Jupiter-Neptun und die Suche nach Wahrheit

Jene, die Wahrheiten feil bieten, sind höchst verdächtig, ganz egal, ob das politische Parteien, Sekten oder Esoteriker sind. Seit Neptun in den Fischen ist, beschäftigt uns die Frage, was Wahrheit und was Fiktion oder Lüge ist, noch stärker als sonst. Das Internet ist heute zu einem Dschungel der Falschinformationen geworden, in dem man sich sehr leicht verirren kann.

Jupiter und Neptun stehen in der Astrologie für Sinn- und Wahrheitssuche, für Spiritualität, Bedeutung, Orientierung, die Welt jenseits der Materie und ganz allgemein für "die höheren Dinge" abseits unseres Alltags. Mit der Wahrheit ist das jedoch so eine Sache. Wir finden sie nicht immer auf den Hauptstraßen, sondern bisweilen in der Stille und an abgelegenen Orten. Und fast alle Wahrheiten sind vorläufig und subjektiv. Ich persönlich glaube, dass wir die Wahrheit suchen sollten, um uns weiterzuentwickeln. Endgültig finden werden wir sie wahrscheinlich nicht oder jedenfalls nicht, solange wir noch in einem Körper aus Fleisch und Blut sind. André Gides Zitat bringt es auf den Punkt, wenn er sagt:

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.

Jene also, die Wahrheiten feil bieten, sind höchst verdächtig, ganz egal, ob das politische Parteien, Sekten oder Esoteriker sind. Seit Neptun in den Fischen ist, beschäftigt uns die Frage, was Wahrheit und was Fiktion oder Lüge ist, noch stärker als sonst. Das Internet ist heute zu einem Dschungel der Falschinformationen geworden, in dem man sich sehr leicht verirren kann. Das hat positive und negative Aspekte. Positiv daran ist, dass Menschen allmählich beginnen, Veröffentlichtes zu hinterfragen, nach Quellen zu suchen und seriöse von weniger seriösen Quellen unterscheiden lernen. Negativ daran ist, dass einige Menschen das Vertrauen in alle Arten von Medien verlieren. Es gilt heute mehr denn je, bei jeder Art von Nachricht: überprüfen, überprüfen und noch mal überprüfen! Und dabei hilft uns gerade die aktuelle Jungfrau-Zeitqualität. Der Archetyp der Jungfrau steht ja unter anderem für Analyse, Ordnung, Prüfung, Reinigung und vorsichtiges Abwägen.

Auslösung des Jupiter-Neptun-Quadrats

Wir stehen unmittelbar vor dem letzten Jupiter-Neptun-Quadrat (21.9.2019) und parallel dazu befinden sich Merkur, Venus, Mars und Sonne im Zeichen Jungfrau. Diese lösen nacheinander das Quadrat von Jupiter und Neptun aus und zwar in dieser zeitlichen Abfolge:

  • 2.9.2019: Venus Quadrat Jupiter
  • 4.9.2019: Venus Opposition Neptun
  • 6.9.2019: Merkur Quadrat Jupiter
  • 7.9.2019: Merkur Opposition Neptun
  • 8.9.2019: Sonne Quadrat Jupiter
  • 10.9.2019: Sonne Opposition Neptun
  • 12.9.2019: Mars Quadrat Jupiter
  • 14.9.2019: Vollmond auf 21°05′ Fische (4° von Neptun entfernt; siehe Abb. 1)
  • 14.9.2019: Mars Opposition Neptun
Vollmond 14. September 2019
Abb. 1. Vollmond, 14.9.2019, 4:32:41 Uhr UT, ohne Häuser.

Am 14. September findet ein Vollmond gleichzeitig mit der Mars-Neptun-Opposition statt. Am gleichen Tag wechseln dann sowohl Merkur als auch Venus in die Waage und zumindest die starke Aktivierung des Jupiter-Neptun-Quadrats durch Schnellläufer endet vorerst. Das Quadrat selbst löst sich dann bis Mitte Oktober allmählich auf, wenn Jupiter 21° Schütze erreicht, während Neptun immer noch rückläufig ist und sich auf etwa 16° Fische befindet.

