Die Jupiter-Chiron-Konjunktion
Die Jupiter-Chiron-Konjunktion hat vor allem mit den Themen Leid, Schmerz und Einsamkeit sowie der Suche nach Sinn und Bedeutung zu tun. Im Widder geht es auch um Energie, Impulse und Tatkraft. Auf der mundanen Ebene haben wir es aktuell mit einer massiven Energiekrise, bedingt durch die Notwendigkeit des Ausstiegs aus Öl und Gas zu tun.
Am 12. März 2023 findet eine einmalige Jupiter-Chiron-Konjunktion auf 14°27′ Widder statt. Innerhalb 5 Grad Orbis dauert die Konjunktion von 16. Februar bis 9. April 2023. Nach dem Saturn-Ingress in das Zeichen Fische am 7. März, ist das die zweite wichtige Konstellation des Monats März. Die dritte und letzte wird am 23. März mit dem Ingress Plutos in das Zeichen Wassermann stattfinden. Damit beschert uns der März gleich drei überaus wichtige Konstellationen, die die Zeitqualität erheblich verändern dürften. Zu Saturn in Fische und Pluto in Wassermann gibt es bereits Artikel in diesem Blog (vgl. Artikel Saturn in Fische und Pluto in Wassermann – der Übergang).
Die Jupiter-Chiron-Konjunktion hat vor allem mit den Themen Leid, Schmerz und Einsamkeit sowie der Suche nach Sinn und Bedeutung zu tun. Im Widder geht es auch um Energie, Impulse und Tatkraft. Auf der mundanen Ebene haben wir es aktuell mit einer massiven Energiekrise, bedingt durch die Notwendigkeit des Ausstiegs aus Öl und Gas zu tun. Eine solche Ölkrise gab es übrigens auch 1973, als Chiron das letzte Mal im Zeichen Widder stand. Dennoch dürfte der jetzt beginnende Zyklus ein Zyklus des Handelns und der Tatkraft sein. Im Widder wird nicht philosophiert, im Widder werden Impulse gesetzt und werden die Ärmel hochgekrempelt. Wir handeln jetzt im Bewusstsein unserer Verwundbarkeit und unseres Eingebundenseins in ein größeres Ganzes. Das Setzen einer Handlung, der Anfang von etwas Neuem, hat Konsequenzen. Aber Nicht-Handeln ist dennoch keine Option. Und vielleicht kann der konstruktiv ausgetragene Konflikt auf lange Sicht auch heilsam sein.
Die Hauptphasen des Jupiter-Chiron-Zyklusses
Der Jupiter-Chiron-Zyklus ist einer der schnelleren Langsamläufer-Zyklen und dauert zwischen 13 und 17 Jahren. Das ist leicht nachvollziehbar, da Jupiter für eine komplette Wanderung durch den Tierkreis 12 Jahre benötigt und Chiron in dieser Zeit kaum weitergewandert ist. Allerdings ist die Chiron-Bahn stark elliptisch, was dazu führt, dass er sich in den Zeichen Fische und Widder jeweils etwa 7 bis 8 Jahre aufhält, während er in den Zeichen Jungfrau und Waage nur etwa 1 1/2 bis 2 Jahre verweilt. Ab 12. März 2023 wird Chiron im laufenden Zyklus folgende Hauptaspekte mit Jupiter bilden:
- Konjunktion: 12.3.2023, 14°27‘ Widder
- zunehmendes Quadrat: 23.10. und 21.12.2025 sowie 2.7.2026
- zunehmendes Trigon: 2.12.2026 sowie 3.1. und 17.8.2027
- Opposition: 9.11.2029 auf 9°55‘ Stier/Skorpion
- abnehmendes Trigon: 27.1., 31.7. und 26.10.2032
- abnehmendes Quadrat: 6.3., 3.9. und 19.11.2033
- Konjunktion: 22.7.2036 auf 16°37‘ Zwillinge
Chiron wurde 1977 auf 3°50‘ Stier entdeckt. Im Verlauf dieses neuen Jupiter-Chiron-Zyklus wird Chiron also erstmals auf die Gradzahl seiner Entdeckung zurückkehren und zwar am 23. Juni und 21. Oktober 2027 sowie am 18. April 2028. Das ist insofern relevant, weil wir als Astrologen davon ausgehen, dass ein Himmelskörper wenigstens einmal durch den gesamten Tierkreis gewandert sein muss, um ausreichend Erfahrungen zu haben, ihn wirklich treffend interpretieren zu können. Dies sollten wir etwa auch bei der Interpretation Plutos berücksichtigen, der den Punkt seiner Entdeckung von 1930 erst im Jahr 2173/74 wieder erreichen wird, wie Holger Faß im Editorial der aktuellen Meridian-Ausgabe zu bedenken gibt (vgl. Meridian 23/02).
