklus, also der Opposition in den Jahren 2008 bis 2010. Würde man den Zyklus personifizieren, so testete er uns jetzt daraufhin, ob wir aus der wirtschaftlichen Depression von 2008 bis 2010 etwas gelernt hätten.

Wir haben es auch niemals mit nur einem konkreten Ereignis zu tun, sondern meist mit einer Fülle von Entwicklungen, die um die Zeiten der Exaktheiten einer Zyklusphase spür- und greifbarer werden. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass parallel zahlreiche andere Zyklen laufen, die ebenfalls wichtig sind und in ihrer Bedeutung selbst für erfahrene Mundan-Astrologen nicht immer leicht zuzuordnen sind.

Ergänzende Hinweise und individuelle Bedeutung

Das abnehmende Quadrat wird dreimalig auf den Graden 7°14‘ bis 13°07‘ Wassermann/Stier stattfinden. Dane Rudhyar schreibt über die Phase des abnehmenden Quadrats: "Die Phase des Letzten Viertels ist wie das Erste Viertel ein Augenblick der Krise und Polarisierung; doch diese Krise dreht sich um Probleme des Bewusstseins und der Formulierung und nicht um den Aufbau neuer organischer Strukturen. Konflikte werden hier, zumindest auf ideologischer Ebene eine große Rolle spielen; und wenn wir die abnehmende Periode des Zyklus´ als Ebbe der biologisch-kulturellen Kraft betrachten, dann stellen wir fest, dass der Zusammenbruch aller Idole und Bilder, der hier leicht möglich ist, dazu neigt, physiologische und soziale Krisen hervorzurufen – Krankheit und Revolution." (Rudhyar, 1994, S 53) Die Bewusstseinskrise des Jahres 2021 wird wohl vor allem mit der Struktur der globalen Wirtschaft zu tun haben. Als Zyklus, der im Zeichen Schütze begann, könnte das vor allem Handelsunternehmen und den Tourismus sowie den Bildungsbereich betreffen.

Das zunehmende Quadrat von 1999/2000 fand in den gleichen Zeichen statt, wie das diesjährige. Die Position der Planeten in den Tierkreiszeichen war damals genau umgekehrt. Uranus stand damals im Wassermann und Saturn im Stier. Was die jeweils mittleren Quadrate angeht, standen diese heute wie damals sogar exakt auf dem gleichen Tierkreisgrad (13°04′ Stier/Wassermann am 13.11.1999 und 13°07′ Wassermann/Stier am 14.6.2021). Damit ist zu erwarten, dass Ereignisse von 1999/2000 neuerlich hochkommen und bearbeitet werden wollen. Auch diesmal dürfte es um einen Konflikt zwischen altem und neuem Wirtschaften gehen. Kam es damals zum Platzen der Dotcom-Blase, da junge Startups unrealistisch hoch bewertet wurden, dürfte es jetzt vor allem traditionelle Unternehmen treffen, die es in den letzten Jahren versäumt haben, sich auf neue Technologien und Vernetzungsmöglichkeiten einzustellen.

Parallel zur ersten Opposition kam es zur Lehman-Pleite, die die Finanzwelt tief erschütterte und die Welt in eine lang dauernde Wirtschaftskrise schlittern ließ. Im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Corona-Krise kam es zunächst erneut zu massiven Einbrüchen an den Börsen und der Erwartung einer weltweiten Rezession. Danach erholten sich die Börsen jedoch deutlich, was wahrscheinlich auch mit den massiven staatlichen Unterstützungen zu tun hatte. 2021 dürften die Probleme der Corona-Krise, die monatelangen Lockdowns und das Zusammenbrechen des Tourismus real sichtbar werden und zu einer massiven Wirtschaftskrise führen. Der massive Strukturwandel der Wirtschaft wird vermutlich erst 2023, nach Auslaufen des Saturn-Uranus-Quadrats, in aller Deutlichkeit sichtbar werden.

Auf der individuellen Ebene sind vom gegenwärtigen Saturn-Uranus-Quadrat insbesondere Menschen stark betroffen, die Planetenstellungen oder Achsen auf 7 bis 13° fix (Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann) aufweisen. Auch Personen mit einem Saturn-Uranus-Spannungsaspekt (Konjunktion, Quadrat, Opposition) im Radix könnten die aktuelle Zeitqualität besonders deutlich wahrnehmen. Erfahrungsgemäß gehen Menschen mit Mundan-Konstellationen dann besonders stark in Resonanz, wenn sie diese Konstellation bereits im Radix aufweisen. Ein Beispiel dafür wäre der neue US-Präsident Joe Biden, der eine Saturn-Uranus-Konjunktion am Deszendenten hat. Auch eine besonders starke Betonung der Archetypen Steinbock und Wassermann im individuellen Horoskop könnte bedeutsam sein. Konkret wäre das etwa dann gegeben, wenn Menschen sehr viele Planeten in den Häusern 10 und 11 aufweisen oder wenn Saturn und Uranus Herrscher von 1 sind (Steinbock AC mit eingeschlossenem Wassermann).

Literatur

Cleanthinking.de (2020). Startup SGH2 nutzt Plasmafackeln zur effizienten Wasserstofferzeugung.

Jung, Carl Gustav (2001). Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge, Kapitel 8 in Band 8 der Gesammelten Werke. Walter Verlag.

Rudhyar, Dane & Rael-Rudhyar Leyla (1994). Der Sonne/Mond-Zyklus. Ein Schlüssel zum Verständnis der Persönlichkeit. Edition Astrodata.

Tarnas, Richard (2007). Cosmos and Psyche. Intimations of a New World View. A Plume Book.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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