Gegen Ende November kommt Jupiter dann allmählich ins Quadrat mit Chiron und ins Trigon mit Uranus. Am 2. Dezember tritt er in Steinbock ein. Diese Zeitqualität wird dann den ganzen Dezember prägen.

So viele Schnellläufer im Jungfrau-Zeichen stellen eine großartige Chance dar, mal etwas genauer hinzusehen, wie man denn die Spreu vom Weizen der medialen Vielfalt des Internets trennen kann. Auch im Bereich Astrologie und Esoterik ist ja nicht alles Gold was glänzt. Ja vielleicht ist sogar dasjenige, was am goldensten glänzt das wertloseste.

Im Internet findet man heutzutage viele Informationen, deren Seriosität nicht immer klar zu erkennen ist. Gerade im Bereich Spiritualität gibt es zahlreiche Angebote, die stark kommerzialisiert sind. Das bedeutet, hier interessiert vor allem, dass möglichst viele Menschen daraufklicken, die Seite liken und weiterverbreiten. Wenn man aber für die breite Masse schreibt, bleibt die Seriosität und der echte Informationsgehalt oft auf der Strecke.

Ich möchte in diesem Artikel ein paar Hinweise geben, wie man sinnvolle und geerdete Informationen von denen unterscheiden kann, die nichtssagend und im geistigen Sinne wenig "nahrhaft" sind. Unter "geerdete Informationen" verstehe ich hier erfahrungsbasierte und mehrfach geprüfte Informationen in Abgrenzung von nichtssagenden Allgemeinplätzen.

Angebliche Berühmtheit

Der erste Hinweis auf eher unseriöse Informationen ist oft, dass mit Berühmtheiten aufgewartet wird. Es wird ein berühmter Professor zitiert oder es wird der Doktortitel besonders hervor gestrichen, es wird auf "zahlreiche" Studien verwiesen, für die dann keinerlei Quellenhinweise gegeben werden. Bisweilen wird auch die Bekanntheit eines Menschen stark übertrieben. In so einem Fall ist es sinnvoll, einen Freund zu fragen, der mit Esoterik und Spiritualität nichts oder wenig am Hut hat, ob er die betreffende Person kennt. Wenn die einzige Quelle für die angebliche Berühmtheit Youtube heißt, wäre ich von vornherein vorsichtig. Youtube ist eine großartige Quelle für Musik oder für technische Informationen, Reparaturanleitungen, Kabarett etc. Für seriöse wissenschaftliche und/oder spirituelle Informationen ist diese Plattform nicht gerade bekannt. Das hat auch damit zu tun, dass man mit seriösen Informationen keine Reichweite generieren und damit auch keine Werbung verkaufen kann.

Überprüfen lässt sich der Wahrheitsgehalt einer Information auch dadurch, dass man weitere Quellen findet, die zu einer ähnlichen oder gleich lautenden Schlussfolgerung kommen. Wenn sich herausstellt, dass für ein Fachgebiet 90% aller Experten oder mehr komplett gegenteiliger Ansicht sind, heißt das zwar immer noch nicht, dass die Außenseitermeinung falsch ist, aber zumindest sind leise Zweifel angebracht.

Seriöse Forscher argumentieren trotz allem fast immer sachlich und sind nicht ständig damit beschäftigt, auf ihre Berühmtheit hinzuweisen. Ganz abgesehen davon, dass es eines erwachsenen Menschen unwürdig ist, seine Meinung damit abzusichern, dass jemand anderer das auch gesagt hat. Das haben wir im Kindergarten getan; inzwischen sollten wir etwas weiter sein.

Verallgemeinerungen

Diese sind meist nach diesem Muster konstruiert: "Wenn man sich mit X beschäftigt, dann weiß man, dass es Y gibt." Also zum Beispiel: "Wenn man sich ganzheitlich mit dem Körper beschäftigt, dann weiß man, dass es Energiezentren gibt" oder "Wenn man sich mit Spiritualität befasst, weiß man, dass es Karma gibt". – Wirklich, weiß man das? Das ist einerseits eine kühne Behauptung und andererseits eine unzulässige Verallgemeinerung. Ich kann beispielsweise von Karma gehört haben, ich kann auch wissen, dass viele Religionen den Karma-Gedanken beinhalten. Aber ich kann nicht mit Sicherheit WISSEN, dass es Karma gibt. Ich kann das für möglich halten, sogar für sehr wahrscheinlich und ich kann sogar Erfahrungen machen, die diesen Gedanken zu bestätigen scheinen. Wissen kann ich es aber nicht.