Der letzte Zyklus von Jupiter und Chiron begann im Jahr 2009 im Wassermann, dem Zeichen, das für Unabhängigkeit, Freiheit und große Visionen steht. Mit der Verbindung der Himmelskörper Chiron und Jupiter durften wir uns der Probleme und Ungerechtigkeiten, die es in unseren Gemeinschaften gab, schmerzlich bewusst werden. Der letzte Zyklus von Chiron und Jupiter war außerdem eng mit Neptun verknüpft. Zwischen Mai 2009 und Februar 2010 fanden zahlreiche Konjunktionen dieser drei Himmelskörper untereinander statt, drei Jupiter-Chiron-Konjunktionen, drei Jupiter-Neptun-Konjunktionen und eine Chiron-Neptun-Konjunktion. Damit hatten wir es hier mit sehr viel transpersonaler, gesellschaftsverändernder und spiritueller Energie zu tun, die expandiert (Jupiter) werden sollte. Es war vielleicht ein Zyklus, der unser Augenmerk auf Mitgefühl, ganzheitliches Denken und Spiritualität lenken sollte (vgl. Artikel Chiron Opposition Jupiter).
Chiron und Jupiter im Mythos
Als unehelicher Sohn von Kronos (Saturn) ist Chiron ein Stiefbruder von Zeus (Jupiter). Mythologisch haben die beiden dennoch kaum miteinander zu tun. Erst als Chiron aus Mitgefühl an Zeus herantritt, um Prometheus von seinem Leid zu erlösen, reden die beiden miteinander. Nachdem Chiron drei Tage in der Unterwelt zugebracht hatte, zeigte auch Zeus Mitgefühl und befreite ihn. Als Belohnung wurde Chiron als Sternbild des Schützen an den Himmel versetzt.
Es gibt noch viele weitere Aspekte, die im Chiron-Mythos eine Rolle spielen, etwa die Themen unverschuldete Verwundung, Schmerz, Leiden, Suche nach einem Heilmittel, Einsamkeit, Isolation, Ausgestoßensein, Trauma, Weisheit, Bildung und höheres Bewusstsein. Im Widder dürften wir es hauptsächlich mit einem Mangel an Spontaneität, fehlender Durchsetzungsfähigkeit und mangelndem Mut zu tun haben. Die Lernaufgabe ist hier nicht, wie bei Saturn, in diesen Bereichen durch Üben besser zu werden, sondern durch den Schmerz eine andere Einstellung, ein höheres Bewusstsein zu gewinnen. Der Widder hat auch mit Angriff, Krieg und Gewalt zu tun, weshalb es im neu beginnenden Jupiter-Chiron-Zyklus vielleicht auch darum geht, kollektiv eine andere Einstellung zum Thema Gewalt und Krieg zu gewinnen.
Chiron und Mitgefühl
Wenn wir in der Astrologie von Chiron sprechen, denken wir an unverschuldete Wunden, Schmerz, Leiden, aber auch großes Wissen und Weisheit. Im obigen Mythos spielt Mitgefühl eine große Rolle. Ich habe an früherer Stelle den Chiron-Mythos auch mit der schamanischen Initiation in Verbindung gebracht (vgl. Artikel Chiron in Widder). Wir Menschen fürchten Leid und Schmerz. Trotzdem entwickeln Menschen durch Krankheit, Leiden und Schmerz oft mehr Mitgefühl. Wahrscheinlich sollte man das nicht verallgemeinern, aber Menschen, die niemals krank waren, niemals große Enttäuschungen verkraften mussten oder Schmerz, erleben wir mitunter als hart, unnachgiebig und mitleidlos, so als wäre jeder, der krank wäre oder Schmerz erführe, gewissermaßen selber schuld. Erst durch Enttäuschung, Leid und Schmerz, körperlich oder emotional, werden Menschen weicher, mitfühlender und demütiger. Jedenfalls im Idealfall. Im ungünstigen Fall können sie auch resignieren oder verbittert werden.
Die Konjunktion von Jupiter und Chiron am 12. März 2023 erzählt vielleicht von dieser Weisheit, diesem Mitgefühl und dieser größeren Perspektive, die das Leiden uns auch ermöglichen könnte.
Die Chiron-Wunde im eigenen Horoskop lehrt uns auch Demut. Wir leben zwar in einer rationalen Macher-Welt, aber mit Chiron erleben wir, dass wir nicht immer etwas tun können. Vielleicht ist das überhaupt die größte Illusion des Westens. Wir wollen alles kontrollieren, uns gegen alles und jedes versichern und am liebsten heute schon auf mögliches Ungemach in Jahrzehnten vorbereitet sein. Wir können einfach nicht akzeptieren, dass wir manchmal ohnmächtig und hilflos sind. Wir verlieren dabei aus dem Blick, wie flexibel und anpassungsfähig wir Menschen eigentlich sind. Gerade Naturkatastrophen, wie das aktuelle Erdbeben in der Türkei und in Syrien mobilisieren mitunter Kräfte, von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie haben. Menschen arbeiten 48 oder 72 Stunden durch und sind glücklich, wenn sie unerwartet doch noch jemanden retten konnten. Oft blitzt in solchen Momenten die Erkenntnis auf: "Dafür sind wir Menschen gemacht! Für diese Solidarität, für diese gegenseitige Hilfeleistung, für diese Kooperation. Das ist der Sinn!" Menschen empfinden oft zum ersten Mal Sinn, Befriedigung, Zufriedenheit und Glück, trotz der leidvollen und schmerzlichen Umstände.
Wenn Astrologen plötzlich neue Himmelskörper oder sensitive Punkte ins Horoskop einzeichnen, hat das auch mit einem kollektiven Bedürfnis zu tun. Mit Chiron geschah das fast weltweit. Wenn ich diese Neuerung sehr positiv deuten wollte, würde ich vermuten, dass mit Chiron das Mitgefühl in die Welt kam. Mir ist klar, dass es sowohl in der Wissenschaft als auch im Bereich der Spiritualität und Esoterik sehr viele Weltuntergangspropheten gibt. Und mir ist auch klar, dass man oft sehr genau hinsehen muss, um zu erkennen, dass die Welt sich auch zum Positiven verändert. Aber als Menschheit scheinen wir verlernt zu haben, Gutes zu sehen, wenn es geschieht. Wir sind es gewohnt, in Katastrophenszenarien und Untergängen zu denken. Aber eines sollte uns klar werden: immer wenn wir denken, dass wir als Einzelperson zu klein sind, um etwas Positives zu bewirken, bedeutet das im Grunde nur, dass wir nicht diejenigen sein werden, die das Gute bewirken, während andere es sich zutrauen und wahrscheinlich mehr bewirken als sie selbst für möglich gehalten hätten.