Den Karma-Gedanken kennt freilich auch die Wissenschaft, nämlich als Kausalitäts- oder Ursache-Wirkungsprinzip. Die Newtonsche Physik geht davon aus, dass es keine Wirkung ohne Ursache gibt, in der Quantenmechanik dagegen wird postuliert, dass spätere Ereignisse nur mehr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden können. Dennoch gilt ein Prinzip, eine Theorie, ein Gesetz nur so lange, bis neue Beobachtungen diese Theorie in Frage stellen. Damit will ich sagen, dass es endgültiges Wissen und letztgültige, unhinterfragbare Wahrheit weder im Bereich der Spiritualität noch im Bereich der Wissenschaft gibt.

Was die Spiritualität angeht, bin ich diesbezüglich ein radikaler Agnostiker. Ich halte vieles für möglich, manches sogar für sehr wahrscheinlich, aber ich würde nie behaupten etwas zu wissen, bevor ich es nicht konkret erfahren habe. Und selbst dann ist das nur meine Erfahrung und theoretisch wäre es möglich, dass niemand sonst auf diesem Planten diese Erfahrung jemals gemacht hat.

Übrigens findet man derartige Verallgemeinerungen teilweise auch in der Wissenschaft, etwa wenn Naturwissenschaftler mit dem Brustton der Überzeugung sagen: "Wir wissen heute, dass Homöopathie widerlegt ist" oder "Astrologie ist eindeutig Unsinn!" Meist werden derartige Aussagen von Wissenschaftlern der sogenannten Skeptiker-Bewegung gemacht. Diese erinnert in ihren dogmatischen Aussagen und ihrem absoluten Wahrheitsanspruch allerdings selbst oft an eine fundamentalistische Sekte.

Verallgemeinerungen in der Astrologie

Leider gibt es auch in der Astrologen-Szene sehr wenige, die bereit sind, ihr Wissen zu überprüfen und in Frage zu stellen. Ein Beispiel dafür wäre der Mythos vom rückläufigen Merkur, auf den ich hier schon mehrmals hingewiesen habe. Es ist möglich, dass uns Planeten-Prinzipien, wenn der entsprechende Planet aus Erdsicht rückläufig ist, irgendwie anders und schwerer zugänglich sind. Zunächst einmal: kein Planet in unserem Sonnensystem ist jemals wirklich rückläufig. Es handelt sich dabei immer um eine optische Illusion aus geozentrischer Perspektive. Von der Erde aus gesehen, scheint der Planet dann zunächst still zu stehen, bewegt sich dann einige Zeit rückläufig im Tierkreis, steht dann erneut kurze Zeit still und bewegt sich schließlich wieder vorwärts. Astrologisch bleibt er damit länger als sonst üblich in einem bestimmten Tierkreis-Abschnitt. Wo ein Merkur-Transit sonst wenige Tage dauert, kann er während seiner scheinbaren Rückläufigkeit mehrere Wochen in einem bestimmten Bereich verweilen und dadurch bestimmte Aspekte drei Mal hintereinander bilden, wo er das sonst nur einmal täte.

Warum aber betonen so viele Astrologen gerade den rückläufigen Merkur, während sie alle anderen Rückläufigkeiten von Planeten so gut wie überhaupt nicht beachten? Und sollten wir uns nicht gerade bei einem Planeten, der so häufig rückläufig wird wie Merkur, viel eher an den Rhythmus von Direkt- und Rückläufigkeit gewöhnt haben als bei allen anderen Planeten? Ich persönlich konnte jedenfalls noch nie die Erfahrung machen, dass es unter rückläufigem Merkur zu mehr Missverständnissen gekommen wäre als bei direkt läufigem. Aber das ist auch nur meine Erfahrung.