Versuch einer Deutung der Jupiter-Chiron-Konjunktion
Chiron und Jupiter treffen einander im Zeichen Widder. Dieses Zeichen steht für Tatkraft, Wille, Wettkampf, Angriff, Impulsivität und Entschlossenheit. Wenn wir uns auf eine mundane Konstellation beziehen, können wir die Stellung im Widder auch so deuten, als ob sie im 1. Haus stattfinden würde. Demnach geht es hier um Selbstbehauptung, um das Setzen von Impulsen, um Wachstum und den Anfang von etwas. Eine Jupiter-Stellung allein würde im Widder für ungebremstes Wachstum, leidenschaftliche Neuanfänge und ungehinderte Expansion stehen. Zusammen mit Chiron bekommen wir es hier aber mit dem Schmerz des Neuen, mit den Hindernissen auf dem Weg und mit Verletzungen zu tun, die das Neue auch bewirken kann.
Chiron und Jupiter haben beide spirituelle Bedeutung, sie stehen für Sinnsuche, Einsicht und Orientierung im Geistigen. Über die Auseinandersetzung mit einem tiefen Schmerz (Chiron) soll sich unser Bewusstsein wandeln. Die Themen des vorigen Zyklus berücksichtigend, könnten etwa die Klimaproteste deutlich aggressiver werden als bisher. Im positivsten Sinn könnten wir aber auch realisieren, dass es jetzt endlich Zeit ist zu handeln und engagiert in eine neue Energie-Zukunft aufzubrechen. Widder ist unter anderem auch das Zeichen für Antrieb und Energie und das kann durchaus auch wörtlich verstanden werden, als Energieerzeugung, Antrieb von Fahrzeugen und neuen Formen der Fortbewegung. Als Widder-Zyklus wird es vermutlich ein äußerst aktiver Zyklus, in dem sehr rasch und sehr entschlossen gehandelt wird. In der Verbindung mit Chiron kommt es dann allerdings immer wieder zu Selbstzweifeln, Infragestellungen und Isolationsgefühlen, insbesondere in den Hauptphasen des Zyklus.
Alle Themen, die mundanastrologisch mit dem Widder-Archetyp zu tun haben, dürften im laufenden Zyklus, und vielleicht besonders um die Tage Anfang März 2023, zum Thema werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wären das die Themen Krieg, Gewalt, Angriff, Energie, Energieerzeugung und Antriebe. Der Fokus liegt bei Chiron aber immer auf einer Einstellungsveränderung und einem Bewusstseinswandel. Die genannten Themen dürfte dabei jeweils die Auslöser für ein vertieftes Nachdenken und einen Einstellungswandel sein.
Chiron-Jupiter auf der persönlichen Ebene
Wir könnten uns Fragen stellen, die mit Mut und Initiative zu tun haben. Die Willenskraft selbst könnte uns zur Frage werden. Sind wir immer in der Lage, alles zu tun, was wir wollen oder ist es manchmal klüger abzuwarten? Was können wir in ohnmächtigen, hilflosen Situationen tun und wie verändert das unsere Einstellung und unser Bewusstsein? Wofür lohnt es sich zu kämpfen und wie gehen wir mit Rückschlägen um? Wir handeln jetzt im Bewusstsein unserer Verwundbarkeit und setzen uns auch mit Fragen der Energie auseinander. Was schwächt uns und was stärkt uns? An welchen Stellen ist es klug, sich in den Dienst einer größeren Sache zu stellen und für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen? (Jehle, 2022)
Menschen, die selbst einen Hauptaspekt (Konjunktion, Quadrat, Trigon, Opposition) von Chiron und Jupiter im Horoskop haben, dürften diese Konjunktion besonders stark spüren. Darüber hinaus auch jene, die Stellungen um 15 Grad kardinal aufweisen. Einen Orbis von 3 Grad berücksichtigend, sind das alle Menschen mit Planten- oder Achsenstellungen zwischen 11°27′ und 17°27′ Widder, Krebs, Waage und Steinbock.
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