Ein anderes Beispiel wären Lilith und Priapus, wo Dieter Koch schon Anfang des Jahrtausends verschiedene Berechnungsmethoden von Lilith dargelegt hat und auch zeigte, dass Lilith und Priapus immer als eine Achse zu interpretieren sind (vgl. Artikel Lilith und Priapus). Allein, in der astrologischen Community scheint das so gut wie überhaupt niemanden zu interessieren. Fast alle verwenden nach wie vor nur Lilith und noch dazu die ziemlich ungenaue mittlere Lilith. Außer Markus Jehle ist mir kein Astrologe bekannt, der auch Priapus in das Horoskop einzeichnet und interpretiert. Da halten wir lieber an unseren liebgewordenen Mythen fest…

Abb. 2. Mars-Priapus-Konjunktion, 19.9.2019, 20:30 Uhr UT, ohne Häuser.

Ich bin hier einen etwas anderen Weg gegangen. Ich habe viele Jahre lang versucht, schlüssige Interpretation von Lilith und Priapus zu finden und bin zu keinen befriedigenden Ergebnissen gekommen. Deshalb neige ich dazu, Lilith und Priapus meist gar nicht mehr zu verwenden. Ich schließe nicht aus, dass sich das in Zukunft auch wieder ändert, falls ich doch noch befriedigende Hypothesen finde, die sich bewähren.

Astronomisch handelt es sich bei Lilith jedenfalls um den erdfernsten Punkt der Mondbahn, das Apogäum, während Priapus den erdnächsten Punkt der Mondbahn, das Perigäum, markiert. Dementsprechend könnte eine Grundhypothese lauten, dass wir dort, wo Lilith steht, Schwierigkeiten haben, unsere Gefühle zu spüren (der Mond ist hier besonders weit weg), wohingegen wir von Gefühlen am Radixpunkt wo Priapus steht, geradezu überwältigt werden (der Mond ist hier am nächsten). Eine Gelegenheit diese Hypothese zu prüfen haben Sie übrigens am 19. September 2019, wenn Priapus eine Konjunktion mit Mars (20°48′ Jungfrau) bilden wird. Beide stehen dann auch in einem fast bogenminutengenauen Trigon mit Pluto.

Das Sprechen vom "System"

Sehr beliebt in Esoterikerkreisen ist auch das Sprechen vom "System". Das tun übrigens auch Rechtspopulisten und Neonazis, eine Nachbarschaft, in die sich vielleicht nicht alle Suchenden gerne begeben möchten. Wenn ich dann nachhake, was denn der so Argumentierende mit "System" meint, vernehme ich oft ein Stottern und Stammeln, weil die Frage naturgemäß nicht leicht zu beantworten ist. Wir alle bewegen uns in unterschiedlichen Systemen und jedes beeinflusst uns anders. Wenn ich hier schreibe, tue ich das auf Basis eines Windows-Betriebssystems, als Psychologe bin ich Teil des Gesundheitssystems und als Wähler nehme ich Teil am politischen System.

Das Sprechen vom abstrakten System ist gewissermaßen eine Flucht, eine Feigheit, um keine konkreten Beispiele finden zu müssen, um sich nicht die Mühe machen zu müssen, die eigene Verantwortung zu erkennen und die Eingebundenheit in so viele Systeme. Wir alle nehmen ja an zahlreichen Systemen auch freiwillig teil! Es steht jedem frei, sich eine unbewohnte Gegend zu suchen, fernab der Zivilisation, ganz ohne Krankenversicherung, Lebensmittelversorgung und andere Annehmlichkeiten. Aber das wollen dann auch nicht sehr viele…

Wenn ich politisch etwas verändern will, kann ich wählen gehen oder mich in einer Partei oder Bewegung engagieren. Ich kann an Demonstrationen teilnehmen, Petitionen unterschreiben oder eine gänzlich neue Initiative ins Leben rufen. Abstrakt auf "das System" zu schimpfen und so zu tun, als gehörten wir ihm gar nicht an, ist zumindest abgehoben, wenn nicht in manchen Fällen schon pathologisch.

Abstraktion

Abstraktion ist die Methode der Halbgebildeten, Eindruck zu schinden. Das sind dann Aussagen wie: "Ein großer Wandel findet derzeit statt", "die Energie des Planeten wird transformiert" oder "die Systeme werden alle zusammenbrechen". Das macht Eindruck und blendet, sagt aber, wenn man genauer hinsieht, überhaupt nichts aus. Natürlich findet Wandel statt, denn das Einzige, was sich nicht mehr wandelt, ist tote Materie. Leben ist Wandel, ewiger Wandel. Selbst unsere Zellen erneuern sich ununterbrochen und nach sieben Jahren sind wir auch physisch komplett neue Menschen. Also ja, die Aussage "ein großer Wandel findet statt", ist korrekt und sagt gleichzeitig gar nichts aus. Seriöser wäre hier genau anzugeben, was sich wandelt, in welchen Lebensbereichen Wandel vermutlich stattfindet und wie dieser sich konkret äußern könnte.

Auch die weiteren Zitate, die ich oben als Beispiele angeführt habe, sind in Wirklichkeit nichtssagend. Und sie sind deshalb nichtssagend, damit (!) möglichst viel hineininterpretiert werden kann. Sie dienen als Projektionsfläche für tausende subjektiven Inhalte. Jeder füllt diese Sätze mit seinen Fantasien und meint dann, der "Guru" habe ihm aus der Seele gesprochen. Das ist der gleiche Mechanismus mit dem auch Populismus in der Politik funktioniert. Auch dort wird längst nicht mehr konkret gesagt, was die politische Absicht ist, es werden nur noch Worthülsen plakatiert wie: "Es ist Zeit!", "Veränderung jetzt" oder "Yes, we can". Die Menschen mögen ganz einfach dasjenige hineinlesen, was sie wollen. Es gab mal eine Zeit, in der die Politik konkrete Pläne vorlegte, ihre Vorstellung von einer Gesellschaft darlegte und deutlich aussprach, wofür sie steht. Heute sparen sich das die meisten Parteien, ganz einfach deshalb weil jede Konkretisierung auch die Gefahr beinhaltet, dass weniger Menschen zustimmen.

Möglicherweise endet das mit der kommenden Pluto-Saturn-Konjunktion in Steinbock. Der nun zu Ende gehende Saturn-Pluto-Zyklus war geprägt von der Betonung des Äußerlichen (er begann 1982 auf 27°35‘ Waage), des Marketings sowie der Beziehungen und Netzwerke (vgl. Niederwieser, 2019). Saturn und Pluto stehen beide für das Ernsthafte, das Konkrete, das in die Tiefe gehende, zumal, da die kommende Konjunktion ja im Steinbock-Zeichen stattfindet. Oberflächliches Gewäsch wird zunehmend hinterfragt werden und sehr kritisch geprüft. Die Marketing-Tricks der letzten 36 Jahre ziehen jetzt nicht mehr. Jetzt geht es um Maßstäblichkeit, um Ernsthaftigkeit, um konkret Greifbares und auch um gewachsene Strukturen, seriöse Ausbildungen, staatliche Anerkennungen etc. Das könnte sehr unangenehm werden für alle, die sich bisher um eine wirklich fundierte Ausbildung herumgeschummelt haben. Es wird hier wohl auch viele Einschränkungen geben und zahlreiche Berufs- und Tätigkeitsvorbehalte und sogar -verbote. Der Wildwuchs an Ausbildungen und Pseudo-Diplomen wird massiv zurückgestutzt werden, der Ruf nach gesetzlicher Verankerung vieler Ausbildungen wird lauter werden.

Hantieren mit großen Begriffen

Um zu blenden, benutzen manche Autoren gern große Begriffe wie "Quantenfeld", "morphische Felder", "Aufstieg in die 5. Dimension" und dergleichen mehr, ohne diese Begriffe näher zu erörtern oder Quellen anzugeben. Sie tun dabei so, als ob der Adressat das natürlich schon alles wüsste und als ob man das Wissen darüber als allgemein bekannt voraussetzen könne. Ich habe derartige Leute in den vergangenen Jahren immer wieder gebeten, zu konkretisieren, was mit "Aufstieg in die 5. Dimension" gemeint wäre. Neun von zehn Menschen konnten das nicht, d.h. sie redeten wie selbstverständlich über Dinge, die sie nicht einmal ansatzweise selbst verstanden hatten!

Ähnliches kann übrigens auch mit astrologischen Begrifflichkeiten passieren. Wie mein Lehrer Peter Fraiss gerne sagt: "Astrologen können sich zwei Stunden über Saturn unterhalten, ohne zu begreifen, dass sie über verschiedene Dinge sprechen." Das, was Astrologe A unter dem Prinzip Saturn versteht, muss nämlich nicht notwendigerweise das Gleiche sein, wie das, was Astrologe B darunter versteht. Sinnvoller ist hier zu fragen: Wie erlebst du Saturn ganz konkret? Welche Erfahrungen hast du mit Saturn-Transiten gemacht? Was war positiv? Was hast du eher unangenehm erlebt? Das was in Lehrbüchern über Saturn steht, ist nicht unbedingt hilfreich. Vor allem auch deshalb, weil die oben genannten Astrologen ja nicht die gleichen Bücher gelesen haben müssen. Subjektive Erfahrung jedoch ist hilfreich und wenn ich sehr viele subjektive Erfahrungen über Saturn sammle, kann ich ganz vorsichtig beginnen, allgemeine Theorien und Vermutungen zu formulieren. Das ist übrigens genau jene Art Wissenschaftlichkeit mit der Astrologen schon vor Jahrtausenden operierten.

Irrelevante Informationen

Eingestreut in viele esoterische Beiträge werden oft Informationen wie jene, dass Außerirdische das Leben auf der Erde steuern oder dass Person XY ständig in Kontakt mit einem Hohen Rat der ABC stünde und dergleichen mehr. Es sieht für mich so aus, als würden eine ganze Reihe von Menschen so etwas hören wollen. Vielleicht spiegelt das unsere Sehnsucht nach Eingebundenheit in ein größeres Ganzes wieder. Vielleicht ist es auch Ausdruck dafür, dass die traditionellen Religionen den modernen Menschen nichts mehr zu bieten haben. Der Punkt ist aber nicht, dass ich dergleichen für Unsinn halte. So etwas kann stimmen oder auch nicht. Ich frage mich bei derartigen Informationen allerdings oft: welchen Mehrwert haben sie für den Durchschnittsmenschen? Welche praktische Bedeutung könnte es für mich haben, wenn ich wüsste, dass die Plejaden (oder wer auch immer) einen übergeordneten Plan mit uns Menschen verfolgen? Wenn Menschen von so etwas reden, sieht das für mich als Psychologe fast immer nach einer Flucht aus und leider ist hier die Grenze zur Psychose oft schnell überschritten, wie ich im eigenen Bekanntenkreis schon mehrmals erlebt habe. Die psychologische Funktion derartiger Fantasien scheint zu sein, durch die Konstruktion einer parallelen Welt das eigene Leben irgendwie erträglicher zu machen.

Bleiben Sie also auf der Suche und lassen Sie sich von allzu fantastischen Informationen nicht blenden! Untersuchen Sie gegebene Informationen immer auch auf ihren Nützlichkeitswert, auf ihre Überprüfbarkeit und auf die Vereinbarkeit mit Ihren persönlichen Erfahrungen. Bleiben Sie offen und räumen Sie ein, dass das, was Sie wissen und glauben vorläufig ist und auf Ihren bisherigen Erfahrungen und Ihrem bisherigen Erkenntnisstand beruht, aber nicht in Stein gemeißelt ist. Seien Sie ganz besonders vorsichtig bei Gruppen und Bewegungen, wo nicht mehr gelacht werden darf, der Führer (Guru, Meister, etc.) nicht mehr infrage gestellt werden darf und alternative Sichtweisen prinzipiell als Manipulation oder Fake-News abgewertet werden.

Literatur

Koch, Dieter & Rindgen, Bernhard (2000). Lilith und Priapus – die "Schalen" des Menschen. Verlag der Häretischen Blätter.

Niederwieser, Christof (2019). Saturn/Pluto: Der Schlüssel zur Macht. In Astrologie heute 198, April/Mai 2019.

Bildnachweis

Die Bilder stammen von pixabay.com, die Astro-Grafiken wurden mit der Software Sarastro erstellt.

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